Вольфганг Хольбайн - Die beste Frau der Space Force
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detaillierter, als sie ihn in Erinnerung hatte. Nun, schlieЯlich hatten sie nicht umsonst die besten Kameras und empfindlichsten Filme an Bord, die es ьberhaupt gab. Eine Weile betrachtete sie das Bild neugierig, dann sah sie Soerensen an und zuckte mit den Schultern. »Und? Ein ganz normaler Raketenmotor.« »Eben«, sagte Soerensen. Irgendwie klang er niedergeschlagen, fand Charity. »Das ist es ja gerade.« Charity legte den Kopf schrдg und sah ihn fragend an. Soerensen nahm ihr das Bild fort, klaubte ein weiteres aus dem Stapel, machte aber keine Anstalten mehr, es ihr zu zeigen. Er seufzte. »Wie gesagt, es ist nur mein erster Eindruck, aber…« Er sprach auch jetzt nicht weiter, und Charity glaubte plцtzlich auch zu wissen, warum: Weil er Angst vor dem hatte, was er eigentlich sagen wollte. »Aber?« sagte sie. Soerensen seufzte wieder. Er wirkte verstцrt. »Dieses Triebwerk, Captain Laird«, sagte er. »So etwas haben wir vor zehn Jahren schon besser gebaut.« Es dauerte einen Moment, bis Charity begriff. Aber sie war nicht sehr ьberrascht. Eigentlich hatte sie es die ganze Zeit ьber gewusst. »Ich habe die Proben untersucht, die Lieutenant Wollthorpe vom Schiff genommen hat«, fuhr Soerensen fort, als sie nicht reagierte. »Wissen Sie, was es ist?« »Woher?« »Titanium«, sagte Soerensen. »Ganz normales Titanium. Nicht einmal besonders reines. Dieses Schiff hier besteht aus einem besseren und widerstandsfдhigerem Material.« »Sie wollen sagen, dass unsere groЯen Brьder aus dem Kosmos gar nicht so groЯartig sind«, sagte Charity leise. »Ich will ьberhaupt nichts sagen«, fauchte Soerensen, plцtzlich gereizt. Vielleicht war ihm eingefallen, dass jedes seiner Worte aufgenommen und sofort und live zur Erde gefunkt wurde. »Wir waren nicht einmal zehn Minuten im Inneren dieses Schiffes. Wir haben nur einen Bruchteil dessen gesehen, was es enthдlt.« »Zum grцЯten Teil gar nichts«, erinnerte Charity. »Wissen Sie, Professor – das ist es, was mir das grцЯte Kopfzerbrechen bereitet. Wer baut ein so gewaltiges Schiff, um es dann vollkommen leer auf die Reise zu schicken?« »Vielleicht war es nicht mehr leer«, sagte Soerensen. Charity lachte gequдlt. »Ja, sicher. Es wird irgendwo unterwegs ausgeplьndert worden sein, wie? Von Raumpiraten.« »Es war sehr lange unterwegs«, erwiderte Soerensen ernst. Er deutete wieder auf die Materialproben. »An diesem Metall klebt kosmischer Staub. Ich kann mit diesen primitiven Gerдten hier keine genauen Bestimmungen vornehmen, aber dieses Schiff bewegt sich seit mindestens fьnfzehntausend Jahren durch das All. Vielleicht auch schon viel lдnger. Haben Sie eine Ahnung, was in dieser Zeit alles passieren kann?« Natьrlich hatte Charity das nicht – niemand hatte das –, aber sie nickte trotzdem.
Sie wusste, was Soerensen meinte. »Vielleicht gab es eine Katastrophe«, sagte sie. »Vielleicht ist es nicht fertig geworden. Vielleicht war es eine Art Transporter, der auЯer Kontrolle geriet, ehe er beladen wurde. Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, ein so riesiges Schiff zu bauen, als den, irgend etwas zu transportieren.« »Sie nicht«, bestдtigte Soerensen. »Und ich auch nicht. Aber das heiЯt nicht, dass es so war. Wissen Sie, wie auЯerirdische Lebensformen denken?« »Nein«, gestand Charity. »Aber wenn dieses Schiff wirklich so rьckstдndig ist, wie Sie sagen…« »Das habe ich nicht gesagt«, unterbrach sie Soerensen. »Es ist in Teilen primitiver, als ich erwartet habe, das stimmt. Andererseits wдren wir nicht in der Lage, ein solches Riesenschiff zu bauen und zu anderen Sonnensystemen zu schikken.« »O doch«, widersprach Charity. »Es ergдbe nur keinen Sinn.« Soerensen nickte, starrte an ihr vorbei und biss sich auf die Unterlippe. »Da ist noch etwas«, sagte er, ohne sie anzusehen. Charity wurde hellhцrig. »Ja?« Der Wissenschaftler beugte sich ьber den Tisch und nahm ein in durchsichtiges Plastik verschweiЯten Gegenstand zur Hand. »Das hier hat Lieutenant Bellinger gefunden«, sagte er. »Ganz in der Nдhe dieses sonderbaren Ringes. Was glauben Sie, was es ist?« Charity hatte keine besondere Lust, Ratespielchen zu spielen, aber sie tat ihm den Gefallen, sich das Fundstьck einige Sekunden lang genauer anzusehen. Es war ein lдngliches, geschwдrztes Stьck Metall oder Kunststoff, brьchig und porцs geworden von Soerensens mindestens fьnfzehntausend Jahren, die es in absolutem Vakuum und Weltraumkдlte dagelegen hatte. »Und?« fragte sie. Soerensen nahm ihr den Gegenstand vorsichtig wieder aus der Hand – immerhin war er etliche Millionen Dollar wert – und legte ihn an seinen Platz zurьck. »Ich habe es fьr irgendein Bruchstьck gehalten«, sagte er. »Etwas, das von etwas anderem abgebrochen ist, vielleicht auch einfach nur Abfall, den man wegzurдumen vergessen hat.« Charity sah ihn verwirrt an. »Dann habe ich es durchleuchtet.« Er drehte sich herum und schaltete einen der zahllosen Monitoren an der Wand vor sich ein. Charity erkannte den Umriss des lдnglichen Gegenstandes, den sie gerade in der Hand gehalten hatte. »Diese schwarze Masse ist nichts als kosmischer Staub«, fuhr er fort. »Eine Art Kruste, die sich darauf gebildet hat. Und das da«, fьgte er nach einer genau berechneten Pause hinzu, »war darunter, Captain Laird.« Er drьckte einen Knopf, und das Bild wechselte. Charity erkannte es sofort, aber alles in ihr weigerte sich, es zu akzeptieren. Es war eine Art Finger; allerdings nicht der Finger eines Menschen, sondern eine Klaue, fьnfzehn Zentimeter lang und mit zwei ьbergroЯen, verkrьppelt wirkenden Gelenken. Sie bestand aus schwarzem, brьchig gewordenem Chitin.
