Вольфганг Хольбайн - Die beste Frau der Space Force
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– erlosch das Bild. Der Fernseher flimmerte nur noch. Mike stцhnte. »Das war's«, flьsterte er. »Sie haben den Satelliten heruntergeholt.« Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, wandten sie sich um und zogen ihre Uniformen an. Nicht einmal zwei Minuten spдter verlieЯen sie das Apartment.
Bei den Jungs im Pentagon musste eine gehцrige Schraube locker sein, dachte Charity, diese Bilder live ьber die Mattscheiben zu schicken. DrauЯen auf den Fluren war schon der Teufel los. Der Korridor war voller Menschen und Lдrm. Jemand schrie hysterisch, aber noch war die Panik nicht wirklich losgebrochen. Die Leute hatten noch nicht ganz begriffen, was sie gerade gesehen hatten. Und Charity hatte keine besondere Lust, noch in diesem Haus zu sein, wenn sie es begriffen. Sie berьhrte Mike am Arm und deutete auf den Treppenschacht. »Komm. Ehe er auch verstopft ist.« Sie liefen los, aber sie waren nicht die ersten, die auf diesen Gedanken kamen. Ein dicker Mann, der einen gewaltigen Koffer mit sich schleppte und eine kaum weniger dicke Frau hinter sich herzerrte, blockierte die Treppe, und aus der Tiefe des Schachtes drangen jetzt die ersten Schreie herauf. »Sie kommen!« keuchte der Dicke. »Gott im Himmel, steh uns bei, sie kommen. Sie werden uns alle umbringen.« Da kannst du sogar recht haben, dachte Charity dьster. Trotzdem zwang sie sich zu einem Lдcheln, trat einen halben Schritt zurьck und wartete, dass der Dicke mit seinem Koffer sich an ihr vorbeischob und die Treppe freigab. Aber er dachte nicht daran. Statt dessen blieb er stehen und starrte sie und Mike an. »Sie… Sie sind Soldaten«, sagte er und wies auf ihre Uniformen. »Sie werden sie abschieЯen, nicht? Sie werden sie doch vertreiben, oder?« Er lieЯ seinen Koffer fallen und streckte die Hдnde nach Charity aus. Mike packte Charity kurzerhand am Arm, drдngte den Dicken mit Gewalt zur Seite und zerrte sie hinter sich her. Die Schreie aus dem Treppenschacht wurden lauter. Irgendwo krachte ein Schuss. Er lieЯ sie erst los, als sie das Dach erreicht und die Feuertьr hinter sich zugeworfen hatten. Charity trat wьtend einen Schritt zurьck und funkelte ihn an. »War das nцtig?« fragte sie scharf. »Verdammt, der arme Kerl hatte nur –« »Nur ein bisschen Angst«, unterbrach sie Mike grob. »Nicht wahr? So wie zehn Millionen anderer in dieser Stadt.« Er deutete mit einer wьtenden Geste in den Himmel hinauf. »Was hattest du vor? Ihn mitzunehmen? Der Hubschrauber ist leider nicht groЯ genug, um zehn Millionen Anhalter aufzunehmen.« Charity starrte ihn an, aber sie bezweifelte, dass Mike ahnte, was in diesem Moment hinter ihrer Stirn vorging. Es ging schon los, dachte sie betдubt. Die Fernsehьbertragung war noch nicht einmal fьnf Minuten her, aber es ging schon los. Selbst Mдnner wie Mike begannen sich zu verдndern. Schaudernd wandte sie sich um, trat an die Dachbrьstung und blickte in die Tiefe. Auf den StraЯen waren mehr Autos aufgetaucht, aber noch immer wirkte die Szenerie relativ friedlich. Es wьrde nicht mehr lange so bleiben. In ein paar Minuten war dort unten die Hцlle los. Keiner von diesen Narren, die sich in ihre Autos geschwungen hatten und versuchten, die Stadt zu verlassen, wьrde auch nur bis zur Brьcke kommen. Sie sah nach oben – wo blieb der Hubschrauber? –, und plцtzlich musste sie sich eingestehen, dass auch sie keinen Deut anders empfand. Auch sie wollte nicht als weg hier. Sicher, es war ihre Pflicht – der Plan war auf die Sekunde genau ausgearbeitet, fьr den Fall, der jetzt eingetreten war, aber das дnderte nichts daran, dass sie eine unendliche Erleichterung bei dem Gedanken empfand, in wenigen Augenblicken in einen Helijet steigen und aus dem Hexenkessel entkommen zu kцnnen, in den sich die Stadt verwandeln wьrde. Mikes Hand deutete schrдg nach oben, und sie folgte der Bewegung. Der kleine Lichtpunkt, auf den Mike gedeutet hatte, wuchs heran und nдherte sich rasend schnell. Ein hohes, an– und abschwellendes Heulen mischte sich ins Gerдusch des Windes und die Schreie, die aus dem Haus herauf drangen. Der Helijet. Er kam pьnktlich. Beckers militдrischer Apparat schien mit der Prдzision einer riesigen, sorgfдltig gewarteten Maschine anzulaufen. Der Gedanke beruhigte Charity allerdings nicht besonders. Sie hatte das sehr sichere Gefьhl, dass bald jemand eine groЯe Menge Sand ins Getriebe von Beckers kleiner Vernichtungsmaschinerie werfen wьrde. Sie traten vom Landeplatz zurьck, als der Helijet heulend herunterkam. Seine Bewegungen waren nicht ganz prдzise – er verzichtete darauf, das Haus einmal zu umkreisen, um sich davon zu ьberzeugen, dass der Landeplatz auch frei und ein Aufsetzen ungefдhrlich war, sondern stьrzte beinahe vom Himmel. Eine Gestalt erschien in der offenstehenden Tьr, und eine Hand winkte ungeduldig. Geduckt rannten Mike und sie auf den Copter zu und sprangen hinein. Die Maschine hob ab, kaum dass sie eingestiegen waren. Es begann zu regnen, wдhrend der Jetcopter dem abgesperrten Teil des LaGuardia-Flughafens entgegenstьrzte; so schnell und so tief, dass Charity mehr als einmal Angst hatte, sie wьrden die Dдcher der Hochhдuser streifen, ьber die sie hinwegheulten. Der HeliCopter musste eine Spur aus zertrьmmerten Fensterscheiben und geplatzten Trommelfellen hinter sich herziehen. Der Flug selbst dauerte nur wenige Minuten, aber sie kreisten fast eine Viertelstunde ьber dem Platz, ehe der Pilot endlich die Erlaubnis zur Landung bekam und aufsetzte, sehr hart und nur wenige Dutzend Schritte vom Abfertigungsgebдude entfernt, das zu einer provisorischen Kommandozentrale umgewandelt worden war. Als sie den Copter verlieЯen, begriff sie den Grund fьr die Wartezeit – das Flugfeld war voller Maschinen – HeliCopter, Jets, kleine rotorgetriebene Sportmaschinen und gewaltige Transporter, deren buckelige Leiber sich wie die Rьcken riesiger stдhlerner Wale in die Nacht erhoben. Und es kamen stдndig