Felix C. Volker - LEIDEN auf Ausländisch

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LEIDEN auf Ausländisch: краткое содержание, описание и аннотация

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Politische Korrektheit ist ein Ausdruck der Höflichkeit, des Respekts. Oder der Feigheit, um es politisch unkorrekt zu formulieren. Die sechs Geschichten in diesem Buch versuchen zu zeigen, dass wir alle, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, ob hier oder in der Wallachei, nicht in Schubladen gehören; sondern in einem riesigen Käfig, wo wir uns gegenseitig frei betrachten können − mit all unseren Ideen, Meinungen, Wehwehchen, Ängsten und Marotten. Dadurch würden wir wahrscheinlich nicht besser werden, als uns irgendein Gott erschaffen hat; dafür vielleicht etwas gelassener.
Der Autor selbst kommt aus dem Banat (das liegt irgendwo in der Nähe der Wallachei − für diejenigen, die das nicht wussten) und nimmt sich die Freiheit, mal an vernarbten Tabus zu kitzeln.
Felix C. Volker

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Noch bevor meine Schwiegermutter den Mund aufmachen konnte, stemmte der Mediziner seine gigantischen Hände in die Hüften.

„Mir wurde berichtet”, fuhr er mit demselben brachial slawischen Akzent fort, „dass Sie für Aufwand im Warteraum gesorgt hatten, ja? Und da steht auch”, las er weiter vom vorgehaltenen Blatt, „dass Sie auf der Hegelstraße wohnen! Ja? Nun, Frau Sssch...jerdjer , soweit ich weiß, diese Hegelstraße ist so, gaaaanz lang, ja furchtbar lang sogar, und da gibt’s wohl mindestens drei Hausarztpraxen, ja? Und die alle schließen frühestens um siebzehn Uhr, sogar freitags, stimmt’s? ... Hm?”

Sein verhältnismäßig schmaler Mund zog sich unzufrieden zusammen und verschwand

schließlich in den braunen, lockigen, nahezu rasputinisch ungepflegten Bart. Während er sprach, wanderten seine buschigen Augenbrauen mal nach oben, mal nach unten, schafften es aber nicht, die pechschwarzen, penetranten Augen völlig zu verdecken.

„Nna jaa”, stammelte die Patientin, und ihr Blick landete verlegen auf seine gewaltigen, weißen Lederlatschen.

Mir fiel plötzlich die Vermutung ein, dass sie jetzt den enormen Herrn Doktor nicht fragen würde, ob er etwa auch Spätaussiedler sei, ob er vielleicht aus Russland käme und wie lange schon. Und Rasputin würde auch nicht erfahren, dass sie selber aus Rumänien kam, sie aber eine echte Deutsche sei – eine Banater-Deutsche halt, und dass ihr Name ursprünglich Serder gewesen sei, ohne Zett, welcher Name inzwischen magyarisiert worden war, als die Ungarn in 1940 – also nach dem zweiten Wiener Schiedsspruch ... Weil ihr Vater sich damals in Klausenburg aufhielt, und somit … Und dass sie in der Grundschule bei den Ursulinen gewesen sei – damals, als die Kommunisten noch nicht ... In einem Wort alles, worüber das ganze Lagerpersonal in Unna-Massen, dann ihre ganze spätere Nachbarschaft, sowohl wie auch sämtliche Sachbearbeiter von verschiedenen Ämtern, vielleicht sogar die Feuerwehrsanitäter von gerade eben und viele andere unschuldige Leute schon Bescheid wussten.

„Ahaaa! Also das wussten Sie doch”, flötete jetzt Doktor Weber in Tenorhöhe und nickte bedeutsam, wie aufgeklärt. „Aber irgendein einfacher Hausarzt ist Ihnen wohl nicht gut genug, naa? Wegen Ihren furchtbaren Leiden mussten Sie unbedingt einen Krankenwagen in Anspruch nehmen, mit Tatü-Tata, weil Sie ja ausgerechnet einem Unfallchirurg vorstellig werden wollten, nicht wahr? Und siehe da, Sie haben es tatsächlich geschafft: Ich bin nämlich Unfallchirurg, bitte schön! Also, gratuliere!”

Er schnaubte verärgert in den Bart, und musterte angewidert zuerst Schwiegermutters Frisur, danach die jüngere, noch immer strammstehende Schwester, dann die andere, die auch nicht sehr fröhlich aussah. Nachher, ganz flüchtig, sogar mich.

„So, wo fehlt‘s denn?”, brummte der Doktor schließlich, und sein Blick drückte Schwiegermutter noch tiefer in den Rollstuhl hinein.

„Hier ...” sagte sie leise, „und hier ... und da links”, und sie deutete keuchend an allen Körperstellen, die sie in dieser Lage erreichen konnte. „Solche Schmerzen habe ...”

„Seit wann?”

„Seit ... gestern”, log die Patientin, blauäugig. „Seit gestern Abend, ja. Und ich habe mich auch mehrmals erbrochen!” Das klang wie ein Trumpf, und Schwiegermama schob heldenhaft das Kinn hervor.

