Es dominiert der Alltagsduft. Das macht die Sache ungemütlich. Warum? Vielleicht weil sich Kollegen, ganz simpel nur nicht leiden können? Mal wieder keine Mühe geben? Wär’s anders, alle nur gewönnen. Liegt es am missgestimmten Chef, dem unpässlichen Übellauner? Oder Kollegen Oberkläff, bekannt als hinterlistig’ Gauner? Frau Bindestrich hat schlecht geschlafen und malträtiert die Tastatur. Reihum sie böse Blicke strafen. Wie soll das enden schließlich nur? Ein weitres Übel, Dauerbrenner, ist durchgehend die Lüftungsfrage. Egal, ob Frauen oder Männer, sie alle führen ständig Klage. Die Fenster öffnen oder schließen, ist Überlebensstrategie. So darf es gerne auch mal miefen, erfrieren kann man folglich nie. Ergo geht’s weiter, das Geknuffel, zwischen Frau B. als Frischluft-Freund und Fräulein S. als Frischluft-Muffel. Ein jeder von der Lösung träumt. Die ist für Arbeitsplatzprobleme, ganz allgemein und nicht speziell, dass man ganz offen drüber rede. Aus Dunkel wird so wieder Hell. Zusätzlich hilft, ohne zu scherzen, mit ganzer Kollegialität, statt Fenster öffnen auch die Herzen. Und dafür ist es nie zu spät.
Weniger ist mehr Weniger ist mehr Mal wieder steht ’ne Tagung an, wo man sich profilieren kann. Wie fein, dein Chef hat dich geordert. Als Redner bist du angefordert. So machst du dich frisch ran ans Werk und legst zunächst Dein Augenmerk, darauf, die Folien bunt zu füllen. Gilt’s doch, viel Wissendurst zu stillen. Die Themendichte ist massiv. Du recherchierst sehr intensiv. Das Manuskript wird stark und stärker. Na hoffentlich gibt das kein’ Ärger. Der Folienberg ist schon sehr groß, dank PowerPoint einfach grandios. Nur wer soll das alles erfassen? Gut wär’s, die Menge anzupassen! Sehr bald erblickt man reichlich Spalten, ergänzt durch Säulen, Kreise, Balken. Doch vieles kann man kaum erkennen. Selbst Absätze sind schwer zu trennen. Hast du denn wirklich schon vergessen, wenn du im Publikum gesessen, solch Folienschlacht, ganz unerhört, hat oft genug auch dich gestört? Sind nämlich Schaubilder zu voll, hegt bald genervt das Plenum Groll. Und finden Redner keinen Schluss, schafft dies nur Unmut und Verdruss. Fass deinen Vortrag besser kurz, pack auf die Folien keinen Murks. Dann fällt ein Schlussapplaus nicht schwer, als Lohn für „Weniger ist mehr“.
Sterne sehen Sterne sehen Ich steige in die Straßenbahn, mit der ich ein Stück fahren kann, bevor ich endlich bin zu Hause. War ’n harter Tag, fast ohne Pause. Und da ich kaum mehr stehen kann, visiere ich ’ne Sitzbank an, bitte höflich einen jungen Mann: »Den Sitzplatz dort, den hätt ich gerne.« »Alter, hau ab, sonst siehst du Sterne«, schallt’s mir entgegen ohne Wärme. Der Spruch legt meine Sinne lahm. Ich gehe weiter in der Bahn. Ich schaue links, ich schaue rechts, bin heute nur verfolgt vom Pech. Doch plötzlich in dem ganzen Lärm, ein junges Ding erhebt sich gern. Sie bietet mir den Sitzplatz an, worauf ich nur noch sagen kann: »Ich danke sehr, den nehm ich gerne.« Vor Freude seh ich doch noch Sterne.
Freud und Leid Freud und Leid Hast du den Lottopott geleert, fühlt sich ein Zweiter schnell beschwert. Fährst du dein Auto vor den Baum, freut sich die Werkstatt, du wohl kaum. Und hast ein Mädel du geküsst, weil Karneval gewesen ist, dann gab es Spaß, das ist gewiss. Doch droht daheim vermutlich Zwist. Fährst du voll Stolz ’nen Sieg mal ein, wird einer stets Verlierer sein. So gibt’s im Leben tausend Sachen, wo manche heulen, andre lachen. Macht einerseits sich Frohsinn breit, es andernorts oft Tränen treibt. Drum fraglos ist für alle Zeit: Des einen Freud, des anderen Leid. Bist du fortan zuerst am Ziel, beweis im Sieg auch Mitgefühl. Du gibst dir dabei keine Blöße, im Gegenteil, zeigst wahre Größe. Wenn du nun fragst nach dem Warum, weil dir die Sache ist zu dumm, denk dran, die Chance ist nicht klein, wirst auch nicht immer Erster sein!
