Jules Verne - Die Familie ohne Namen

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Die Familie ohne Namen: краткое содержание, описание и аннотация

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1825 wird eine franko-kanadische Verschwörung gegen die englische Regierung in Kanada verraten. Aber der Verräter verzweifelt an seiner Schuld und erschießt sich. Nun setzt die Familie alles daran, dieses Verbrechen zu sühnen, bis ihr guter Name wieder hergestellt ist. In spannenden Episoden schildert uns Verne das Schicksal der beiden Söhne des Verräters, die für ein freies Kanada kämpfen -bis zum bitteren Ende. Ein Abenteuerroman vor historischem Hintergrund, bei dem auch die kanadischen Indianer eine wichtige Rolle spielen.

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Band 1

Erstes Capitel

Einige Thatsachen und einige Daten

»Man beklagt das arme Menschengeschlecht, das sich um einiger Acker Eisfeld willen abschlachtet,« sagten die Philosophen gegen Ende des 18 Jahrhunderts; sie haben damit aber den besten Ausspruch nicht gethan, so weit er Canada betraf, um dessen Besitz die Franzosen damals mit den Soldaten Englands kämpften.

Zweihundert Jahre früher hatte Franz I. bezüglich dieser, von den Königen von Spanien und Portugal für sich beanspruchten amerikanischen Gebiete ausgerufen: »Ich möchte wohl den Abschnitt in dem Testamente Adams sehen, der jenen diese ungeheure Erbschaft zuspräche!« Der König war übrigens um so mehr berechtigt, auch seine Ansprüche geltend zu machen, als ein Theil dieser Landstrecken bald darauf sogar den Namen Neu-Frankreich erhielt.

Wohl haben die Franzosen diesen herrlichen amerikanischen Colonialbesitz nicht zu behaupten vermocht; dessen Bevölkerung blieb aber nichtsdestoweniger französisch und fühlte sich verbunden mit dem alten Gallien ebenso durch die Bande des Blutes und die Identität der Race, wie durch natürliche Instincte, welche keine internationale Politik auszulöschen vermag.

In der That bilden jene wenigen, so wegwerfend qualificirten »Acker Eisfeld« ein Reich, dessen Bodenfläche der Europas gleichkommt.

Ein Franzose hatte von diesen ausgedehnten Gebieten im Jahre 1534 Besitz ergriffen.

In das Herz dieses Landes richtete Jacques Cartier, gebürtig aus St. Malo, damals seinen kühnen Marsch, indem er dem Laufe des Stromes folgte, der später den Namen St. Lorenzo erhielt. Ein Jahr später gelangte der unerschrockene Malouin, beim noch weiteren Vordringen nach Westen, zu einer Gruppe von Hütten - »Canada« in der Indianersprache - aus der später Quebec hervorgegangen ist, und erreichte von hier aus die Ortschaft Hochelaga, aus der in der Folgezeit Montreal wurde. Zwei Jahrhunderte später legten sich diese beiden Städte im Wettbewerb mit Kingston und Toronto die Bezeichnung als Hauptstadt zu, bis die Stadt Ottawa, um diesen Reibereien ein Ende zu machen, zum Sitze der Regierung dieser amerikanischen Colonie erhoben wurde, welche England heute Dominion of Canada nennt.

Einige Thatsachen und Daten werden genügen zur Kennzeichnung der Fortschritte dieses bedeutsamen Staates von seiner Gründung bis zu der Periode von 1830 bis 1840, während der die mit nachfolgender Erzählung in Verbindung stehenden Ereignisse sich abspielten.

Unter Heinrich IV. kehrt Champlain, ein hervorragender Seemann seiner Zeit, nach Europa zurück von einer ersten Reise, während er den Platz ausgesucht hat, auf dem Quebec gegründet werden sollte. Er betheiligte sich später an der Expedition des Herrn de Mons, Inhaber von Patentbriefen für den ausschließlichen Handel mit Pelzwaaren, die ihm gleichzeitig das Recht zu Landconcessionen in Canada verliehen. Champlain, dessen abenteuerlicher Charakter sich mit einfachen Handelsgeschäften weniger verträgt, zieht allein seines Weges am St. Lorenzo wieder stromaufwärts, und erbaut Quebec im Jahre 1606. Schon zwei Jahre vorher hatten die Engländer den Grundstein zu ihrer ersten Niederlassung in Amerika am Ufer des Virginiaflusses gelegt.

Hieraus entsprossen die Keime nationaler Eifersucht und aus dieser Zeit her stammen die ersten Vorzeichen jener Kämpfe, welche England und Frankreich sich auf dem Boden der Neuen Welt liefern sollten.

Zu Anfange werden die Eingebornen nothwendiger Weise in die verschiedenen Phasen dieses Antagonismus hineingezogen. Algonguins und Huronen erklären sich für Champlain und gegen die Irokesen, welche den Truppen des Vereinigten Königreichs zu Hilfe kommen. Im Jahre 1609 unterliegen Letztere an den Ufern jenes Sees, der noch immer den Namen des französischen Seemannes trägt.