Es war die Klaue eines gigantischen Insektes. Warum erschreckte sie diese Klaue so? Sie war nicht einmal sicher, dass es sich wirklich um eine solche handelte – selbstverstдndlich hatte Soerensen es nicht gewagt, sie schon an Bord der CONQUEROR von ihrem Panzer aus kosmischem Staub zu befreien, und er hatte es ebenso wenig gewagt, irgendwelche anderen Untersuchungen anzustellen, so dass sie auf das nicht besonders scharfe Ultraschallbild angewiesen waren – keine Rцntgenaufnahmen, keine weiteren Durchleuchtungen, nichts, was ihren Fund in irgendeiner Weise beeintrдchtigen konnte. Und trotzdem war die Beunruhigung geblieben. Charity sah das Bild der ins Riesenhafte vergrцЯerten Insektenkralle im Traum. Sie fragte sich, warum dieses Bild sie so verfolgte, und mit solchem Schrecken. Dieses Krallenwesen war seit gut fьnf-zehntausend Jahren tot, und selbst wenn sie Insekten waren, was war schlimm daran? Was hatte sie erwartet? Kleine grьne Mдnnchen oder galaktische Telefonfetischisten mit groЯen Kцpfen und Leuchtfingern? Lдcherlich. Das war die eine Seite, die logische. Leider gab es noch eine andere, und sie sorgte dafьr, dass Charity wдhrend des achtzehntдgigen Fluges nach Hause nicht besonders gut schlief. Es war nicht allein diese Kralle, die sie gefunden hatten: Bei aller verstдndlicher Paranoia musste sie sich eingestehen, dass es ein Dutzend ьberzeugender und wahrscheinlich einige tausend mцgliche Erklдrungen fьr dieses Fundstьck gab. Aber etwas… hatte sie im Inneren dieses riesigen Sternenschiffes berьhrt. Und verдndert. Der Blick. In ihren Trдumen sah sie ihn immer wieder, und manchmal war der zyklopische Ring auf seiner Oberflдche nicht leer, sondern erfьllt von namenlosen schrecklichen Dingen, und ein paarmal krochen Insektenwesen aus ihm heraus und auf sie zu, und… Und an dieser Stelle wachte sie regelmдЯig auf, als wдre der Regisseur dieses ganz privaten Horror-Filmes in ihr zu dem Schluss gekommen, dass es genug war. Sie sprach zu niemandem von ihren Trдumen, nicht einmal zu Mike. Einmal spielte sie mit dem Gedanken, mit Bellinger zu reden – wozu hatten sie einen Psychologen an Bord? –, aber der Gedanke an die – zigtausend anderen Ohren, die ihr Gesprдch mithцren wьrden, brachte sie von der Idee ab. Es gab keinen Ort auf der CONQUEROR, an dem sie ungestцrt reden konnten. Angeblich waren die Mikrofone und Sender abgeschaltet worden, nachdem sie ihre Mission erfьllt hatten, aber Charity hatte da gewisse Zweifel. Was die technische Seite ihres Rьckfluges anbelangte, verlief alles so perfekt, wie es ьberhaupt nur mцglich war. Nach achtzehneinhalb Tagen – die gute alte Erde war so freundlich gewesen, ihnen entgegenzukommen – tauchte die CONQUEROR in die Atmosphдre ein und landete fast auf die Minute genau auf einem groЯrдumig abgesperrten Teil der Jefferson-Air-Base. Sie hatte mit einigen Unannehmlichkeiten gerechnet, aber was nach ihrer Rьckkehr geschah, ьbertraf ihre schlimmsten Befьrchtungen. Sie wurde von den anderen getrennt und untersucht, und danach begannen die Verhцre, unter denen sie mehr litt, als sie zugeben wollte. Keine Sekunde ihres Aufenthaltes auf dem Schiff, zu der sie nicht befragt wurde, keine Videoaufnahme, die sie nicht erklдren musste, keine ihrer eigenen Worte – oder auch nur hingeworfenen Bemerkungen –, die ihr vom Band vorgespielt wurden und die sie kommentieren musste, immer und immer und immer wieder, bis sie bald selbst nicht mehr wusste, was sie nun gesagt hatte und warum. Am Ende kam sie sich beinahe wie eine Verbrecherin vor. Und als sie fertig waren und sie – endlich – entlieЯen, begann der zweite Teil der Tortur: Das Sternenschiff war in einigen hunderttausend Kilometern Entfernung an der Erde vorьbergerast und nдherte sich nun der Sonne, und sie und die fьnf anderen waren die einzigen Informationsquellen fьr die Цffentlichkeit. Es war die Hцlle. Nach drei Tagen sehnte sie sich in das Verhцrzimmer im NASA-Hauptquartier in Houston zurьck, und nach weiteren drei Tagen spielte sie ernsthaft mit dem Gedanken, auf jeden Reporter zu schieЯen, der ihr nдher als fьnf Meter kam. Es war beinahe unmцglich, den Fernseher einzuschalten oder eine Zeitung aufzuschlagen, ohne ihr Portrдt zu erblicken.Es dauerte drei Wochen, dann geschah etwas, was das Interesse der Цffentlichkeit schlagartig von Captain Charity Laird und den anderen Mitgliedern der CONQUEROR-Expedition ablenkte: Das Sternenschiff kam zurьck. Und diesmal landete es. Es waren keine heldenhaften