Shanghai Express
Marlenes nächster Film ist eine aberwitzige Geschichte, die in einem Schnellzug zwischen Peking und Shanghai, zur Zeit des chinesischen Bürgerkriegs, spielt. Marlene bietet ihren Körper einem Rebellenführer an, um ihren Geliebten, einen britischen Offizier, davor zu retten geblendet zu werden. Dieser nimmt ihr diesen Seitensprung übel, er weiß nicht, dass sie es getan hat, um sein Augenlicht zu retten, Marlene ist auch zu stolz es ihm zu sagen, trotzdem kommt es zu einem Happyend.
Hinter der Kamera kocht sie häufig für Sternberg, und schläft mit ihm. Sie findet es ganz natürlich einen Mann mit Sex zu belohnen, der sich so stark dafür einsetzte, dass sie zu Weltruhm kommt. Das bedeutet aber nicht, dass sie nur mit ihm schläft, eine ausschließliche Beziehung lehnt sie ab. Es ist aber sicher, dass sie sehr viel für Sternberg empfand, seine Gehemmtheit gegenüber Frauen, seine Einsamkeit in seiner künstlerischen Kreativität, seine Sehnsucht nach unbekümmerter Sinnlichkeit, tröstet sie gerne mit ihrem Körper.
In diesem Film gibt es auch wieder ein Alter Ego des Regisseurs, es ist natürlich der eifersüchtige Geliebte. Das Happyend in der Geschichte spiegelt, trotz permanenter Untreue, auch wider, dass Marlene immer noch für Sternberg kocht und mit ihm schläft.
Blonde Venus
Hier wird die gleiche Geschichte wie in Shanghai-Express erzählt. Eine Frau schläft mit einem anderen Mann, um das Leben ihres Mannes zur retten, diesmal ist der Mann ein Wissenschaftler, der nur durch eine teure Operation gerettet werden kann.
Der kranke Wissenschaftler wird operiert und ist wieder gesund, erfährt von dem Seitensprung seiner Frau und verlässt sie und nimmt ihr den Sohn weg. Die Heldin flieht mit dem Sohn und arbeitet als Prostituierte um sich und ihren Sohn zu ernähren.
Der Mann, mit dem die Heldin geschlafen hat, um von ihm Geld für die Operation ihres Mannes zu erhalten, klärt honorig den Ehemann über die wahren Beweggründe seiner Frau auf und es gibt ein Happyend.
In diesem Film verklärt Sternberg Marlenes Mutterliebe und ihre Opferbereitschaft. Im Wirklichen Leben Marlenes gab es beides, aber nicht so ausschließlich, wie Sternberg Marlene in seinem Film darstellte.
Marlene kümmerte sich liebevoll um ihre Tochter, überhäufte sie mit Geschenken, war aber die meiste Zeit abwesend. Ihre Tochter schrieb ein Buch über ihre Mutter, in dem auch deutlich wird, dass sie unter der Abwesenheit ihrer Mutter und den vielen Vätern gelitten hat.
Mütterliche Gefühle zeigt Marlene auch für ihre Liebhaber. Für einen Liebhaber oder eine Liebhaberin zu putzen, einzukaufen oder ihn einfach mit ihrem Körper zu trösten viel ihr leicht. Es war sogar so, dass ein Liebhaber, der ihre Fürsorge brauchte, für sie besonders anziehend war und diese Affären oft mit Freundschaft endeten.
Die scharlachrote Kaiserin
Es ist ein Film, in dem Sternheim eine Ausstattungsorgie aufführt, um die Dekadenz der russischen Gesellschaft zu zeigen. Marlene spielt Katarina die Große, die von der naiven Prinzessin, zur gewalttätigen Herrscherin wird und sich ein ganzes Regiment von Liebhabern hält.
Es ist ein Film, in dem die Promiskuität der Heldin ins gigantische, wahnsinnige gezogen wird.
Ich weiß jetzt nicht wie viele Männer ein Regiment bilden, am Ende von Marlenes Leben könnte sie, was die Anzahl der Liebhaber und Liebhaberinnen betrifft, nicht so weit von einem Regiment weg gewesen sein.
Es ist trotzdem ein Film in dem Sternberg seine Gefühle für Marlene ins Spiel bringt. Ein Mann wird von einer Frau zurückgewiesen, im Film ist das der Großherzog Peter, die Zurückweisung trägt bei Peter dazu bei, dass er wahnsinnig wird, er mordet wahllos.