Zwei andere Reisen - 1613 und 1615 - führen Champlain bis in die fast unbekannten Gebiete des Westens an die Ufer des Huronsees. Dann verläßt er Amerika und kehrt noch ein drittes Mal nach Canada zurück. Nachdem er mit Händen und Füßen gegen viele Intriguen angekämpft, erhält er 1620 den Titel eines Gouverneurs von Neu-Frankreich.

Unter diesem Namen tritt nun eine Gesellschaft zusammen, deren Statut von Ludwig XIII. 1628 genehmigt wird. Diese Gesellschaft verpflichtet sich, in einem Zeitraume von fünf Jahren viertausend katholische Franzosen nach Canada überzuführen. Von einigen über den Ocean entsendeten Schiffen fallen die ersten den Engländern in die Hände, welche durch das Thal des St. Lorenzo vordringen und Champlain zur Ergebung auffordern. Der muthige Seemann schlägt das ab, muß aber aus Mangel an Unterstützung und Hilfsquellen bald darauf eine - übrigens ganz ehrenvolle - Capitulation abschließen, welche Quebec in die Gewalt der Engländer bringt. Im Jahre 1632 segelt Champlain mit drei Schiffen von Dieppe ab und erobert wieder Canada, das Frankreich durch den Vertrag vom 13. Juli desselben Jahres zurückgegeben wird; er legt den Grund zu neuen Städten, errichtet das erste canadische Colleg unter Leitung der Jesuiten und stirbt am Weihnachtstage 1635 in dem Lande, welches er durch Willenskraft und Kühnheit erworben hat.

Eine Zeit lang entwickeln sich nun erfreuliche Handelsverbindungen zwischen den französischen Colonisten und denen von Neu-England. Die Ersteren haben jedoch gegen die durch ihre Anzahl gefährlichen Irokesen zu kämpfen, denen eine europäische Bevölkerung von nur zweitausend Seelen gegenübersteht. Die Gesellschaft, deren Verhältnisse eine mißliche Wendung nehmen, wendet sich deshalb selbst an Colbert, der den Marquis de Tracy an der Spitze eines Geschwaders sendet. Die zurückgeworfenen Irokesen gehen doch bald wieder zum Angriff über, da sie sich der Unterstützung der Engländer sicher wissen, und in der Umgegend von Montreal kommt es zu einem entsetzlichen Gemetzel.

Wenn die Bevölkerung sich im Jahre 1665 auch ebenso wie das Gebiet der Colonie verdoppelt hatte, so befanden sich doch nicht mehr als dreizehntausend Franzosen in Canada, während die Engländer in Neu-England schon zweihundertfünfzigtausend Bewohner angelsächsischer Race zählten. Der Krieg beginnt von Neuem. Er wüthet auf dem Boden Acadiens, welches heutzutage Neu-Schottland bildet, und verbreitet sich dann bis Quebec, aus dem die Engländer 1690 vertrieben werden. Endlich sichert der Frieden von Ryswick - 1697 - Frankreich den Besitz aller Gebiete, welche die Kühnheit ihrer Entdecker, der Muth seiner Kinder ihm in Nord-Amerika erworben hatte. Zu gleicher Zeit unterwerfen sich die besiegten Stämme, Irokesen, Huronen u.a. der Oberhoheit Frankreichs durch den Vertrag von Montreal.

Im Jahre 1703 wird der Marquis de Vaudreuil, Sohn eines früheren Gouverneurs dieses Namens, zum General-Gouverneur von Canada ernannt, das jetzt durch die Neutralität der Irokesen leichter in der Lage ist, sich gegen die Angriffe der Colonisten Großbritanniens zu wehren. Der Kampf lodert wieder auf in den Niederlassungen von Neu-Fundland, welche englisch sind, und in Acadien, das 1711 den Händen des Marquis de Vaudreuil entrissen wird. Dieser Umstand gestattet den anglo-amerikanischen Streitkräften, sich zur Eroberung des canadischen Gebietes zu concentriren, wo die im Geheimen bearbeiteten Irokesen wieder zu gefährlichen Feinden werden. Der Vertrag von Utrecht - 1713 - vollendet den Verlust von Acadien, nachdem er dreißig Jahre über den Frieden mit England gesichert hatte.

Während dieser Zeit der Ruhe macht die Colonie erhebliche Fortschritte. Die Franzosen errichten einige Forts, um den Besitz ihren Nachkommen zu sichern. 1721 beläuft sich die Bevölkerung auf fünfundzwanzigtausend und 1744 auf fünfzigtausend Seelen. Man konnte glauben, daß die schweren Zeiten überwunden wären.

Dem ist nicht so. In Folge des österreichischen Erbfolgekrieges gerathen England und Frankreich in Europa wieder in Zwist, der sich in Amerika weiterspinnt. Erfolge wechseln mit Unfällen. Endlich kommt der Friede von Aix-la-Chapelle zu Stande - 1747 - der dieselben Verhältnisse wie der Vertrag von Utrecht festsetzt.

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