Heide Rabe
Mein Glück, auf den Hund gekommen zu sein
Erfahrungen, Erinnerungen, Episoden - aufgeschrieben von einer Rudelführerin
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Heide Rabe Mein Glück, auf den Hund gekommen zu sein Erfahrungen, Erinnerungen, Episoden - aufgeschrieben von einer Rudelführerin Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort
Kapitel 1: Alptraum meiner Kindertage – Foxterrier Terry
Kapitel 2: Vierzig Jahre später: Mit Schäferhund Berry beginnt mein Hundeleben
Kapitel 3: Ausweg aus der Trauer: ‚Ersatzhund’ Robby – wieder ein Schäferhund-Welpe
Kapitel 4: Ein (kurzzeitiges) Leben ohne Hund
Kapitel 5: Blacky, ein schwarzer Labrador-Retriever, wird (m)ein Traumhund
Kapitel 6: Blacky hat das Wort: „Ich bin auf den Menschen gekommen.“
Verwendete Quellen:
Impressum neobooks
Sie sollen es sofort erfahren, liebe Leser: Ich bin weder Tierpsychologin, Hundeerzieherin noch Tierärztin. Also, ein Profi oder ‚Hundeflüsterer’ bin ich wahrlich nicht. Und trotzdem. Meine guten und schlechten Erfahrungen und Erlebnisse mit Terry, Berry, Robby und Blacky – alles Rüden, die nacheinander unsere Familienhunde wurden – könnten auch Sie interessieren.
Sie – dabei denke ich an Hundefreunde mit oder ohne eigenen Hund. Sie sind noch unentschlossen, ob Sie Ihre Familie durch einen bellenden Vierbeiner verstärken sollten? Ihre Kinder wünschen sich einen Hund? Sie sind alleinstehend und sehnen sich nach einem Begleiter bei Spaziergängen und nach einem treuen Gefährten? Vielleicht waren auch Sie jahrelang Rudelführer in einer Menschen-Hund-Familie und sind neugierig auf Erfahrungen anderer? Oder Sie suchen, aus welchen Gründen auch immer, Informationen, Tipps, Anregungen zum Thema Hund.
Ich möchte Ihnen mit meinen Erfahrungen, Erinnerungen und Episoden helfen, dass Sie richtige Entscheidungen treffen und meine Fehler bei der Hundeerziehung nicht wiederholen. Freuen würde ich mich, wenn ich Sie nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Schmunzeln und zur Lesefreude verführen könnte.
Hunde haben mich dreißig Jahre lang begleitet. Sie gehörten und gehören zu meiner Familie und ich habe gute und schlechte Zeiten mit ihnen erlebt.
Als Vierjährige wurde ich mit einem Foxterrier-Welpen beschenkt, der zu traumatischen Erlebnissen in meiner Kinderzeit beitrug. So beschloss ich: Ein Hund wird niemals in meine eigene Familie kommen, nie!
Und doch. Als erwachsene Frau ließ ich mich überreden, wohlgemerkt: nicht überzeugen. So kam ich zu einem Schäferhund-Welpen und wurde Rudelführerin wider Willen. Nach seinem frühen Tod konnte ich die Trauer meines Mannes nicht ertragen und erwarb von einem Züchter Schäferhund-Welpe Nr.2, der für ihn Therapiehund werden sollte und an den ich mein Herz verlor. Mit ihm erlebten wir neun glückliche Jahre und ich konnte mir nach seinem Tod nicht vorstellen, jemals wieder einen Hund so ins Herz schließen zu können. Aber man soll eben niemals Nie sagen.
Nach einigen Monaten kam Blacky, unser Labrador-Retriever, der (vorerst?) Letzte in meiner Hundegalerie. Er wurde mein Hund, ich wurde weder beschenkt, noch überredet und er sollte auch nicht Mittel zum Zweck sein. Diese Rasse, dieser Hund war mein Wunsch-Hund und ich wurde Rudelführerin aus freiem Willen. Ein völlig anderer Hund, und zum Glück nicht vergleichbar mit dem verstorbenen Schäferhund, wurde nun unser Wegbegleiter. Er ist derjenige, der mich zu dem etwas ambivalenten Buchtitel führte. Auf den Hund gekommen zu sein, bedeutet pures Glück für mich.
Mein Mann und ich sind keine perfekten Erzieher und machen sicher auch bei Blacky noch einiges falsch. Aber das eine wissen wir: Er ist ein ausgeglichener, zufriedener Hund und bereichert unser Leben Tag für Tag. Keinen einzigen davon möchten wir missen.
