Jon Pan - KOBAS

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Jan Van Rooyen ist ein erfolgreicher Geschäftsmann in den Investment-Branche. Seine Firma erzielt Spitzenumsätze, er verdient viel Geld und geniesst grosses Ansehen. Doch in seiner Vergangenheit gibt es einen Vorfall, den er längst verdrängt hat. Eines Tages wird er von einer Frau und ihrem Komplizen entführt. Sie bringen ihn in eine abgelegene Waldhütte, wo er im feuchten Keller festgehalten wird. Zu Jan Van Rooyens Erstaunen entpuppt sich der Komplize der Entführerin als seinen seit Jahrzehnten als verschollen geglaubten Zwillingsbruder Eric Van Rooyen, der sich nun schlicht Kobas nennt. Zusammen mit seiner Komplizin hat Kobas einen genialen Plan ausgearbeitet und schlüpft nun in die Rolle seines Bruders, des Geschäftsmanns Jan Van Rooyen. Es geht darum, an die 100 Millionen zu kassieren und dann zu verschwinden. Doch ein unvorhergesehener Mord kommt dazwischen und bringt alles durcheinander. Kobas rutscht immer mehr in die Vergangenheit der beiden Brüder ab, wo die gnadenlose Wahrheit seines damaligen Verschwindens wie in einem stillen Grab ruht …

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Jon Pan

KOBAS

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Inhaltsverzeichnis Titel Jon Pan KOBAS Dieses ebook wurde erstellt bei - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Impressum neobooks

Kapitel 1

Der Mann saß regungslos da. Nur die Schweißperlen auf seiner Stirn verrieten, dass er sich innerlich anstrengte. Er beschwor eine Szene in sich herauf, die ihn seit Jahren nicht mehr losließ – ein Film, der endlos in seinem Kopf ablief. Aber er kam weiter.

Jahre hatte er dazu gebraucht, um einen perfekten Plan auszuarbeiten. Sein ganzes Leben wurde davon bestimmt. Der Film in seinem Kopf verlangte nach Genugtuung. Nichts durfte so bleiben, wie es war. Dazu hatte er zu lange gelitten.

Das Telefon klingelte. Der Mann lehnte sich im Sessel vor und holte mit einer gemächlichen Bewegung den Hörer an sein Ohr.

»Kobas«, sprach er in die Muschel.

»Morgen um halb elf«, sagte eine Frauenstimme.

»Gut«, antwortete der Mann und legte auf.

Danach kippte er in seine alte Stellung zurück, spürte die harte Sessellehne in seinem Rücken. Der Film in seinem Kopf lief weiter.

Vor ihm tauchte, in flirrender Sommerhitze, ein kleiner See auf. Er lief darauf zu, und mit ihm rannte ein anderer Junge. Wie ähnlich sie sich waren! Am Seeufer angekommen, schlüpften sie – bis auf die Badehose – hastig aus ihren Kleidern. Kein Mensch war sonst zu sehen. Das Ruderboot ließ sich leicht los binden, glitt ins Wasser. Sie wussten nicht, wem es gehörte, kümmerten sich nicht darum. Die beiden Jungen sprangen hinein, schaukelten hinaus, auf die Mitte des kleinen Sees zu.

Es klopfte an die Zimmertür. Der Mann im Sessel wartete einfach ab.

»Sind Sie da, Herr Kobas?« fragte eine Stimme durch die Tür.

Es war die Besitzerin der Pension, in der der Mann, der sich Kobas nannte, für einige Tage ein Zimmer gemietet hatte – ein schäbiges Zimmer, wie er fand, das aber durchaus seinen Zweck erfüllte.

»Ja«, sagte Kobas, ohne sich im Sessel zu rühren. Sie wusste doch, dass er da war, denn sie hatte vorhin ja den Anruf durchstellen müssen.

»Wollen Sie das Abendessen heute wieder auf dem Zimmer einnehmen?«, fragte die Frau vor der Tür.

»Ja«, antwortete Kobas.

»Normalerweise essen bei uns alle Gäste im Speiseraum«, sagte die Pensionsbesitzerin. »Und ihr Zimmer müsste auch mal aufgeräumt werden, weil Sie doch heute Morgen – «

»Lassen Sie mich in Ruhe!«, unterbrach Kobas. »Ich habe zu arbeiten.«

Die Pensionsbesitzerin entfernte sich, schritt die hölzerne Treppe hinunter, was im Zimmer gut zu hören war.

Kobas erhob sich, trat zum Fenster, zog den Vorhang ein Stück zur Seite. Draußen war es schon dunkel. Direkt vor der Pension beleuchtete eine Straßenlaterne das Kopfsteinpflaster eines kleinen Vorplatzes. Vermutlich standen dort im Sommer einige Tische und Stühle, damit die Gäste im Freien sitzen konnten. Auf der schmalen Straße, die daran vorbeiführte, schien es wenig Verkehr zu geben.

