„Weil Frau Krämer auf Nummer Sicher gehen wollte mit diesem heißen Geschäft, kam ihr eines Tages ein Gast sehr zu passe. Der verwitwete Hauptkommissar i.R. Paul Krüner mietete sich immer mal wieder über ein Wochenende ein und nutzte auch Sauna und Pool, die Frau Krämer hatte einbauen lassen, um mehr Gäste anzuziehen. Sie bat ihn um Rat. Er fühlte sich geschmeichelt und erarbeitete sowas wie Allgemeine Geschäftsbedingungen. Was also nicht in den Schachteln enthalten sein dürfe: Waffen, Munition, Parfums, Flüssigkeiten, Schwarzgeld. Nach zehn Jahren oder wenn der Tod früher eintreten würde, wird alles verbrannt. Keine Aushändigung an Zweite oder Dritte. Nie!
Die Öffnung nach Ablauf der Mietzeit erfolgte stets im Beisein des Kommissars, damit alles seine Richtigkeit hat. Aber mit dem Verbrennen war man ebenso wenig konsequent wie mit dem Hüten der Namen. Besonders schöne Liebesbriefe, kostbare Memorabilien, Schmuck, goldene Ringe, erotische Fotos wanderten in eine besondere Kassette, bald in ein zweite. Beide wurden oben in Gisela Krämers Wohnung aufbewahrt. Zweitschlüssel beim Kommissar. Und auf einmal war eine Kassette weg, geklaut. Von wem? Wer hatte einen Schlüssel zu ihrer Wohnung? Genau wissen wir es nicht. Aber i c h weiß, wo sie sich bis vor wenigen Tagen befunden hat – im Keller des vertrauensvollen Kommissars. Diesen Beweis kann ich nicht verwerten, weil ich mir mit einem Trick Zugang verschafft hatte.
Bei seinen zahlreichen Besuchen und Wochenend-Aufenthalten im Parkhotel Krämer verliebte er sich in die Service-Kraft Liang Sook, ein schlankes, attraktives Thai-Mädchen, das an der Münchner Uni studierte. Sie war ihrerseits befreundet mit einem IT-Studenten der Technischen Universität, der im gleichen Studentenheim wohnte. Er verdiente sich zusätzlich Geld damit, dass er für die Firma SpyTronix in Gebäuden Brandmelder installierte, wie das Gesetz es befahl. So auch im Hotel Krämer. Er war ein Tüftler und konnte immer bei SpyTronix basteln, wenn er nicht im Einsatz war. Seine Spezialität: in Brandmelder eingebaute Minikameras und Wanzen mit Speicherkarten. Damit ließen sich in Hotelzimmern, in Schlafzimmern, in Bädern voyeuristische Videos filmen. Die Speicherkarten wechselte er bei Wartungsarbeiten aus. Oder es half ihm im Parkhotel schon mal Liang Sook aus. So entstanden zahlreiche diskreditierende Filmchen auch über liebeshungrige Prominente. Liebe macht bekanntlich blind, aber dass sie einen Mann mit bisher tadellosem Ruf und Zugehörigkeit zur kultivierten oberen Gesellschaft so umnebeln kann, dass er beschließt, mit seiner Geliebten durchzubrennen und das Geld dafür erpresserisch zu beschaffen, nämlich bei Frau Krämer, indem er ihr anonym eine Kostprobe aus der von ihm gebunkerten Kassette zu kommen lässt, mit einer Forderung von 500.000 Euro, das ist schon krass. Zugleich berät er dieselbe Frau Krämer, wie sie mit dieser Erpressung umgehen soll. Er verspricht ihr, bei der Geldübergabe den Ganoven höchstpersönlich zur Strecke zu bringen. Angeblich gelingt es ihm, die Summe auf 400.000 Euro runter zu verhandeln. Um die Geldübergabe zu organisieren, nämlich in einer Kombination mit Bike an Land und Boot über den Starnberger See, nehmen sie Liangs Freund Hellrich in ihr nunmehriges Trio auf. Alles klappt. Krüner wartet im Dunkeln auf der Westseite und gibt Lichtzeichen. Liang und Fabian paddeln mit der Beute und reichlich Alkohol los. Sie besaufen sich vor Glück, der Fabian will ihr offenbar an die Wäsche, sie knallt ihm eine Flasche auf den Kopf, denn er hat seine Schuldigkeit getan und kann nur noch gefährlich werden. Krüner zieht das Boot ins Schilf, entnimmt Beute und Liangs Kleidung in NORMA-Plastiktüten. Mit einer zersplitterten Flasche schlitzt er die Kammern auf und unternimmt nichts, den noch lebenden Jungen zu bergen, im Gegenteil, er zieht ihn ins Wasser und lässt ihn ertrinken. 400.000 durch 2 ist mehr als durch 3.“
Inzwischen war es dunkel geworden. Vor lauter Spannung hatte Peter ganz vergessen nachzuschenken.
„Und warum musst ausgerechnet du dich hier verkriechen?“ wollte Elli wissen.
„Ich habe das verbrecherische Pärchen hier in Bozen ganz durch Zufall entdeckt, aber sie sind mir durch die Lappen gegangen. Das Nest in Gries, in der Pension 'Calendula', war leer, die NORMA-Tüten auch. Beide sind mit den von Krüner aus der Asservatenkammer gestohlenen Pässen nach irgendwo geflohen.“
„Aber das spricht doch eher für dich!“
„In München gilt es, mich maultot zu machen. Denn der Krüner, das ist sowas wie ein Heiliger. Der macht sowas nicht. Und wenn er es gemacht hat, dann nur unter Drogen oder Hypnose oder als Opfer einer chinesischen Software, mit deren Hilfe der Elektroniker Fabian den Kommissar umgedreht hat. Jedenfalls stehen solche Sachen in der Zeitung. Und ich habe gewagt, an diesem Idol zu rütteln. Ich wurde entlassen! Natürlich mit Maulkorb. Aber die Presse ist hinter mir her und vermutlich der Krüner auch; denn alle wissen, dass ich immer noch über die Beweise verfüge. Hier in meinem Kopf und zum Teil noch auf meinem Notebook, im Handy und in einem USB-Stick. Den würde ich Euch am liebsten mitgeben. Ein Weingut hat viele Verstecke.“
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