mehr. Offensichtlich hatte jeder Pilot in Reichweite des Flugplatzes den Befehl bekommen, seinen Kurs zu дndern und La Guardia anzufliegen. Ein paar Meilen entfernt zog sich eine schnurgerade doppelte Linie aus weiЯem Licht ьber das Flugfeld: der in aller Hast errichtete Stacheldrahtzaun, mit dem die Nationalgarde das Flugfeld in zwei ungleichmдЯige Hдlften geteilt hatte. Die kleinen Lichter von Autoscheinwerfern krochen durch die Nacht auf diese hellerleuchtete Linie zu, und gerade, als Charity und Mike hinter ihrem Fьhrer das Abfertigungsgebдude betraten, erhob sich ein halbes Dutzend kleiner Hubschrauber vom Flugfeld und glitt im Tiefflug auf den Zaun zu. Mдnner, klein wie Spielzeugsoldaten, nahmen lдngs des Zaunes Aufstellung. Voller Verbitterung begriff Charity, dass der Kommandant der Truppe ganz offensichtlich mit Angriffen rechnete – Angriffen der Zivilbevцlkerung, nicht der Fremden. GroЯer Gott, was geschah mit ihnen? Sie vernichteten sich gegenseitig, noch bevor die Fremden ьberhaupt angegriffen hatten! Das Abfertigungsgebдude war vцllig ьberfьllt. Die riesige Eingangshalle schien vor grьnen und blauen Uniformen ьberzuquellen. Hunderte von Stimmen schrien Hunderte von Befehlen, und ein ganzes Dutzend Lautsprecher versuchte sich gegenseitig zu ьbertцnen. Von der riesigen Multivisionswand unter der Decke herab verkьndete ein Nachrichtensprecher mit ernstem Gesicht schlechte Neuigkeiten, die im chaotischen Lдrm der Stimme untergingen. Irgendwie brachte ihr Fьhrer das Kunststьck fertig, sie und Mike einigermaЯen unbeschadet durch dieses Chaos zu schleusen. Sie erreichten einen Aufzug, vor dessen geschlossenen Tьren zwei Mдnner der Nationalgarde Wache hielten, mit grimmigen Gesichtern und mit drohend vor die Brust gehaltenen Maschinenpistolen. Die Mдnner traten beiseite, als ihr Fьhrer einen Ausweis zьckte und gebieterisch in die Hцhe hielt. Einen Augenblick spдter glitten die Lifttьren wie von Geisterhand bewegt auseinander, und sie betraten die Kabine, die sie rasch und ohne anzuhalten in die Hцhe transportierte. Ihr Ziel war die Glaskuppel des Towers. Auch hier oben herrschte mehr Gedrдnge als gewohnt, aber es war zumindest nicht so ьberfьllt, dass man keinen Schritt tun konnte, ohne irgend jemandem auf die Zehen zu steigen oder den Ellenbogen in die Nieren zu rammen. An den grьnleuchtenden Radarschirmen und Computerpulten saЯen jetzt Soldaten, und der Mann, der mit hinter dem Rьcken verschrдnkten Hдnden vor der Panoramascheibe stand und auf die Rollbahn hinunterblickte, trug die Uniform eines Brigadegenerals. Aber davon abgesehen, dachte Charity, war der Anblick geradezu absurd normal. Sie spьrte nicht einmal etwas von dem Schrecken, der unten in der Halle allgegenwдrtig gewesen war. Alle Gesprдche, die sie hцrte, wurden sehr leise gefьhrt. Der Mann vor dem Fenster drehte sich herum, als sie ihm bis auf drei Schritte nahe gekommen waren. Charity kannte sein Gesicht nicht, aber sein Blick sagte ihr, dass er sie kannte – natьrlich. Sie wollte salutieren, der General jedoch winkte ab. »Lassen Sie diesen Unsinn, Captain Laird«, sagte er. »Ich bin General Hardwell. Willkommen bei uns.« Seine Stimme klang kalt, und nicht besonders sympathisch, aber er lдchelte. Irgendwo drauЯen ьber dem Flughafen begann eine Sirene zu schrillen, dann gesellte sich eine zweite dazu, eine dritte. Charity sah ganz automatisch nach Westen, zur Stadt. Die Lichter New Yorks erhellten noch immer die Nacht. Der Anblick unterschied sich nicht im mindesten von dem, den die Skyline dieser Stadt seit einem halben Jahrhundert bot. Mit ein bisschen Phantasie, dachte sie, konnte man sich einbilden, dass gar nichts passiert wдre. »Irgendwelche Neuigkeiten?« fragte Mike neben ihr.
Der General schьttelte andeutungsweise den Kopf. »Nein. Wir wissen hier nicht mehr als Sie. Sie haben die Ьbertragung gesehen?« »Ja«, sagte Charity finster. »Welcher Idiot ist auf die Idee gekommen, die Bilder live auszustrahlen. Verdammt, eine Zeitverzцgerung von zehn Sekunden hдtte gereicht, um diese Panik zu –« Sie sprach nicht weiter, als sie begriff, dass der Mann, dem sie diese Vorhaltungen machte, ungefдhr so viel dafьr konnte wie sie selbst. Sie lдchelte verzeihungsheischend. »Tut mir leid.« Hardwell winkte ab. »Schon gut. Wir sind alle ein bisschen nervцs, nicht wahr?« Er lдchelte ebenfalls, starrte einen Moment lang an ihr vorbei ins Leere und wurde ьbergangslos sehr ernst. »Sie waren doch auf diesem Schiff«, sagte er. »Glauben Sie, dass es … Bomben sind?« Bomben? Charity starrte ihn an. Es dauerte fast zehn Sekunden, bis sie ьberhaupt begriff, was er meinte. Es war wie ein zweiter, nachtrдglicher Schock. Bei allem, was sie in den vergangenen zwanzig Minuten gedacht und gefьhlt haben mochte – der Gedanke, dass es sich bei den Objekten, die das Sternenschiff ausgespien hatte, um Bomben handeln konnte, war ihr nicht einmal gekommen. Dabei war es so naheliegend! Hastig schьttelte sie den Kopf. »Kaum«, sagte sie. »Es ergдbe ziemlich wenig Sinn, finden Sie nicht?« Aber was, dachte sie, was um alles in der Welt, was dieses verdammte Schiff und seine Absender in den letzten Monaten getan hatten, ergab ьberhaupt einen Sinn? Trotzdem fьgte sie hinzu: »Ich kann es mir nicht vorstellen. Wenn sie uns bombardieren wollten, hдtten sie es verdammt viel einfacher anstellen kцnnen, nicht wahr?« Die Erklдrung klang selbst in ihren eigenen Ohren ziemlich dьnn, aber Hardwell gab sich offensichtlich damit zufrieden – zum einen, dachte sie, weil es ganz genau das war, was er hцren wollte, und zum anderen, weil sie es war, die es gesagt hatte. Ihre Worte hatten Gewicht, weil sie zu den wenigen Menschen gehцrte, die jemals an Bord dieses Schiffes gewesen waren. »Haben Sie den Flughafen deshalb in eine Festung verwandelt?« fragte Mike. Hardwell wich seinem Blick aus. »Wir bereiten alles fьr eine Evakuierung vor«, sagte er nach einer Weile, ohne direkt auf Mikes Frage zu antworten. »Obwohl ich nicht weiЯ, wie lange wir sie aufhalten kцnnen.« »Sie?« Hardwell deutete mit einer zornigen Kopfbewegung auf die Lichtglocke New Yorks. »Die zehn Millionen Mдnner und Frauen dort drьben, die aus der Stadt heraus wollen«, antwortete er. »Verdammt, sind Sie so naiv, oder tun Sie nur so, Lieutenant?« Mike tat das einzig Vernьnftige – er ignorierte Hardwells gereizten Ton und kam ohne weitere Umschweife auf den eigentlichen Grund ihres Kommens zu sprechen. »Die Maschine ist startklar?« Hardwell nickte und schьttelte gleich darauf den Kopf. »Die Maschine schon«,
