SAPEKOE-Tee-Plantage bei Tzaneen
Endlich sind wir oben angelangt, wo schon einige Fahrzeuge parken. Ich spreche mit dem schwarzen Wächter, der aus einer Holzhütte herausgetreten ist, und frage ihn, ob die Teefabrik zu besichtigen ist. Er schaut kurz auf die Uhr und bittet uns, ihm in das von Stacheldraht umgebene Gelände zu folgen. Der Wächter lässt uns in einem mit gemütlichen Korbsesseln und Tischen ausgestatteten Raum alleine. Dort wird gerade Teewasser gekocht.
Bald danach erscheint eine Gruppe von Weißen mit einem schwarzen Führer. Jeder von ihnen erhält eine Tasse frisch aufgegossenen Tees. Der jugendliche Schwarze in moderner Freizeitkleidung und mit Silberkettchen um den Hals lädt uns ein, gleich mit ihm zu kommen, er mache jetzt eine Führung. So viel Glück haben wir nicht erwartet: In der Mittagszeit und sogar ohne Anmeldung sofort dranzukommen! Unser Führer zeigt uns den Weg, den ein Teeblatt vom Pflücken über die Trocknung durch warme Luft, über das Zerkleinern und Fermentieren bis zum Mischen und Verpacken in große Säcke macht, um Tee verschiedener Güteklassen zu werden. Er läßt uns bei jeder Station des Werdegangs von der Teepflanze zum Fertigprodukt „Tee“ eine Probe, die er dem laufenden Förderband entnimmt, anfühlen und riechen. Der Tee braucht vom Pflücken bis zum Verpacken genau zwei Tage.
„Was bedeutet SAPEKOE?“ frage ich. „SA steht - wie fast immer - für Südafrika, PEKOE ist der fernöstliche Name für eine bestimmte Teequalität.“ Nach der Führung werden wir zu einer Tasse Tee eingeladen. Dabei wird auch SAPEKOE- Kaffee präsentiert, was bei uns Stirnrunzeln auslöst. „Ja, SAPEKOE hat nicht nur mehrere Teeplantagen, sondern ist auch im Kaffeegeschäft tätig.“ Für einen äußerst günstigen Preis erstehen wir mehrere Päckchen gemahlenen südafrikanischen Kaffees direkt vom Erzeuger. Auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck „The real Tea-Shirt“ wird angeboten.
In Tzaneen übernachten wir auf dem Campingplatz des „Fanie Botha Naturreservates“. Dabei kommt es mir sehr merkwürdig vor, dass in einem südafrikanischen Naturreservat auf dem Fanie Botha Staudamm mit stark motorisierten Booten in allen Buchten herumgeflitzt werden darf und durch Motorenlärm und hohen Wellengang die Natur und die Lebewesen darin dermaßen gestört werden dürfen. Der Campingplatz ist ein qualitativer Abstieg im Vergleich zu dem von Pietersburg (Sanitäranlagen!). Dafür haben wir hier Sicht auf eine große Wasserfläche.
Tzaneen, eine hübsche kleine Stadt (710 m ü.d. M.), liegt im subtropischen Lowveld in einem Meer von Grün und Blüten. Wälder, Citrus-, Baumwoll-, Tee- und Gemüseplantagen umgeben die Ansiedlung. Das Wetter ist nahezu perfekt. Wie die Belegung des Campingplatzes und die gute Infrastruktur der Umgebung zeigt, ist Tzaneen ein beliebter Ferienort am Fuß der Drakensberge. Charakteristisch für den Überfluss an Früchten und Gemüse sind die vielen kleinen Holzstände am Straßenrand, an denen Avocados, Orangen, Zitronen und Nüsse verkauft werden. Allerorten sehen wir Baumschulen, die Palmen, Cycaden und subtropische Fruchtbäume ziehen. Tzaneen liegt im Malariagebiet. Näheres zur Malaria habe ich im Reisebericht „Zululand“ und „Bongani“ angeführt.
Wir verlassen Tzaneen auf der R71 Richtung Gravelotte, um nach kurzer Zeit beim Schild „Giyani“ und „Modjadji“ zum Modjadji - Naturreservat abzubiegen. Dort lebt bis zum heutigen Tage die legendäre „Regenkönigin“. 1979 wurde das Naturreservat gegründet, um einen Wald von einzigartigen Modjadji- Cycaden zu schützen.
Rundherum lebt der Lobedu-Stamm, der vor 400 Jahren aus dem Norden in dieses Gebiet eingewandert ist. „Encephalartos transvenosus“ ist die vielleicht berühmteste Cycade im südlichen Afrika - und eine der größten der Welt. Hier kommt die normalerweise 5-8 Meter hohe Pflanze (manchmal bis zu 13 Meter!) zu Tausenden vor. Das „lebende Fossil“ stammt aus der Steinzeit, ist also nahezu unverändert seit 50-60 Millionen Jahren gegenwärtig. Die Regenkönigin ist die Beschützerin der Cycaden. Für ihre Leute ist sie immer noch eine mystische Regentin, deren Macht und Gesundheit lebenswichtig für die kleine Nation ist.
