hilft andre richtig einzuschätzen,
vermeidet auch, sie zu verletzen.
Hast doch ein Antlitz falsch gelesen,
voreilig gar und liegst daneben,
dann solltest du dem andren Wesen,
fürwahr ’ne zweite Chance geben.
Denn wurdest du mies eingruppiert,
und das kann niemand schließen aus,
bist tief berührt, sogar pikiert,
erwartest du dieselbe auch.
Ist so ein Irrtum mal passiert,
hilft meistens eine Korrektur.
Wer’s Fehlurteil nicht revidiert,
belügt am End sich selber nur.
Fast jeder kennt dieses Gefühl.
Du schreitest fröhlich durchs Gewühl,
doch dann Bewegung unterm Fuß:
Vom Vierbeiner ein eklig Gruß.
Dir ist passiert, was keiner mag,
nicht auf dem Land, noch in der Stadt.
Du stehst ganz plötzlich mit viel Not,
in einem Haufen Hundekot.
Ach ist das peinlich! Und wie’s stinkt!
Von nirgendwo ’ne Lösung winkt.
Dein Kopf wird rot, die Leute schauen,
hast keine Chance abzuhauen.
Das Gröbste, lehrte einst die Tante,
streifst ab an einer Bordsteinkante.
Das Weitere im grünen Gras,
welches mit Glück noch etwas nass.
Vom Schuh geht aus ein Restgeruch.
Und steigst du schließlich in den Bus,
da meinst du, jeder könnt das riechen.
Am liebsten würdest dich verkriechen.
Vorbei ist nun für manche Stunde,
dass du sie gern siehst, diese Hunde.
Versaut ist dir der halbe Tag,
was jeder gerne glauben mag.
Während dein Hirn noch so sinniert,
was Schlimmes dir danach passiert,
da stellst du fest und glaubst es kaum:
Alles war nur ein böser Traum.
Du feuchtes Etwas, rein und klar,
bist manchmal ganz urplötzlich da,
begegnest uns in großer Zahl,
als sichtbares Gefühlssignal.
Ein jeder dich als Träne kennt,
die nass die Wange runterrennt.
Man dich auch Sorgenzähre nennt,
wenn Mensch vor Trübsal kläglich flennt.
Wirst andrerseits spontan geweint,
vor Freude, weil erneut vereint,
was zwischendurch getrennt mal war,
dann glänzt du, Träne, wunderbar.
Besuch bei Kummer uns nur selten,
du transparentes Phänomen.
Jedoch wenn Hochstimmung uns küsst,
du jederzeit willkommen bist.
Hurra! Hurra! Der Schnee ist weg
und Frühlingsduft zieht durch die Gassen.
Nur übel ist, der Winterspeck,
lässt Sommerhosen nicht mehr passen.
»Was ist zu tun?«, fragt man sich schnell.
Das Fett muss weg und zwar recht bald.
Drum morgens, noch bevor es hell,
joggt schweißgetränkt man durch den Wald.
Zusätzlich eine Hungerkur,
mit teuren Säften, bunten Pillen,
plus einer Schlankmachertinktur
und jeder Menge festem Willen.
Diäten werden ausprobiert,
aus manchem Hochglanzmagazin.
Sogar ein Unwohlsein riskiert.
Die gute Laune ist dahin.
Trotz reichlich Kosten, größter Plage,
bleibt der Erfolg nur klitzeklein.
Der Zeiger auf der Körperwaage
spielt stets zu hohe Werte ein.
Dies Übel ist sehr wohl bekannt
und wiederholt sich Jahr für Jahr.
Es überzieht das ganze Land.
Fortschritte bleiben unsichtbar.
Nach kostenintensiven Mühen
lautet das Fazit meist beklommen:
Die eignen Kilos sind geblieben,
nur ’s Portemonnaie hat abgenommen.
Hurra! Hurra! Das Laub, es fällt
und Herbstduft zieht durch alle Gassen.
Es ist so weit und das gefällt,
die Winterhosen grad noch passen.
So bleibt es nun für einige Zeit,
bei Glühwein und Adventsgebäck.
Bis plötzlich jemand lauthals schreit:
Hurra! Hurra! Der Schnee ist weg.
