Somit musste es ein Schiff sein, das unbemannt driftete, verloren und von der Strömung getragen, weggetragen vom Kriegsgeschehen. Selbst wenn es nur ein Trick sein sollte, war es nur ein Schiff. In Anbetracht der Soldaten aus Ar hatten wir genug Männer, um mindestens fünf Schiffe zu bemannen.
Wieder rutschte die Tuka ein weiteres Yard nach hinten auf das Wasser zu. Mit zwei Händen schob ich mich durch das Leck im Rumpf der Tuka und zog mein Schwert. Die Männer der Tais , so wusste ich, hatten sie kurz geentert, nachdem sie untauglich war. Zum damaligen Zeitpunkt war sie verlassen. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie auch jetzt noch leer sein würde. Dennoch wusste ich es nicht genau. Mein Schwert war gezogen. Die Tuka war ein großes Schiff und ich konnte in ihrem ersten Laderaum aufrecht stehen. Ich konnte sie unter meinen Füßen sich bewegen spüren, erneut getrieben von den Seilen und Männern, auf den Fluss zu.
Es war dunkel im Laderaum. Als die Tuka vom Sand rückwärts in den Fluss gezogen wurde, schoss Wasser um meine Füße, für einen Augenblick ungefähr sechs Inch tief. Dann floss es durch das Leck hinaus. Ich konnte die Nässe an meinen blanken Füßen spüren. Unter dem ersten Laderaum befindet sich der untere Laderaum, aber das ist nicht mehr als ein feuchter, kleiner Bau, der Bilgewasser und Sand enthält, der gewöhnlich auf goreanischen Schiffen als Ballast verwendet wird.
Ich begab mich zu der Öffnung. Ich war nervös. Ich lauschte. Der Laderaum war dunkel. Er schien nichts zu enthalten. Es war nichts gewesen. Sicherlich war es nichts gewesen. Doch ich bewegte mich nicht; ich war immer noch angespannt. Plötzlich raste in der Dunkelheit ein Körper auf mich zu. Ich trat zur Seite. Stahl hieb nach unten. Ich hörte ihn auf Holz schlagen zu meiner Linken und fast zeitgleich drehte ich mich und in der Dunkelheit schlug ich in diese Richtung. Ich kniete mich. Mit meiner linken Hand fühlte ich: Das Genick war gebrochen.
Dann stand ich auf, verharrte in der Dunkelheit. In der Stille hielt ich mein Schwert bereit. Dann fühlte ich weiche Lippen, die sich auf meine Füße pressten. »Bitte, töte mich nicht, Herr!«, flehte die Stimme einer Frau.
Ich legte meine Schwertspitze auf das Genick.
»Bitte, töte mich nicht!«, flehte sie.
Sie lag zu meinen Füßen, auf ihrem Bauch, in der Dunkelheit.
»Kreuze deine Handgelenke«, befahl ich ihr, »die Handflächen zeigen zueinander und berühre mit deinen Fingern meine Knöchel!«
Sie tat es, weiter auf ihrem Bauch liegend. Mit den Händen in dieser Position kann ein Mädchen fast nichts ausrichten und man kann auch feststellen, dass seine Hände leer sind. Das ist eine einfache goreanische Prozedur, nicht ungewöhnlich, um herauszufinden, dass ein Mädchen, das man in der Dunkelheit antrifft sowohl hilflos als auch unbewaffnet ist.
Ich griff nach unten und mit meiner linken Hand, die sich fest über ihre Handgelenke schloss, zog ich sie an ihren Handgelenken in eine kniende Position, ihre Hand, fest in meinem Griff, über ihren Kopf. Mit meiner Klinge ging ich sanft zwischen ihre Beine. Als sie den Stahl zwischen ihren Oberschenkeln fühlte, erschauderte sie. Das gefiel mir, denn das zeigte an, dass sie heiß war. Dann fühlte ich mit der Klinge an ihren Oberschenkeln und ihrem Bauch entlang.
»Ja, Herr«, sagte sie, »ich bin nackt.«
Ich stellte fest, dass sie keine Schnüre oder Gürtel trug, an denen sich vielleicht Waffen befinden konnten. Dann berührte ich mit der Klinge leicht ihr Genick. Dort spürte ich, wie diese auf einen Halsreif traf.
»Ja, Herr«, sagte sie, »ich bin eine Sklavin!«
»Wer war das, der mich angriff?«, wollte ich wissen.
»Alfred«, erwiderte sie. »Einer von Alcibrons Männern, dem Kapitän der Tuka.«
»Was hat er hier gemacht?«, fragte ich weiter.
»Er wurde hier zurückgelassen, damit er jene töten kann, die keine Piraten sind und im Rumpf der Tuka Zuflucht suchen wollen«, antwortete sie. Er hat schon fünf getötet«, ergänzte sie.