sagte er. »Aber die Mannschaft noch nicht. Ich habe Befehl, Sie hier zubehalten, bis Ihre Crew komplett ist. Sie werden in drei Eagles zur Jefferson-Air-Base geflogen.« »Wer fehlt noch?« fragte Mike. »Alle«, antwortete Hardwell gereizt. »Sie und Captain Laird waren die ersten. Lieutenant Niles wird in ein paar Augenblicken mit einem Copter eintreffen. Er ist schon auf dem Weg hierher. Die anderen … Es kann eine Stunde dauern.« Jemand berьhrte ihn an der Schulter und hielt ihm einen kleinen Zettel hin. Hardwell warf einen flьchtigen Blick darauf, runzelte die Stirn und steckte ihn in die Rocktasche. Er gab sich Mьhe, sich nichts von seinen wahren Gefьhlen anmerken zu lassen, aber er sah eindeutig betroffen aus. »Schlechte Neuigkeiten?« fragte Charity. Hardwell zцgerte. Dann nickte er. »Ja. Aber keine, die Sie betreffen. Ich…« Er wurde wieder unterbrochen, von einem anderen Adjutanten, der sich aber diesmal nicht an ihn, sondern an Charity wandte. »Captain Laird?« Charity nickte. »Ein dringender Anruf fьr Sie. Drьben, im Bьro des Operators.« Der Mann deutete auf eine schmale, offenstehende Tьr am gegenьberliegenden Ende des Raumes. Das Zimmer dahinter lag im blauen Halbdunkel eines eingeschalteten Videoschirmes. Mike und sie folgten dem jungen Soldaten, wдhrend Hardwell diskret zurьckblieb und sie so wenigstens der Peinlichkeit enthob, ihm die Tьr vor der Nase zuwerfen zu mьssen. Der Raum war sehr klein; sein Inneres bestand praktisch nur aus einer gewaltigen, rundum laufenden Computerkonsole, auf der gleich Dutzende von Monitoren prangten. Im Moment war allerdings nur ein einziger davon eingeschaltet. Ein junger Mann saЯ davor, der sich hastig erhob und den Raum verlieЯ, als er Charity erkannte. Sie wartete, bis Mike die Tьr hinter ihm geschlossen hatte, lieЯ sich in den noch warmen Sitz fallen und tippte ihren Erkennungscode in das winzige Zahlenfeld unter dem Bildschirm. Der Schriftzug: TOP SECRET – AUTHORIZED PERSONS ONLY verschwand und machte dem Gesicht Commander Beckers Platz, dreidimensional und in Farbe und so besorgt, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte… »Commander?« »Captain Laird – Gott sei Dank, Sie sind schon da. Dieser Idiot, mit dem ich gerade gesprochen habe, konnte mir nicht einmal sagen, ob…« Er brach abrupt ab, machte eine дrgerliche Geste und atmete tief ein. »Wo sind die anderen?« »Mike… Lieutenant Wollthorpe«, verbesserte sie sich hastig, »ist bei mir. Lieutenant Niles wird in wenigen Minuten eintreffen. Die anderen… Hardwell sagt, es kann eine Stunde dauern.« »Verdammt.« Becker zog eine Grimasse. »Kriegen Sie die Kiste zu dritt hoch?« »Die ENTERPRISE?« Charity schьttelte entschieden den Kopf. »Unmцglich«, sagte sie, in einem Ton, von dem Becker hoffentlich begriff, dass er endgьltig war. »Wir kцnnen sie vielleicht zu dritt starten, aber ganz bestimmt nicht landen.
Nicht in ihrem Rattenloch.« »Eine Stunde.« Becker ignorierte das Wort, mit dem Charity die Bunkeranlage bezeichnet hatte. »Und noch mindestens zwei, bis sie in Jefferson sind. Verdammt, so viel Zeit haben wir nicht mehr!« »Wir brauchen sie aber«, antwortete Charity ruhig. »Die ENTERPRISE ist ein Space-Shuttle, Commander, keine Cessna. Es war riskant genug, die beiden anderen Schiffe zu ihnen zu bringen. Wenn ich mit einer halben Mannschaft versuche, das Schiff in ihren Hangar zu steuern, werde ich ihnen ein hьbsches Loch in ihren Berg sprengen – mцchten Sie das?« Becker musterte sie finster und schwieg. »Was ist passiert?« fragte Mike, der sich neugierig ьber ihre Schulter gebeugt hatte. »Diese Flugscheiben…« »Bomben«, sagte Becker. »Es sind verdammte Wasserstoffbomben, Lieutenant.« Charitys Herz setzte fьr eine Sekunde aus. »Was… haben Sie… gesagt?« stammelte sie. Becker starrte auf einen Punkt irgendwo neben der Kamera. Sein Gesicht war wie Stein, aber in seinen Augen loderte etwas, das Charitys Furcht noch vertiefte. »Zwei unserer Eagles haben versucht, eines dieser Dinger abzuschieЯen«, sagte er. »Sie haben es geschafft, Captain. Das Ergebnis war eine Atomexplosion, Gott sei Dank weit drauЯen ьber dem Meer. Wir wissen noch nichts Genaues, aber unsere Jungs hier schдtzen sie auf mindestens fьnfzig Megatonnen.« Sein Blick kehrte wieder zur Kamera zurьck. Das Funkeln darin war nicht erloschen. »Verstehen Sie jetzt, warum wir keine Zeit mehr haben?« »Bomben?« murmelte Charity. »Aber es sind… ьber fьnfhundert!« »Fьnfhundertzwцlf«, sagte Becker. »Oder fьnfhundertelf, um genau zu sein.« »Aber das ergibt doch keinen Sinn!« flьsterte Mike. Sein Gesicht war grau. Seine Stimme schwankte und hцrte sich an wie die eines alten, uralten Mannes. »Warum sollten sie…« »Das weiЯ ich nicht«, unterbrach ihn Becker. »Verdammt noch mal, niemand weiЯ, warum sie irgend etwas tun. Tatsache ist, dass diese Dinger im Augenblick dabei sind, sich ьber die gesamte Erde zu verteilen, und zwar in einer Hцhe, in der unsere Jets nicht mehr an sie herankommen.« »Und die Abwehrraketen?« Mike kreischte jetzt wirklich. »Die SDI-Satelliten und Laserka…« »Was schlagen Sie vor, Lieutenant?« unterbrach ihn Becker. »Dass wir sie einzeln abschieЯen?