An dieser Stelle schaltete sich Mora wieder in die Bildsprechverbindung ein. „THERRA-X an alle, Auftrag wurde verstanden. Kapitän Hor, wir fliegen jetzt eine 180°-Kurve und setzen uns dann knapp vor dich. Bitte folge meinem Schiff.
Was deine Frage nach dem Landeplatz bei den Pyramiden des Pharaos angeht – nun, die Zeit der Pharaonen ist auf der Erde schon lange vorüber. Ihr wart scheinbar schon länger nicht mehr bei uns zu Besuch. Heute herrschen auf TERRA andere Verhältnisse. Weitere Erklärungen dann später nach eurer Landung.
Ich melde mich vor dem Endanflug wieder und nehme deine CHRONOS dann mit einem weiteren unserer Schiffe per Traktorstrahl von schräg oben ins Schlepp, damit du deine beschädigten Impulstriebwerke abschalten kannst.“
„Verstanden THERRA-X, wir folgen euch“, antwortete jetzt der leitende Funkoffizier der CHRONOS, Hotep-Nur. Übrigens funktionieren unsere Antigrav-Triebwerke einwandfrei, sodass wir bei unserer Notlandung das Abbremsen unmittelbar vor dem Aufsetzen selbst übernehmen können.“
„Sehr gut CHRONOS, dann mal los!“, erwiderte Mora Kranz, ehe sie die Funkverbindung zur CHRONOS wieder unterbrach.
„Und ihr passt auf, dass die hinter uns keinen Blödsinn machen“, wies Mora nun die Waffen- und Ortungszentrale der THERRA-X und das jetzt ebenfalls ungetarnt fliegende Begleitschiff THARO an. „Beim geringsten Anzeichen, dass die ihre Waffen hochfahren, pusten wir sie nämlich bis nach Alpha Centauri!“
Doch Moras Besorgnis erwies sich als unbegründet. Der aus der Nähe sichtbar nur im Heckbereich leicht beschädigte Kreuzer CHRONOS der Horusianer folgte der THERRA-X im Langsamflug auf dem angewiesenen Kurs.
Inzwischen hatte US-Präsident Glenn Parker seinen Chief of the Air Force angewiesen, den für das erwartete horusianische Schiff vorgesehenen Absetzplatz auf dem Rogers Dry Lake der Edwards AFB zu markieren, abzusperren und zugleich ein Quarantänegebiet von mindestens zwei Kilometern Radius rund um den Landepunkt einzurichten.
„Großfürst Kendo-Khar an den horusianischen Kreuzer CHRONOS“, meldete sich kurz darauf der larojanische Verteidigungsminister per Bildfunk.
„Kapitän Hor-Ench-Amun, hier spricht noch einmal der Chefadmiral der larojanischen Flotte. Wir haben mit unseren zuständigen terranischen Verbündeten soeben entschieden, dass wir euch nach eurer Landung zunächst einmal für kurze Zeit isolieren, um euch medizinisch zu untersuchen.
Du musst wissen, dass auch mein Heimatplanet LARO 5 vor vielen Jahren von der gleichen Fremdrasse angegriffen wurde, wie ihr. Und damals wurde ein Großteil meines Volkes nicht nur durch ihre Schiffswaffen, sondern auch durch einen Bio-Erreger umgebracht, den diese Insektoiden auf der Oberfläche unseres Planeten versprüht hatten.
Bitte habt deshalb Verständnis, dass sich nach eurer Landung erstmal unsere Ärzte um euch kümmern werden. Wir müssen uns nämlich vergewissern, dass ihr nicht unwissend eine derartige Infektion zu uns einschleppt.
