»Eine sonderbare Szene!« rief ich. »Wie ist es aber möglich, dass jedes von uns das Ziel, nach welchem es strebt, erlangen kann?«
»Das werden Sie sogleich erfahren,« erwiderte der Kastrat.
Bei diesen Worten stand er still und fragte: ob sie ihre Amors im Ziele hätten? Als sie es bestätigt hatten, sagte der Kastrat: »Wohlan, nun müssen wir nach dem Takte stoßen. Eins – zwei – drei – vier.« – Jedes maß den richtigen Zeitpunkt ab und es behagte mir sehr wohl. Ich durfte mich gar nicht bewegen und das Zusammenstoßen meines vordern und hintern Ritters trieb ihre Amors bis an das äußerste Ende hinein. Als ich des Fitschelns satt war und den Erguss des Kastraten vergebens erwartete, so befahl ich ihm seinen Cupido heraus zu ziehen und ihn einer andern Dame zu reichen. Er tat es und vergnügte jede anwesende Dame bis zur Sättigung.
Während dieser Spiele nahte der Morgen heran, wo wir aufbrachen und uns nach Hause begaben. Wir feierten dieses Fest in den folgenden Jahren mehrmals; so festlich und merkwürdig aber, als dieses, war keines derselben.
Schon ein halbes Jahrhundert hatte ich die Freuden der Welt im reichen Maße genossen; und dennoch war der Trieb zur Wollust und der Wunsch nach Befriedigung noch sehr lebhaft in mir. Zu bewundern war es, dass ich in diesem Alter noch viel körperliche Reize besaß. Mein Wuchs war noch nicht unregelmäßig geworden, mein Busen noch voll und selbst das Gesicht war frei von hässlichen Runzeln geblieben.
Ob in unsrer Gesellschaft gleich noch jüngere Damen waren, so wurde ich ihnen doch immer vorgezogen; die Ursache mochte nun an meinen äußerlichen Vollkommenheiten liegen oder in dem guten Zustande derjenigen Gegenstände, die zur Befriedigung der Wollust dienten.
Noch im zwei und fünfzigsten Jahre meines Lebens war ich von einer Menge Liebhaber umringt, und es traf nicht selten zu, dass mehrere zu gleicher Zeit bei mir waren.
Ich und Julie spazierten an einem heitern Frühlingsabende in meinem Garten. Die Empfindungen, welche durch den harmonischen Gesang der Vögel und durch die aufwachende Natur in uns hervorgebracht wurden, stimmten mich ganz für den Genuss der Liebe. Nach und nach fanden sich sieben Mitglieder von unsrer Gesellschaft ein, welche uns sämtlich um einige süße Minuten baten. Julie hatte gerade die weibliche Blume, weswegen sie nicht an diesem Vergnügen Teil nehmen konnte. Ich musste also ihre Wünsche allein zu befriedigen suchen.
Einer der wackersten Männer, dessen Kraft ich besonders an dem erwähnten Feste der Venus und des Priaps empfunden hatte, bot mir zuerst eine Lanze an. Er entblößte meinen Busen, entledigte mich meiner Röcke und stieß seinen Pfeil in meinen Köcher. Seine Hitze war so groß, dass schon beim fünften Stoß sein Liebesbach rieselte. Er blieb auf mir liegen und nach einigen Minuten schwoll sein Amor, welchen er in meiner Grotte gelassen hatte, wieder an. Je stärker und größer er wurde, desto mehr vermehrte sich meine Wollust. Er vollbrachte die zweite Opferung, ohne seinen Trieb zu stillen. Sein Amor war welk, und durch keine Betastungen straff zu machen. Doch gab er noch nicht alle Hoffnung auf und ergriff ein Mittel, welches so sonderbar als seinen Wünschen entsprechend war. Mittelst eines Schwammes, der in frisches Wasser getaucht war, wusch er mir die Muschel aus; dann goss er ein halbes Glas Wein, welches auf dem Tische stand, in dieselbe und saugte ihn mit seinen Lippen heraus. Die Wollust war bei mir eben so groß, als der Erfolg bei ihm gut war. Sein Priap wuchs und er vergnügte sich mit großer Zufriedenheit. Ihm folgten die übrigen, von denen jeder meine Venus zweimal mit seinem Balsam ergötzte.
Solche Vergnügungen genoss ich in meinem hohen Alter noch öfters. Ich feierte eben meinen vier und fünfzigsten Geburtstag, als schon am frühsten Morgen sechs Brüder unsers Zirkels sich bei mir einfanden, um mir Glück zu wünschen. Sie wünschten die Szene, welche ich nur jetzt erzählt habe, wieder zu erneuern. Weil ich aber an selbigem Tage mehrere Freundinnen bei mir zu sehen hoffte, welche auch auf männliche Unterhaltung Anspruch machen würden, wie ich glaubte, so willigte ich in diesen Vorschlag nicht. Sie baten mich aber so flehentlich, dass ich mich genötigt sah, jedem eine Opferung zu erlauben.
