Marcel Fenske-Pogrzeba - Tag der Nacht

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Tag der Nacht erzählt die Geschichte von Mara, einem jungen Mädchen, dass mit ihrer Mutter nach Schweden zieht, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch statt sich in ihre neue Heimat einzugewöhnen, lässt sie sich von dem Troll Osol in eine mythische Welt voll Geister und Fabelwesen ziehen.
Bei einem Unfall tötet sie einen Troll und wird dazu verpflichtet, seine Rolle als Leiter der Seelen einzunehmen. Von diesem Moment an zeigt sie zusammen mit Osol, dem jüngeren Bruder des Toten, den Seelen Verstorbener den Weg nach Nibelheim, dem Reich der Toten. Doch hinter den Kulissen der heilen Welt der Trolle herrscht Verrat und Angst. Der Tod von Osols Bruder löst einen Krieg in der mythischen Welt aus.
Die Geschichte bewegt sich zwischen der realen Welt auf der Insel Orust und Jotunheim, der Heimat der Trolle. Während Mara versucht, ihre Aufgabe zu meistern, den Seelen ihren Weg zu leiten, muss sie sich gleichzeitig mit den Konsequenzen ihres Handelns auseinandersetzen. Ihre Mutter gerät in Panik, als ihre Tochter für zwei Tage spurlos verschwindet. Auch in Jotunheim ist nichts mehr wie es war, denn der Tod des Trolls weicht die Grenzen zur Welt der Toten auf. Immer wieder muss sich Mara der Frage stellen, wie viel Menschlichkeit noch in den Seelen der Toten steckt und ob ein Krieg die Lösung für die Bedrohung aus Nibelheim sein kann.
In Tag der Nacht werden viele Elemente aus nordischen Sagen aufgegriffen und in ein neues Licht gerückt. Trolle, Hexen, Geister, Elfen und Feen sowie Vogel- und Wolfsmenschen bevölkern Jotunheim, ein Reich zwischen Tradition, Magie und moderner Technologie.

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Impressum

Tag der Nacht

Copyright: © 2014 Marcel Fenske-Pogrzeba

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-8091-3

Lieber Leser, dieses eBook ist nicht durch DRM geschützt, um den bestmöglichen Lesekomfort zu gewährleisten. Es wäre deshalb sehr freundlich, es nicht einfach kostenlos im Netz zu verteilen, sondern lieber anderen zu empfehlen, es ebenfalls zu kaufen. Vielen Dank, Marcel Fenske-Pogrzeba.

Tag der Nacht Marcel FenskePogrzeba Für Anne danke für deine Geduld und - фото 1

Tag der Nacht

Marcel Fenske-Pogrzeba

Für Anne danke für deine Geduld und Liebe Prolog Lichtlosigkeit hatte sich - фото 2

Für Anne,

danke für deine Geduld und Liebe

Prolog Lichtlosigkeit hatte sich über das Waldstück nahe des Parks gelegt doch - фото 3
Prolog

Lichtlosigkeit hatte sich über das Waldstück nahe des Parks gelegt, doch das hielt den Brunnen auf der künstlichen Lichtung nicht davon ab sein einsames Lied zu plätschern. Auf dem Rand des Brunnens saß ein Schatten und wartete. Nicht lange blieb er allein. Zwei weitere gesellten sich in einem fahlen blauen Schein dazu. Der erste Schatten fasste sich kurz und übergab ihnen etwas im Schutz der Dunkelheit. Dann trennten sich ihre Wege und der erste Schatten war wieder allein. Zufrieden ließ er ein finsteres Kichern erklingen.

Schatten im Nebel Es war ein brütend heißer Tag im späten Sommer Die Sonne - фото 4
Schatten im Nebel

Es war ein brütend heißer Tag im späten Sommer. Die Sonne brachte den Asphalt zum Glühen und die Luft zum Wabern. Auf der Autobahn A24 Richtung Hamburg schienen sich die Wagen regelrecht aufeinander zu stapeln. Immer wieder Drang das entnervte Hupen eines ungeduldigen Fahrers durch das stetige Dröhnen der Motoren, während sich die Karosserien Millimeter für Millimeter nach vorne schoben. Die Landschaft wurde von hohen, hölzernen Schallschutzwänden verdeckt, sodass der Blick aus dem Fenster nicht allzu viel Abwechslung bot.

Aus den Lautsprechern des Kleinwagens drangen die beruhigenden Klänge von Beethovens 9er Sinfonie. Die Mutter summte leise mit und warf immer wieder Blicke in den Rückspiegel auf ihre Tochter, welche wiederum entnervt aus dem Fenster starrte und die klassische Musik mit Käptn Peng aus ihren Kopfhörern zu vertreiben suchte. Am Morgen dieses Tages hatten sie all ihr Hab und Gut zusammengepackt und sich auf die lange Fahrt von Berlin nach Orust in Westschweden gemacht.

Die Begeisterung der jungen Dreizehnjährigen über die Verlagerung ihres Wohnortes hielt sich offensichtlich in Grenzen. Maras abfällige Äußerungen in den letzten Tagen hatten ihren Standpunkt mehr als klar gemacht. Viola wusste, dass ihre Tochter sie für die Scheidung verantwortlich machte und viel lieber bei ihrem Vater geblieben wäre. Doch sein stressiger Job, welcher ihn oft tagelang durch Deutschland schickte hatte ihm das alleinige Sorgerecht verwehrt. Es hatte schon eine ganze Weile zwischen ihnen nichts außer Streitigkeiten gegeben und der letzte Funke der Liebe war längst verflogen. Einige Zeit hatte das Ehepaar versucht, es vor ihrer Tochter geheim zu halten, doch irgendwann war die Wahrheit nicht mehr zu vertuschen gewesen. Ab diesem Moment hatte sich etwas unwiderruflich in dem kleinen Mädchen verändert.