Eine Freundin, die aus der Hauptstadt in einen kleinen märkischen Ort gezogen war, bat mich kürzlich um Rat. „Ich würde mir so gerne einen Hund aus dem Tierheim holen, aber ich weiß nicht… Soll ich? Soll ich nicht? Du kennst dich doch aus.“ Nach langem Abwägen per Telefon kam sie schließlich zu dem Schluss, sie wolle sich vorerst hin und wieder die Hunde ihrer erwachsenen Kinder ‚ausleihen’, um ihre Eignung als Hundebesitzerin zu testen. Mir aber gab sie den Rat, dieses Buch zu schreiben.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Kapitel 1: Alptraum meiner Kindertage – Foxterrier Terry
Irgendwann – es war Ende der Vierzigerjahre - ich war damals etwa fünf Jahre alt, hatten es meine beiden älteren Brüder geschafft, unsere Eltern davon zu überzeugen, dass sie die besten und zuverlässigsten Hunde-Herrchen sein würden, die die Welt je gesehen hatte. So kam eines Tages Terry ins Haus. Genauer gesagt, hatte er einen ganz besonderen Auftritt. Unser Vater kam von der Arbeit, rief uns ins Wohnzimmer und hockte sich dort auf den Fußboden. Ein völlig ungewohnter Anblick für uns Kinder. Erstaunt standen wir um ihn herum und beobachteten fassungslos, wie aus seiner Aktentasche ein winziges schwarz-weiß gemustertes Hundebaby rutschte, das offensichtlich einen traumatischen Schock bekam, als es die große Familie sah, die sich nun noch um Mutter und Oma vergrößert hatte. Der Kleine fiepte jämmerlich, zitterte am ganzen Körper und hinterließ das erste Pfützchen auf dem Teppich. Hurra, wir hatten einen Hund! Und was für einen!
In einem unserer Hundebücher steht über diese Rasse: „ Eher ein Tänzer als ein Marschierer, streitlustig, arrogant, elegant, verwirrend, tollkühn, aggressiv, all das ist der Fox Terrier, dieser … Wirbelwind von einem Hund …“ ¹)
Genauso habe ich ihn in Erinnerung. Nur, Hundebücher gab es nicht bei uns zuhause. Und unsere Eltern hatten keinerlei Kenntnisse über Hunderassen, Pflege und Haltung von Hunden. Wenige Jahre nach Kriegsende gab es existenzielle Sorgen und Probleme, so dass es auch nicht verwunderlich war, dass Terry in unserem ländlichen Vorort einer Ostseestadt als kleiner Exot und Einzelgänger angesehen wurde. Die Erwachsenen hatten Mühe, wegen Rationalisierung und Lebensmittelkarten ihre Familien über Wasser zu halten. So hatte ein Hund, der lediglich als Spielkamerad für Kinder gehalten wurde, Seltenheitswert.
Unser Vater, er betrieb ein kleines Werkzeug- und Eisenwarengeschäft, hatte von einem Kunden als Gegenleistung für ein paar Nägel das Hundebaby übernommen. – Er hatte nicht geahnt, dass er mit dem kleinen Glatthaar-Foxterrier einen Jagdgebrauchshund erworben hatte, der vor allem die Aufgabe hatte, Füchse aus dem Bau zu treiben, kleine Wildtiere aufzustöbern, dem Jäger zu helfen beim Suchen und Bringen – auch aus dem Wasser. Sie befreien Ställe von lästigen Mäusen und Ratten…sind also sehr vielseitig verwendbare Gebrauchshunde. Dazu wurden und werden sie gezüchtet, diese wendigen, robusten, geduldigen und ausdauernden Wirbelwinde.
Können Sie sich vorstellen, wie es solch einem Hunde-Kerlchen ergeht, der in eine Familie integriert werden soll, die aus vier Erwachsenen und drei Kindern besteht? Niemand hatte Jagdambitionen – außer Terry. Es gab keine Füchse in unserem Garten, nur Maulwürfe und eingezäunte Hühner, die für ihn tabu waren. Seine Gene aber trieben ihn dazu, zu rennen, zu jagen, zu buddeln…
Vorerst machte Terry allen Welpenunsinn in doppelter Menge und brachte unsere Eltern so manches Mal an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Während meine Brüder in der Schule waren, langweilte sich Terry. Mit mir hatte er nicht viel im Sinn – besser: ich nicht mit ihm. Nachdem er in einem unbewachten Moment meinen geliebten Teddy in seine Einzelteile zerlegt und die Füllwolle durch das ganze Haus geschleppt hatte, mich mit seinen spitzen Welpenzähnchen gepiesackt und nicht bereit war, sich in meinem Puppenwagen spazieren fahren zu lassen, hatte ich es bald aufgegeben, mich ernsthaft mit dem kleinen Wildfang zu beschäftigen. Sollten das doch die Brüder tun. Solange sie aber in der Schule waren, hatte unsere Mutter ihre liebe Not mit ihm. Er machte sich im Haus über liegen gelassene Socken oder Zeitungen her, die danach selten noch zu gebrauchen waren, oder zerknabberte Holzspielzeug und ähnliches.
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