Der erste Eindruck Der erste Eindruck Sehr oft der erste Eindruck zählt. Doch Voreile ist hier riskant. Denn schnell ein Urteil ist gefällt, indes, wie lange hat’s Bestand? Urplötzlich wird die Wahl zur Qual. Ein fremder Mensch! Du musst entscheiden! Die Chance kommt kein zweites Mal. Jetzt Nähe suchen? Besser meiden? Der erste Eindruck manchmal trügt. Blickt jemand finster aus dem Sinn, entpuppt er sich als nett und lieb, siehst du etwas genauer hin. Selbst wenn ein Mitmensch friedlich schaut, darfst du gleichwohl nicht sicher sein, wie’s aussieht unter seiner Haut. Vielleicht wird er bald feindlich sein. Ob einer strahlt oder wirkt grimmig, sei achtsam. Warte, was sich tut. Sind Gestik, Mimik, Blick nicht stimmig, bleib freundlich selbst, doch auf der Hut. In Zweifelsfällen wird’s nicht schaden, bevor sich setzt ein falsches Bild, Deine Entscheidung zu vertagen. Vorausgesetzt, du bist gewillt. Die Meinungsbildung fortzusetzen, die Eindrücke gut zu vernetzen, hilft andre richtig einzuschätzen, vermeidet auch, sie zu verletzen. Hast doch ein Antlitz falsch gelesen, voreilig gar und liegst daneben, dann solltest du dem andren Wesen, fürwahr ’ne zweite Chance geben. Denn wurdest du mies eingruppiert, und das kann niemand schließen aus, bist tief berührt, sogar pikiert, erwartest du dieselbe auch. Ist so ein Irrtum mal passiert, hilft meistens eine Korrektur. Wer’s Fehlurteil nicht revidiert, belügt am End sich selber nur.
Ein ungutes Gefühl Ein ungutes Gefühl Fast jeder kennt dieses Gefühl. Du schreitest fröhlich durchs Gewühl, doch dann Bewegung unterm Fuß: Vom Vierbeiner ein eklig Gruß. Dir ist passiert, was keiner mag, nicht auf dem Land, noch in der Stadt. Du stehst ganz plötzlich mit viel Not, in einem Haufen Hundekot. Ach ist das peinlich! Und wie’s stinkt! Von nirgendwo ’ne Lösung winkt. Dein Kopf wird rot, die Leute schauen, hast keine Chance abzuhauen. Das Gröbste, lehrte einst die Tante, streifst ab an einer Bordsteinkante. Das Weitere im grünen Gras, welches mit Glück noch etwas nass. Vom Schuh geht aus ein Restgeruch. Und steigst du schließlich in den Bus, da meinst du, jeder könnt das riechen. Am liebsten würdest dich verkriechen. Vorbei ist nun für manche Stunde, dass du sie gern siehst, diese Hunde. Versaut ist dir der halbe Tag, was jeder gerne glauben mag. Während dein Hirn noch so sinniert, was Schlimmes dir danach passiert, da stellst du fest und glaubst es kaum: Alles war nur ein böser Traum.
Transparentes Phänomen Transparentes Phänomen Du feuchtes Etwas, rein und klar, bist manchmal ganz urplötzlich da, begegnest uns in großer Zahl, als sichtbares Gefühlssignal. Ein jeder dich als Träne kennt, die nass die Wange runterrennt. Man dich auch Sorgenzähre nennt, wenn Mensch vor Trübsal kläglich flennt. Wirst andrerseits spontan geweint, vor Freude, weil erneut vereint, was zwischendurch getrennt mal war, dann glänzt du, Träne, wunderbar. Besuch bei Kummer uns nur selten, du transparentes Phänomen. Jedoch wenn Hochstimmung uns küsst, du jederzeit willkommen bist.
Frühjahrserwachen Frühjahrserwachen Hurra! Hurra! Der Schnee ist weg und Frühlingsduft zieht durch die Gassen. Nur übel ist, der Winterspeck, lässt Sommerhosen nicht mehr passen. »Was ist zu tun?«, fragt man sich schnell. Das Fett muss weg und zwar recht bald. Drum morgens, noch bevor es hell, joggt schweißgetränkt man durch den Wald. Zusätzlich eine Hungerkur, mit teuren Säften, bunten Pillen, plus einer Schlankmachertinktur und jeder Menge festem Willen. Diäten werden ausprobiert, aus manchem Hochglanzmagazin. Sogar ein Unwohlsein riskiert. Die gute Laune ist dahin. Trotz reichlich Kosten, größter Plage, bleibt der Erfolg nur klitzeklein. Der Zeiger auf der Körperwaage spielt stets zu hohe Werte ein. Dies Übel ist sehr wohl bekannt und wiederholt sich Jahr für Jahr. Es überzieht das ganze Land. Fortschritte bleiben unsichtbar. Nach kostenintensiven Mühen lautet das Fazit meist beklommen: Die eignen Kilos sind geblieben, nur ’s Portemonnaie hat abgenommen. Hurra! Hurra! Das Laub, es fällt und Herbstduft zieht durch alle Gassen. Es ist so weit und das gefällt, die Winterhosen grad noch passen. So bleibt es nun für einige Zeit, bei Glühwein und Adventsgebäck. Bis plötzlich jemand lauthals schreit: Hurra! Hurra! Der Schnee ist weg.
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