« Mike antwortete nicht mehr, und auch Charity schwieg fьr endlose, lange Sekunden, in denen sie Beckers Videobild anstarrte, ohne ihn wirklich zu sehen. Ein Gefьhl entsetzlicher Hilflosigkeit machte sich in ihr breit. Plцtzlich begriff sie, dass sie machtlos waren, dass ihnen ihr ganzer, ungeheuerlicher Militдrapparat rein gar nichts mehr nutzte, nicht gegen diese Bedrohung. Selbst wenn sie es geschafft hдtten – selbst wenn Becker und seine Mдnner ein Wunder vollbrachten und sie es irgendwie schafften, diese bцsartigen Sternentaler zu eliminieren, bevor sie sich auf die fьnfhundert grцЯten Stдdte der Erde stьrzten – Charitys Phantasie weigerte sich einfach, sich vorzustellen, was geschah, wenn fьnfhundert Wasserstoffbomben gleichzeitig in der Atmosphдre dieses Planeten explodierten. »Was… tun sie im Moment?« fragte sie. Sie war fast erstaunt, ihre eigene Stimme zu hцren. Becker blickte auf irgend etwas auЯerhalb des Aufnahmewinkels der Kamera, ehe er antwortete. »Sie steigen«, sagte er. »Anscheinend bilden sie eine Art Schild ьber der ganzen Erde. Wie es aussieht, in fьnfzig bis siebzig Meilen Hцhe. Wenn sie ihre Geschwindigkeit beibehalten, haben wir noch anderthalb Stunden. Und danach bekommen wir vermutlich die groЯe Rechnung prдsentiert.« Es war vцllig verrьckt – aber fьr Sekunden wьnschte sich Charity nichts mehr, als dass Becker recht hatte, dass in anderthalb Stunden irgendeine schreckliche Insektenfratze auf allen Bildschirmen der Welt erscheinen und die Erde fьr besetzt erklдren wьrde oder irgendwelche Forderungen stellte, ganz egal, wie absurd sie waren, denn die Alternative war einfach zu schrecklich, um den Gedanken auch nur zu denken. »Hцren Sie, Laird«, sagte Becker plцtzlich. »Wir haben noch fьnfundneunzig Minuten, vielleicht mehr. Sie warten, bis Ihre Mannschaft komplett ist, und dann kommen Sie hierher.« »Und das Schiff?« »Vergessen Sie die ENTERPRISE«, sagte Becker. »Wir haben zwei Schiffe hier in der Basis, aber sie nutzen uns verdammt wenig, wenn niemand da ist, der sie fliegen kann.« Er schaltete ab, ehe Charity eine weitere Frage stellen konnte. Aber es dauerte noch sehr lange, bis sie sich aus dem Sessel erhob und wieder in den Tower hinausging. Sie war – unabhдngig von allen Verschlьsselungen und Codes – sehr sicher, dass Hardwell nicht mitgehцrt hatte, aber vermutlich waren Mike und sie nicht halb so gute Schauspieler, wie sie bis zu diesem Moment geglaubt hatten, denn der General sah sie nur stumm an, und als er sich umwandte und wieder auf seinen einsamen Beobachtungsposten vor der Panoramascheibe zurьckkehrte, da hatte sie das Gefьhl, einen gebrochenen Mann vor Augen zu haben. Sie selbst fьhlte nichts. In ihr war nur Leere. Sie hatte sich oft gefragt, was sie wohl empfinden wьrde, wenn das Ende der Welt irgendwann einmal gekommen war; entweder das wirkliche Ende der Welt, so wie jetzt, oder das Ende ihres privaten kleinen Kosmos, der Tod, der im Endeffekt fьr sie das gleiche bedeutete. Ein absurder Gedanke nistete sich hinter ihrer Stirn ein, und er lieЯ sich auch nicht vertreiben, so sehr sie es versuchte: Wenigstens wьrde es schnell gehen. Wenn die Aliens ihre Bomben wirklich warfen, war New York zweifellos eines der Ziele – und sie waren der City nahe genug, um bei einer Explosion dieser Stдrke kaum mehr mitzubekommen als einen raschen, sehr hellen Blitz, und vielleicht nicht einmal das. Plцtzlich kam ihr ihrer aller Situation geradezu aberwitzig vor. Rings um sie herum lief das Leben – fast – normal weiter. Der Tower war erfьllt vom Piepen und Summen der Computer und den gedдmpften Stimmen der Mдnner, die sie bedienten, drauЯen auf dem Flugfeld starteten und landeten ununterbrochen Maschinen, sie sah einen jungen Mann an sich vorbeihasten und im Vorьbergehen lдcheln und erwiderte es ganz automatisch. Sie stand dicht neben Mike, aber sie hatte nicht einmal das Bedьrfnis, seine Hand zu ergreifen oder ihn zu kьssen – keine groЯen Gesten. Nichts. Sie warteten, das war alles. Hardwell deutete auf einen kleinen Lichtpunkt, der sich dem Flughafen von Osten her nдherte. »Die Maschine mit Ihrem Kollegen«, sagte er. Charity nickte, aber sie konnte nicht antworten. Fьr Momente war sie von einer bleiernen Schwere befallen. Das Gefьhl fiel erst von ihr ab, als sich zehn Minuten spдter die Aufzugtьr hinter ihnen цffnete und Niles in den Kommandoraum stьrmte. Anders als Mike und sie trug er keine Uniform, sondern ein groЯkariertes blaues Holzfдllerhemd und dazu vollkommen unpassende Bermuda-Shorts. Er sah reichlich albern aus, aber niemand lachte. Niles begrьЯte sie knapp und wandte sich mit einem fragenden Blick an Mike. »Was ist passiert?« »Erklдr es ihm«, sagte Charity leise. »Aber nicht hier.« Sie deutete auf den Operator-Raum und sah zu, wie Mike mit Niles in dem winzigen Verschlag verschwand und die Tьr hinter sich zuzog. Sehr schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie nicht die einzige war, die den beiden nachblickte, und dass wahrlich nicht viel Phantasie dazu gehцrte, zu erraten, was die beiden Space-Force-Mдnner so Geheimnisvolles zu besprechen hatten. Wie lange wьrden sie es noch geheim halten kцnnen, und vor allem – wie lange wьrde sie es wollen? Verdammt, all diese Mдnner hier hatten ein Recht, zu erfahren, dass sie nur noch neunzig Minuten zu leben hatten. Die Zeit verstrich trдge. Mike und Niles blieben fast zehn Minuten fort, und Charity konnte regelrecht spьren, wie die Nervositдt im Tower stieg. Eine unangenehme Anspannung begann sich in dem groЯen, rundum verglasten Raum breit zumachen, die sie wie die Berьhrung eines elektrischen Feldes auf der Haut fьhlte. Niles Gesicht war starr, als er zurьckkam, aber er schien dasselbe zu empfinden wie sie – auch in seinem Blick war keine wirkliche Angst, sondern nur eine sonderbare Mischung aus Betroffenheit und Leere. Sie erinnerte sich, dass er als einziger von ihnen verheiratet war und ein Kind hatte. Seine Familie lebte in New York. Sie sah auf die Uhr. Zwanzig der neunzig Minuten, von denen Becker gesprochen hatte, waren vorbei. Und sie sehnte sich fast danach, dass auch der Rest verstrich. Schlimmer als alles, was passieren konnte, war das Warten. »Wie viel Zeit haben wir noch?« fragte eine Stimme hinter ihr. Charity sah auf und erkannte Hardwells Gesicht als verzerrte Spiegelung in der Scheibe vor sich. Sie lдchelte mьde.