Mara war ein aufgewecktes, neugieriges Kind gewesen, welches schnell neue Freunde fand und von allen als freundlich und großherzig wahrgenommen wurde. Seit dem Tag im Herbst letzten Jahres, an dem sie sich endgültig getrennt hatten, hatte sich das Mädchen vollkommen zurückgezogen und in ihre eigene Welt geflüchtet. Statt mit Offenheit begegnete sie ihren Mitmenschen nun mit Sarkasmus und Abneigung. Auch ihr Kleidungsstil hatte sich drastisch geändert. Statt Sommerkleidchen und Sandalen trug sie nun abgetragene Jeans, viel zu weite Pullover und alte Sportschuhe. Erst vor kurzem hatte Viola auf dem Laptop ihrer Tochter die Seite eines Tattoo- und Piercingstudios entdeckt.

»Wie weit ist es denn noch?«, fragte Mara mürrisch, nachdem sie eine weitere halbe Stunde aus dem Fenster gestarrt hatte.

»Nicht mehr weit, wir sind bald an der Fähre.«

»Also schon fast die Hälfte… ist ja großartig.«

Damit versank das junge Mädchen wieder in Schweigen.

»Sag mal«, setzte ihre Mutter an, in der Hoffnung aus den paar Textbrocken ein Gespräch zu beginnen.

»Willst du nicht den Pullover ausziehen? Es ist brütend warm.«

Das Thermometer zeigte knapp fünfundzwanzig Grad an und das Auto besaß keine Klimaanlage.

»Nein«, kommentierte Mara und begann in ihrem Rucksack nach etwas zu trinken zu kramen. Außer einer Flasche süßen, bereits angewärmten Sprudelzeugs mit Pfirsichgeschmack konnte sie nichts zutage fördern. Angewidert setzte sie die Flasche an die Lippen.

»Wirklich, Schatz. Du schwitzt dich noch zu Tode.«

»Dann wärst du ja schon mal ein Problem los.«

»Das war jetzt wirklich unangebracht.«

»Ich zeig dir gleich, was unangebracht ist«, motzte Mara und rülpste ihrer Mutter ins Ohr.

»Lass das. So etwas ist ekelhaft.«

Das junge Mädchen zuckte mit den Schultern und starrte wieder aus dem Fenster. Nicht, dass ihr nicht tatsächlich brütend heiß war, doch sie hatte beschlossen den Pullover solange nicht mehr auszuziehen, bis sie wieder zurück in Berlin bei ihrem Vater war. Bei der beruflichen Erfolgsrate ihrer Mutter konnte das auch hoffentlich nicht allzu lange dauern. Ihre letzten drei Jobs hatte sie in weniger als zwei Monaten wieder verloren. Es hieß also nur Augen zu und durch und in spätestens drei Monaten wäre sie wieder zuhause. Stell es dir einfach wie lange Sommerferien vor. Je mehr Mist du baust, desto schneller will Mutter wieder nach Hause.

Mara grinste über ihren teuflischen Plan in sich hinein. Nach einiger Zeit löste sich der Stau wieder auf, ohne einen erkennbaren Grund für seine Anwesenheit zu hinterlassen. Während die Felder und Solaranlagen der Mecklenburger Seenplatte an ihr vorbeizogen, schmiedete Mara Pläne, wie sie ihrer Mutter am effektivsten den Nerv rauben konnte. Ab und zu wechselten sich die Hügel mit Zeilen von Mischwäldern oder Windrädern ab, doch im Großen und Ganzen blieb die Landschaft dieselbe. Es dauerte tatsächlich nicht mehr allzu lang, bis sie die Fähre erreicht hatten und entgegen Maras Erwartungen mussten sie auch nur eine halbe Stunde warten, bis sie auf das riesige Transportschiff hinauffahren konnten. Im selben Moment, als ihre Mutter den Motor ausstellte, sprang sie bereits aus dem Wagen.

»Ich hab Hunger. Lass uns was essen.«

»Nicht so schnell, junge Dame. Zuerst schauen wir uns an, wie das Schiff den Hafen verlässt.«

»Wie öde«, murrte das Mädchen und folgte der erwachsenen Frau, als gäbe es keine größere Qual in ihrem Leben.

картинка 5

Die Fähre brauchte nur knapp zwei Stunden, um die Ostsee zu überqueren und Gedser in Dänemark zu erreichen. Nachdem Mara sich die Ausfahrt aus dem Hafen angesehen hatte, gab es ein kurzes Mittagessen mit Brot, Rührei, Speck, Wurst und Orangensaft. Nicht zu vergessen die Schüssel mit Schokoflakes. Darauf folgte ein kurzer Schlaf auf einer der zahlreichen Bänke. Immerhin hatte Viola ihre Tochter gezwungen bereits um fünf Uhr morgens aufzustehen, um pünktlich losfahren zu können. Eine unmenschliche Zeit, wie sich Mara mehrmals beklagt hatte. Als sie wieder ins Auto stiegen breitete sich Stille aus. Zum Glück hatte sich die Hitze bereits in angenehme zwanzig Grad verwandelt. Eine ganze Weile schlief Mara. Dann starrte sie aus dem Fenster, doch irgendwann kam sie nicht mehr an der Frage vorbei, die sich seit dem Aufstehen in ihren Hirnwindungen festgesetzt hatte.

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