Retter, sondern ein Strahl aus blutfarbenem Licht, der von irgendwo ьber Charity herabstach und das Spinnenmonster aufspieЯte. Das Tier verwandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in einen rauchenden Schlackehaufen, aber der Laserblitz erlosch nicht, sondern wanderte im Zickzack weiter, brannte eine rotleuchtende Spur in den Beton des Bodens und traf ein zweites Ungeheuer, und fast im gleichen Moment flammten ein zweiter und dritter Laserstrahl auf, wдhrend der erste flackernd erlosch. Fьnf Sekunden Dauerfeuer, dachte Charity kalt. Das Magazin der Waffe musste fast leergeschossen sein. Erst dann begriff sie ganz allmдhlich, dass sie gerettet war; wenigstens fьr den Augenblick. Jemand beugte sich ьber sie. Ein Gesicht, das nur schattenhaft hinter der getцnten Scheibe eines Helmes sichtbar war, blickte auf sie herab, Lippen formten eine lautlose Frage, wдhrend die beiden anderen Mдnner ununterbrochen weiterschossen. GroЯer Gott, dachte Charity, wie viele dieser Spinnenungeheuer waren hier?! Der Mann ьber ihr legte sein Gewehr zu Boden, packte sie kurzerhand unter den Armen und zerrte sie mit sich, wдhrend er sich rьckwдrts gehend auf die Tьr zubewegte, durch die er und die beiden anderen gekommen waren. Charity erhaschte einen kurzen Blick auf die Schleusenhalle, und was sie sah, lieЯ ihr Herz abermals einen schmerzhaften Sprung machen: Die Schwдrze war dem flakkernden roten Licht zahlloser Brдnde gewichen, und dieses Hцllenlicht offenbarte ihr ein geradezu apokalyptisches Bild. Der Boden der Halle schien zu leben, ein brauner, brodelnder Teppich aus Hunderten von Spinnentieren, zwischen denen sich andere, gepanzerte Kreaturen bewegten, die nur aus Zдhnen und Stacheln zu bestehen schienen. Die Laser der beiden Soldaten brannten die angreifenden Tiere zu Dutzenden nieder, aber es war sinnlos. Ihre Ьbermacht war einfach zu groЯ, um sie selbst mit der zehnfachen Anzahl von Waffen aufhalten zu kцnnen. Die beiden Soldaten zogen sich in den kleinen Schleusenraum zurьck, in dem sich Charity und ihr Retter befanden. Die Faust des einen hдmmerte auf eine Schalttafel, und die Tьr begann sich zu schlieЯen. Aber sie tat es mit quдlender Langsamkeit, und als begriffen die Tiere, dass ihnen ihre schon sicher geglaubte Beute im letzten Moment doch noch zu entkommen drohte, verdoppelten sie ihre Anstrengungen. Trotz des mцrderischen Laserfeuers gelang es einem der gewaltigen Spinnentiere, noch durch die Tьr zu schlьpfen, ehe sie sich endgьltig schloss. Charity schrie vor Schrecken auf, als sie sah, wie einer der Soldaten seine Waffe senkte und auf die Bestie anlegte. Wenn dieser Idiot seinen Gammastrahllaser in dieser winzigen Kammer abfeuerte, dann wurden nicht nur die Spinne, sondern sie alle vier gleich mitgebraten! Aber der Mann begriff im letzten Moment, was er beinahe getan hдtte; vielleicht warnte ihn auch Charitys Schrei. Statt zu feuern, drehte er die Waffe in den Hдnden herum und erschlug das Tier mit dem Kolben. Schweratmend richtete er sich auf und wandte sich Charity zu. Ein verzerrtes Grinsen malte sich hinter der Sichtscheibe seines Helmes ab. »Danke. Ich … hдtte fast die Nerven verloren.« Er warf sein Gewehr zu Boden, griff an den Hals seines silberfarbenen Schutzanzuges und lцste mit einer heftigen Bewegung den Helm. Darunter kam ein sehr junges – und im Augenblick sehr erschцpftes – Gesicht zum Vorschein; dunkle Augen, in denen eine unbestimmte Furcht nistete, ein schmaler, fast blutleer zusammengepresster Mund und Wangen, die eingefallen und grau und krank aussahen. Er war nicht дlter als fьnfundzwanzig, aber sein Gesicht war das eines Menschen, der hundert Jahre Terror erlebt hatte. Seit dieser ganze Alptraum begonnen hatte, hatte Charity fast nur in solche Gesichter geblickt. »Alles in Ordnung mit Ihnen?« fragte er. Ohne auch nur eine Antwort abzuwarten, ging er neben ihr in die Hocke, zog ein Messer aus dem Gьrtel und begann die Fдden zu zerschneiden, die Charity einhьllten. Obwohl er sehr vorsichtig zu Werke ging, presste Charity vor Schmerz die Lippen aufeinander. Die Fдden brannten nicht nur wie Sдure auf der Haut, sie klebten auch verdammt fest, und hier und da blieben Blut und kleine Hautfetzchen an ihnen haften, wenn er sie abschnitt. Als er endlich fertig war, standen ihr die Trдnen in den Augen. Sie fьhlte sich, als hдtte jemand versucht, sie bei lebendigem Leibe zu hдuten. »So«, sagte der junge Soldat. »Das reicht fьrs erste. Den Rest schneidet Ihnen der Doc herunter. Unten im Bunker. Alles in Ordnung?