„Was wird das denn? keift Betti sofort“
„Betti, du kannst natürlich auch eines von mir haben, damit du nicht eifersüchtig wirst.“
„Nein lass nur, nun weiß ich ja Bescheid. Hätte nicht gedacht, dass Manfred auf Tücher steht.“
Am nächsten Morgen, komme ich kaum aus dem Bett. Erst gegen neun, als Betti an der Türe steht und meinte, „willst du denn heute liegen bleiben?“, entschloss ich mich aufzustehen. Die beiden waren mit dem Frühstück schon fast fertig, als ich in den Salon kam. „Ach, sieh mal“, lästert Betti, „Er trägt dein Tuch immer noch.“
„Was steht heute auf dem Programm?“
„Wir wollten uns doch den alten Karren ansehen, ob wir ihn in Gang bringen“
Antwortet Barbara.
„Ja, irgendeine Lösung musst du haben, denn ein Auto brauchst du.“
Wir gehen gemeinsam zur Rampe und schieben die Türe auf.
Betti fährt mit ihrem Wagen in die Garage. Bei Tageslicht sieht der alte Wagen noch viel eindrucksvoller aus. Wir holen einen Besen und den Wasserschlauch. Wir sind richtig begeistert, es kommt ein kleiner Traum zum Vorschein. Wir klemmen das Batteriekabel um und versuchten zu starten. Wie zu erwarten, macht er keinen Mucks. Er muss in eine Werkstatt und das wird sicher nicht billig. Vielleicht mach ich den Vorschlag, ihn erneut einzumotten.
„Wir werden in den nächsten Tagen einen Entschluss fassen, was meint ihr?“
„Da bin ich ganz deiner Meinung. Vielleicht ist es billiger, momentan einen Leihwagen zu nehmen?“
„Glaub ich auch.“
„Wo ist denn Betti abgeblieben?“
„Keine Ahnung, du kannst sie ja suchen gehen, vielleicht erwartet sie ja, dass du nach ihr siehst.“
„Sie ist vorhin in diese Richtung gegangen.“ Wir gehen zu den Zellen. Alle Türen stehen offen. Wir sehen Zimmer für Zimmer durch, keine Betti. Da hinten sind die Waschräume, „vielleicht nimmt sie ja gerade ein Vollbad?“
Tatsächlich steht sie hier, mit beiden Händen an eine Wasserleitung gefesselt. Mit Handschellen, linke Hand an ein Rohr, rechte Hand ebenfalls. Die Augen verbunden und einen Knebel im Mund.
„Was soll das denn?“ frage ich sie, aber was soll sie antworten, sie kann ja gar nicht reden.
„Viel Spaß“ meint Barbara zu Betti! Wir sehen dann später nochmal nach dir.“
„Na gut, ich werde inzwischen mal in den Salon gehen, so treffen wir uns einfach später bei Betti, um sie zu erlösen.“ Am späteren Nachmittag, treffe ich wieder auf Barbara, „Hast du mal nach Betti gesehen?“
„Wieso, ich dachte du hast.“
„Nein, ich wollte mich da nicht einmischen, es ist ja wenn ich es richtig sehe, eure Sache.“ Wir gehen beide gemeinsam zu Betti in den Waschraum.
„So, nun schnauf mal durch.“ Meint Barbara zu Betti und nimmt ihr den Knebel aus dem Mund. Was zur Folge hat, dass sie in den Raum brüllt.
„Ihr seid ja so was von gemein, lasst mich hier hängen, seit Stunden, kommt niemand vorbei!“ Sie schimpft wie eine Furie.
„Hast du nun endlich genug?“, wird sie von Barbara gefragt.
„Wartet nur ab, meine Zeit kommt bestimmt und dann wird es euch schlecht ergehen.“
„Aber für heute sollte erstmal Schluss sein. Ich für meinen Fall, gehe zu Bett.“
Am nächsten Morgen treffen wir uns alle im Salon.
„Was steht denn heute auf dem Programm“?
„Wann fährt denn jemand mal zur Post, es könnte sein, dass für mich einiges aus München eingetroffen ist?“
„Wir könnten das am Nachmittag machen“ schlägt Barbara vor.
„Wir werden sehen, morgen reicht auch.“
Wir begeben uns in den etwas runtergekommenen Westteil. Betti hatte dann einen guten Einfall für die Verwendung des Anwesens. „Wir machen eine Grusel-Burg aus dem Anwesen. Vielleicht für das Fernsehen, so wie es dies schon in Frankreich gibt.“
Hier sind wohl früher mal die Herrschaftszimmer gewesen. Alle Räume haben Parkett und sehr große Türen. Auch Mobiliar ist teilweise noch vorhanden. Riesige Spiegel an den Wänden.
