Wild, hemmungslos und leidenschaftlich hatte ich ihn schon auf Distanz eingeschätzt, und das erwies sich als richtig.
Wir machten nicht gemeinsamen Sex, nein Andreas bestimmte den Ablauf, er nahm mich. Wie er es wollte. Von vorne, von hinten, der Seite, oben, unten, lecken, küssen, fummeln und fingern, er war wendig wie ein Aal und seine Hände und auch der Mund waren überall. Mir wurde fast schwindelig so sehr war Andreas in Aktion. Allerdings musste ich ihn einmal energisch ausbremsen, als er versuchte ohne Kondom in mich einzudringen. Zwar reagierte er mit erstauntem Blick, aber er akzeptierte es sofort.
„Du bist wirklich eine Granate, Ruth.“ Sagte er, nachdem er zweimal abgespritzt hatte und er endlich befriedigt, auf der Matratze ruhte.
Als er geduscht war fragte er beim anziehen: „Mein Bruder hat mir nicht zu viel versprochen. Ich komme gerne wieder. Sag, was kriegst du denn jetzt?“
Ich schüttelte irritiert den Kopf, erwiderte: „Das gleiche wie die anderen Mädels auch, oder denkst du ich bin teurer?“
Er stutzte kurz, dann lachte er: „Nein, ist okay. Ich frag ja nur.“
Nachdem Andreas gegangen war saß ich total gerädert in meinem Schreibtischsessel und dachte über diese seltsame Frage nach, während ich einen heißen Kaffee schlürfte. Bisher hatte jeder Kunde, der vorher hier schon Massage-Kunde war, die gleiche Frage gestellt. Holger, Berni, Peter und nun auch Andreas. Nur Michael nicht, der hatte mir unaufgefordert einen Fünfziger hingehalten und war diskret darüber hinweg gegangen. Ja verdammt, was glaubten die anderen Herren denn? Dachten die ich sei billiger oder teurer? Das hätte ich gerne mal gewusst. Vielleicht könnte ich ja mehr nehmen? Oder wollten die gar weniger bezahlen? War ich weniger wert weil ich älter war? Oder weil ich die Chefin war? Nee- dann müsste ich ja teurer sein. So ein Unfug!
Als Michael sich telefonisch anmeldete hatte ich mich wieder erholt.
Artig reichte er mir wieder unaufgefordert das Geld und ich stellte erstaunt fest dass er mir siebzig gegeben hatte.
Ach wie schön. Trinkgeld. So sollte es bei allen Kunden sein, unaufgefordert, bevor es zur Sache ging und ab und zu ein kleines Zubrot in Form eines Trinkgeldes von 20 bis 30 Prozent. So hätte ich es am liebsten. Dachte ich grinsend.
Überhaupt war Michael ein angenehmer Kunde- freundlich, höflich, bescheiden und dankbar für die Zuwendungen. Nur die Socken - oh nein!
Danach rief ich gut gelaunt meine Tochter an, bat sie, mich abends abzuholen. „Aber erst nach Feierabend. Nach sieben. Ich muss mir die Haare färben. Hilfst du mir dabei?“ bat ich.
„Gerne Mama, bin ich kurz nach sieben da. Bis gleich.“ Es kam kein Einspruch mehr, wegen meiner Arbeitszeiten.
Noch bis kurz bevor Rabea und Rubina kommen würden amüsierte ich mich mit meinen Chat-Partnern bei vögeln. Mein Profil war gut besucht, ich hatte 14 Mails in meiner Abwesenheit erhalten und während ich online war bestürmten mich viele User mit Angeboten und Fragen. Mehr oder weniger direkt, mal vorsichtig- freundlich, oder dreist- unverschämt aber eben auch amüsant und interessiert. Viele fragten nach dem Preis für eine halbe Stunde, weil diesen Herren der Hunderter zu teuer war. Das lehnte ich freundlich aber bestimmt ab, mit der Begründung, dass ich die Besucherzahlen gering und überschaubar halten wolle, was zwar nicht falsch aber auch nicht ganz richtig war. Ich wollte nicht sämtlichen Pöbel bedienen müssen und mich auch nicht unter Preis verkaufen. Nein, nur Stundenpreis, war meine Devise. Als es Zeit wurde die Färbeutensilien zusammen zu packen, weil Rabea bald kommen würde, war ich richtig traurig das Forum schließen zu müssen. Einen Termin hatte ich nicht ergattern können.
Es wurde ein gemütlicher Abend, wenn man von dem Geschmiere mit der Haarfarbe absah. Anschließend quälte mich die durchgelegene Couch bis zum frühen Morgen.