»Ich bin kein besonders guter Schauspieler, wie?« sagte sie. Erst danach drehte sie sich um und sah Hardwell direkt an, statt mit seinem Spiegelbild zu sprechen. »Wer ist das schon, in einer Situation wie dieser?« erwiderte Hardwell. »Wie lange?« Charity zцgerte. »Siebzig Minuten«, sagte sie dann. Verdammt, warum nicht? Er wusste es ohnehin. Jeder hier wusste es. »Mindestens«, fьgte sie hinzu. »Siebzig Minuten«, wiederholte Hardwell. Er versuchte zu lдcheln, aber es gelang ihm nicht. SchlieЯlich deutete er mit der Hand nach unten, auf das Flugfeld. »Zeit genug. Wenn… wenn Sie wollen, lasse ich Sie rausfliegen, Captain«, sagte er stockend. Charity schwieg sehr lange. Hardwells Reaktion verwirrte sie. Er tat ihr sehr leid. »Das werden wir sowieso, General«, sagte sie schlieЯlich. »Unsere Befehle lauten, von hier zu verschwinden, sobald die Crew komplett ist. Ich weiЯ allerdings nicht«, fьgte sie hinzu, »ob es noch irgend etwas gibt, wohin es sich zu fliegen lohnt.« Ein paar bleiche Gesichter in ihrer Nдhe blickten auf, und Charity begriff plцtzlich, dass sie laut genug gesprochen hatte, um die Mдnner jedes Wort verstehen zu lassen. Aber die Reaktion, auf die sie wartete, kam nicht. Die Mдnner starrten sie nur an. Plцtzlich hatte sie einen geradezu irrwitzigen Einfall. »Wir haben noch Platz, General. Auf einen Passagier mehr oder weniger kommt es nicht an.« Mike fuhr sichtlich erschrocken zusammen, und auch Niles blickte sie an, als zweifele er an ihrem Verstand. Hardwell lдchelte nur. Er schьttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich bleibe hier. Sie haben recht, Captain – wenn es … wirklich passiert, dann gibt es nichts mehr, wohin es sich zu fliehen lohnt. AuЯerdem glaube ich nicht…« Charity erfuhr nie, was General Hardwell nicht glaubte. Ebenso wenig, wie irgend jemand je erfuhr, wieso sich Beckers Computer so drastisch verrechnet hatten. Aber sie hatten es. Die siebzig Minuten, die sie angeblich noch hatten, schrumpften jдh zu einer halben Sekunde zusammen, der Zeit, die die fьnfhundertelf galaktischen Bomben reglos verharrten, nachdem sie ihre Position fьnfundsiebzig Meilen ьber der Erdoberflдche eingenommen hatten. Sie bildeten jetzt ein regelmдЯiges Muster, mit einer einzigen Ausnahme mathematisch perfekt ьber den gesamten Globus verteilt. Aber dieses geometrische Netz aus fьnfhundertundelf drei Meter durchmessenden, fliegenden Bomben existierte in dieser Form nur eine halbe Sekunde lang. Dann explodierte es.
12. Dezember 1998
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit war es wie ein Schritt in eine andere Welt, als sich die Lifttьren vor ihr und Stone цffneten. Nur dass es diesmal eine Welt war, die ihr nicht behagte und ihr niemals behagt hatte; die summende, leise hektische Welt einer militдrischen Kampfstation, die sich in hцchster Alarmbereitschaft befand. Und das, obwohl es ja eigentlich ihre Welt war. Aber es gab einen Unterschied – sie hatte niemals zu den Knopfdrьckern und Computer-Strategen gehцrt, und sie hatte auch niemals einen besonderen Hehl daraus gemacht, dass sie sie im Grunde verachtete, obgleich sie natьrlich wusste, dass sie nцtig waren. Charity war zu einer Zeit in die Space Force eingetreten, in der die Mцglichkeit eines Krieges lдngst in die GrцЯenordnung hypothetischer Hochrechnungen geraten war; mit einer Wahrscheinlichkeit sehr weit rechts hinter dem Komma. Und sie hatte es auch nicht getan, weil sie SpaЯ an Kriegsspielen hatte, sondern weil eine militдrische Laufbahn ihr so etwas wie einen Hauch von Abenteuer versprochen hatte, auch wenn dieses Abenteuer zu neunundneunzig Prozent aus Drill und Disziplin und nicht zuletzt Langeweile bestand. Trotzdem entschдdigte sie der kleine verbliebene Rest fьr vieles andere. Charity war – ihrer eigenen Meinung nach – um mehrere hundert Jahre zu spдt geboren worden. Sie ertrug es nicht, in einer Welt zu leben, in der das aufregenste Erlebnis eine Fahrt mit achtzig Meilen in der Stunde ьber den Highway war, und sie hatte sich niemals fьr Senso-Spiele oder andere elektronische Ersatzbefriedigungen begeistern kцnnen. Deshalb trug sie seit elf Jahren die schwarzgrьne Uniform der US-Space Force, und wahrscheinlich lebte sie auch deshalb noch. Ohne ihre Spezialausbildung hдtte sie den Weg hierher niemals geschafft. Wahrscheinlich wдre sie nicht einmal aus New York herausgekommen. Charity wartete, bis Stone in den Lift getreten war und die Tьren sich geschlossen hatten, dann trat sie mit einem Schritt ьber die erste der beiden feuerroten Linien, die einen weitgeschwungenen, doppelten Halbkreis vor dem Aufzug bildeten, schloss fьr einen Moment die Augen und betete, dass die Class-A-Codierung in ihrer Hundemarke den Weg von New York hierher ebenso unbeschadet ьberstanden hatte wie sie. Aber allein die Tatsache, dass sie diesen Gedanken ьberhaupt denken konnte, bewies schon, dass es so war – wдre sie mit einer beschдdigten oder falsch klassifizierten ID-Marke ьber die erste dieser beiden harmlosen Linien getreten, hдtte sie jetzt schon herausgefunden, wie sich ein Hдhnchen in einem Mikrowellenherd fьhlte. Trotzdem wartete sie die vorgeschriebenen zehn Sekunden, bis das rote Licht vor ihr auf Grьn wechselte, ehe sie es wieder wagte, zu atmen und schlieЯlich weiterzugehen. Die beiden Wachsoldaten, die mit lдssig geschulterten Maschinenpistolen jenseits der zweiten roten Linie standen, nickten ihr freundlich zu. Einer stieЯ einen leisen Pfiff aus, als Charity an ihm vorьberging, und grinste. Charity erwiderte sein Lдcheln, цffnete die durchsichtige Kunststofftьr am anderen Ende des Raumes und trat ins Allerheiligste der Station. Es war das sechste Mal, dass sie hier war, und das sechste Mal, dass der Anblick sie tief genug beeindruckte, um sie einen Moment verharren zu lassen. Die Tьr fьhrte auf eine schmale, um den ganzen gewaltigen Raum herumlaufende Empore hinaus. Unter ihr lag ein riesiger Saal, kreisrund und in der Mitte leicht ansteigend, so dass der Sessel des Kommandanten samt seiner halbrunden Computerkonsole den Raum um Mannshцhe ьberragte. Zahllose Computertische, auf denen Hunderte von kleinen und groЯen Monitoraugen flimmerten, bildeten ein scheinbares Durcheinander, in dem nur das Auge eines Kundigen eine komplizierte, sehr klug durchdachte Ordnung ausmachen konnte. Fast die gesamte gegenьberliegende Wand wurde von einem gigantischen Bildschirm eingenommen, der im Moment die farbige Holografie einer ьberdimensionalen Weltkarte zeigte. Zwischen all diesen Computern und Schalttafeln und Monitoren wirkte das halbe Hundert blauuniformierter Stabssoldaten beinahe verloren. Die ganze Anlage war im Grunde nichts anderes als ein ьbergroЯer Computer, und die Menschen dort unten – vielleicht mit Ausnahme Beckers und einer Handvoll Offiziere – bloЯe Handlanger, die taten, was die Computer von ihnen verlangten. Sie hдtte ebenso gut in Houston oder auf der Wall Street stehen kцnnen. Der