Der Weg in das Morgen Mythos vom blutgetränkten Licht Teil 1 |
Krimi/ Science Fiction/ Fantasy [1] |
Kay Welzel |
epubli Verlagsgruppe Holtzbrinck (2013) |
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Bewertung: |
***** |
Schlagworte: |
Krimi/ Science Fiction/ Fantasy |
Der Weg in das Morgen Mythos vom blutgetränkten Licht
Teil 1
von Kay Welzel
Der Onkel hatte sich nicht gemeldet, irgendwie passte das nicht zu seiner Art. In der Vergangenheit war er immer pünktlich und zuverlässig, es musste etwas dazwischen gekommen sein, etwas das nicht voraussehbar war. Während Joe angestrengt nachdachte starrte er in die Zimmerecke, in der eine Spinne ihr Netz webte. Es kam ihm vor, als würde er in ihrem Netz sitzen. Ein sehr unangenehmes Gefühl beschlich ihn. Warum bekam er bloß von dem Onkel keine Rückmeldung? Das grenzte schon fast an das Unheimliche der ganzen Sache. Es war eine große Hitze, dieser August hatte es in sich. Die Gardinen bewegten sich träge in sachtem Wind. Er döste weiter vor sich hin und dachte an den Onkel, was da bloß passiert war? Er lag gerade im ersten Schlaf, als ihn ein Geräusch hochschreckte ..., das war wohl nicht nur eine Einbildung.
Knarrten die Dielen, oder war da noch etwas Anderes? Langsam umfing ihn wieder der Schlaf, der Wind draußen nahm langsam zu. Das nächste Mal schreckte er aus dem Schlaf durch ein klapperndes Geräusch auf dem Parkplatz. Er erhob sich aus dem Bett und ging leise zum geöffneten Fenster, mittlerweile war es kurz vor Mitternacht. Trotzdem wurde hier noch der Müll entsorgt und es war einige Geschäftigkeit zu spüren. Er hatte einen gewissen Groll gegen diese Unruhe. Aber nicht zu ändern, die Gründe seines Hierseins waren nun einmal anderer Natur. „Wellnesshotel hat sich was mit Wellnesshotel!“ brummte er vor sich hin. Gegen 3:00 Uhr nachts, wurde er durch lautes Gepolter über ihm geweckt, hatten die da oben etwa vergessen die Fenster zu schließen? Der Wind veranstaltete jetzt ein derartiges Gepolter dass man meinen konnte das Haus stürzt ein. Die lauten Abschnitte wechselten mit leisen, es war einfach nicht herauszuhören woher das Geräusch kam. Draußen setzte ein schöner Dauerregen ein. Da machte sich in ihm wieder die Überlegung breit, dass solche Landfahrten eigentlich zu anstrengend sind. Die Geräuschkulisse über ihm nahm kein Ende. Es war ein älteres Gebäude mit Holzbalkendecken und Giebeldächern. Vom Fenster aus konnte man auf das Dach sehen, er beugte sich weit hinaus und versuchte die Dachgaube über sich zu sehen. Tatsächlich war da noch ein Raum über seinem eigenen, man konnte das Fenster sehen. Leise Stimmen waren übrigens auch zu hören, was machten denn die über ihm dort bloß? Nachts um drei wird wohl keiner mehr ein Zimmer renovieren. Vielleicht handelte es sich auch um ungezügelte Triebe, war alles möglich. Er war felsenfest entschlossen der Sache ein Ende zu bereiten, um wenigstens noch zu ein paar Stunden Schlaf zu kommen, bis sich vielleicht der Onkel doch noch meldete. Mit der ganzen Gewaltigkeit seiner Stimme rief er weit aus dem Fenster gebeugt, den Kopf gegen das Fenster über ihm gerichtet: „Falls da oben nicht auf der Stelle Ruhe ist, bin ich gleich oben und sorge persönlich für Ruhe, es gibt hier noch Gäste die gerne ihre Nachtruhe einnehmen würden“. Nachdem seine Stimme wie Donner durch die Nacht gehallt war, setzte schlagartig Ruhe ein. Damit konnte man sich aber nicht zufrieden geben. Er langte sich das Telefon und verlangte den Nachtportier. „Was ist das für ein Tumult in Ihrem Hotel? Ich dachte, dies wäre ein Wellnesshotel, dann sorgen Sie gefälligst auch dafür, dass es eins ist!