Hoch oben vom Besucherzentrum (kleines Museum, Picknickplatz, Grillstellen) haben wir einen herrlichen Blick auf die mit Cycaden bedeckten Hänge und sehen weit ins Lowveld hinein. Auf die angebotenen Wanderwege im Wildreservat (Impala, Nyala, Gnu, Wasserbock) verzichten wir heute, da wir unser Tagesziel bald erreichen wollen.
Wandern bei Tzaneen
Von Tzaneen aus sind es auf direktem Wege zum Eiland-Resort 68 km, von Johannesburg fährt man schon 5-6 Stunden am Stück! Über die R529 kommen wir zum Eiland-Resort, das wie „Warmbad“ zur Aventura-Gruppe gehört. Dort haben wir ein reetgedecktes Rondavel gebucht. Die Rondavels von Eiland stehen in konzentrischen Halbkreisen angeordnet, umgeben vom Hans- Merensky- Naturreservat. Sehr empfehlenswert ein Rondavel an der Außenseite der Anlage, mit Blick ins Buschveld. Unser Rondavel hat zwei Schlafzimmer mit je 2 Betten, Bad mit Duschbrause, Kühl - und Gefrierschrank, Wohnzimmer mit Rattanmöbeln und eine geräumige Küche zur Selbstversorgung. Verpflegung kauft man im Shop ein, Fleisch und Fisch kann man auf der Grillstelle vor dem Haus zubereiten. Oder man geht zum Schnellimbiss auf dem Gelände. Für gehobene Ansprüche steht ein klimatisiertes Restaurant zur Verfügung. Ein Blick auf die Speisekarte: Eiland-Rumpsteak, Filet, Schnitzel, Cordon Bleu, Calamari. Dazu ein gutes, nicht ganz billiges Angebot an Weinen.
Rondavels nahe dem Pool haben den Nachteil, dass der Lärm von der Energieversorgung und der Pumpe stark zu hören ist. Außer dem warmen Außenpool nutzen wir abwechselnd die Superrutsche und die Trampolins, die nicht nur für Kinder anziehend sind! Gleich neben dem Außenpool finden wir ein Hallenbad mit Massagedüsen und Fontänen, das von den heißen Quellen unter dem Resort gespeist wird. Wer in der Hauptferienzeit kein Rondavel mehr bekommt, kann auf einem der 360 von Mopane- Bäumen beschatteten Caravanplätze sein Wohnmobil oder Zelt aufstellen, 122 davon haben Stromanschluss.
Wir verlassen Eiland und sind schon wenige hundert Meter weiter im Hans-Merensky-Naturreservat. Dort besuchen wir das Tsonga - Kraal - Museum und wandern den Naturlehrpfad entlang. 170 km müssen wir vom Eiland-Resort bis zum Camp am Blyde- River- Canyon fahren. Der Regen belästigt unsere Windschutzscheibe nur etwa eine Stunde, dann beginnen wir den Anstieg vom Lowveld auf die Drakensberge, deren Gipfel von Regenwolken umgeben sind. Durch den 132 m langen J.G. Strijdom-Tunnel, der den Beginn der Passstraße bildet, erklimmt unser VW im Tal des Olifants Rivers eine immer enger werdende Schlucht, bis der Abel- Erasmus- Pass auf der Scheitelhöhe von 1224 m erreicht ist. Wir sind nun am Beginn der Panorama-Route angelangt. Kurz bevor wie zum Blyde- River- Canyon abbiegen, besichtigen wir die „Echo- Höhlen“, die auf einem sehr staubigen Pfad per Auto zu erreichen sind. Im Dolomit-Fels erstrecken sich mehrere Kilometer verschiedener Höhlengänge, von denen sechs Räume in einer Länge von insgesamt 200m zur Besichtigung mit Führer freigegeben sind.
Das „Escarpment“
Kurz und eindrucksvoll ist die Fahrt von den Höhlen zum Aventura- Resort „Blydepoort“. Der 32 km lange Blyde- River- Canyon, der zu den eindrucksvollsten, großartigsten Naturerscheinungen Südafrikas zählt, ist Mittelpunkt eines 22.000 Hektar großen Naturschutzgebietes. In diesem Reservat findet man alle in Südafrika lebenden Affenarten! Zur reichen Vogelwelt des Gebietes gehören neben Adler, Fischadler und weißbrüstigen Kormoranen auch die südafrikanischen Lories (turacus), die in dichten Waldgebieten leben.
Der Name des Canyons und des Flusses hat eine interessante Geschichte. Der Voortrecker Potgieter leitete im Winter 1840 eine Expedition durch das Lowveld zum portugiesischen Hafen Laurenco Marques. Die Frauen blieben aber auf den malariafreien Höhen der Drakensberge in der Nähe von Graskop zurück. Leider kamen die Mannen um Potgieter nicht zur vereinbarten Zeit zurück. Daher glaubten die Frauen, dass ihnen irgendein Unheil zugestoßen sei und nannten den Fluss, an dem sie gerade ihr Camp aufgeschlagen hatten, „Treur“, nämlich „Trauer“. Sie brachen mutlos in Richtung Westen auf. Auf dem Weg holten sie aber Potgieter und seine Männer ein. Dies war genau am Blyde- Fluss, dem Fluss der „Freude“.
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