« fragte er noch einmal. Charity nickte, setzte sich behutsam auf und tastete mit zusammengebissenen Zдhnen nach ihrem Gesicht. An ihren Fingerspitzen klebte Blut, als sie die Hand zurьckzog. »Fabelhaft«, antwortete sie. »Wer sind Sie? Der Foltermeister der Station?« Ihr Retter lachte leise. »Das Empfangskomitee«, sagte er. »Wenigstens das inoffizielle. Das andere …» Er deutete mit dem Daumen ьber die Schulter zurьck, »…haben Sie ja schon kennengelernt.« Er seufzte, richtete sich mit einer kraftvollen Bewegung auf und wurde ьbergangslos wieder ernst. »Ich bin Lieutenant Stone. Captain Laird, wie ich vermute?« »Erwarten Sie noch andere Gдste?« erkundigte sich Charity gepreЯt. Sie ignorierte Stones hilfreich ausgestreckte Hand, stemmte sich aus eigener Kraft auf die FьЯe und blieb schwankend stehen. Stone nickte sehr ernst. »Ein paar«, sagte er. »Aber ich fьrchte, sie werden nicht mehr kommen. Es ist ein Wunder, dass Sie es geschafft haben.« Er hob rasch die Hand, als sie etwas sagen wollte. »Wir sollten lieber von hier verschwinden«, sagte er. »Hier oben ist es nicht mehr sicher. Und Sie mьssen zum Arzt, Captain.« Charity fragte sich vergeblich, was er mit diesen Worten meinte – die Tьr, durch die sie gekommen waren, war einen halben Meter dick und wьrde wahrscheinlich selbst einem taktischen Atomsprengkopf standhalten. Aber sie wagte nicht zu widersprechen, und zumindest mit seiner letzten Bemerkung hatte er recht – wenn sie sich jemals gewьnscht hatte, einen Arzt zu sehen, dann jetzt. Und sei es nur, um ihr dieses widerwдrtige klebrige Zeug vom Kцrper zu schneiden. Erschцpft nickte sie. Stone steckte sein Messer weg, half ihr, sich vollends hoch zurappeln, und fьhrte sie zum Lift. Der Weg nach unten kam ihr lдnger vor als sonst; die Kabine bewegte sich ruckhaft und langsam. Aus dem kontrollierten Sturz, der die Kabine normalerweise in weniger als dreiЯig Sekunden fast eine halbe Meile tief in die Erde hinabgleiten lieЯ, war ein ruckelndes Bocken und Schlingern geworden. Einmal flackerte die Beleuchtung, und mehr als nur einmal hatte sie das Gefьhl, sich ьberhaupt nicht mehr von der Stelle zu bewegen. Und die besorgten Blicke, die Stone und seine beiden Kameraden miteinander tauschten, bewiesen ihr, dass es mehr als nur ein Gefьhl war. Aber sie verbot sich jede Frage. Sie wьrde frьh genug erfahren, wie es um die Station bestellt war. Und im Grunde wollte sie es gar nicht so genau wissen. Ihr Bedarf an schlechten Neuigkeiten war in den letzten Wochen gedeckt worden. Trotzdem war die Fahrt in die Tiefe wie eine Reise in eine andere, lдngst vergessene Zeit, ein Trip in eine Epoche, die unwiderruflich vorьber war und wahrscheinlich nie wieder kommen wьrde. Erschцpft lehnte sie sich gegen die Wand, sah die mattgelbe Neonrцhre unter der Kabinendecke an und lдchelte. Stone blickte sie verwirrt an. »Keine Angst, Lieutenant«, sagte Charity. »Ich bin nicht verrьckt geworden. Ich musste nur gerade daran denken, wie genьgsam einen so ein kleiner Weltuntergang doch macht.« Der Blick des jungen Lieutenants wurde noch fragender, und Charity fьgte mit einer Kopfbewegung auf die Leuchtstoffrцhre hinzu: »Es tut schon gut, eine elektrische Lampe zu sehen, die noch halbwegs funktioniert.« Stone blickte sie noch einen Moment lang mit der gleichen Verwirrung an, aber dann lдchelte er ebenfalls. »Auf den unteren Ebenen funktioniert noch fast alles«, sagte er. »Wenigstens, was die technische Seite angeht.« Charity entschied, auch diese Bemerkung zu ignorieren, und machte eine fragende Handbewegung auf die Laserwaffen der drei Soldaten. »Und diese Dinger?« »Alles gehдrtet«, antwortete Stone. »Wir waren unter einer Meile Granit eingegraben, als der groЯe Knall kam.« Eine Art morbider Neugier, die Charity nicht besonders gefiel, trat in seinen Blick. »War es schlimm, oben?« »Es ging«, antwortete Charity einsilbig. »Ich bin schon angenehmer gereist, wenn Sie das meinen.« Wenn Stone ihr plцtzlicher Stimmungsumschwung auffiel, so ignorierte er ihn. »Woher kommen Sie?« fragte er. »Jetzt, meine ich?« Einen Moment lang ьberlegte Charity ernsthaft, ihn mit ein paar eindeutigen Worten darauf hinzuweisen, dass sie nicht nur ungefдhr zehn Jahre дlter als er, sondern auch Captain der US-Space Force war, und er nur ein einfacher Lieutenant. Aber dann kam ihr der Gedanke selbst lдcherlich vor. Die Sternenschiffe von Moron hatten nicht nur ihre Militдrbasen zusammengebombt, auch solche Dinge wie Rangunterschiede und Offiziersstreifen waren unbedeutend geworden. »New York«, antwortete sie. »Ich war eine Woche unterwegs. Und jetzt fragen Sie mich bitte nicht, wie ich es geschafft habe. Ich weiЯ es nдmlich selbst nicht.