1 ...8 9 10 12 13 14 ...19 „Sie will zum Frühstück kommen.“ „Na, da bin ich aber gespannt. Sollen wir ihr helfen?“ „Das kannst du vergessen, ihr Stolz wird sie beflügeln.“
Da höre ich auch schon jemand auf Krücken zur Türe hereinhumpeln. „Hallo, lass dich ansehen, dich hat es ja sauber erwischt.“
„Schau mich nicht an, ich habe mich gerade im Spiegel gesehen.“
„Du wirst schon wieder gesund. Nach ein paar Wochen wird alles vergessen sein. Wir werden dich tragen, füttern und deine Freundin wird dich anziehen und wickeln.“
„So stellt ihr euch das vor, aber ihr werdet euch wundern.“ Ich helfe ihr in den Stuhl. „Deinen Humor hast du aber nicht verloren, das ist das Wichtigste. Erzähl doch mal wie alles kam.“
„Er kam ganz einfach aus dem Wald.“
„Was denn?“
„Der Traktor mit dem Baum. Ich nahm meine alte Abkürzung. Ich brauste den Waldweg entlang, als ein Traktor mit einem Baum mir in die Quere kam. Auf Waldboden zu bremsten hast du sicher nie versucht, also lass es bitte. Ich krachte voll in den Traktor. Als ich wieder aufwachte, war Betti am Krankenbett. Eigentlich hab ich ja noch Glück gehabt. Sie sagten mir, dass alles noch dran sei. Auch alles verheilen wird, eine kleine Narbe wird an der Stirn bleiben. Schönheit, kann man eben nicht zerstören.“
„Komm, beiß mal ab.“ Betti erhebt Einspruch, „das ist meine Aufgabe.“
„Oh, Verzeihung, ich wollte euch nicht in die Quere kommen.“ Barbara fängt an zu lachen. „Da brauchst du nicht zu lachen, ich habe schon aus deinen Erzählungen entnommen, dass du Manfred magst.“
„Das klingt ja nach Eifersucht. Dass finde ich toll, auf keinen Fall werde ich mich zwischen euch stellen. Also bitte Betti, füttern, waschen und du weißt schon.“
Betti fährt nun etwas entspannter fort, „Ich allein werde mich um dich kümmern, dass wollte ich nur klarstellen.“
„Selbstverständlich“ ich wollte das Thema lieber verlassen, und so frage ich ob ich etwas Wäsche waschen kann.
„Schweif nicht ab, die Wäsche, nehme ich mit in die Waschküche, ich werde das für dich erledigen.“
„Das ist aber lieb.“
„Das ist eine Gefälligkeit und nicht lieb.“
„Also, ich verspreche, ich halte mich da raus. Was habt ihr für heute geplant?“
„Du sagtest gestern Abend, dass du mal die andere Seite der Garage sehen willst.“
„Ja gern.“ Barbara bittet um einen Arbeitsbericht, was ich inzwischen herausgefunden habe. Natürlich hab ich nur die Hälfte erzählt. „Dann ziehen wir mal los.“ Barbara hat sich dies wohl leichter vorgestellt. Wir nehmen sie zwischen uns.
„Hier ist nun mein Heim, du siehst es zwar nur von außen, aber du siehst, neue Fensterläden und Fenster.“ Ich merke an, „und Gardinen.“
Die Fassade ist ebenfalls neu herunter geputzt. So müsste es halt überall aussehen.
„Ich hab nur noch keine Ahnung, wie ich an Geld kommen soll.“
„Das Geld kommt mit dem Konzept, ich verspreche es dir. Ein wenig Geduld gehört natürlich auch dazu. Hier haben wir das Garagentor.“
„Diesen Teil habe ich schon als Garage für mein Entchen benützt, jetzt werde ich es hier wohl begraben.“
Wir öffnen das Tor und vor uns stehen in Reihe und Glied etwa dreißig Motorräder. „Sag mir bitte, was macht man mit so viel Schrott? Wir werden nicht mal einen finden, der dieses Zeug abholt.“
„Da bin ich mir nicht sicher, aber es gibt genügend Fans für diese Dinge, wir müssen es nur richtig anfangen.“
„Das überlasse ich dir.“ Betti, hat sich aus der bisherigen Diskussion heraus gehalten. Sie steht neben Barbara und mir und beobachtet uns sehr genau.
„Betti, was sagst du dazu?“
„Ich finde Manfred hat recht. Wir werden einen Weg finden, um das Zeug
loszuwerden, am besten über das Internet.“
„Dieser Raum war wohl eher eine Schmiede.“ Betti stöbert derweil im Schmiedegerümpel herum. Sie scheint fündig geworden zu sein, auf jeden Fall jubelt sie laut.
