Jon Pan
STRANGERS IN THE NIGHT
Die wahre Geschichte eines Welthits
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jon Pan STRANGERS IN THE NIGHT Die wahre Geschichte eines Welthits Dieses ebook wurde erstellt bei
Intro Intro »Ich sage immer, ich schreibe nur Hits, nur die Leute wissen es nicht.« Bert Kaempfert »Nach diesem Song kann überhaupt nur noch eines passieren: der Dritte Weltkrieg.« Charlie Singleton »Willst Du Ruhm oder Geld?«, fragte mich Kaempfert. »Ich will Gerechtigkeit«, antwortete ich ihm. Herbert Rehbein
Vorwort
Prolog
Gespräch mit Ruth
Gib dem Menschen eine Uniform ...
Musik im Blut
Überlebenspraktiken
Das Tandem
Fuß fassen
Wenn die Kellnersonne aufgeht
Zärtliche Geigen und der erste Bruch
Getrennte Wege
Der Beweis
Arbeite doch für mich
Der Mann im Hintergrund
»Red Roses For A Blue Lady«
Höhenflug bis Hollywood
Der große Betrug
Was ist von wem?
Der Stempel
Es geht weiter ...
Der König und sein Einfluss
Feierabend?
Andere Zeiten
Die Fanfare
Tabus und Lokalkolorit
Die Teufelsinsel
»Beautiful Morning« und Abschied
Nachlese
Bildtafel 1
Bildtafel 2
Bildtafel 3
Bildtafel 4
Bildtafel 5
Bildtafel 6
Bildtafel 7
Bildtafel 8
Impressum neobooks
»Ich sage immer, ich schreibe nur Hits, nur die Leute wissen es nicht.« Bert Kaempfert
»Nach diesem Song kann überhaupt nur noch eines passieren: der Dritte Weltkrieg.« Charlie Singleton
»Willst Du Ruhm oder Geld?«, fragte mich Kaempfert. »Ich will Gerechtigkeit«, antwortete ich ihm. Herbert Rehbein
»Dass am Ende der großen amerikanischen Swing-Ära ein deutscher Musiker, Komponist und Arrangeur mit seiner Musik die ersten Plätze der Hitlisten Amerikas beherrschte, war die Sensation am Ende der Fünfziger- und zu Beginn der Sechzigerjahre. Dieser Musiker kam aus Hamburg und hieß Bert Kaempfert.«
Dies sind die einführenden Worte in einem Fernsehfilm über Bert Kaempfert, den der deutsche Regisseur Ottokar Runze unter dem Titel Melodien, die man nie vergisst realisiert hat.
Am Tag, als dieser Film vom ZDF das zweite Mal – auf ausdrücklichen Wunsch vieler Zuschauer – ausgestrahlt wurde, kam ich gegen Mittag nach Hause und hörte den Anrufbeantworter ab. Ruth Rehbein, die Witwe des Komponisten Herbert Rehbein, hatte mir eine Nachricht aufs Band gesprochen: »Schau dir heute die Sendung über Kaempfert im ZDF an. Herbert wird darin wieder einmal mit keinem Wort erwähnt. Auch die Ausschnitte der Fotos, die gezeigt werden, sind so gewählt, dass Herbert darauf nie zu sehen ist!« Bis auf eine Ausnahme, wie ich später feststellte.
Herbert Rehbein kam, wie Kaempfert, aus Hamburg. Er war ebenfalls Musiker, Komponist und Arrangeur. Die beiden Männer kannten sich gut, sehr gut sogar. Über Jahrzehnte existierte ihre außergewöhnliche Freundschaft, die viele gemeinsame Arbeiten, aber auch viel Privatleben miteinschloss. Man könnte von einem Bund fürs Leben sprechen.
»Ich glaube, das, was Bert Kaempfert heraushebt aus der Masse anderer Komponisten in seinem Alter und in seiner Ära«, sagt der Sänger René Kollo in Runzes Fernsehfilm, »ist, dass er sehr melodiöse, große, gesanglich große Nummern geschrieben hat, die eigentlich heute nicht mehr geschrieben werden. Der Beweis, dass diese Nummern vom Publikum gewünscht werden, ist sein großer Erfolg. Die ganz großen Tenornummern oder -lieder, die es früher gab, die bis zu Granada gehen, werden eigentlich heute nicht mehr geschrieben. Und er war noch einer, der beides verbunden hat: ein bisschen den Swing-Sound, den amerikanischen, mit einem großen, gesanglich großen Lied.«
Aber war Bert Kaempfert überhaupt in der Lage gewesen, eine gesanglich große Nummer zu schreiben?