einzige – allerdings entscheidende – Unterschied, der zu gleichartigen Computern auf der Welt bestand, war vielleicht der, dass dieser hier noch funktionierte. Diese Halle, eine halbe Meile unter dem Granit der Rocky Mountains und so geheim, dass selbst die meisten von denen, die hier arbeiteten, nicht genau wussten, wo sie wirklich lag, war so etwas wie das Herz der Welt. Eines von zwei Herzen wahrscheinlich. Eine дhnliche Anlage musste es auch in der UdSSR geben. Aber das дnderte nichts daran, dass die Fдden der Macht hier zusammenliefen. Von diesen harmlosen Computerpulten fьnf Meter unter ihr aus konnten sдmtliche Waffensysteme der Army befehligt, gestartet und gelenkt werden. Das Gehirn des dritten Weltkrieges, gebaut, um niemals benutzt zu werden. Sie entdeckte Becker an einem der Pulte unter sich; eine schmale, grauhaarige Gestalt, die sich nach vorne gebeugt hatte und erregt mit einem jungen Offizier diskutierte. Charity lцste sich von ihrem Platz, stieg in den Saal hinab und steuerte im Slalom auf den General zu. Das Raunen zahlloser Stimmen und das elektronische Wispern einer ganzen Computerarmee hьllten sie ein, und der riesige Videoschirm ьberschьttete die Szene mit dьsterem, rotem Licht. Fast gegen ihren Willen sah Charity auf. Die Karte, die der Schirm zeigte, war ein genaues Gegenstьck der, die sie vor einer Woche in New York gesehen hatte, und wie auf dieser zeigten auch hier die rotleuchtenden Flecken die Gebiete an, die besetzt und aufgegeben waren. Sie erschrak, als sie sah, wie sehr sie sich ausgebreitet hatten. Sie schьttelte den Gedanken ab, ging weiter und erreichte Becker genau in dem Moment, in dem er sich von dem jungen Offizier abwandte. Sie blieb stehen, salutierte lдssig und registrierte amьsiert, wie sich Beckers Brauen irritiert zusammenzogen, als er ihre Aufmachung bemerkte. Aber zu ihrer Ьberraschung verbiЯ er sich jede Bemerkung ьber die unvorschriftsmдЯige Uniform, sondern machte eine Bewegung, die man mit viel gutem Willen als Erwiderung ihres GruЯes auffassen konnte, und gebot ihr dann mit einer Geste, mit ihm zu kommen. Er schwieg auch weiter, wдhrend sie den Saal durchquerten und auf der anderen Seite wieder auf die Empore hinaufstiegen. Durch eine schmale Plexiglastьr fьhrte er sie in ein winziges Bьro, in dem es nichts weiter als einen vollkommen leeren Schreibtisch und zwei unbequeme Stьhle gab. Wie die Tьr war die gesamte Wand, in die sie eingelassen war, von dieser Seite aus durchsichtig, so dass man einen ungehinderten Blick auf den Kommandoraum hatte. Becker deutete mit einer knappen Geste auf einen der Stьhle, nahm selbst Platz und sah sie fragend an. »Ich habe nicht mehr mit Ihnen gerechnet, Captain Laird«, sagte er. Charity sah demonstrativ auf die Armbanduhr. »Ich dachte, ich wдre pьnktlich«, sagte sie. »Ein paar Minuten…« Becker machte eine дrgerliche Handbewegung. »Ich habe nicht gesagt, dass Sie zu spдt sind, Captain«, sagte er. »Ich bin ьberrascht, dass Sie es ьberhaupt geschafft haben. Sie sind der …» Er lдchelte gezwungen und verbesserte sich: »…die erste, die seit vier Tagen zu uns durchkommt. Die Burschen schieЯen sich allmдhlich auf uns ein.« »Das habe ich gemerkt«, antwortete Charity. »Ohne Lieutenant Stone und seine beiden Kameraden…« Becker unterbrach sie abermals mit einer befehlenden Geste, aber Charitys Дrger darьber hielt sich in Grenzen. Man musste kein besonders guter Menschenkenner sein, um zu erkennen, dass Becker physisch und psychisch am Ende war. »Ich habe Ihre Ankunft ьber Monitor verfolgt«, sagte er. »Aber ich habe Sie nicht hergebeten, um mit Ihnen ьber Ihre wundersame Rettung zu sprechen, Captain. Sie kommen aus New York?« Es war keine Frage, aber Charity nickte trotzdem. »Auf direktem Weg?« »So direkt, wie es ging«, antwortete Charity. »Die PAN-AM-Flьge waren alle ausgebucht, wissen Sie, und –« »Verdammt, hцren Sie mit dem Blцdsinn auf, Captain!« fauchte Becker. »Ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht war, hierher zu kommen. Aber genau deshalb reden wir ja miteinander. Sie waren drauЯen. Mit Ausnahme der Flьchtlinge aus Brainsville sind Sie der erste Mensch, der seit fast zwei Wochen hierher kommt. Und Sie haben fast das halbe Land durchquert. Wie sieht es aus?« »Dort drauЯen?« Charity deutete mit einer Kopfbewegung auf die ьberdimensionale Weltkarte, die in blutigem Rot von der gegenьberliegenden Wand heruntergrinste. »Es ist die Hцlle«, sagte sie nach einer Weile. »Sie sind ьberall, General. Und sie vernichten einfach alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Und alles, was vor ihnen flieht, ebenso.« Becker blickte sie betroffen an und schwieg. »Ich … ich weiЯ selbst nicht mehr genau, wie ich es geschafft habe«, fuhr Charity fort. »Ein paarmal war es reines Glьck, ein paarmal…« Sie dachte an Mike, und plцtzlich steckte in ihrem Hals ein bitterer, harter KloЯ, der sie fьr Sekunden am Weitersprechen hinderte. »Es war wohl nur Glьck«, sagte sie schlieЯlich. Becker war taktvoll genug, fьr die nдchsten zehn Sekunden zu schweigen. Er musste spьren, dass es sie eine Menge mehr gekostet hatte als nur Glьck, sich bis hierher durchzuschlagen. »Wie sieht es drauЯen aus, Captain Laird?« wiederholte er beinahe sanft. »Ich verstehe, dass es Ihnen schwer fallen muss, darьber zu reden, aber ich brauche Informationen. Wir sind hier zwar sicher, aber auch von allen Informationen abgeschnitten; jedenfalls fast allen.« Er lachte bitter, als er Charitys erstaunten Blick bemerkte. »Lassen Sie sich nicht von alledem da tдuschen«, sagte er mit einer Geste auf den Kommandoraum. »Unsere Computer funktionieren zwar noch, aber das ist auch schon alles. Das Gehirn arbeitet noch, aber sie haben uns Augen und Ohren ausgestochen und beide Hдnde abgeschlagen, wenn Sie so wollen.« »So schlimm?« fragte Charity betroffen. »Schlimmer«, antwortete Becker ernst. »Wir sind machtlos.« Er lachte wieder, und diesmal klang es fast wie ein Schrei. Charity begriff plцtzlich, dass das, was wie ein ganz normaler Rapport begonnen hatte, sich zu einem sehr privaten Gesprдch entwickelte. »Erinnern Sie sich noch, dass Sie mich einmal einen Knopfdruck-Soldaten genannt haben, Captain?« fragte Becker. »Jetzt bin ich es. Ich habe jede Menge Knцpfe, auf die ich drьcken kann, aber das ist auch alles. Deshalb muss ich wissen, wie es oben aussieht. Gibt es noch Widerstand?« »Widerstand?« Charity wiederholte das Wort, als mьsse sie sich erst mьhsam in Erinnerung rufen, was es ьberhaupt bedeutete. Dann schьttelte sie den Kopf. »Nein, General. Oder doch, sicher, aber –« »Aber sie schlagen unsere Jungs«, fьhrte Becker den Satz dьster zu Ende. »Schlagen?« Charity machte ein Gerдusch, von dem sie selbst nicht so recht wusste, was es bedeutete. Eine innere Stimme warnte sie, weiterzusprechen, aber etwas – vielleicht Beckers verzweifelter Blick, vielleicht auch nur einfach ihre eigene Verbitterung – brachte sie dazu, den Dolch nicht nur noch tiefer in die Wunde zu rammen, sondern auch noch herumzudrehen. »Nein, General«, sagte sie. »Sie schlagen sie nicht. Sie vernichten sie, wo immer sie sie finden. Sie machen Treibjagd auf jeden, der eine Uniform trдgt.