Hefax hatte sich neben Makkaroni bequem gemacht und wollte seinen Augen nicht trauen.
„Eure Majestät, es ist kaum zu glauben aber Euer Ausschlag…“
„Ach Hefax, gerade habe ich nicht mehr an diese üble Verunstaltung gedacht und jetzt müsst ihr mich daran erinnern. Vor Vollmond möchte ich nichts mehr von euch darüber hören.“ Fisimatento klang sichtlich verärgert, was bei ihm eigentlich sonst so gut wie gar nicht vorkam.
„Aber nein, aber nein, nicht was Ihr denkt. Er ist fast weg. Er ist kaum noch zu sehen. Euer Gesicht sieht fast schon wieder normal aus.“
„Das stimmt Eure Hoheit.“, mischte sich Makkaroni ein, „So gut wie weg.“
„Habt ihr einen Spiegel schönes Kind?“, wand sich Makkaroni an das Mädchen, das gerade eine Kanne mit herrlichem duftendem Blütentee vor ihn stellte.
„Einen Moment, hier der kleine Wandspiegel, den kann ich abhängen.“
Die junge Frau nahm einen zierlichen Spiegel, der über einer Konsole hing, ab und reichte ihn Makkaroni.
„Seht Eure Hoheit, dass wir euch nicht auf den Arm nehmen, seht selbst.“
„Aber das ist ja ganz unglaublich, viel zu schön um wahr zu sein. So schnell ist es noch nie verschwunden. Sag, mein lieber Hefax, wie hast du das gemacht. sicher war es nur ein Scherz, dass ich bis Vollmond warten muss. Wie kann ich dir meine Dankbarkeit zeigen. Und bitte verrate mir diesen Zauber.“
Fisimatento war ganz aus dem Häuschen. Er hätte Hefax niemals zugetraut, dass der ihn so schnell von seinem Leiden erlösen konnte.
„Eure Majestät, es ist mir eine große Ehre, wenn meine bescheidene Kräfte dazu beigetragen haben sollten euch von diesem Übel zu befreien.“
Hefax hatte sich erhoben und fummelte nervös an seinem grauen Haarzopf.
Einerseits wusste er nur zu gut, dass er noch gar keine Kräfte eingesetzt hatte, anderseits würde es seinem Ansehen als Hofzaubermeister nur gut tun, wenn dieser Erfolg in einschlägigen Kreisen bekannt wurde. Vielleicht wollte dann auch keiner mehr versuchen ihn in seinem Amt bei Hofe abzulösen.
„Mein lieber Großneffe Hefax, überlege dir genau ob du in meinem Haus eine Unwahrheit aussprechen willst.
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Das einzig Wahre sind deine bescheidenen Kräfte.“
Mit klarer fester Stimme, der man einen leichten belustigten Unterton entneh-men konnte, kam dieser Einwand von der Treppe. Theresa von Kronja stand am Treppenansatz, eingehakt bei Luisa, ihrer Assistentin und winkte grüßend der kleinen Gruppe zu.
„Meine lieben Herren, ich wollte euer Gespräch nicht belauschen, es war Zufall, dass ich die kleiner Aufschneiderei meines Großneffen mit anhörte.“
Bei diesen Worten war die Herrin Kronja die letzten Stufen herabgestiegen und kam mit ausgestreckten Armen auf die Verdutzen zu. Trotz ihres hohen Alters war sie immer noch eine schöne Frau. Groß, mit kerzengerader stolzer Haltung und feinen, aristokratischen Gesichtszügen, auf den Wangen ein Hauch von Rouge und die blenden weißen Zähne zu einem herzlichen Lächeln leicht geöffnet, wirkte sie weitaus majestätischer als seine Hoheit, König Fisimatento, der IV. Das weiße Haar wurde von einem schlichten Reif gehalten und eine mehrfach geschlungene Perlenkette zierte das Oberteil ihres langen tiefblauen Kleides.
FIsimatento war als erster aufgesprungen, um sie mit einer tiefen Verbeugung begrüßen.
„Meine verehrte gnädige Frau, es ist an uns um Verzeihung zu bitten, dass wir eure Ruhe zu so später Stunde gestört haben, aber wie ihr wisst ist die Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit, dass sie keinen Aufschub duldet.“
Minister Pasparo, der sich nach seinem Telefonat gerade auch wieder einge-funden hatte, war sogleich von der Ausstrahlung der Hausherrin gefangen.
