Man erwartet sofortigen, bedingungslosen, perfekten Gehorsam von einer Sklavin. Selbst Barbarinnen von der Erde wissen das. Sie lernen schnell auf Gor.
»Es ist offensichtlich«, sagte ein Offizier. »Die Tamira plant einen Angriff!« Er schien verwirrt zu sein.
»Es ist genauso, wie ich hoffte«, wandte ich mich an Callimachus. »Dadurch wird sie eine Lücke in ihren eigenen Reihen öffnen.«
Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass Reginald seinen Verlust so schnell bemerkte. Ich hatte gehofft, dass ich mehr Zeit haben würde, meine Pläne Callimachus mitzuteilen.
»Ich werde die Signalhörner ertönen lassen«, sagte ein Offizier zu Callimachus.
»Nein«, widersprach ich. »Nein, Callimachus!«
»Noch nicht!«, befahl Callimachus seinem Offizier. »Es ist noch Zeit, die Flotte zu alarmieren und zu verwirren.«
»Genau«, stimmte ich zu. Unsere Befehle konnten aufgrund der Nähe von der Olivia und der Tais für den Moment verbal weitergegeben werden.
»Ist es deine Absicht die Lücke in den feindlichen Reihen auszunutzen?«, wollte Callimachus wissen. »Sie wird nicht lange offen bleiben. Die Bewegung der Tamira wird bald bemerkt werden.«
»Nicht direkt«, erwiderte ich. »Das wäre offensichtliches Kaissa, wie man so sagt. Dennoch wird der Feind erwarten, dass wir versuchen, in die Lücke zu schlagen.«
»Dementsprechend werden sie sich ausrichten, um diese Position zu decken«, stellte Callimachus fest.
»Was dazu führen wird, dass zahlreiche Schiffe sich neu ausrichten müssen und das vielleicht zu überstürzt.«
»Die gesamte Mauer wird demontiert sein«, folgerte Callimachus. »Offen an Dutzenden Stellen.«
»Man wird nicht verstehen, warum die Tamira ihre Position verlassen hat«, fuhr ich fort. »Es wird vielleicht von vielen Schiffen angenommen werden, dass der Angriff ein Befehl war.«
»Die Tamira kommt auf uns zu«, sagte ein Offizier. »Sollen wir einen Gegenangriff starten?«
»Nein!«, rief Callimachus. »Rudergänger, hart steuerbord! Rudermeister, volle Ruderleistung!«
»Volle Ruderleistung!«, befahl der Rudermeister.
»Backbordruder einholen!«, befahl Callimachus.
»Backbordruder einholen!« wiederholte der Rudermeister den Befehl.
Die Tamira , deren Backbordscherklinge wie ein Halbmond aus Stahl an unserem Rumpf vorbeiglitt, schnellte an uns vorbei, zwischen uns und der Olivia .
»Auf den anderen Schiffen brennen jetzt Lichter«, rief ein Offizier. Über dem Wasser konnten wir hier und da Laternen in Bewegung sehen. Wir hörten Kampfhörner.
»Stell dich längs zur Olivia , Callimachus«, bat ich. »Befehle müssen schnell weitergegeben und befolgt werden können.«
»Planst du zu fliehen?«, wollte Callimachus wissen.
»Ich plane nicht nur die Flucht«, entgegnete ich, »sondern den Sieg!«
Ich hörte Schreie, als ob die Piraten ihren Sieg feierten, über das Wasser schallen.
Meine Füße rutschten auf der Sandbank weg, als ich meine Schulter gegen den Rumpf der Tuka drückte, die vor drei Tagen das Anführerschiff in der ersten großen Attacke gegen uns gewesen war. Sie war gerammt und verwundet und danach verlassen worden, jetzt hing sie auf einer Sandbank in der Nähe der Kette fest, halb im Wasser, halb auf der Sandbank. Sie war ein bekanntes Schiff Voskjards. Neben mir bearbeiteten weitere Männer mit ihren Schultern und Ruderblättern den Rumpf, denn ihr Kiel war im Sand versunken. Zu beiden Seiten der Sandbank befanden sich die Tina und die Tais , die mit stabilen Seilen, die ungefähr vier Inch im Durchmesser hatten und auch bereits stark gespannt waren, versuchten, die Tuka zu befreien. Schreie hallten übers Wasser. Im Osten konnte man rötlichen Feuerschein wahrnehmen.
»Sie werden bald merken, dass sie ausgetrickst wurden«, bemerkte ein Mann neben mir.