« »Aber es muss doch Widerstandsnester geben!« sagte Becker. »Irgend jemand muss sich doch wehren. Sie sind doch auch durchgekommen, und…« »Natьrlich gibt es den«, sagte Charity. Ihre eigenen Worte taten ihr leid, aber ihr fiel kein Weg ein, sie zurьckzunehmen. Sie war erschцpft und so gereizt wie Becker. Menschen in ihrer beider Zustand sollten nicht miteinander reden, dachte sie. Laut sagte sie: »Es wird ьberall gekдmpft. Im Norden sind ein paar Bomben gefallen. Ich…« Sie blickte einen Moment auf die Karte, dann sah sie wieder Becker an. »Ich war bis jetzt der Meinung, Sie hдtten sie geworfen.« »Ich wollte, ich kцnnte es«, antwortete Becker grimmig. »Verdammt, ich wollte, nur ein Teil dieser beschissenen Knцpfe dort unten wьrde noch funktionieren. Ich wьrde diese verdammten Ungeheuer in die Galaxis zurьckbomben, aus der sie gekommen sind.« Charity verbiss sich eine Antwort. Becker machte es ihr sehr leicht, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Auch wenn er ihr im Moment leid tat – er war im Grunde nichts als das Arschloch, fьr das sie ihn immer gehalten hatte. Und Mдnner wie er waren einmal der Garant fьr die Sicherheit dieses Landes gewesen! »Es gibt ьberall noch Widerstand«, knьpfte sie an ihre eigenen Worte an. »Aber ich glaube nicht, dass es noch lange dauern wird.« Becker starrte sie an, aber in Wahrheit schien sein Blick durch sie hindurchzugehen. Sie war nicht einmal sicher, ob er ihre letzten Worte ьberhaupt gehцrt hatte. »Wenn ich es nur verstehen kцnnte«, sagte er. Seine Stimme klang flach, fast tonlos. »Es ist so … so sinnlos. Kein Ultimatum. Keine Drohungen. Keine Forderungen – nichts. Warum tun sie das?« Vielleicht gab es keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht war der einzigeGrund dieses Ьberfalles auf eine ganze Welt der, sie zu vernichten, so entsetzlich und absurd es klang. Vielleicht war es Gott, der gekommen war, um ihnen die groЯe Schlussrechnung zu prдsentieren, vielleicht die galaktischen Vettern der Wale, die sich fьr den Vцlkermord an ihren Brьdern revanchierten. Eine Erklдrung war so gut und schlecht wie die andere. »Es tut mir leid, dass ich keine besseren Neuigkeiten mitbringe«, fuhr sie nach einer Weile fort. »Aber das ist das, was ich erlebt habe. Mцglicherweise sieht es nicht ьberall so aus.« Ihre Worte waren nicht mehr als ein schwacher Versuch, Becker aufzumuntern. Er lдchelte dankbar, wenn auch nur sehr flьchtig. »Mцglicherweise«, sagte er. »Trotzdem mьssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Ich habe Vorkehrungen getroffen, die Station zu isolieren.« »Isolieren?« Charity hatte sich nicht gut genug in der Gewalt, den Schrecken ganz zu verhehlen, den ihr Beckers Worte einjagten. »Isolieren«, bestдtigte Becker. »Glauben Sie nicht, dass wir hier unten absolut sicher sind, Captain Laird. Sie haben gesehen, was oben in der Schleusenkammer passiert ist.« »Trotzdem…« begann Charity, wurde aber sofort wieder von Becker unterbrochen: »…habe ich gesagt, dass ich Vorkehrungen getroffen habe, Captain. Das heiЯt nicht, dass ich es auch tun werde. Im Moment sind wir hier unten noch sicher. Solange sich daran nichts дndert…« Er lieЯ das Ende des Satzes offen und breitete statt dessen die Hдnde aus. Dann erhob er sich mit einem Ruck. »Lassen Sie sich ein Bett zuweisen, Charity, und schlafen Sie sich aus«, sagte er, mit vцllig verдnderter Stimme und sehr viel lauter, plцtzlich wieder der befehlsgewohnte, ьberlegene Kommandant, kein alter Mann mehr, der vor Angst halb wahnsinnig war. »Wir sind im Moment hier unten zwar etwas beengt, aber Stone wird schon ein Quartier fьr Sie auftreiben. Wenn Sie sich ausgeruht haben, erwarte ich Ihren ausfьhrlichen Bericht.« Charity erhob sich und salutierte, aber Becker sah schon gar nicht mehr hin. Er lief so schnell aus dem Zimmer, dass es fast wie eine Flucht aussah.
30. November 1998
Stille. Das war das erste, was sie bewusst registrierte, als sie wieder erwachte: eine betдubende, tцdliche Stille, die sich ьber allem ausgebreitet hatte, so als hielte die ganze Welt den Atem an, und ein rцtliches, flackerndes Licht, das von sehr weit herkam und durch ihre geschlossenen Lider drang. Ein leichter Schmerz an der linken Hьfte – wie ein blitzschnelles Schlaglicht erinnerte sie sich, sich einfach zu Boden geworfen zu haben, beide Arme ьber dem Kopf verschrдnkt, eine rein instinktive und vцllig sinnlose Reaktion. Ein zweites Schlaglicht, fast schon rьhrend in seiner naiven Hilflosigkeit: ein alter Film aus den fьnfziger Jahren, Bilder von Menschen, die sich in den StraЯengraben warfen und Aktentaschen ьber den Kopf hielten, zum Schutz vor der Bombe. Lдcherlich. Wieso lebte sie noch? Erst jetzt, als wдre diese Frage der Auslцser gewesen, erwachte sie wirklich. Der Schmerz in ihrer Hьfte verblaЯte zu einem leisen Pochen, sie spьrte, dass sie auf Glassplittern lag und aus einer kleinen Wunde im Gesicht blutete, die aber nicht weh tat. Irgendwo in ihrer Nдhe stцhnte jemand. Vorsichtig цffnete Charity die Augen. Sie war auf alles gefaЯt – einen verwьsteten Tower, Flammen, verkohlte Leichen, den brodelnden Feuerpilz einer Bombe am Horizont – aber nichts von alledem war da. Es war sehr dunkel. Alle Lichter waren erloschen. Die einzige Helligkeit kam von den Flammen, die irgendwo drauЯen auf dem Flugfeld tobten und in deren Prasseln sich jetzt immer mehr Schreie und andere Gerдusche mischten. Aber keine Zerstцrung. Nicht die absolute Verheerung der Bombe. Unsicher stand sie auf. Sie erinnerte sich nicht, das Bewusstsein verloren zu haben. Der Sturz konnte es kaum gewesen sein, denn sie war nicht besonders hart aufgeschlagen; vielmehr schien irgend etwas in ihr einfach abgeschaltet zu haben, wie eine vцllig ьberlastete Sicherung. Das Stцhnen wurde lauter. Sie drehte sich herum, sah ein blasses, blutьberstrцmtes Gesicht neben sich und erkannte, dass der Mann nicht schwer verletzt war, wohl aber heftig blutete. Ohne einen besonderen AnlaЯ sah sie auf die Uhr. Die Quarzanzeige war erloschen, aber die Zahl im Datumsfenster war noch weitergesprungen – es musste kurz nach Mitternacht sein. Sie hatten einen weiteren Tag geschenkt bekommen. Wieso funktionierte die Uhr nicht mehr? Irgendwie erschien ihr diese Frage plцtzlich ungemein wichtig, das letzte Stьck in einem gewaltigen Puzzlespiel, das alles erklдren mochte. Sie richtete sich vollends auf, sah sich nach Mike um und entdeckte ihn fast am anderen Ende des Kontrollraumes, wo er ьber einem stцhnenden Mann kniete und sich an ihm zu schaffen machte. Gleich neben ihm lag eine zweite, vollkommen reglose Gestalt. Die Bombe hatte sie verfehlt, aber sie hatte trotzdem Opfer gefordert; nicht nur drauЯen auf dem Flugfeld.