„Hier haben also die Großkopferten gewohnt.“ Es waren verschiedene Wohnungen, eine an der anderen. Die letzte aus dieser Reihe war schon eine richtige Südwohnung. Die Sonne hat sie trocken gehalten, daher roch sie auch nicht so modrig wie die anderen. Die Wohnung ist auch komplett ausgestattet. Wir reißen die Fenster auf und öffnen die Läden. Sogar die Betten sind noch drin. Betti gibt mir einen kräftigen Schubs und ich lande direkt in einem Federbett.
„Puh, ist das aber widerlich.“
„Hier werde ich dich mal eine Nacht zurücklassen“ verspricht Betti.
„Wahrscheinlich bin ich dann am nächsten Tag erstickt.“
„Das könnte schon sein.“
„Aber bei offenem Fenster, da werden dann die Fledermäuse kommen, vielleicht auch Vampire!“
„Das ist doch das Höchste.“ Barbara meint zu Betti, „du kannst ja gerne umziehen.“ „So schlecht ist das hier gar nicht. Ist doch eine große Wohnung. Sogar eine Küche ist vorhanden. Ein Badezimmer ist auch da. Seht euch mal die tollen Fliesen an. Die Waschbecken kommen gerade wieder in Mode.“ „Sehen wir mal was darunter ist. Hier geht eine Treppe hinab, völlig separat. Vielleicht eine Einleger-Wohnung?“
Im Untergeschoß finden wir einen Eingangsbereich. „Super, jetzt brauchen wir noch nach dem Speicher sehen, ob das Dach dicht ist. Dann steht ein Umzug für Betti an.“ Betti protestiert gleich, „ich will doch nicht alleine hier wohnen.“
„Hast du etwa Angst vor Geistern?“
„Na klar. Ich habe schon letzte Nacht Todesängste ausgestanden.“
„Hast du dir in die Hose gepinkelt?“ will Barbara wissen.
„Jetzt werde bloß nicht frech“, meint Betti.
„Los jetzt in den Speicher.“ Wir steigen in den Speicher, er ist nicht verschlossen. Gleich im Eingangsbereich gibt es hier zwei große Dachgauben. Die Räume sind sehr schön ausgebaut. Wir öffnen die Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Hier finden wir eine Bibliothek. Sogar mit vielen Büchern darin. „Also… es kann nicht so lange her sein, dass hier jemand gewohnt hat.“ Ein Mädchenzimmer, in den Schränken sind noch ihre Kleider.
„Schau mal, dass könnte dir passen.“ Barbara hält sich eines vor die Brust. Unterwäsche, die stammt ja wohl noch aus Omas Zeiten. „Ein Mieder, dass kannst du ja mal probieren.“ Die beiden albern herum, wie kleine Kinder.
„Zieh doch mal an.“ Blusen und Röcke aus der Jahrhundertwende.
„Toll, hier die Schals und Tücher. Komm wir binden Manfred ein Tuch um, vielleicht mag er es ja so gerne wie die deinen.“
Ich ließ es geschehen. Betti wickelte und wickelte, sie hatte ihre wahre Freude.
„So nun noch eines, dann ist das so wie früher.“ Sie zog es sehr streng zu. Wenn es nicht so modrig wäre - die Mode war gar nicht so schlecht, angenehm warm.
„Wir werden sie waschen. Dann darfst du sie tragen.“ Sie bindet mir noch eines vor die Augen und lacht. „So bleibst du jetzt.“ Sie nehmen mich am Arm und gehen mit mir in das nächste Zimmer. Ich tastete mich ein bisschen herum, zum Gelächter der beiden. Ich kam in ein anderes Zimmer, verschloss die Türe und befreie mich von den vielen Tüchern. „Na Gott sei Dank.“
Da gibt es noch eine weitere Türe. Wir öffnen sie, hier geht es wohl in eine Art Wäschespeicher. Da hängen noch Bettlaken, Vorhänge, Tischdecken.
„Guck mal Betti, da sind noch Stoffwindeln, die müssen ein Baby gehabt haben.“
„Die kann ich ja dann für dich verwenden.“, meint Betti lachend.
„Diese Wohnung könnte man sicher mit wenigen Mitteln renovieren.“
„Das Bettzeug muss noch gebügelt werden“, merke ich an.
„Das wäre doch eine Wohnung für Manfred“, meint Betti.
„Ich will doch nicht ewig bleiben!“
„Wir werden dich zu überzeugen wissen, dass kannst du uns glauben.“
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