In den Dreharbeiten quält Sternheim Marlene, er lässt sie unnötig Szenen wiederholen, er ist despotisch und schroff mit ihr, er verlangt von ihr alles genauso zu machen, wie er es in seiner Fantasie sieht und lässt ihr keinen eigenständigen künstlerischen Spielraum.
Aus dem Großherzog macht er einen grinsenden, verrückten Zwerg, der seine Spielzeug Soldaten herumkommandiert, eine Kopie seiner selbst als Regisseur. Ein Idiot, der dazu verurteilt ist von der Frau im Stich gelassen zu werden, deren Schönheit ihn hilflos macht.
The Devil is a Woman
Der Film spielt in Südspanien während des Karnevals. Marlene spielt die Tänzerin Concha. In ihrem früheren Leben stürzte sie einen Mann, Don Pasquale, der ihr aufrichtig zugetan war, ins Unglück. Ein Freund Don Pasquales verliebt sich in Concha, Pasquale warnt ihn vor ihr, sie sei eine Frau, die Männern ins Unglück stürzt. Der Freund trifft sich trotzdem mit Concha, als Don Pasquale seinen Freund mit Concha antrifft, entflammt seine Eifersucht erneut und er fordert seinem Freund zum Duell. Don Pasquale wird bei dem Duell verwundet, und sein Freund flieht mit Concha ins Ausland. An der Grenze kehrt Concha um und geht zu Pasquale zurück.
Während der Dreharbeiten erreicht Marlenes Promiskuität einen Höhepunkt. Sie ist fest liiert mit Mercedes de Acosta, der Geliebten von Greta Garbo und bekennenden Lesbe, keine hübsche Schauspielerin ist vor ihren direkten Anträgen nach Sex sicher, sie trägt nur mehr fantasievolle Männerkleidung. Als sie der resoluten Kollegin Lombard, der späteren Frau von Clark Gabele, täglich Sträußchen und zärtliche Zeilen schickt, forderte diese sie auf das doch zu lassen und vorbei zu kommen, wenn sie da ist.
Ihren Alkoholkranken Kollegen Jon Gilbert bringt sie zumindest vorübergehend vom Alkohol weg, indem sie ihn dazu überredet medizinische Hilfe anzunehmen, auch ihm gibt sie Zuversicht, in dem sie ihm auch ihren Körper schenkt, sehr zum Missfallen von Sternberg und Mercedes.
Sternbergs Alter Ego ist Don Pasquale, ein Mann, der sich der Verführungskraft einer Frau nicht entziehen kann und weiß, dass er eine Frau liebt, die alles von ihm nimmt und nichts zurückgibt, das dürfte auch die Ansicht Sternbergs über die Beziehung zu Marlene gewesen sein.
Er quält Marlene, mit nutzlosen Wiederholungen, ist ungeduldig und schroff. Marlene leidet, erträgt aber tapfer die Qualen, die ihr Sternberg auferlegt.
Der Film wird in den USA zum Flop und darf im Ausland nicht gezeigt werden, die spanische Regierung unter Franco interveniert, sie sieht in dem Film, in dem ein spanischer Offizier von einer unmoralischen Frau gedemütigt wird, eine Beleidigung Spaniens. Der Film verschwindet für viele Jahre in den Archiven der Filmgesellschaft.
Es ist der letzte Film den Sternberg und Marlene drehen, Sternberg verlässt die Paramount, Marlene erhält einen lukrativen neuen Vertrag.
Marlene erfindet sich in den kommenden Jahren immer wieder neu. Sie dreht Filme, in denen sie sich selbst parodiert, alle Regiegrößen wollen mit ihr filmen. Sie macht großartige Filme mit Wilder, Orson Welles, Lubitsch und Hitchcock.
In keinem ihrer späteren Filme ist sie so schön, wie in den Filmen mit Sternberg.
Sie leistet einen Beitrag als Truppenunterhalterin zum Durchhaltewillen der US Truppen in Europa, sie macht Filme in denen sie auch als Schauspielerin brilliert (z.B. in Zeugin der Anklage), sie zieht mit einem Soloprogramm als Sängerin und Entertainerin durch die Welt und beendet ihr Karriere erst mit 75 Jahren.
Sternberg ist nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Marlene ausgebrannt, er macht einen langen Urlaub, dann filmt er wieder, erreicht aber nicht mehr das Niveau der Filme, die er mit Marlene gedreht hat. Erst sehr viel später, 1953 gelingt ihm noch einmal ein herausragender Film “Anathan“, auch dieser Film glänzt durch die Schönheit einer Frau. Auch dieser Film, wie alle anderen Filme, sind an den Kinokassen ein Flop.
Marlene Dietrich und Jean Gabin
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