“ Er warf wütend das Telefon auf das Nachtschränkchen. Endlich war wirklich Ruhe eingetreten, er dachte nicht mehr an sein Vorhaben und den Onkel, er dachte nur noch an Ruhe. Langsam sank er in seinem Kissen zurück, plötzlich ein Donnerschlag. Draußen goss es in Strömen, Blitze zuckten, der Wind blies durch die offenen Fenster und es konnte nicht lauter sein, wenn die von vorhin über ihm gekegelt hätten. Er lachte lauthals über die Situation, da versucht man ein bisschen Ruhe zu bekommen und die himmlischen Wettergeister machen einen Strich durch die Rechnung, das war doch wirklich verrückt. Jedenfalls nahm er sich vor, morgen früh mit dem Personal ein ernstes Wörtchen zu wechseln. Wenn auch spät war er endlich eingeschlafen. Die Morgensonne weckte ihn, relativ ausgeruht konnte er seinen Kaffee einnehmen. Der Onkel war immer noch nicht in Sicht, auch hatte er an der Rezeption keine Nachricht von ihm vorgefunden. Moderne Kommunikationsmittel waren dem Onkel etwas suspekt, das heißt, er besaß zwar ein Handy, stand aber damit immer vor neuen Rätseln. Eine leichte Verärgerung begann in Joe aufzusteigen, es war nicht einfach gewesen sich von der Arbeit freizumachen um sich endlich einmal wieder zu sehen. Vordergründig sollte es ein kurzer Urlaub sein, doch hatte Onkel Robert einige geheimnisvolle Andeutungen gemacht. Zuerst trank Joe mal in aller Ruhe seinen Kaffee, sollte sich Onkel Robert eben Zeit lassen, seinem Neffen Johannes - von seinen Freunden Joe genannt - eilte es nicht. Das Verrückteste war dieser Gewittersturm heute Nacht. Sollte dem Onkel doch etwas zugestoßen sein? Er beschloss sich einmal in der Gegend umzusehen und auch vielleicht herauszubekommen, wer eigentlich in dem Zimmer über ihm hauste. Joe musste nochmals zu seinem Zimmer zurück, da er den Ausflug nicht ohne eine Waffe machen wollte. Der Onkel hatte ihm vor Jahren eine Walther Pistole geschenkt, für die er keinen Waffenschein hatte, jedoch auch nie benutzte. Dazu gab es noch eine Hand voll Patronen, eigentlich wäre es vernünftiger gewesen die Waffe abzugeben, aber es war nun einmal eine Art Gedächtnisbild und Andenken. Als Johannes seine Etage betrat, hatte er ein komisches Gefühl, eine Art Vorausahnung. Irgend etwas stimmte hier nicht, der Schlüssel knirschte im Türschloß und er stand in seinem Zimmer.
Seine Wahrnehmung ließ ihn langsam versteinern, mitten auf dem Bett war eine rote Lache. Er trat näher an das Bett heran: „Was in drei Teufels Namen.......“ weiter kam er nicht, als er bemerkte, dass die Lache sich unaufhörlich vergrößerte. „Das ist Blut, es rinnt unaufhörlich von der Zimmerdecke!“, murmelte er vor sich hin. Sollte dies etwa mit den Ereignissen der letzten Nacht zusammenhängen? In fliegender Hast steckte er seine Walther Pistole in die Innentasche. Er rief die Rezeption an, das Reinigungspersonal möchte schnellstens kommen, er hätte eine Sauerei im Bett, scheinbar wäre irgendeine Leitung defekt, das ganze Bett wäre hinüber. Er hoffte, dass dann die Anderen die Polizei holen müssten und nicht er selbst. Er begab sich in das Stockwerk über seinem Zimmer, die Türe war nur angelehnt, er stieß sie mit dem Fuß auf, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Erst einmal stockte ihm der Atem. Neben dem Bett im Zimmer lagen mehrere Personen. Auf dem Tisch stand ein kleiner Mini Notebook, diesen nahm er vorsorglicher Weise erst einmal an sich. Auch eine Mappe in braunes Packpapier geschlagen nahm er mit. Aus welchen Gründen er handelte, konnte er nicht sagen. Instinktiv fühlte er, dass es richtig war und er nicht zufällig zu dieser Zeit an diesem Ort war.
Nachdem er bei weiterem Umschauen nichts gefunden hatte, merkte er, dass ihm übel wurde. In der Aufregung hatte er den starken Blutgeruch und die Fliegen nicht bemerkt. Joe konnte nicht feststellen, durch was die vier Personen die dort lagen zu Tode gekommen waren. Eines aber hatten alle gemeinsam, ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten. Jetzt war auch der Blutfleck auf seinem Bett erklärlich, wahrscheinlich war die Todesursache langsames verbluteten gewesen, das Blut hatte seinen Weg durch die altertümliche Decke bis zu ihm gefunden, Schauer durchströmten ihn.
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