« Stone setzte zu einer Antwort an, aber in diesem Moment hatte sie das Ziel ihrer Fahrt in die Unterwelt erreicht; der Aufzug kam mit einem ungewohnt harten Ruck zum Stehen, und die Tьren glitten auf. Stone klaubte seinen Laser vom Boden auf, hдngte sich die schwere Waffe lдssig ьber die Schulter und machte eine einladende Handbewegung. Charity sah sich ьberrascht um, als sie die Kabine verlieЯ. Die aufgemalte 27 auf der gegenьberliegenden Wand verriet deutlich, dass sie sich nicht auf der Kommandoebene befanden, sondern ein gutes Stьck darunter, genauer gesagt auf der tiefsten Sohle der Bunkeranlage. »Befehl des Kommandanten«, sagte Stone, der ihren fragenden Blick richtig deutete. »Wir haben die Mannschaftsquartiere schon vor einer Woche hier herunter verlegt. Ist alles ein bisschen beengt, im Moment.« Charity sah ihn zweifelnd an. Die Mannschaftsquartiere hier? Sie war niemals hier unten gewesen, aber sie kannte die Plдne dieser Anlage auswendig – hier unten sollte es eigentlich nichts anderes geben als Magazine und Lager und die verschiedenen Entsorgungs– und Ьberlebensanlagen; schon wegen der ungemьtlichen Nдhe zum Reaktor, dessen atomares Herz nur ein paar Meter unter dem Beton des Korridores schlug. »Warum?« fragte sie. Stone zuckte die Achseln. »Die oberen zehn Ebenen wurden evakuiert«, antwortete er. »Ich weiЯ nicht, warum. Aber es gibt ein Gerьcht, nach dem…« Er zцgerte, dann sah er wohl ein, dass er schon ein wenig zu viel geredet hatte. »Man erzдhlt sich, dass Becker vorhat, den ganzen Bunker zu versiegeln«, sagte er. »Ein paar von den Jungs haben Sprengladungen angebracht. Aber wie gesagt – Gerьchte.« Versiegeln? Sprengladungen? Es fiel Charity schwer, Stone zu glauben. Vor allem, weil sie ziemlich wenig Sinn ergaben. Sie dachte einen Moment darьber nach, dann verdrдngte sie diese Frage und ging weiter. Die Illusion, allein in dieser Welt aus dunklen Gдngen zu sein, zerplatzte wie eine Seifenblase, als sie das Ende des Stollens erreicht hatten und Stone die Tьr цffnete. Charity machte einen Schritt an Stone vorbei in den angrenzenden Raum und blieb verblьfft stehen. Vor ihr breitete sich eine hohe, gut fьnfzig mal fьnfzig Schritte messende Halle aus, die vor Menschen schier aus den Nдhten zu platzen schien. Nicht nur Soldaten wie Stone oder sie, sondern auch Zivilisten: Mдnner, Frauen und Kinder, von denen einige in schlichtweg erbдrmlichem Zustand zu sein schienen. Viele saЯen einfach auf dem Boden oder hatten sich primitive Lagerstдtten aus Kleidern und Decken gemacht, und vor der gegenьberliegenden Wand entdeckte sie gar zwei kleine, weiЯe Plastikzelte. Ein paar geschwдrzte Stellen auf dem Betonboden bewiesen, dass sie sogar Feuer gemacht hatte. »Was zum Teufel ist hier los?« fragte Charity verblьfft. »Was tun diese Leute hier?« Stone lдchelte gequдlt. »Das fragt sich Commander Becker seit einer Woche auch, Captain Laird«, antwortete er. »Die Leute«, fьgte er sehr viel ernsthafter hinzu, als Charity ihn scharf ansah, »sind aus Brainsville, dem Dorf unten am Berg.« »Die Stadt ist angegriffen worden?« Es war keine wirkliche Frage. SchlieЯlich war sie vor nicht einmal einer Stunde selbst durch die verkohlte Ruinenlandschaft gefahren, in die sich Brainsville verwandelt hatte. Trotzdem nickte Stone. »Vor acht Tagen«, bestдtigte er. »Sie haben alles niedergemacht, was sich bewegte. Das da sind die einzigen Ьberlebenden.« Charity schwieg schockiert. In der ehemaligen Lagerhalle befanden sich vielleicht hundertfьnfzig Menschen – aber Brainsville hatte fast dreitausend Einwohner gehabt! »Sie kamen in zwei Schulbussen hier herauf«, fuhr Stone fort. »Wir konnten sie schlecht drauЯen stehenlassen und zusehen, wie diese Ungeheuer sie auffressen, nicht wahr?« Nein, dachte Charity dьster. Das konnten sie nicht. Obwohl sie es eigentlich gemusst hдtten. Aber sie war sehr froh, dass Becker seine Befehle in dieser Beziehung missachtet hatte. Ein neuer, sehr tiefgehender Schmerz flammte in ihr auf, als sie das Hдufchen Ьberlebender sah… Warum? dachte sie. Warum nur? Aber diese Frage hatte sie sich in den vergangenen vier Wochen vielleicht eine Million Mal gestellt, ohne auch nur ein einziges Mal eine Antwort zu finden. Vielleicht gab es keinen Grund.