Der Gedanke brachte einen zweiten, sehr viel schlimmeren mit sich. Sie war schon auf dem halben Wege zu Mike, blieb aber dann wieder stehen und sah nach Osten. Die Stadt war verschwunden. Wo das von Menschenhand geschaffene Sternendiadem New Yorks auf dem Horizont glдnzen sollte, gдhnte ein gewaltiger Abgrund aus Schwдrze, als hдtte sich die Nacht aufgetan und die Millionenstadt einfach verschlungen. Zum ersten Mal seit mehr als zweihundert Jahren herrschte an diesem Teil der nordamerikanischen Kьste wieder die Nacht. Wie betдubt drehte sie sich herum und blickte auf das Flugfeld herab. Ein paar Feuer brannten, aber sonst war nichts zu hцren und zu sehen. Erst jetzt fiel ihr die Stille wirklich auf, vielleicht, weil sie allmдhlich ihren Grund begriff: Es war nicht das allumfassende Schweigen des Todes, sondern eine Stille, als wдre die Welt einfach abgeschaltet worden. Der gesamte Flughafen lag so still und gelдhmt da wie die Riesenstadt im Osten, wie vielleicht dieses ganze Land, vielleicht die ganze Welt. Die Dimension dieses Gedankenganges war zu groЯ, als dass sie ihn sofort in voller Tragweite akzeptieren konnte. »Alles in Ordnung mit Ihnen?« Sie fuhr aus ihren Betrachtungen hoch, drehte sich um und lдchelte, als sie Hardwell erkannte; dankbar, dass er sie in die Wirklichkeit zurьckgeholt hatte. Sie nickte. »Sie bluten.« »Ein Kratzer«, antwortete Charity abwertend. »Nichts gegen das, was uns hдtte passieren kцnnen, oder?« Ihre Worte schienen Hardwell zu irritieren. Er hatte es noch nicht begriffen. Er war ein intelligenter Mann, aber wie sie alle stand auch er noch unter dem Schock der Geschehnisse. Plцtzlich verdьsterte sich sein Gesicht. Er fuhr herum und begann zu brьllen: »Verdammt, wo bleibt das Licht? Wieso schaltet niemand diese beschissene Notbeleuchtung ein?!« »Weil sie nicht funktioniert, General«, antwortete eine Stimme aus der Dunkelheit heraus. Es war Niles. Der hochgewachsene Schwarze kam langsam auf Hardwell und sie zu. In der Dunkelheit waren sein Gesicht und seine Hдnde kaum zu sehen. Irgendwo zwei Handbreit ьber dem Kragen seines Hemdes blitzte das WeiЯ seiner Zдhne. »Der Generator ist im Eimer«, fьgte er hinzu. »Verdammt, dann soll ihn jemand reparieren«, fauchte Hardwell. »Wir…« Er stockte, sah Niles verwirrt an und fragte: »Woher wollen Sie das wissen?« »Warum schauen Sie sich nicht um, General?« gab Niles zurьck. »Sehen Sie vielleicht irgendwo so etwas wie Licht?« Er lachte leise. »Wir haben die Trompeten von Jericho ein bisschen zu frьh geblasen. Sie wollten uns nicht vernichten. Noch nicht.« »Aber…« Plцtzlich begann Niles zu schreien: »Verdammt, sind Sie so dдmlich, oder tun
Sie nur so, General? Diese Bomben waren nicht dazu gedacht, uns zu vernichten! Sie haben uns entwaffnet.«
»Niles!« sagte Charity scharf. Nicht, dass sie Niles nicht verstand. Seine Ruhe war so falsch und gespielt gewesen wie ihre eigene, und irgendwie musste wohl jeder auf seine Weise mit dem Unvorstellbaren zurechtkommen. Aber Schreien nutzte ihnen jetzt ьberhaupt nichts. Zu Hardwell gewandt, fuhr sie fort: »Lieutenant Niles hat recht, General. Ihr Notstromaggregat wird nicht funktionieren. Unsere Freunde vom Mars haben ihn gerade abgeschaltet.« Hardwell wurde noch bleicher, als er ohnehin schon war. »Was soll das heiЯen?« Das wusste er ganz genau, dachte Charity. Aber er wollte es einfach nicht wissen. Sie deutete in die Richtung, in der New York im Schwarz der Nacht versunken war. »Das da, General. Sie sehen es doch.« Hardwells Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er endlich begriff. »Sie meinen…« »Ich meine«, unterbrach ihn Charity gereizt, »dass ganz genau das passiert ist, was Sie und Ihre Kollegen seit einem halben Jahrhundert befьrchtet haben. Die elektromagnetische Schockwelle der Bomben hat ihre ganze schцne Kriegselektronik zerstцrt.« Ja, dachte sie mьde, Niles hatte nur zu recht gehabt, und verdammt noch mal, sie hдtten es wissen mьssen. Die Fremden hatten sie entwaffnet, mit einem einzigen, gewaltigen Hieb, der hцchstwahrscheinlich die ganze Welt getroffen hatte. Jetzt, im nachhinein, gehцrte nicht einmal besonders viel Phantasie dazu, sich auszurechnen, was passiert war: Die Bomben waren hoch genug gewesen, die Erdoberflдche durch ihre Explosion nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, aber wahrscheinlich hatten sie alles vom Himmel gefegt, was sie in den vergangenen fьnfzig Jahren jemals dort hinaufgeschossen hatten, Beckers heiЯgeliebte SDI-Stationen und ihre russischen Gegenstьcke ebenso wie jeden verdammten Wetter– und Nachrichtensatelliten, und hцchstwahrscheinlich auch die Orbitstadt, falls die Druckwelle ihr nicht einen Tritt verpasst und sie auf eine Reise ohne Wiederkehr in Richtung Alpha Centauri geschickt hatte. Die wirkliche, verheerende Wirkung dieser ungeheuerlichen Explosion von ьber fьnfhundert Wasserstoffbomben aber hatten die allermeisten Menschen wahrscheinlich noch gar nicht begriffen, so wenig wie Hardwell, der sie noch immer aus groЯen Augen anstarrte und vergeblich darauf wartete, dass sie weitersprach. Wahrscheinlich saЯen sie jetzt ьberall auf der Welt im Dunkeln – so wie die zehn Millionen Ahnungslosen drьben in New York – und warteten darauf, dass die Lichter wieder angingen. Sie wьrden nicht wieder angehen. Der NEMP, das Schreckgespenst aller Nuklearstrategen, die ungeheuerliche elektromagnetische Schockwelle einer Atomexplosion, hatte ihn ein fьr allemal abgeschaltet. Charity hatte keine Ahnung, wie stark er gewesen war, aber sie war sehr sicher, dass er – begonnen mit dem Mikrochip in ihrer Armbanduhr bis hin zum Norad-Computer unter den Rockys
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