Ich selbst stehe dir natürlich sofort nach eurer Ankunft zur Verfügung und werde deshalb mit den lokal Verantwortlichen der Erde in wenigen Minuten zu dem angewiesenen Landeplatz an der nordamerikanischen Westküste aufbrechen.“
Mit Blick auf den US-Präsidenten und dessen Verteidigungsminister fügte er sogleich leise hinzu: „Ich hoffe, dass Sie dem zustimmen können, Mr. President.“
Und noch während Präsident Parker bejahend nickte und seinem Außenminister leise befahl, vor Ort in der UN-Zentrale zu bleiben, meldete sich der Kommandant der CHRONOS erneut:
„Ich verstehe Eure Besorgnis, Großfürst Kendo, auch wenn ich meine, dass wir nicht von Bio-Waffen der Insekten infiziert wurden. Also, einverstanden! Ich freue mich schon darauf, Sie und Ihre Leute zu treffen. Aber bitte bringt auch Lebensmittel mit. Ein Teil meiner Passagiere ist inzwischen seit Tagen nahezu ohne Wasser und Nahrung.“
„Wir veranlassen alles Nötige, Kapitän Hor, keine Sorge. Die euch begleitende THERRA-X hat zudem meine Gesundheitsministerin, Fürstin Mora-Sher, an Bord, die derzeit als Leitende Ärztin meines gegenwärtigen Flaggschiffs fungiert. Und ihre Fähigkeiten sind, dank der von ihr mitentwickelten larojanischen Medizintechnik unübertroffen.“
„Es ist sehr beruhigend, das zu hören“, erwiderte Kapitän Hor-Ench-Amun. „Auch glaube ich, dass wir nach unserer Landung viel bereden müssen. Denn nicht nur ich habe Fragen – ich denke, dass Sie und Ihre Verbündeten noch mehr Fragen an uns haben werden.“
„Da hast du absolut Recht, Kapitän. Und ich freue mich schon sehr, persönlich deine Bekanntschaft zu machen“, entgegnete Großfürst Kendo-Khar, ehe er noch freundlich hinzufügte: „Und jetzt wünsche ich dir und deiner Besatzung zunächst einmal eine glückliche Landung!“
Kapitel 6 Die Landung der CHRONOS – 12.12.2015
Obwohl die UN-Vollversammlung so abrupt unterbrochenen worden war, blieben die meisten Konferenzteilnehmer, wegen der angekündigten Verschiebung der Abschlussveranstaltung, für den Rest des Wochenendes in New York.
Wie sich zeigte, war, angesichts der neuen Situation, nämlich keiner der vor Ort anwesenden Staatschefs zu einer vorzeitigen Abreise bereit. Vielmehr wollte man genauer erfahren, was genau es mit der überraschenden Ankunft des horusianischen Raumkreuzers CHRONOS im erdnahen Raum auf sich hatte.
Die CHRONOS war, mit tatkräftiger Hilfe der THERRA-X sowie der THARO, schließlich noch am späten Freitagnachmittag auf exakt dem Trockensee des Edwards Field niedergegangen, der bereits den früheren Space-Shuttle-Missionen als Landeplatz gedient hatte. Und das ruhige und für die Jahreszeit typische Wüstenklima hatte die Notlandung bei frühlingshaften Temperaturen sowie blauem Himmel mit extrem klarer Sicht vorteilhaft begünstigt.
Die THERRA-X hielt im Endanflug dicht über der CHRONOS einen parallelen Kurs und verankerte dabei vier Magnettrossen an der Pyramidenbasis, während die knapp darunter fliegende MHARIN die Spitze des Pyramidenschiffs stabilisierte.
Und kurz nach der geglückten Landung des fremden Raumkreuzers hatten auch die THERRA-X sowie die zwei in New York zurückgebliebenen Beiboote des Flaggschiffs mit Shira-Khor, Kendo-Khar und der US-Delegation auf dem besagten Flugplatz der amerikanischen Luftwaffe aufgesetzt.
Außerdem hatten es sich auch die meisten führenden westlichen Staatschefs nicht nehmen lassen, mit dem zweiten Shuttle der THERRA-X vom kalten New York ebenfalls nach Kalifornien zu fliegen.
Und zur Überraschung aller brachte die THERRA-X-2 auch den russischen Präsidenten Yuri Semjow sowie den chinesischen Premier Li-Chen Ling mit.
Nach den unter Quarantänebedingungen von Ministerin Mora-Sher und ihren zahlreichen Medizinandroiden durchgeführten Untersuchungen, konnten die Ärzte bis zum Morgen des folgenden Tages jedweden Bio-Erreger ausschließen.
Damit war klar, dass sowohl die Besatzung der CHRONOS, als auch die von ihr geretteten horusianischen Passagiere grundsätzlich gesund waren, und dass deshalb keinerlei Infektionsgefahr für die Bewohner der Erde bestand.
Während die Passagiere der CHRONOS im Anschluss mit Essen und Getränken versorgt wurden, überlies Shira-Khor klugerweise dem US-Präsidenten als Hausherrn den offiziellen Empfang der horusianischen Besatzung.
Das provisorisch organisierte Begrüßungszeremoniell, bei dem auch der russische und der chinesische Premier beim gegenseitigen Händeschütteln in der ersten Reihe gestanden hatten, war am späten Samstagvormittag rasch zu Ende gegangen.
Und schon wenig später lud der amerikanische Präsident alle anwesenden Regierungschefs sowie die Führungsoffiziere der CHRONOS, zusammen mit den larojanischen Regierungsvertretern, nach einer mittäglichen Stärkung in der Offiziersmesse des Militärflugplatzes, in einen hastig freigeräumten Lageraum der Edwards Air Force Base ein.
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