Forschende Blicke. Ein fremdes Gesicht.
Wie tickt die Person? Ich gerne es wüsst.
Doch reicht mein Blick nur bis zur Stirn.
Was geht da jetzt vor in dem Gehirn?
Wollte ich wirklich das ergründen,
müsst ich vielleicht mich überwinden
und ansprechen mein Gegenüber.
Käme so wirklich die Wahrheit rüber?
Wie jemand dreinschaut, gibt nicht her,
wie seine Meinung ist und mehr.
Nie lässt sich im Gesicht ablesen,
wie ist das Wesen dieses Wesens.
Auch seine Ansicht über mich,
verraten seine Blicke nicht.
Kann rätselnd keinen Sieg verbuchen.
Die Lösung muss ich anders suchen.
Ich mache keinen Hehl daraus,
uns geht die Muttersprache aus.
Manch schöne Wörter sind verloren,
ersetzt durch Missklang für die Ohren.
Ein Übel sind die Anglizismen.
Kein Mensch würd etliche vermissen.
Warum heißt Dusche nunmehr „Shower“,
ein Preis „Award“ und Kraft jetzt „Power“?
Doch auch die eigne Sprachplattform,
ist längst nicht mehr kulturkonform.
Das „Geiz ist geil“ und „So geht Technik“,
bleibt peinlich und sprachlich ein Unglück.
Und dumme Sprüche aus der Werbung,
Zeugnisse geistiger Entbehrung,
verschlechtern ständig das Niveau,
in Zeitung, Fernseh, Radio.
Was kommen wird, noch keiner weiß.
Vermutlich jede Menge Scheiß.
Vieles wird klingen ziemlich kläglich.
Wissen wir doch, „Nichts ist unmöglich“.
Ich mache keinen Hehl daraus
und glaube sehr, das Spiel ist aus.
Der Kampf ums Deutsch, der scheint verloren.
Was folgt, wird grausam für die Ohren.
Der eine Mensch will links herum,
der andere stets rechts – wie dumm!
Es wird gestoßen und geschubst,
was hinderlich und keinem nutzt.
Vom ew’gen Hin-und-her-Gezerre,
sind beide Wesen schon benommen.
»Wie soll das enden?«, frag ich mich.
Werden sie je zusammenkommen?
Man schließlich wählt den Mittelweg,
am Ende sich sogar versteht.
Und einsieht, wenn auch etwas spät,
dass alles nur gemeinsam geht.
Ich greif hinein, genau wie immer
und hole wiederum nichts raus!
Es ist das alte Spiel, will nimmer,
möcht fort von hier und schnell nach Haus.
Doch da mahnt eine dunkle Stimme:
»Geduld! Bleib zuversichtlich eben,
die Lostrommel ist wie das Leben!
Ob Niete, Freilos, Hauptgewinn,
für jedermann ist etwas drin.«
Glaubt nicht, dass nur die andern altern,
ergrauen und bekommen Falten.
Es wär fatal und sehr vermessen,
würd man dabei sich selbst vergessen.
Bei allen werden Haare lichter
und Flecken zieren die Gesichter.
Oft sitzt ’ne Brille auf der Nase
und mehr als lieb drängelt die Blase.
Von Zeit zu Zeit und das ist Käse,
drückt schon einmal die Zahnprothese.
Bei manchen, früher oder spät,
nervt zusätzlich ein Hörgerät.
Doch grämen hilft nicht, nirgendwo,
denn Altern funktioniert halt so.
Nur gut ist, man wird nicht nur greise,
sondern auch, wie die meisten, weise.
Kapitel 2
In meinem Herzen wohnt die Liebe
ganz links
in einer eigenen Kammer.
Dort weilt sie gut.
Ganz ohne Wut.
Voll Liebesglut.
In meinem Herzen hausen Triebe
ganz rechts
in einer eigenen Kammer.
Dort tobt die Gier.
Treibt mich zu dir.
Wild wie ein Tier.
Und beide,
Liebe oder Triebe,
anspornen mich
ohne Erbarmen.
Beglücken mich
in deinen Armen.
Bleibt offen noch die Frage mir:
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