»Arbeitet, arbeitet noch härter!«, sagte ich.
In dem Durcheinander, der Dunkelheit und zwischen den Bewegungen der Schiffe, hatten wir die Olivia in Brand gesteckt, ihre Segel gehisst und ihre Seitenruder fixiert; sie bewegte sich in östliche Richtung, was den offensichtlichsten Fluchtweg darstellte, in die Richtung von Städten wie Port Cos, Tafa und Victoria. Wie eine majestätische Fackel würde sie in die Mitte der Feinde segeln. Als Ablenkungsmanöver hatten sich die Tina und die Tais getarnt, um die anderen Schiffe wie Haie an sich vorbeifahren zu lassen, der Olivia folgend. Zuvor hatten die Tina und die Tais , die Aemilianus und die Mannschaft der Olivia an Bord genommen hatten, unter Zuhilfenahme der Fahnen von den erbeuteten Schiffen Voskjards ihre Identität verschleiert. Bald, wenn es nicht schon passiert war, würden sie merken, dass die Olivia unbemannt war.
»Arbeitet härter!«, sagte ich.
Wir ächzten und warfen unser Gewicht gegen den Rumpf der gestrandeten Tuka . Die großen Seile spannten sich an. Neben mir konnte ich das Brechen eines Ruders hören, das unter dem Druck, den die vier Männer darauf ausgeübt hatten, als sie es wie einen Hebel benutzten, zerbrochen war. Weitere Männer gruben mit Speerspitzen im Sand unter dem Kiel.
»Ich fürchte, wir haben wenig Zeit!«, rief Callimachus von der Reling der Tina .
»Es ist hoffnungslos«, sagte ein Mann in meiner Nähe.
Die schwere Tuka , die anscheinend an diesem Ort festlag, bewegte sich plötzlich unerwartet mit einem lauten, schleifenden Geräusch, wobei der Kiel, wie die Kufen eines großen Schlittens, einen Streifen im Sand hinterließ. Durch unsere Kraft und durch die Bewegung des Wassers rutschte die Tuka sechs Inch nach hinten.
»Arbeitet!«, flüsterte ich. »Drückt! Arbeitet!«
Die Tuka rutschte noch einen Fuß weiter. Dann noch einen Fuß. Jubel brach aus.
»Seid still!«, rief ich.
Ich verließ meine Position und eilte davon, versank knöcheltief in Sand und Wasser, duckte meinen Kopf unter die Seile, die zwischen der Tina und der Tuka gespannt waren, und ging dann weiter am Rumpf entlang, bis ich zum Fluss kam. Dort begab ich mich ins Wasser und schwamm zu den Quartieren am Heckschiff. Ich gesellte mich zu den Männern auf der anderen Seite der Sandbank, wo das Schiff drei Tage zuvor von dem Rammbock der Tais getroffen worden war. Das Loch war mindestens ein Yard hoch und breit. Es war das Ergebnis nicht nur des Schlages durch den Rammbock, sondern auch der Mannschaft, bevor sie das Schiff verlassen hatten. Der Schlag selbst war weit über der Wasserlinie gewesen und hätte dem Schiff nicht geschadet, wenn es gleichmäßig auf dem Wasser hätte gleiten können. Doch im Getümmel der Schlacht und dem starken Wellengang war das Schiff mit Wasser vollgelaufen, sodass es Schlagseite bekam. Dadurch war es für die Schlacht ungeeignet gewesen. Der Kapitän und seine Mannschaft hatten es verlassen, ohne Zweifel mit der Absicht, später zurückzukehren und es in Ruhe zu reparieren. Ich spähte durch die zersplitterten Planken. Die Seile spannten sich wieder an und die Tuka rutschte ein Yard weiter nach hinten. Sie würde bald von der Sandbank befreit sein. Von meiner jetzigen Position aus überlegte ich, wie viel Zeit und Material nötig sein würden, um die Tuka wieder seetauglich zu machen. Diese Reparaturen mussten natürlich auf dem Fluss während der Flucht gemacht werden. Ich wollte sie nicht so lassen, wie sie war, denn sie war für meine Pläne wichtig. Sie war, so wird behauptet, ein bekanntes Schiff von Voskjard.
»Es nähert sich ein Schiff!«, hörte ich einen Mann schreien.
»Nein«, stieß ich wütend hervor. »Nein!«
»Es ist ein treibendes Wrack«, sagte ein anderer Mann. »Es ist dunkel. Die Seitenruder sind frei!«
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