„Ach, das auch noch, hmm ... Stehen Sie mal auf!”, befahl ihr Rasputin und trat entschlossen mit einem Latschen auf die Stuhlbremse. Ein Knall war in unmittelbarer Nähe von Schwiegermutters rosafarbenen Pantoffeln zu hören, dann deuteten einige weitere Klänge, dass irgendein Mechanismus in den Innereien des Fahrzeugs sich endgültig verabschiedet hat.

Doktor Weber drehte theatralisch langsam den Kopf zur Seite und schenkte der Schwester, die uns dorthin geführt hatte, einen vernichtenden Blick über die Schulter.

„Von der Werkstatt”, stotterte eilig die Frau, „wurde mir gesagt, dass alles wieder in Ordnung sei ...”, aber der Unfallchirurg zeigte sich nicht bereit, ihr weiter zuzuhören – also beeilte sie sich, der Patientin aus dem Sitz zu helfen und den hässlichen Rollstuhl zur Seite zu stoßen.

Kaum war Schwiegermutter auf den Beinen, streckte der Mediziner einen unendlich langen Arm aus, stellte die Handspitze unterhalb ihres Brustbeins und drückte einmal, kurz und heftig.

„Au!”, schrie Schwiegermutter jämmerlich auf, kurz mit den Armen rudernd, und fand ihr Gleichgewicht in den Armen der Schwester wieder.

„Tut weh, ja? Sag‘ mal, was haben Sie zuletzt gegessen?”

„Nnnichts ... Also ...”

„Wie, nichts?“, dröhnte der Arzt, „was haben Sie denn erbrochen?”

„Ach so. Ein bisschen Linsensuppe, aber das war früher ...”

Doktor Weber rümpfte seine fleischige Nase und tastete etwas tiefer und mehr nach rechts an ihr Bauch.

„Früher, ja? Blähungen haben Sie auf jeden Fall immer noch ... Aber das spielt keine Geige ... Und hier?”

Er hob die Hand an ihre Kopfhöhe und stieß seinen Daumen, der wie eine Rübe mit Nagel aussah, unter Schwiegermutters Ohr.

„Auuu”, jammerte sie, verzweifelt, und ich hatte für das erste Mal den Eindruck, seitdem wir uns in diesem Raum befanden, dass sie nach meinen Blick sucht.

Unbeirrt fing der Mediziner an, um sie herum zu kreisen, mit einer Beweglichkeit, die an eine vermeintliche Vergangenheit als Basketballspieler deutete, und verpasste ihr, bei der Gelegenheit, noch etliche Schubs in die Rippen und in die Wirbelsäule, dann griff er ihr von Hinten völlig unelegant in den Nacken, wie ein geärgerter Wirt. Die Lage drohte außer Kontrolle zu geraten und ich fragte mich, wie lange sich Schwiegermutter noch auf diese kurzen Aufschreie beschränken würde ... Aber mit dem Griff in ihrem Nacken endete die ungewöhnliche, für mich, zumindest, doch hochinteressante Untersuchung.

„Sie haben versucht, etwas von dem obersten Regalboden runterzuholen, waren aber zu faul, die Trittleiter zu nehmen!”, brummte ihr Doktor Weber in den Scheitel, so herzhaft, dass ihre Locken zitterten.

Schwiegermutter runzelte zuerst die Stirn, als ob sie nachdachte, und gestand schließlich mittels eines resignierten Nickens.

„Aha, das haben Sie, also! Gut. Und jetzt entspannen, alles auflockern, ja?” und er tat einen Schritt nach rückwärts. „Schööön locker, der gaaanze Leib, klar? Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Paaark, am Teichuuufer, gucken gelassen zu den Enten und wissen dabei, dass Ihre Rente gaaaanz bestimmt zum Monatsende überwiesen wird ... Ja?”

Der Mann gefiel mir immer besser.

„Jaja”, versicherte die Patientin, lahm.

Doktor Weber wartete noch, bis Schwiegermutters hängende Arme die richtige Schlaffheit erreicht hatten.

„Die Enten, ja?” sagte er, unerwartet sanft.

„Aha ...”

Blitzartig fiel er ihr erneut in den Nacken, übte dabei, mit seinem Oberkörper eine äußerst dynamische Figur aus, die zugleich an so was wie Judo, Kunstschlittschuh und Ringen in einem erinnerte, und zwar so schnell, dass ich sämtliche Einzelheiten schlicht verpasste. Das einzige, was ich deutlich mitbekam, war, dass Schwiegermutters Pantoffeln kurz in der Luft schwebten und dass ich instinktiv meinen Rücken gegen den Blechschrank drückte: Krach! Pack! – schallte Schwiegermutters kompaktes Knochengerüst, dann landete sie wieder auf die Füße.

„So, jetzt gehen Sie nachhause”, brummte Doktor Weber, als er seine Pranken in die Hosentaschen steckte. Er haspelte noch einmal in den Bart, drehte sich majestätisch um und trampelte zurück zum Schreibtisch.

Es war schon richtig kalt als wir in den wolkenlosen Abend losfuhren. Schwiegermutter versuchte gar nicht mehr, sich mit dem Sicherheitsgurt auseinanderzusetzen, und ich verlor auch kein Wort mehr darüber. Der Wagen setzte sich in Bewegung und sie atmete einmal tief durch.

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