„Gestern in einem Laden. Ich beim Betreten gehe zwei Meter rückwärts … Bodenmarkierung übersehen. Oje. Da blafft die Verkäuferin: ‚Sie müssen Ihre Maske aufsetzen.‘
Ich: ‚Ich habe eine Befreiung.‘
Sie: ‚Sie brauchen einen Korb.‘
Ich: ‚Ich brauche keinen Korb.‘
Sie: ‚Das ist wegen der Anzahl.‘
Ich: ‚Ja, ja, das ist besonders wichtig in einem total leeren Laden.‘
Sie: ‚Ich mache nur meine Arbeit.‘
Ich: ‚Ja, das machen wir alle.‘
Sie zu der einzigen anderen Kundin im Laden: ‚Die sterben hoffentlich alle.‘
Ich: ‚Ich habe das gehört.‘
Sie: ‚Ja stimmt doch aber auch‘.“157
Der dritte Grund ist die Suggestibilität. „Wir wissen heute, dass ein Mensch suggestiv stark beeinflusst werden kann. „Sorgfältige Beobachtungen scheinen nun zu beweisen, dass ein einzelner, der lange Zeit im Schoße einer wirkenden Masse eingebettet war, sich alsbald… in einem besonderen Zustand befindet, der sich sehr der Verzauberung nähert, die den Hypnotisierten unter dem Einfluss des Hypnotiseurs überkommt … Ungefähr in diesem Zustand befindet sich der einzelne als Glied einer Masse … Unter dem Einfluss einer Suggestion wird er sich mit unwiderstehlichem Ungestüm auf gewisse Taten werfen. Und dies Ungestüm ist in den Massen noch unwiderstehlicher als bei den Hypnotisierten, weil die für alle Einzelnen gleiche Suggestion durch Gegenseitigkeit wächst. Die einzelnen in einer Masse, die eine hinreichend starke Persönlichkeit haben, um dem Einfluss zu widerstehen, sind in zu geringer Anzahl vorhanden.“158
Bei Corona haben wir es mit der größten Massensuggestion der Weltgeschichte zu tun. Der Begriff der Suggestion wird heute meist in der Hypnosetherapie verwendet, doch Suggestionen sind ein Phänomen, das uns täglich begegnet. Suggestionen sind eine manipulative Beeinflussung, die so vorgenommen wird, dass der Betreffende diese Manipulation gar nicht bemerkt. Dabei können sowohl Gedanken, Empfindungen oder Denkweisen so in das Unterbewusstsein geschleust werden, dass der Betroffene denkt, sie kämen von ihm selber.159 Man unterscheidet zwischen direkten Suggestionen (z. B. wenn ein Arzt sagt: „Gehen Sie spazieren, dann wird ihr Schnupfen besser!“) und indirekten Suggestionen (z. B. in der Werbung, wenn zu einem Produkt wunderschöne Urlaubsbilder mit harmonischer Musik gesendet werden, sodass sich positive Emotionen und Gedanken auf das Produkt übertragen). Geschickt angewendete Suggestion kann es ermöglichen, dass Leute Dinge tun, die gar nicht von ihnen ausgehen und sie dabei diese Fremdsteuerung gar nicht bemerken. Und das gelingt besonders über häufiges Wiederholen in den Medien. Massen werden damit in eine Richtung gelenkt.160
In der Masse kann sich also aufgrund der drei von Le Bon genannten Gründe die Individualität mit allen erworbenen geistigen Errungenschaften verlieren. Für ihn steigt der Mensch „allein durch die Tatsache, Glied einer Masse zu sein,… mehrere Stufen von der Leiter der Kultur hinab. Als einzelner war er vielleicht ein gebildetes Individuum, in der Masse ist er ein Triebwesen, also ein Barbar.“161 Siegmund Freud bezieht sich auf den Briten McDougall, der hinsichtlich der Massen sagte: „Die geringeren Intelligenzen ziehen die größeren auf ihr Niveau herab. Die letzteren werden in ihrer Betätigung gehemmt, weil die Steigerung der Affektivität überhaupt ungünstige Bedingungen für korrekte geistige Arbeit schafft, ferner weil die Einzelnen durch die Masse eingeschüchtert sind.“162 Genau das erleben wir in der Coronazeit.
