Wir steigen die Treppen hinunter, „Wir hätten einen Koffer mitnehmen sollen.“
Ich gehe noch mal nach oben, um den Lederkoffer zu holen. Er ist ziemlich schwer, aber ich schaffe es. Als wir im Hof stehen, sehe ich Barbara mit einem großen Stoffpaket. „Was ist das denn, willst du etwa heute noch Waschen?“
„Na die Tücher und Schals, die werde ich dir waschen.“
„Aber die Windeln, hast du hoffentlich dort gelassen.“
„Mal sehen.“
Am Abend treffen wir uns wieder im Salon, um den Koffer zu inspizieren. Er ist abgeschlossen und das Schloss ist ziemlich stabil. „Wir brauchen einen Schraubenzieher, dann werden wir es schaffen“. Gegen die rohe Gewalt hatten die Schlösser keine Chance. Die Schnappriegel sprangen auf und wir staunten nicht schlecht über den Inhalt. Der Koffer war voll von Fotos. Die Qualität war teilweise sehr schlecht. Alle Bilder hatten etwas mit Militär zu tun. Gruppenfotos, aber auch Panzer und Granatwerfer. „Am besten wir bringen den Koffer zum Roten Kreuz. Vielleicht gibt es Hinweise auf Vermisste.“ Wir leeren den Koffer vollständig aus, ganz unten finden wir dann doch noch etwas Interessantes. Jede Menge Fotos vom Anwesen. „Sieh mal, hier ist das große Garagentor. Und im Hintergrund kann man die Lastwagen sehen, die stehen heute noch dort.“
Auf einem Bild erkannten wir Barbaras Mutter in der Küche. Auf weiteren haben wir sogar Barbara im Kinderwagen entdeckt. „Schau Mal, da ist ja unsere alte Schule und Betti ist auch auf dem Bild.“
„Kommt lasst uns ein Glas Wein trinken.“ Ich hole Gläser und ein wenig zum Knabbern haben wir auch noch. „Wie war das denn früher bei euch mit der Schule? Ich habe mal gehört, dass es Schulen gab, da waren mehrere Klassen in einem Raum.“
„Ja, so war das bei uns auch, zumindest die ersten vier Klassen. Wir sind ja schon sehr früh von hier weggekommen, wir, da meine ich Betti und ich. Es war für uns etwas Besonderes, dass wir zur Tante durften, in die Großstadt nach Stralsund.“
In Stralsund gab es ein Schwimmbad, und natürlich jede Menge Jungs. Wir gingen ins Kino, tanzen und konnten auch mal ans Meer zum Segeln.
Ich höre sehr gespannt zu.
„Ihr hattet ja riesiges Glück, dass ihr beide bei der Stadtverwaltung untergekommen seid, oder seht ihr das anders?“
„Wir haben ja auch hart dafür studiert. Wir waren die einzigen, die sich mit den alten Schlössern und Burgen auskannten. Jetzt sind wir inzwischen verbeamtet. Wir bekommen also später mal eine gute Pension.“
„Erzähl mal, wie war das bei dir?“, will Betti wissen.
„Ich bin in München geboren. Hatte eine ziemlich Chaotische Kindheit, als Jugendlicher bin ich im Winter zum Skifahren. Im Sommer war ich im Segelclub. „Ich werde dann noch mal eine Flasche Wein öffnen. Soll ich noch ein paar belegte Brote dazu machen?“
„Was ist denn noch im Kühlschrank?“
„Salami, Streichwurst, dass war es.“
„Na dann machen wir doch eine richtige Brotzeit.“
Barbara tritt an meine Seite. „Ich werde dir helfen. Ich schneide das Brot und streich es mit Butter, du verteilst die Salami“. Betti lacht, „wenn man euch so zuhört, dann könnte man glauben, ihr seid seit zehn Jahren verheiratet.“
Betti kommt mit einer Flasche Wein zurück, „ich hoffe es ist ein Trockener.“
Wir saßen recht lustig in der Runde, als im Hausgang etwas mächtig klapperte und schepperte. Wir springen auf und sehen eine Person davon rennen.
„Wer war das denn?“, fragen wir uns wie aus einem Mund.
