An diesem Tag war Jenny mit dabei.
Jennifer Balz, eine Klassenkameradin und ebenfalls gute Freundin von Mel, wenn auch nicht ihre Beste.
Zumindest hoffte ich das!
Dennoch gehörte Jenny mit dazu. Für ihr Alter von siebzehn, war sie etwas zu klein, fast kindlich, doch das machte sie mit ihrer enormen Oberweite ohne Frage wieder wett. Außerdem verstand sie es, sich so zu kleiden, das sie weitaus älter aussah, trotz ihrer kleinen Größe und ihres kindlich anmutenden Gesichts.
Ihr schulterlanges, blondes Haar umschmeichelte ihre Schultern, während sie mit uns, schweigend auf dem Bett saß.
Alle drei dachten wir angestrengt nach.
»Ich mache auf jeden Fall mit! Egal was ihr vorhabt!«, sagte Jenny, mit ihrer piepsigen Stimme. »Dieser Drecksack fasst mir jedes Mal an die Brust, wenn er mich sieht!«
»Na mir hat er ja wohl mehr voll ins Gesicht gefasst!«, sagte Melanie sarkastisch und blickte dabei in die Runde.
»Ach hör auf!«, stieß ich sie an. Denn auch wenn Melanies Bemerkung spaßig gemeint war, darüber lachen wollte keiner von uns.
»Wir überlegen uns was. Irgendwie kriegen wir ihn schon dran.«
»Die sitzen doch immer vor dem Kiosk!«, schlug Jenny vor. Dabei zupfte sie nervös an ihrem blauen Top, das ihren großen Busen noch mehr zur Geltung brachte, als es nötig gewesen wäre.
»Da sind aber auch die anderen Penner mit dabei.«, bemerkte ich. »Er ist da nie alleine.«
»Das stimmt.«, Melanie blickte aus dem Fenster. »Heute Abend greifen wir ihn uns!«
»Und wie?«, verlangte ich zu wissen.
»Er holt sich immer einige Flaschen Bier, bevor der Kiosk zumacht. Vermutlich kann er anders nicht einschlafen.«, sie zwinkerte dabei mit ihren Wimpern und legte einen übertrieben bedauernswerten Unterton in ihre Stimme. »Der kleine Junge hat ja sonst nichts.«
»Ein armes Schwein ist er!«, rutschte Jenny heraus.
Melanie warf ihr einen finsteren Blick zu und sagte: »Ein Schwein, das mich verprügelt hat und sein dämlicher Freund stand daneben.«
Nach ihren letzten Worten, wurde Melanie nachdenklich. »Eigentlich war das gut so, denn wenn er Donald nicht weggeschoben hätte, dann sähe ich jetzt vermutlich anders aus.«, murmelte sie dann leise.
»Aber was sollen wir machen?«, fragte Jenny und überspielte damit rasch Melanies Gefühlsausbruch, der bereits erkennen ließ, das sie gleich anfangen würde zu weinen.
Melanie holte kurz Luft und sprach weiter. »Wir warten, bis er nach Hause geht und folgen ihm. Etwas weiter unten, verläuft die Straße in einer Biegung, da gibt es nicht viele Laternen. Der ideale Ort, um ihm die Flaschen kaputt zu treten.«
»Das ist alles?«, bemerkte ich überrascht.
»Vielleicht ergibt sich noch mehr.«, bestimmte Melanie.
»Langweilig!«, ich war enttäuscht. Ich hatte mir mehr versprochen, als ihm sein dämliches Bier kaputt zu treten. Schließlich hatte er mich ausgelacht, mich als Hure bezeichnet. Irgendwie musste man ihn doch heftiger treffen!
Ihn richtig erniedrigen.
Ich dachte daher angestrengt nach, und nach einer Weile, sagte ich: »Wir lassen ihn nackt durch die Straße rennen!«
Die beiden anderen sahen mich überrascht an.
»Wie soll das gehen?«, fragte Melanie, mit einem schockierten Ausdruck in ihrem Gesicht.
»Ich erkläre es euch!«, sagte ich und wir drei rückten etwas näher zusammen. »Wir warten bis er von der Bank weggeht. Manchmal macht er das auch tagsüber. Dann machst du ihn scharf Jenny. So richtig!«
Ich schaute Jenny dabei mit großen Augen an. »Du lockst ihn in die Einfahrt, vom Haus Nummer acht in der Hebelstraße. Das steht doch leer, weil es renoviert werden soll. Dort ziehen wir ihm eins über und ziehen ihn aus. Mit etwas Glück, ist er sowieso betrunken und merkt kaum was.«
»Du bist verrückt!«, lachte Melanie.