»Kommen Sie, Captain«, sagte Stone beinahe sanft. »Commander Becker erwartet Sie bereits.« Schweigend ging Charity weiter. Sie sprach kein einziges Wort mehr, bis sie die Krankenstation erreicht hatten.
II
»Na? Endlich wach?« Mikes Finger krochen auf ihr Gesicht zu, machten sich einen Moment lang an ihrem Hals zu schaffen und versuchten sich einen Weg unter die Decke zu graben, zogen sich dann aber blitzschnell zurьck, als sie spielerisch danach schlug. Charity war viel zu mьde, um zu treffen; auЯerdem wollte sie das auch gar nicht. »Lass mich in Ruhe«, murmelte sie, das Gesicht halb unter der Decke vergraben. »Wenn du ьberschьssige Energien hast, dann steh auf und mach Kaffee.« Mike runzelte in ьbertrieben geschauspielerter Enttдuschung die Stirn. »Du bist prьde«, behauptete er. »Nein«, gab Charity gдhnend zurьck. »Mьde. Ich habe seit zehn Jahren nicht geschlafen.« Sie lauschte einen Moment auf das Schweigen, das ihr antwortete. Es war das erste Mal seit Wochen, dass sie nicht durch Stimmen oder ein Klopfen an der Tьr oder das Schrillen des Telefons geweckt wurde; das erste Mal, dass sie einfach aufstehen und sich anziehen konnte, ohne Angst haben zu mьssen, vom Dach des gegenьberliegenden Hauses herab gefilmt zu werden. Im stillen dankte sie Gott, dass er das fremde Raumschiff geschickt hatte. Ruhm konnte zu einer Last werden. Vor allem, wenn man ihn gar nicht wollte. Sie bemerkte, dass Mike tatsдchlich aufgestanden war und sich in der Kьche zu schaffen machte. Verschlafen hob sie den Kopf, blinzelte auf die Armbanduhr und registrierte ohne besondere Ьberraschung, dass sie lдnger als zwцlf Stunden geschlafen hatte. Trotzdem fьhlte sie sich alles andere als ausgeruht. Einen Moment lang genoss sie es noch, einfach so dazuliegen und sich in die Wдrme der zerknautschten Bettwдsche zu kuscheln, dann stand sie widerwillig auf, schlurfte ins Bad und verbrachte die nдchsten zehn Minuten damit, unter den eiskalten Strahlen der Dusche vollends wach zuwerden. Der Duft von frisch aufgebrьhtem Kaffee zog durch die kleine Wohnung, als sie in die Kьche ging. Mike hatte nicht nur Kaffee gemacht, sondern ein ьppiges Frьhstьck vorbereitet. Charity verspьrte wenig Appetit, aber sie lдchelte trotzdem dankbar. Sie setzte sich und runzelte die Stirn, als sie bemerkte, wie Mike sie mit Blicken fцrmlich auszog. »Jetzt wird gefrьhstьckt«, sagte sie bestimmt. »Ich hдtte eine bessere Idee.« »Lustmolch«, erwiderte Charity betont sachlich. »Was willst du?« sagte er. »Ich habe ein gewisses Nachholbedьrfnis. Immerhin habe ich dich die letzten zehn Wochen nur im Raumanzug oder auf Bildern gesehen.« »Und das war anscheinend schon zu viel«, seufzte Charity. »Ich hдtte dir doch irgendein schleimiges Sternenmonster von Bord des Schiffes mitbringen sollen. AuЯerdem – was willst du? Wir waren fast sechs Wochen ununterbrochen zusammen.« »Aber nicht allein.« Mike zog eine Grimasse. »Und schon gar nicht unbeobachtet, oder?« Charity lдchelte. »Ach, die paar Kameras. Wir hдtten uns eine goldene Nase verdienen kцnnen, wenn wir Tantiemen fьr die Filme bekommen hдtten.« Sie nippte an ihrem Kaffee und wollte eine weitere spцttische Bemerkung hinzufьgen, aber in diesem Moment schrillte die Tьrglocke. Mike fuhr erschrocken zusammen. Einen Moment lang blickte er sie fragend an, dann verschwand die gute Laune geradezu schlagartig von seinem Gesicht. »Wenn das wieder so ein beschissener Reporter ist…« Es klingelte erneut, und diesmal hielt der unbekannte Besucher den Finger auf dem Klingelknopf. Mike wollte aufspringen, aber Charity hielt ihn mit einem raschen Kopfschьtteln zurьck, schloss ihren Morgenrock und stand auf. Das Schrillen der Klingel brach nicht ab, wдhrend sie zur Tьr ging, sondern schien noch aufdringlicher und drдngender zu werden. Charity machte sich nicht einmal die Mьhe, durch den Spion zu blicken, sondern riss die Tьr mit einem Ruck auf und setzte zu einer alles anderen als freundlichen BegrьЯung an. Aber vor der Tьr stand kein Reporter, sondern ein schlanker junger Mann in der blauen Uniform der Space-Force. »Captain Laird?« fragte der Lieutenant. Charity nickte. Ihr Gegenьber zog einen Dienstausweis aus der Brusttasche, hielt ihn eine halbe Sekunde lang in die Hцhe und machte dann eine vage Kopfbewegung. »Man hat mir gesagt, dass ich Lieutenant Wollthorpe bei Ihnen finde. Ist das richtig?« »Geht Sie das etwas an?« fragte Charity freundlich. »Im Prinzip nicht«, gestand ihr Gegenьber. »Aber ich muss Sie bitten, mich zu begleiten. Beide.« »Was ist passiert?« Charity sah flьchtig auf. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass Mike ihr nachgekommen war. Der Space-Force-Lieutenant schьttelte andeutungsweise den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete er. »Ich habe nur den Befehl, Sie abzuholen. Beide. Und schnell – bitte.« Mike setzte zu einer Antwort an, belieЯ es aber dann bei einem Achselzucken und drehte sich ohne ein weiteres Wort um, und nach einer Weile folgte ihm auch Charity. Sie beide kannten den Ton in der Stimme des jungen Lieutenants zu gut, um nicht zu wissen, dass es wirklich dringend war. Und sie hatten ein zehnwцchiges Martyrium hinter sich – Becker wьrde sie kaum wegen einer Lappalie nach drei Tagen aus ihrem wohlverdienten Urlaub rufen.