„Leider wurde ich ihnen noch nie vorgestellt, aber es ist mir eine große Ehre und ein lang gehegter Wunsch euch kennen zu lernen, wird mir heute erfüllt.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mich ein Großteil der Schuld am Geschehenen trifft, da ich mich gutgläubig auf die Empfehlung meines Minis-terkollegen von der anderen Seite verlassen habe. Ich mach mir darüber große Vorwürfe und überlege, ob es nicht das Beste wäre zurückzutreten.“
„Aber, aber, nicht so zerknirscht. Ihr habt lange Zeit die beste Arbeit im Kontakt mit der anderen Seite geleistet und schließlich treffen wir uns heute um den entstandenen Schaden gemeinsam von uns abzuwenden,“ erwidere Theresa von Kronja in freundlichem aber bestimmten Ton.
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„und ihr, mein Lieber, seit bestimmt Makkaroni, der treu sorgende Diner Seiner Majestät. Seid mir auch herzlich willkommen.“
Makkaroni strahlte über beide Backen, über diese Begrüßung und schickte mehrere tiefe Bücklinge in die Richtung der edlen Dame.
„Nun zu dir, Hefax, du hast dich schon lange nicht mehr sehen lassen, vielleicht wäre es deiner Stellung als Hofzaubermeister zuträglich gewesen, wenn du ab und zu Rat bei mir gesucht hättest. Diese tiefe Röte in deinem Gesicht ist das nun auch ein Zauber, oder ist es Scham, weil du im Hause deiner Groß-
tante den netten König Fisimatento beschwindelst?“. Dies alles war von Theresa von Kronja eher schmunzelnd als verärgert an ihren Großneffen gerichtet.
„Bitte, Luisa sagen sie den Herren, warum der Ausschlag Seiner Majestät verschwunden ist. Ich möchte jetzt er einmal eine Tasse des wunderbaren Tees genießen,“ erteilte die Hausherrin das Wort ihrer hübschen Assistentin.
„Nun die Lösung ist ganz einfach. Dieses ist ein geweihtes und heiliges Haus.
Unantastbar von unnatürlichen Einflüssen die von Außen kommen. Kein Fluch und sei auch noch so mächtig, keine Verwünschung sei sie auch so stark, die Außerhalb der Mauern von Kronja ausgesprochen wurde hat hier drinnen Bestand. Nur Krankheit oder auch das Schicksal des Sterbens, das uns Menschen auf natürlichem Wege ereilt, trifft uns hier drinnen genau wie draußen.
Sehen sie, vor vielen Generationen muss einer eurer Vorfahren einen Feind unter den Großmeistern der Zauberer gehabt haben. Dieser muss ihn und alle folgenden eurer Reihe verflucht haben, bei großer Aufregung ekelhafte Ausschläge zu bekommen. Da das ganze außerhalb von Kronja passiert ist, seid ihr hier drinnen von diesem Übel gefreit. Also kein Zauberspruch eures Hofzaubermeisters.“
Glockenhell und charmant hielt das Mädchen diesen kleinen Vortrag unter beifälligem Nicken ihrer verehrten Hausherrin.
„Dieses Mädchen wird eines Tages meine Nachfolge in Kronja antreten und ist heute schon in alle Dinge eingeweiht und damit meine ich nicht nur die Verwaltung und den ganzen kaufmännischen Teil sondern auch alle die Geheimnisse, die Erkenntnisse aus den alten Chroniken und alle mystischen Zauberangelegenheiten. Sie wird eines Tages mein Werk zum Wohle unserer Seite fortsetzen, wenn ich mich zum ewigen Schlaf lege.
Aber nun lasst uns gemeinsam speisen und uns stärken, bevor wir hinunter 30
steigen in die Kellergruft, wo die alten Chroniken lagern. Ich meine die ganz alten, denn nur die können uns in diesem Fall weiterhelfen.“
Theresa von Kronja klatschte nach diesen Worten in die Hände und die Mädchen in den weißen Häubchen begannen ein köstliches Abendessen zu servieren, sehr zur Freude von Makkaroni.
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VI. Kapitel: Das Geheimnis der Chroniken
„Sie steht. Ja mein Gott, sie ist wirklich stehen geblieben, seit wir Kronja betreten haben!“ Minister Pasparo hatte ungeachtet von den anderen die goldenen Uhr hervorgeholt, denn er wollte genau wissen, ob sich die Wirkung des heiligen Ortes nicht nur auf Fisimatentos körperlichen Beschwerden bemerkbar machte.
„Tatsächlich, auch der Zauber, der Zauber dieses Don Caruso hat hier keine Macht.“
Pasparo hatte sich erhoben und zeigte das Zifferblatt der Taschenuhr in die Runde.
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