Als ich fertig angezogen schon im Hinausgehen war krabbelten Rabea und die Kleine gerade aus den Federn.
„Wo willst du denn jetzt schon hin?“ fragte meine Tochter verschlafen. „Was bist du denn so hektisch? Es ist erst kurz vor neun. Ich fahre dich doch. Warte!“
„Nein, lass nur, Kind. Ich nehme den Bus weil ich noch zu dem Chirurgen will. Du weißt ja 11 Uhr. Tschüss, bis später.“ Ließ ich mich nicht von meinem Vorhaben abhalten.
Die chirurgische Gemeinschaftspraxis bestand aus 4 Fachärzten, die jeweils ein Spezialgebiet hatten. Das Wartezimmer war total überfüllt. Es dauerte fast eine Stunde bis ich endlich den Arzt erblickte. Nachdem die Hand geröntgt war, legte der junge Facharzt gleich für die kommende Woche den Op-Termin fest. Auch er war der Meinung dass es sich um einen kleinen Eingriff handeln werde. Darin stimmten wir überein.
„Wenn Sie wollen können wir die Operation auch in unserer anderen Praxis machen. Dann hätten Sie Ihre Nichte dabei.“ Bot der nette Doktor mir an.
Ich schüttelte den Kopf und lehnte energisch ab: „Nein danke. Ich brauche niemand zum Händchen halten. Außerdem ist es hier näher für mich. Ich wohne ja in der Straße nebenan. Also dann bis nächste Woche.“
Eine meiner Nichten arbeitete seit vielen Jahren in der chirurgischen Praxis eines bekannten Unfallchirurgen, wo auch der Handspezialist zeitweilig tätig war. Doch ich benötigte keine moralische Unterstützung. Ich war stark genug.
Kaum zu Hause meldete sich telefonisch ein Kunde der mich in miete-mich gefunden hatte. Nachdem wir die Konditionen geklärt und die Zeit vereinbart hatten, klingelte gleich das zweite Telefon. Ein Massage-Kunde fragte nach einem Termin.
„Hallo, hier ist Lars. Kann ich um 15.30 kommen? Habt ihr dann eine Stunde für mich frei?“
„Wann warst du denn das letzte Mal hier, Lars?“ fragte ich vorsichtig.
„Och ist schon länger her. Ich war bei der blonden, ich glaube Kathi hieß sie. Kann das sein?“ überlegte er unsicher.
Ich sah mich gezwungen ihn aufzuklären: „Tja Lars, die ist nicht mehr hier. Um genau zu sein, außer mir ist niemand mehr hier, weil wir das Geschäft aufgegeben haben. Ich bin nur zum Bescheid geben und für Stammkunden hier. Tja...“
„Das ist kein Problem. Ich komme gerne zu dir. Du bist doch die hübsche Chefin? Oder nicht?“ unterbrach er mich schnell.
Geschmeichelt erwiderte ich: „Ja, ich bin die Chefin. Okay Lars, dann komm um halb vier. Bis gleich!“
Seine Stimme hatte sich sympathisch und relativ jung angehört. Jung hatte ich zwar nicht gerne, aber nur ne Massage, doch das ginge.
Ich triumphierte. 2 Stunden, das wäre doch geil. Erst um 14 Uhr der Freier von miete-mich und danach ne Stunden-Massage. Der Tag würde sich lohnen. Prima.
Frohen Mutes schaltete ich den Computer ein und fand bei miete-mich 2 uninteressante Mails, die ich gleich beantwortete. Aber in meinem vögeln-Profil erwarteten mich wieder 11 Mails. Als ich die Mail von einem „hamiltonmercedes“ öffnete starrte ich verdutzt auf eine Tasse Kaffee.
Was sollte das denn? Kein Wort nur eine Tasse mit dampfenden Kaffee? So was Blödes.
Ich klickte die nächste Mail an. Nachdem ich alle mehr oder weniger schweinischen Angebote und Fragen gelesen und dementsprechend beantwortet hatte, öffnete ich die komische Mail erneut.
Was war das für ein komischer Kerl. Ich las seinen Profiltext, der eigentlich eine eigene Personenbeschreibung sein sollte, was ich da las fand ich ulkig.
„Mario- Mietboy- der Gratis-Mann für Haus, Hof und Garten. Rasen schneiden, Blumen mähen? Schrauben- sägen, dübeln. Fenster putzen mit einer Tasse Kaffee? Mario der kostenlose Hausboy für die Dame. Massage gefällig? Anschreiben genügt, komme sofort. Aber in einen Porsche Turbo passt kein Rasenmäher.“
Was sollte bitte dieser Unfug? Der Kerl war ein Komiker. Unter Fantasien stand:
Читать дальше