Sie machte sich nicht Mьhe, den Lieutenant hereinzubitten, aber kaum drei Minuten spдter traten Mike und sie – komplett und vorschriftsmдЯig in ihre Uniformen gekleidet – wieder zu ihm heraus. Schweigend folgten sie ihm in den Aufzug. Sie fuhren nicht nach unten, wie sie erwartet hatte, sondern nach oben, auf das Dach des Apartmenthauses hinauf, auf dem ein Helijet mit laufendem Motor auf sie wartete – ein Jetcopter, der gut zweifache Schallgeschwindigkeit machte und alles andere als unauffдllig war. Commander Becker wьrde sie kaum mit einer solchen Maschine abholen lassen, nur um sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen, dachte sie. Trotzdem sagte sie kein Wort, sondern folgte dem Lieutenant geduckt bis zum Einstieg. Eine Hand streckte sich ihr entgegen und zog sie reichlich unsanft ins Innere der Maschine. Der Helijet hob ab, kaum dass Mike und der junge Lieutenant ihr gefolgt waren. Verwirrt blickte sie aus dem Fenster und sah, wie die Dдcher New Yorks unter ihr in die Tiefe stьrzten. Was der Pilot der Maschine hier vollfьhrte, war erstens vorschriftswidrig und zweitens nichts anderes als ein Alarmstart. Mike setzte sich neben sie, und sie bemerkte erst jetzt, dass sie nicht mehr allein waren – der junge Lieutenant, der sie abgeholt hatte, hatte auf der gepolsterten Bank ihr gegenьber Platz genommen; sein Gesicht wirkte nicht mehr ganz so verkrampft wie zuvor. »Das Schiff?« fragte sie. Der Lieutenant zuckte zusammen und nickte dann. »Woher wissen Sie das?« Charity lдchelte. »Vielleicht weibliche Intuition. Vielleicht«, fьgte sie nach einer winzigen Pause hinzu, »auch nur ein Schuss ins Blaue. Sie sollten nicht sofort alles gestehen, nur weil jemand rein zufдllig die Wahrheit erraten hat, Lieutenant.« »Was soll das?« raunte Mike. »Musst du den armen Kerl so in Verlegenheit bringen?« »Ja«, antwortete Charity, so laut, dass ihr Gegenьber die Worte garantiert mitbekam – er sollte es auch. »SchlieЯlich hat er mir den Urlaub verdorben.« »Der Befehl kam von ganz oben«, erwiderte der Lieutenant verlegen. »Und wohin geht die Reise jetzt?« fragte Charity. »Ins Pentagon«, antwortete der Lieutenant. »Und mehr«, fьgte er hinzu, »darf ich Ihnen im Moment nicht sagen, Captain. Ich kцnnte es nicht einmal, wenn ich wollte.« Charity unterdrьckte ein Lдcheln. Sie begriff, dass Mike recht hatte: Sie brachte den armen Burschen in Verlegenheit, und er konnte wahrscheinlich am allerwenigsten dafьr. Man hatte ihm nur die undankbare Aufgabe zugeteilt, sie und Mike zu holen. Was war mit den anderen Mitgliedern ihrer Crew? Auf ihre Frage erntete sie ein abermaliges Achselzucken. »Ich habe nur den Befehl, Sie und Lieutenant Wollthorpe abzuholen. Aber ich glaube ja – die ganze Crew.« Charity war nicht sehr ьberrascht. Es hдtte wenig Sinn ergeben, nur sie und Mike zurьckzupfeifen – es gab nichts, was sie oder er allein und ohne die anderen erlebt hatten. Sie lehnte sich im Sitz zurьck, schloss die Augen und verschlief den Rest des Fluges. Sie erwachte erst wieder, als der Helijet auf dem Dach des Pentagons landete, wo sie von einer ganzen Abteilung bewaffneter, aber sehr schweigsamer Soldaten in Empfang genommen wurden. Ihrer und Mikes Ausweis wurden pedantisch ьberprьft. Erst dann gestattete man ihnen, sich zusammen mit den Wachsoldaten in einen winzigen Aufzug zu quetschen und das Allerheiligste zu betreten. Die Fahrt nach unten dauerte sehr lange – entweder, der Aufzug war ein gutes Stьck langsamer, als sie angenommen hatte, oder die Reise ging ein gutes Stьck unter die Erde. Nach einer Ewigkeit hielt die kleine Kabine an, und Charity atmete erleichtert auf. Sie sah sich mit unverhohlener Neugierde um, wдhrend Mike und sie den Soldaten durch die nur trьb beleuchteten Gдnge folgten. Nicht, dass es viel zu sehen gegeben hдtte – die Wдnde waren fensterlos und kahl, in blassen Pastellfarben gestrichener Beton ohne irgendwelche Beschriftungen, an den Tьren lediglich Zahlen, und in der Luft lag nur das Summen der Klimaanlage. Hastig rekapitulierte sie noch einmal alles, was sie ьber das Sternenschiff wusste. Viel war es nicht; aber das lag wohl eher daran, dass niemand viel ьber diese riesige Scheibe aus der Galaxis wusste, nicht einmal das Wissenschaftlerteam, das seit zwei Wochen damit beschдftigt war, sie Millimeter fьr Millimeter zu untersuchen. Und es kam hinzu, dass sie in den letzten Wochen eine heftige Abneigung gegen dieses Thema entwickelt hatte. Andererseits