„Seht mal was ich hier gefunden habe.“ Sie hält einen Eisenring in der Hand, an dem eine Kette angebracht ist.
„Was soll das?“, fragt Barbara.
„Komm mal zu mir Manfred.“
Sie nimmt einen Lappen, den sie im Regal gefunden hat und wischt den Schmutz ab.
„So jetzt mal her mit deinem Hals.“ Sie legt mir das Eisen um den Hals, es schnappt zu.
„So jetzt hab ich dich an der Leine.“ Ein sehr breites Eisen, man kann den Kopf weder drehen noch knicken. „Gefällt es dir?“, fragt Betti scheinheilig.
„Ich glaube du probierst es besser selber aus. Nun mach es wieder ab.“
„Es ist eingeschnappt, wir müssen erst den Schlüssel finden“, bei diesem Satz, lässt sich ein wenig Häme nicht verbergen.
Barbara ruft noch, „das ist nicht fair“, dabei sieht zur Decke.
Sekunden später muss ich feststellen, dass die Kette über mir an der Decke befestigt war. „Was soll das?“, frage ich verärgert.
„Nur ein Spiel“, erklärt Betti.
„So jetzt mach es wieder ab, du hattest deinen Spaß“, ruft Barbara herüber.
„Ach, ich glaube wir lassen das noch ein bisschen so. Zumindest bis wir den Schlüssel gefunden haben.“
„Na dann Prost“, meine ich und will mich auf einen Eisenstuhl setzen, aber ich muss feststellen, dass die Kette zu kurz ist um mich setzen zu können.
Eine wahre Fundgrube für Liebhaber. Mit der Zeit wird mein Eisen um den Hals unbequem und ich beginne zu protestieren. „Jetzt macht endlich die Dinger ab, sonst werde ich noch grantig.“
„Grantig, da sei vorsichtig, sonst lassen wir dich hier für den restlichen Tag zurück.“
Barbara meint, „komm Betti, das muss doch nicht sein.“
„Ich bestimme!“, ruft Betti erzürnt.
„Komm lass den Blödsinn“, ruft Barbara.
„Sieh mal was hier noch auf der Zeichnung ist. Irgendwo muss das Ding doch sein.“ „Was willst du denn mit der Kugel in deiner Hand?“
„Das ist keine Kugel, das ist ein Helm. Wir werden ihn ausprobieren, ob er passt?“ Betti kommt auf mich zu, nun ahne ich bereits, was sie vorhat.
„Geht doch“, ruft sie lachend.
Ich spüre noch, wie ich einen Helm übergestülpt bekomme. Langsam wird es unbequem. Diese blöde Kuh, dachte ich mir. Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein. Der Helm wurde langsam warm, unbequem war er sowieso.
Dann macht sich jemand an meinem Helm zu schaffen. Er wurde abgenommen. Endlich konnte ich wieder frische Luft atmen.
„Wie geht es dir denn?“, fragt Betti hinterhältig.
„Du bist schon ein schreckliches Weib.“ Betti steht vor mir, ein leichtes Grinsen um die Mundwinkel. „Jetzt weißt du, dass du vorsichtig sein musst. War es sehr schlimm?“
„Ich muss das nicht haben, aber wenn es dir Spaß gemacht hat, ist das okay.“
Inzwischen ist auch Barbara zu uns herüber gekommen. „Na, wie geht es denn unserem Aufsässigen?“
„Beschissen wäre geprahlt.“
„Sei vorsichtig, ich habe den Helm noch in den Händen“, meint Betti und dabei rollt sie mit den Augen.
Barbara will nun wissen, „Na wie war es denn, eigentlich wünschen es sich die Männer immer so. Ich könnte ja noch mal den Helm...“
„Schluss jetzt.“ Sie will es ausreizen. Betti zieht den Helm nochmals über meinen Kopf und schreit „Mund auf“ und verschließt ihn.
„So jetzt mache was dagegen“, sagt Betti zu Barbara. „Ich bitte dich, ich weiß du hast deine verrückten Tage, wo du so etwas brauchst, aber bitte nicht mit Manfred, er ist unser Gast.“
Nach ein paar Minuten, entreißt Barbara Betti den Schlüssel für den Helm.
„So nun geh! Ich werde den Helm abmachen und ihn einschließen, jetzt reicht es wirklich!“ Barbara schließt auf und entschuldigte sich für Betti. „Sie hat immer wieder solche Ausbrüche, normalerweise spüre ich es schon Tage zuvor.“
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