Sicher, eine gewagte Frage, nicht zuletzt, wenn man folgendes Zitat aus der vor 3 Jahren erschienenen Kaempfert-Biographie von Marc Boettcher bedenkt: »Betrachtet man den deutschen Anteil im Bereich der Unterhaltung auf internationaler Ebene, so findet man unter den bedeutenden Namen des 20. Jahrhunderts eine Reihe großer Regisseure wie Ernst Lubitsch und Fritz Lang und Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich und Romy Schneider – aber nur einen einzigen Komponisten des großen Formats, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg neben seinen ausländischen Kollegen durchsetzen konnte: Bert Kaempfert.«
Nur, wer sich die Mühe macht, Kaempferts frühe Hits wie zum Beispiel Afrikaan Beat oder A Swingin Safari mit späteren Songs wie Strangers In The Night oder The World We Knew zu vergleichen, wird eine auffällige Wandlung feststellen. Gut, ein Musiker, Komponist, Arrangeur entwickelt sich, wird besser, lernt dazu und schöpft sein kreatives Potenzial mehr und mehr aus. Dazu kommt der in dieser Branche schnelle Wandel des Zeitgeistes, verbesserte Aufnahmetechniken, die Motivation des Erfolgs usw. All das könnte Kaempfert dazu gebracht haben, die wirklich großen Nummern geschrieben zu haben. Doch hat er es wirklich getan?
»Ich kann mich gut daran erinnern«, sagt die Sängerin Anita Kerr in Runzes Film, »als ich das erste Mal eine Platte von Bert Kaempfert hörte. Wir waren alle begeistert von diesem neuen Sound. Es war neu, Stimmen zu verwenden zu den Geigen und Posaunen, Stimmen, die rhythmische Akzente setzten, ohne Worte. Es war wie eine frische Brise, nach Elvis und nach den Beatles. Es war grandios, endlich wieder gute Arrangements, Violine, Violas, Cellis, Posaunen, Trompeten – endlich wieder großes Orchester!«
Sie spricht von einer Musik, die zwar den Namen Kaempfert trägt, die jedoch nicht von ihm stammt, sieht man von seinem typischen Rhythmus einmal ab.
Kaempfert schaffte es, mit seinen Produktionen an die Spitze der Hitparaden in der ganzen Welt zu gelangen, einschließlich seiner großen Erfolge in den USA. Sein Name wird noch heute mit vielen Evergreens verbunden, und er hat zu seinen Lebzeiten nicht weniger als 150 Millionen Schallplatten verkauft! Er war ein Mann, der wusste, was er wollte. Ohne Bert Kaempfert gäbe es kein Wunderland By Night , kein Spanish Eyes , kein Dankeschön und einige andere weltberühmte Hits. Und ohne Bert Kaempfert gäbe es vermutlich auch keine Songs wie Strangers In The Night , The World We Knew , Lonely Is The Name , Welcome To My Heart , I Can ’ t Help Remembering You und einige mehr, eben all diese großen, gesanglich großen Nummern, von denen René Kollo spricht und die von Weltstars wie Frank Sinatra, Sammy Davis jr., Dean Martin, Jonny Mathis, Wayne Newton, Nat King Cole gesungen wurden. Nur hat er diese orchestralen Nummern nicht geschrieben.
Strangers In The Night , einer der berühmtesten Songs in der Geschichte der Unterhaltungsmusik, war der innere Bruch und gleichzeitig der äußere Wendepunkt in der Beziehung Kaempfert–Rehbein. Doch genau betrachtet, veränderte sich nichts. Rehbein hatte, wie all die anderen berühmten Songs danach, Strangers In The Night allein komponiert. Nach dem Bruch gab es, gleichgültig wer komponierte, nur noch Kaempfert–Rehbein. Das ist auf allen veröffentlichten Schallplatten nachzulesen.
Das Musikgeschäft kennt keine Gnade, wenn einer weiß, wie es geht. Und Kaempfert wusste, wie es geht. Rehbein wusste es nicht. Oder er wollte es nicht wissen. Schließlich waren sie Freunde!
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