»Und was hast du hier gemacht?«, wollte ich wissen.
»Ich wurde hierhergebracht, dass ich ihm zu Gefallen bin und ihn befriedige«, sagte sie. »Dass seine Pflichten erfreulicher sind.«
»Bist du hübsch?«, wollte ich wissen.
»Einige Männer finden mich nicht abstoßend für ihre Sinne«, erwiderte sie.
»Wer ist dein Herr?«
»Alcibron, Herr der Tuka , war mein Herr. Aber jetzt bist du mein Herr und ich gehöre dir, ganz und gar.«
»Du hörst dich bekannt an«, sagte ich. »Kenne ich dich?«
»Ich war einst ein Mädchen aus Port Cos«, erwiderte sie. »Frei geboren, aber eine, die in ihrem Herzen schon immer gewusst hat, dass sie eine Sklavin ist. Ich floh aus Port Cos, um einer ungewollten Gefährtenschaft zu entfliehen. Der, der mich begehrte, respektierte mich zu sehr und ich, obwohl ich ihn sehr liebte, wusste, dass er meine Bedürfnisse, die einer Sklavin, nicht befriedigen konnte. Er wollte mich als seine Gefährtin, aber ich wollte nur seine Sklavin sein. Er wollte mich verschleiert und in Seide und ich wünschte mir, ihm zu dienen. Ich wollte nackt und mit einem Halsreif zu seinen Füßen liegen, seine Peitsche küssen. Ich offenbarte ihm meine Bedürfnisse und er war entsetzt, und dass er entsetzt war, hat mich beschämt und gekränkt. Wir waren beide wütend aufeinander und so haben wir uns getrennt.
Danach hatte ich beschlossen, Männer zu hassen und ohne sie zu leben. Ich wollte kühn und beleidigend zu ihnen sein und sie leiden lassen, sie bestrafen für die Ablehnung meiner Weiblichkeit. Wenn sie mich nicht verstehen wollten oder konnten, dann würde ich mich an ihnen rächen! Selbst in meinem Hass konnte ich nie in meinem Herzen diesen Winkel vergessen, wo eine dahinwelkende Vergnügungssklavin kniete. Unsere Eltern wussten natürlich nicht, was zwischen uns vorgefallen war und wollten uns dazu zwingen, uns zu umarmen und den Wein der Gefährtenschaft zu trinken.
Er war wütend, aber auch mutlos, wusste um seine ehemaligen Absichten und Anträge und wurde davon überzeugt, dass seine Pflicht in dieser Richtung lag. Ich hatte wenig Zweifel daran, dass ich, sobald ich seine Gefährtin geworden war, abgeschoben und unberührt bleiben würde, dass ich dafür bestraft werden würde, ihn so beschämt zu haben; er würde mich zwar als offizielle Gefährtin behalten, aber nie berühren; ich würde gezwungen sein, Ehre und Freiheit zu erdulden; Respekt und Würde würden mir auferlegt werden wie Ketten. Ich würde alleine in der Dunkelheit liegen, mich windend, während er sich woanders vergnügen würde, sich befriedigen lassen würde von den Umarmungen gehorsamer Sklavinnen, geschminkten, geschmückten Mädchen, die man auf jedem Sklavenmarkt kaufen kann. Wie würde ich solche Mädchen um ihren Halsreif und die Schläge der Peitsche beneiden!
Das war der Zeitpunkt, als ich Port Cos verließ. Damals dachte ich, dass ich es tat, um mein Glück zu finden, aber heute verstehe ich, dass ich es tat, um versklavt zu werden. Was auch bald geschah. Am Anfang, meinen Vorsätzen treu bleibend, versuchte ich aufzubegehren, aber wie dumm das war, wurde mir schnell beigebracht. Ich lernte bald, dass ich eine Sklavin bin. Goreanische Männer erlauben einer Frau in dieser Hinsicht wenig Spielraum. Sie lernt schnell, dass sie eine Sklavin ist oder getötet wird. Dennoch machte es mir nichts aus, eine Sklavin zu sein, denn das war ich auch wirklich. Ich wusste es schon seit Jahren, seit mein Körper weibliche Formen angenommen und ich die Bedürfnisse einer Sklavin hatte. Es hatte mich tief befriedigt, dass mir keine Wahl gelassen wurde, dass mir die Sklaverei wie das Brandzeichen und der Halsreif aufgezwungen wurden. Mir wurde keine Wahl gelassen, das zu sein, was ich bin. Das gefiel mir. Ich lernte viele Peitschen kennen. Ich hatte viele Herren, gute und schlechte. Meine längste Versklavung war in Vonda gewesen, im Haus eines Sklavenhändlers, dem Haus von Andronicus.«
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