„Seht mal her, das ist mein Laptop. Er hat ihn verloren. Sicher ist er hin.“
Wir gehen sofort in mein Zimmer und müssen feststellen, dass alles durchwühlt ist. „Einbrecher?“
„Aber hier kommt doch niemand herein.“
„Ich werde mal nach Wilhelm sehen, vielleicht weiß er etwas.“
„Komm bitte mit, vielleicht ist ja der Einbrecher noch im Haus.“
Wilhelm stammelte herum, „ich habe letzte Woche im Ausbildungsheim von den wertvollen Sachen erzählt, die Manfred entdeckt hat. Du weißt ja, wir haben doch noch den alten Stollen, durch diesen kommt man doch in die Anlage.“
Wir waren sprachlos. „Stollen, von welchem Stollen redest du?“
„Na ihr wisst doch, der hinten am zweiten Ausgang herauskommt.“
Ich vermute, da hat sich jemand einen Eingang gemacht. „Los, wir müssen nachsehen, Wilhelm, du kommst mit und zeigst uns den Stollen.“ Jeder von uns schnappt sich eine Taschenlampe, so ziehen wir los. Wilhelm geht mit uns in den Keller. „Da ist er gelaufen“, stellte Wilhelm fest. Wir müssen uns etwas bücken und nach etwa sieben Metern kommen wir zu einem Eisengitter. Es steht offen, dahinter sahen wir ein kleines Wäldchen und einen Weg. Ein Kleinbus versucht sich davon zu machen, aber er sitzt im Morast fest. Die Räder drehen im nassen Laub durch. Wir gehen auf ihn zu und Wilhelm erkennt seine Kumpane.
„Was habt ihr euch den dabei gedacht. Los kommt raus.“
„Ihr habt ja nur Glück, dass wir hier keine Polizei brauchen. Macht auf, mal sehen was ihr erbeutet habt.“
„Da schau her, mein Handy und mein kleines Radio. Na viel war es ja nicht. So und jetzt geht ihr zu Fuß nach Hause. Den Wagen könnt ihr morgen abholen. Gebt den Schlüssel her.“
Sie meckerten und fluchten, aber sie stapften los. Wir schlossen den Wagen ab und gingen wieder zum Stollen zurück. Das Eisen Tor zogen wir sicherheitshalber zu.
„So hier ist zu. Wer weiß wie viele solche Eingänge es noch gibt?“
Wilhelm will nun gehen, es ist ihm sehr unangenehm. „Los zieh ab, „aber bitte nie wieder mit jemandem über dieses Anwesen sprechen“, beschwört in Barbara.
„Ich verspreche es.“
Betti meint, „hier war ich noch nie.“
„Doch, du kannst dich nur nicht mehr daran erinnern. Sie will die Pritsche sehen und ist begeistert. „Das ist ja äußerst praktisch, da muss man ja gar nicht lange rum tun, da bist du gleich fixiert.“
Anschließend gingen wir in das Verhörzimmer, und Barbara meint, „hier hat mich Manfred überrumpelt.“
„Wieso?“
„Er bat mich Platz zu nehmen, Sekunden später war ich angegurtet.“ Betti war begeistert.
„Na Manfred, möchtest du nicht Platz nehmen?“
„Sicher nicht.“
„Ach komm, nur ganz kurz.“ Fleht sie mich an.
„Ein anderes Mal, für heute hatten wir genug.“
„Versprochen?“
„Okay.“ Wir gingen auseinander und ich versuchte mein Laptop in Gang zu bringen, leider vergebens. Mein Handy war noch in Ordnung. Ich lege mich schlafen. Es war natürlich nicht gut, dass nun auch Fremde von diesen Wertsachen wussten. Ich beschloss mit Wilhelm zu reden, er scheint die Anlage besser zu kennen als die beiden Damen.
Zum Frühstück kamen wir alle ziemlich pünktlich gegen neun Uhr zusammen. Wir haben beschlossen, heute mal nach Stralsund zu fahren, um im Postfach nachzusehen.
„Kann ich mit euch kommen?“
„Wir wollten eigentlich mal wieder unter uns sein“ meint Barbara.
„Verstehe, ich habe ja auch alleine genug zu tun.“
„Ach hier ist eine Tüte, alles frisch gewaschen.“
„Super, vielen Dank.“ Wir packen alle zu, so steht das Frühstück schon nach kurzer Zeit auf dem Tisch. „Die Sonne kommt raus, ich werde mich mal ein wenig in die Sonne legen und den Tag ohne Arbeit genießen.“
„Mach das, du wirst es nicht für möglich halten, aber wir haben sogar Liegestühle. Wir werden den Innenhof mal ein wenig gemütlicher herrichten. Vielleicht noch ein paar Pflanzkübel. Auch ein Tisch könnte nicht schaden.“ „Ich werde von den Klapptischen und Bänken welche in den Hof stellen, vielleicht hilft mir ja Wilhelm dabei es ein wenig zu dekorieren?“
„Frag ihn, er ist immer froh, wenn er ein bisschen Kontakt hat.“
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