Kobas ließ den Vorhang los. Hatte er wirklich an alles gedacht? Er musste sich unter Kontrolle haben. Diese Strenge gehörte zu seinem Plan. Es war ihm anfangs nicht leicht gefallen, sich von den Emotionen, die wie Fehlzündungen eine unerwünschte Befindlichkeit auszulösen drohten, zu befreien. Und er war auch jetzt nicht wirklich von ihnen frei, das wusste er. Doch er hatte sich endlich soweit im Griff, dass er seinen Plan ausführen konnte.

Einen Moment lang tauchte in seinem Kopffilm wieder der See auf. Das Ruderboot schaukelte leicht auf dem ruhigen Wasser. Ringsum säumte das mit vielen Büschen und Bäumen bewachsene Ufer den See ein. Es gab auch einen alten, morschen Steg, der nicht mehr zu gebrauchen war.

Früher als erwartet brachte ihm eine junge, schlecht gekleidete Frau das Abendessen aufs Zimmer. Sie wagte es kaum, näherzutreten.

Kobas nahm ihr das Tablett aus den Händen. Er mochte es nicht, auf diese Weise bedient zu werden. Trotzdem bedankte er sich mit einem schwachen Kopfnicken. Als die Frau draußen war, schloss er die Tür ab und fing, auf dem Bett sitzend, zu essen an.

Es schmeckte nicht. Das Fleisch war zäh, und die gekochten Kartoffeln zerfielen zu einer trockenen Masse. Nach wenigen Bissen warf Kobas das Besteck in den Teller, trank noch einen Schluck aus dem Weinglas, nahm dann das Tablett und stellte es neben der Tür auf einen Stuhl.

Wenig später lag er im Bett. Die Nachttischlampe neben seinem Kopf brannte. Kobas starrte zur Decke, die große, dunkle Flecken hatte.

Jetzt, so dicht vor dem Einschlafen, spürte er deutlich, wie nervös er war. Die ganzen letzten Monate hatte er sich regelmäßig frühzeitig ins Bett gelegt, meistens vor neun Uhr. Auch das gehörte zu seinem Plan. Dabei entsprach es überhaupt nicht seinen sonstigen Lebensgewohnheiten.

Kaum hatte er das Licht gelöscht, setzte der Film in seinem Kopf wieder ein. Alles schaukelte kaum spürbar – wie damals im Boot. Die beiden Jungen ließen sich auf dem kleinen See treiben. Das Ruder lag auf dem Bootsboden.

Plötzlich erhob sich der eine Junge. Das Boot geriet aus dem Gleichgewicht. Doch der Stehende balancierte es breitbeinig von einer Schräglage in die andere, ohne dass es umkippte. Der andere Junge saß da, hielt sich mit beiden Händen fest.

»Hör mit dem Unsinn auf«, bat er.

Lachen, lautes Lachen, das die Stille, die über dem See lag, zerschnitt.

»Hör auf, bitte, hör auf!»

Und wieder nur dieses Lachen.

Kobas griff zur Nachttischlampe, schaltete sie ein. Er musste den Film in seinem Kopf stoppen. Er war ohnehin dicht vor dem entscheidenden Augenblick, der alles umpolte. Doch der Gedanke an eine schlaflose Nacht erfüllte ihn mit Schrecken.

Er stand kurz auf, um das noch auf dem Tablett stehende Weinglas leer zu trinken. Erneut lag er dann in der Dunkelheit – und der Film in seinem Kopf lief weiter.

Das Ruderboot schaukelte mehr und mehr. Ja, es sollte umgeworfen werden! Dazu dieses laute Lachen. »Feigling!«, rief der breitbeinig dastehende Junge, jederzeit dazu bereit, ins Wasser zu springen. »Das kommt davon, wenn man immer das Muttersöhnchen spielt!»

Kobas setzte sich auf. Er schwitzte am ganzen Körper. Für den Notfall hatte er ja Schlaftabletten. Aber er wagte es nicht, eine einzunehmen. Schließlich brauchte er morgen einen klaren Kopf. Keine Medikamente – das hatte er sich geschworen. Wer war er denn, dass er es nicht einmal schaffte, einzuschlafen! Schließlich wartete der wichtigste Tag seines Lebens auf ihn.

Das Ruderboot schwankte heftiger – und kippte um. Die beiden Jungen fielen ins Wasser, schwammen. Das Ufer war nicht weit. Doch der eine stürzte sich auf den anderen, versuchte, dessen Kopf unters Wasser zu drücken. Ein Kampf entstand. Mit Wasser vermischte Worte gurgelten aus einer Kehle. Arme ruderten wild, schlugen um sich. Der Kopf des einen Jungen tauchte unter. Der Junge darüber lachte wieder laut, obwohl außer Atem.

Nach Luft ringend, schoss Kobas im Bett hoch. An der Schwelle zum Schlaf hatte ihn der Film in seinem Kopf mit der vollen Intensität erwischt. Jetzt war er schweißgebadet, zog sich das Unterhemd aus, warf es achtlos in die Dunkelheit des Zimmers. Dann schaltete er das Licht ein, stand auf, trat vor das Waschbecken und schaute sich im Spiegel an. Mit den Fingern prüfte er die Haut unter seinen Augen. Er sah nicht müde aus, nein. Und doch musste er schlafen, damit sich morgen keine Müdigkeit in sein Gesicht zeichnete.

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