„Nein, nein, ich dachte an meine Mutter. Sie musste eine Arbeit als Schreibkraft annehmen, obwohl sie eigentlich Sekretärin ist. Aber das war der einzige Job, den sie bekommen hat und danach geht sie noch putzen und kommt immer erst um 22 Uhr nach Hause, nur damit wir die Schulden von meinem Papa, die Miete und das Essen bezahlen können.“
Dieter schien zu überlegen. „Ich würde auf jeden Fall gerne mit ihr sprechen, wenn deine Mutter Interesse hat. Aber ich brauche jemanden, der nicht nur vorübergehend etwas sucht und sich nicht von Kind und Hund ins Bockshorn jagen lässt. Außerdem sollte sie einigermaßen fit in Deutsch und Mathe sein und über eine ausreichende Allgemeinbildung verfügen, damit sie später auch die Hausaufgabenbetreuung übernehmen kann und sich von Tims altklugem Getue nicht beeindrucken lässt.“ Falls deine Mutter Interesse hätte, müsstest du ihr vorher alles erzählen. Denn lügen werde ich mit Sicherheit nicht! Ich bin allerdings völlig verzweifelt und wäre überglücklich, wenn deine Mutter sich uns wenigstens mal anschauen würde!“
„Ach ja, das Haus“ fuhr er fort, als Demi ihn noch immer fragend anblickte. „Es steht hinten im Garten, hat eine kleine Küche, Wohnzimmer mit Terrasse, zwei Schlafzimmer und ein Bad mit Wanne. Ich bin sicher, dass es dir gefallen würde.“
Plötzlich sprang der Hund auf und stieß polternd gegen den Tisch. Die Zimmertür schlug gegen die Wand und herein kam der kleine, blonde Junge.
„Hallo, Herr Gruber! Sie haben noch nicht mal Hi zu mir gesagt. Wer bist du denn?“ wandte er sich übergangslos an Demi.
Das Mädchen wollte eben zu einer Antwort ansetzen, als der Junge schon weitersprach. „Das ist Thekla, ein Rottweiler, die besten Hunde der Welt für Kinder und sie gehört mir. Thekla Hier, Thekla Sitz, Thekla Platz.“
Der arme Vierbeiner folgte dem ersten Befehl augenblicklich. Dann sah das Tier den Jungen an und setzte sich, legte sich, setze sich, legte sich, wobei ihr die Ohren nur so um den Kopf flogen.
Demi musste laut lachen. „So sieht sie aus wie eine Fledermaus“ prustete sie dann. „Schluss jetzt“ fiel Dieter ein. Thekla legte sich neben ihren Herrn und Tim sah Demi an, um sofort den nächsten Redeschwall loszulassen.
„Du bist ja das erste Mal hier. Soll ich dir da Haus zeigen? Mein Zimmer ist am tollsten und mein Bad ist auch ganz klasse. Das hat ein Klo mit Wasserreinigung und Sitzheizung und nein, es ist kein Bidet, es ist ein WC. Außerdem sind da ganz viele Pflanzen und wenn ich bade, tue ich immer so, als ob ich in einem See mitten in einem Zauberwald schwimme. Komm schon. Zuerst mein Zimmer. Da steht sonst das Tipi und eine Hängematte hab ich auch und einen Balkon und ein Hochbett. Jetzt komm doch!“
Tim packte Demi bei der Hand und versuchte, sie aus dem Zimmer zu ziehen. Unsicher sah das Mädchen in Dieters Richtung. Aber der lächelte und nickte. „Geh‘ nur mit. Der kleine Racker gibt sowieso keine Ruhe mehr, bis er dir jeden Winkel hier gezeigt hat.“
Das Haus war wirklich wunderschön. Alles war noch viel größer und heller als im Haus ihrer Kindheit und wehmütig verglich es Demi in Gedanken mit der kleinen Mietwohnung, in der sie jetzt lebte.
Tims Tatendrang war nicht zu bremsen. Er erzählte vom Kindergarten, zeigte ihr seine Spielsachen und sang ihr Lieder vor. Sie mochte den kleinen Kerl auf Anhieb. Klar, etwas anstrengend war er schon. Er steckte einfach voller Energie und musste sich mitteilen. Aber er war auch ein aufmerksamer Zuhörer und unterbrach sie fast nie, wenn sie etwas erzählte.
„Demi“ rief irgendwann Herr Gruber von unten. „Es wird Zeit, wir müssen gehen.“ Ein Blick auf die Wanduhr in Tims Zimmer zeigte ihr, dass sie über eine Stunde mit dem Kind verbracht hatte.
„Oh je“, sie schlug sich mit der Hand auf den Mund „schon so spät!“ „Es tut mir leid Timmy, aber ich muss jetzt gehen.“
„Besuchst du mich wieder?“ fragte der Junge leise.
„Versprochen!“ Demi ging in die Knie und drückte das Kerlchen, ehe sie zu Herrn Gruber in die Halle eilte.
„Tschüss Dieter und vielen Dank für alles. Über den Haushälterinnenjob spreche ich noch heute Abend mit meiner Mutter“ verabschiedete sie sich von Tims Vater.
Herr Gruber lieferte Demi zu Hause ab und schrieb ihr noch schnell Dieters Telefonnummer auf einen Zettel.
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