Jenny schaute mich immer noch nachdenklich an und dachte über diese Idee nach, dann sagte sie: »Ich mach mit!«
Melanies Lachen verstummte.
Jenny schaute sie an. Warum nicht, dachte sie. Es war an der Zeit diesem Kerl mal zurück zu zahlen, was er ihr angetan hatte. Für jedes Mal, wo er ihr an die Brust gefasst hatte, sollte er bezahlen. Schließlich war sie keine Schaufensterpuppe, an der man herumspielen konnte, wie man wollte.
Melanie schluckte unterdessen ihr Lachen hinunter.
Es war so schnell verschwunden, wie es gekommen war und sie fragte fassungslos: »Ist das euer Ernst?«
»Meiner schon!« sagte Jenny und ich schloss mich ihr kopfnickend an.
»Glaubst du wirklich, ein paar zerbrochene Bierflaschen wiegen das auf, was er dir angetan hat. Der Kerl ist nachmittags sowieso immer besoffen. Vermutlich müssen wir ihm noch nicht mal eins überziehen.«
»Puh!«, stöhnte Melanie. »Das kann aber gefährlich werden!«
»Ich mach das schon!«, sagte Jenny selbstsicher und schob dabei ihren monströsen Vorbau nach oben, so als wollte sie ihn noch mehr zur Geltung bringen, obwohl er uns sowieso schon direkt ins Auge sprang. Egal wie sehr man versuchte, sie an einer anderen Stelle anzuschauen. Ihre kleine Statur, verschwand förmlich hinter dem, was sie vor sich hertrug. Wie ein Streichholz in einer Schachtel.
Melanie murmelte währenddessen: »Mit gefährlich meine ich nicht etwa, das uns von Donald Gefahr droht, sondern auch von der Polizei.«
Ich schaute Melanie unsicher an. »Was meinst du damit. Wir wollen es ihm heimzahlen und jetzt wo wir einen Plan haben, bekommst du kalte Füße?«
»Das ist doch kein Plan!«, rief Melanie empört. »Ihr habt eine Idee und eine recht absurde dazu. Wie ziehen wir diesen fetten Kerl überhaupt aus?«
Wir Mädchen sahen uns ratlos an, bis Jenny verdeutlichte. »Es geht doch gar nicht darum, ob wir ihn wirklich ausziehen, sondern das er mal eine Abreibung bekommt. Wenn es uns gelingt, ihn in das Haus zu bekommen und ihm eine überzuziehen, dann wird er sich in Zukunft schon von uns fernhalten.«
»Ich weiß nicht.«, Melanies Stimme klang unsicher und nachdenklich »Donald Herb ist nicht so einer.«
»Du hast einfach nur Angst!«, rief ich. »Wir schnappen uns den Kerl. Und wir ziehen ihn aus.«
Wieder sahen wir uns alle drei an und dabei konnte jede, in den Gesichtern der anderen beiden lesen, das es uns ernst war.
Es gab kein Zurück mehr!
Dafür war es jetzt zu spät.
Wir erhoben uns vom Bett und verließen die Wohnung.
Und während Jenny noch davon erzählte, wie oft Donald ihr an die Brust gefasst hatte, dachten Melanie und ich darüber nach, wie wir das ganze angehen konnten, ohne Gefahr zu laufen, das es später negative Auswirkungen für uns alle drei haben könnte.
Jennys Brust Angriffen, hörte dabei keiner zu.
Ich dachte vielmehr an meine Mutter und was sie wohl tun würde, wenn sie davon erfahren würde.
Doch wie sollte sie denn?
Als wir die Straße mit dem Kiosk erreichten, wurden wir alle drei aus unseren Gedanken gerissen und schauten uns um.
Melanie war still geworden und auch ich hätte am liebsten einen Rückzieher gemacht, doch niemand wollte sich jetzt eingestehen, dass er Angst habe. Auch Jenny nicht.
Unsere Blicke, wanderten daher suchend an den Häusern entlang, um sicher zu gehen, dass wir den richtigen Platz ausgesucht hatten. Die Wahl war auf diesen Bereich der Straße gefallen, weil Jenny wusste, das Donald immer diesen Weg nahm und wir uns deshalb sicher sein konnten, das er uns hier über den Weg laufen würde. Außerdem gab es im unteren Bereich der Straße, eine große Nische zwischen einem Hausvorsprung und dem Sockel des angrenzenden Hauses. Ein ideales Versteck, um die Bank mit den Männern im Auge zu behalten. Ohne dabei gesehen zu werden. Außerdem konnten wir uns in den schmalen Spalt, zwischen die zwei Häuser zwängen, wenn Donald hier entlang kommen würde. So würde er uns nicht bemerken.
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