Liebau, der unter den Anwesenden sich befand, bat, mich auf ein niedriges Bette zu legen, welches in meinem Schlafzimmer sich befand und fragte die andern, ob sie nicht Lust hätten, sich mit ihm zugleich zu unterhalten? Auf ihre Frage: wie dies geschehen könnte? antwortete er ihnen: Einer müsste sich der Venus, der andere des Steißes, der dritte der Brüste, der vierte des Maules bedienen, die übrigen beiden aber mögen selbst ein Mittel ersinnen.
»Den übrigen beiden,« sagte ich, »soll auf den Abend meine Grotte zu Diensten stehen.«
Ich legte mich mit dem halben Körper quer übers Bette; vorher aber legte ich einige Betten unter den Rücken und das Haupt, um mit diesem etwas höher zu liegen. Kaum war dies geschehen, so fühlte ich schon Liebaus Pfeil in meinem Köcher. Hasslo bohrte meinen Steiß an und Sternheim machte sich über meine Brüste, die er fest zusammenpresste. Dem Herrn von Halbau blieb das Maul noch übrig. Ich setzte die Zähne fest aufeinander, und wusste seinem Cupido, der zwischen den Backentaschen und den Zähnen raspelte, mit meinen Lippen einen solchen Reiz zu geben, dass er mir seine gänzliche Zufriedenheit bezeugte. Die übrigen beiden, welche ihre Amors vor Angst auch entblößt hatten, mussten mir dieselben in die Hand geben, die ich während der Aktion bald drückte, bald kitzelte.
So ein vielfaches Vergnügen zu einer Zeit, in einem Momente, hatte ich nie genossen. Fast in einem Augenblicke sprangen alle Fontänen und überschwemmten mich von innen und außen. Ich fiel für Entzücken in eine drei Minuten lange Ohnmacht, aus der ich nur durch das Betasten meiner Schamteile erweckt wurde.
Nach und nach wurde unsere Gesellschaft schwach. Einige mussten das Reich der Venus mit dem Reiche des Pluto vertauschen; andere hatten entweder ihre Begierden durch öfteren Genuss gestillt oder waren durch selbigen für die Zukunft untauglich geworden. Ich aber habe nie Mangel an wollüstigen Begierden und Wünschen gehabt. Jetzt, in meinem zweiundsechzigsten Lebensjahre, bin ich für die Freuden der Wollust noch nicht unempfindlich geworden. Ich genieße sie öfters an dem Busen und in den Armen eines Mannes und finde die Wahrheit bestätigt: dass das Leben schön ist, wenn man es zu genießen weiß .
Anmerkungen des anonymen Verfassers:
1) So nennt man diejenigen Frauenzimmer, die für bares Geld sich jedem Liebhaber überlassen.
2) Eine Krankheit, welche in beständiger Ausdehnung des Amors besteht, ohne Lust und Kraft ihn mit einer weiblichen Muschel zu vereinigen.
Maria Janitschek: »In Schönheit«
Sie war schön wie das Mondlicht, das auf einem stillen Teich spielt. Man sprach leiser in ihrer Gegenwart und dämpfte seine lebhaften Gebärden.
Sie hieß Liane von Immen, und niemand konnte ihr beweisen, dass sie nicht so hieß, denn niemand hatte ihren Taufschein gesehen. Sie besaß nicht die plumpe Berühmtheit, durch ein Buch, das sie geschrieben, oder einen neumodischen Kleiderschnitt, den sie erdacht, im Meyer oder Brockhaus mitsamt der Angabe ihres Lebensalters der Welt vorgestellt zu werden. Sie blieb ein Geheimnis. Nur denen, die ihr wert waren, offenbarte sie sich in einer wunderbaren lichtblauen Nacht. Sie führte eine alte Frau bei sich, die sie bediente und die irr war. Sie war wirklich irr. Berühmte, nüchterne Nervenärzte hatten es bestätigt. Irgendetwas im Leben hatte sie um den Verstand gebracht. Liane erzählte, dass sie entfernt verwandt mit ihr wäre und sie schon vor ihrer Geistesverdüsterung bei sich gehabt hätte. Die letztere zeigte sich vornehmlich darin, dass die alte Frau beständig abgerissenes, zusammenhangloses Zeug vor sich hin schwatzte. Übles fügte sie keiner Seele zu. Im Gegenteil. Sie sorgte mütterlich für Liane und war Tag und Nacht zu ihrem Dienst bereit. Verschiedene Leute behaupteten, dass sie durchaus keine Verwandte von Liane wäre, dass diese sie aus andern Gründen bei sich hatte.
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