Die Masse wird fast ausschließlich vom Unbewussten geleitet. Sie ist übermäßig beeinflussbar. „So muss die Masse, die stets an den Grenzen des Unbewussten umherirrt, allen Einflüssen unterworfen ist, von der Heftigkeit ihrer Gefühle erregt wird, welche allen Wesen eigen ist, die sich nicht auf die Vernunft berufen können, alles kritischen Geistes bar, von einer übermäßigen Leichtgläubigkeit sein. Sie denkt in Bildern, und das hervorgerufene Bild löst eine Folge anderer Bilder aus, ohne jeden logischen Zusammenhang mit dem ersten. Diesen Zustand verstehen wir leicht, wenn wir bedenken, welche sonderbaren Vorstellungsreihen zuweilen ein Erlebnis in uns hervorruft. Die Vernunft beweist die Zusammenhanglosigkeit dieser Bilder, aber die Masse beachtet Vernunft nicht und vermengt die Zusätze ihrer entstellenden Phantasie mit dem Ereignis. Die Masse ist unfähig, das Persönliche von dem Sachlichen zu unterscheiden. Sie nimmt die Bilder, die in ihrem Bewusstsein auftauchen und sehr oft nur eine entfernte Ähnlichkeit mit der beobachteten Tatsache haben, für Wirklichkeit.“163 „Welche Ideen den Massen auch suggeriert werden mögen, zur Wirkung können sie nur kommen, wenn sie in sehr einfacher Form aufzunehmen sind.“164
Es ist faszinierend zu sehen, wie dies während der Coronoia zutrifft. Unzusammenhängende Informationen, Bilder und Falschmeldungen werden für einen einzigartigen Angst- und Panikzustand eingesetzt, obwohl bei rationaler Betrachtung keine überdurchschnittliche Gefahr vorhanden ist. Vernunft spielt nicht nur keine Rolle, sondern die Betroffenen wollen auch gar keine rationale Analyse des Geschehens. Einer in totale Virenpanik geratenen Freundin versuchte ich lediglich die amtlichen Zahlen zu zeigen. Sie weigerte sich, überhaupt diese zur Kenntnis zu nehmen und darüber nachzudenken. Sie lief dann mit den Worten weg: „Aber ich höre doch Nachrichten. So viele Tote, so viele Tote“. Da lässt sich mit Verstand nicht rankommen. Und das wird nicht enden, bevor diese Menschen völlig auf die Nase gefallen sind, oder – hoffentlich – es schaffen, einen inneren Wachstumsschritt zu vollziehen. „Regierungen lieben Krisen, denn wenn die Menschen Angst haben, sind sie eher bereit, Freiheiten gegen das Versprechen aufzugeben, die Regierung werde sich um sie kümmern.“165 „Seit Ende Februar 2020 haben sie nun die Gewissheit, dass sie breite Massen mit der Herstellung von Angst jederzeit unter Kontrolle haben, sie psychologisch perfekt steuern und in lemminghaftes Panik-Verhalten versetzen können. Die Autoritätshörigkeit der Massen ist beklemmend, ebenso ihre angstgesteuerte Bereitschaft, auf alle bürgerlichen Freiheiten zu verzichten.166 Der ehemalige Leiter eines bayerischen Gesundheitsamtes, Friedrich Pürner, stellte fest: „Aufgabe der Politik wäre es: Ängste nehmen, nicht Panik schüren. Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben eine Panikstimmung.“167
„Da die Masse das, was sie für Wahrheit oder Irrtum hält, keinen Zweifel setzt, andererseits ein klares Bewusstsein ihrer Kraft besitzt, so ist sie ebenso eigenmächtig wie unduldsam. Der einzelne kann Widerspruch und Auseinandersetzung anerkennen, die Masse duldet sie niemals. In den öffentlichen Versammlungen wird der leiseste Widerspruch eines Redners sofort mit Wutgeschrei und groben Schmähungen beantwortet, und wenn der Redner beharrlich ist, folgen leicht Tätlichkeiten, und der Redner wird hinausgeworfen.“168 Ein Herr aus Rheinland-Pfalz schilderte so einen wahren Horrortag. Erst ging er in eine Apotheke und wurde sofort angemahnt, eine Maske zu tragen. Auf seine Erklärung, er trage aus medizinischen Gründen keine Maske, kam sofort die rabiate Aufforderung, ein Attest vorzuzeigen. „Die stand da, wie ein Rottweiler!“ Gerade wollte eine andere Beschäftigte ihn hinter einer Plexiglasscheibe bedienen, tauchte der Apotheker auf und forderte ihn zum Verlassen der Apotheke auf, wobei er sich auf das Hausrecht berief. Der Kunde erklärte, er dürfe das nicht, da er nur ein eingeschränktes Hausrecht habe. Doch das interessierte den Ladeninhaber nicht. So ging der Kunde in ein benachbartes Lottogeschäft, wo er erneut auf die Maskenpflicht hingewiesen wurde. Sein Hinweis „Sie tragen ja auch keine Maske!“ wurde beantwortet mit „Ich stehe ja hinter einer Plexiglasscheibe!“ „Ich auch!“, antwortete der Kunde und brachte die Dame damit so in Verwirrung, dass sie den Lottoschein abrechnete. Nach so viel Theater betrat er nun eine andere Apotheke, wo das gleiche Szenario ablief. Dort erklärte er dem Apotheker: „Deswegen bin ich hier. Ich möchte eine Maske mit Beipackzettel, wo draufsteht, wie ich sie richtig anlege!“ „So etwas haben wir nicht. Nur 50er-Packungen, aber alle ohne Beipackzettel.“ Schmunzelnd verabschiedete sich der Herr, um beim Hereingehen in eine Tankstelle von hinten angebrüllt zu werden: „Maske!“. „Da stand ein zwei Meter großer Muskelmann.“ Wagemutig entgegnete er: „Hast du nicht alle Latten am Zaun, mich so zu erschrecken?“ Die Kassiererin lächelte vergnügt über diese Szene. Dann fuhr ein Streifenwagen vor und ein Polizist betrat ohne Maske den Tankstellenladen. Totenstill. Doch der Herr ging selbstbewusst auf den Zweimetermann zu und sagte: „Na, jetzt biste ganz leise, was?“ Dieser guckte ganz verdutzt und der Polizist lächelte ebenso vergnügt wie die Kassiererin.169
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