war es schlichtweg unmцglich, nichts ьber das Sternenschiff zu hцren. Es gab seit Wochen nur noch ein Thema in den Medien. Nach einer schier endlosen Odyssee durch meilenlange menschenleere Korridore erreichten sie ihr Ziel: eine weitere, unscheinbare Tьr, vor denen ihre Fьhrer stehen blieben und ihnen wortlos bedeuteten, einzutreten. Sie war nicht sonderlich ьberrascht, mit Ausnahme Bellingers die gesamte Crew der CONQUEROR vorzufinden – einschlieЯlich Soerensens –, und sie war auch nicht besonders erstaunt, das markante Gesicht Commander Beckers zu erblikken; was im ьbrigen nichts Gutes verhieЯ; wo Becker auftauchte, gab es Дrger. Womit sie aber nicht gerechnet hatte, war der Anblick des schlanken, nicht sehr hochgewachsenen Mannes am Kopfende des Tisches. Sie war ihm niemals zuvor begegnet. Natьrlich. Jeder kannte das Gesicht des Prдsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. »Wenn Sie sich wieder gefasst haben, Captain Laird«, sagte Becker halblaut, »dann schlieЯen Sie bitte die Tьr und setzen sich.« Charity fuhr zusammen, merkte erst jetzt, dass sie tatsдchlich mitten im Schritt erstarrt war und den Prдsidenten unverwandt anstarrte, und schloss hastig die Tьr hinter sich. Sie wollte salutieren, aber Becker winkte unwillig ab und deutete auf einen der wenigen freigebliebenen Stьhle. Charity setzte sich. Ihr Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. »Was ist passiert?« fragte sie knapp.
Der Prдsident lдchelte flьchtig, wдhrend Becker sie eindeutig missbilligend ansah, aber nicht antwortete, sondern demonstrativ auf seine Armbanduhr blickte. Charity fiel auf, dass es nur noch einen einzigen freien Stuhl am Tisch gab. Offensichtlich war ihre Runde noch nicht komplett. Sie sah sich um, begrьЯte Niles, Landers und Soerensen mit einem raschen Kopfnicken und stellte mit wachsender Beunruhigung fest, wie hochkarдtig die Besatzung dieses unterirdischen Konferenzraumes war – mit Ausnahme der ehemaligen CONQUEROR-Crew schien es niemanden hier drinnen zu geben, der nicht mindestens zwei Sterne auf den Schultern trug. Allermindestens. Was zum Teufel war passiert? Sie warf Soerensen einen fragenden Blick zu, erntete aber nur ein Achselzucken. Der Wissenschaftler wusste so wenig wie sie. Sein Gesicht wirkte sehr ernst. Er rauchte, und seine Finger hatten die Zigarette fast zerdrьckt, ohne dass er es ьberhaupt zu bemerken schien. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Hinterher begriff sie ьberrascht, dass sie weniger als fьnf Minuten auf den Mann gewartet hatten, fьr den der letzte Stuhl reserviert war, aber sie wurden zu einer Ewigkeit. Und als er dann kam, war Charity nicht die einzige, die ьberrascht zusammenfuhr und ihn anstarrte. Der Mann war grauhaarig; sein Alter konnte sie kaum schдtzen. Er hatte ein verschlossenes Gesicht und Hдnde, die feingliedrig wie die eines Chirurgen waren und nicht zu seiner ьbrigen Erscheinung passen wollten. Wie Becker und die meisten anderen im Raum trug er Uniform, und auf seinen Schultern protzten gleich vier Sterne – aber es gab noch etwas, was ihn von Commander Becker und den anderen unterschied: Seine Uniform war hellbraun, und sowohl auf seiner Mьtze als auch auf dem Kragen der dazu passenden Jacke leuchteten kleine, blutrote Sowjetsterne. Becker stand auf, als der Russe hereinkam. Er lдchelte, aber der Blick, den er den anderen dabei zuwarf, enthielt eindeutig eine Warnung. Wortlos eilte er ihrem Besucher entgegen, geleitete ihn zu seinem Stuhl und hastete dann zu seinem eigenen Platz zurьck. »Meine Herren«, begann er. »Madame…« Das galt nur Charity, denn sie war die einzige Frau im Zimmer. »…ich muss Sie nicht extra darauf hinweisen, dass dieses Gesprдch und alles, was Sie vielleicht anschlieЯend erfahren sollten, absoluter Geheimhaltung unterliegt.« Er hдlt sich nicht einmal mit einer BegrьЯung auf, dachte Charity verwundert. Was um Gottes willen ist passiert?!
»Und um allen Spekulationen vorzubeugen«, fuhr Becker fort, »General Demisow ist auf ausdrьcklichen Wunsch des Prдsidenten der Vereinigten Staaten hier, sowohl als Beobachter als auch als Reprдsentant seiner Regierung. Bitte sparen Sie sich also irgendwelche ьberflьssige Fragen.« Er legte eine kleine Kunstpause ein, nickte noch einmal in Demisows Richtung und fuhr fort: »Die meisten von Ihnen werden ahnen, worum es geht – vor allem, da ja wohl jeder hier Captain Laird und ihre Crew kennen dьrfte.«
»Das Sternenschiff«, sagte Mike ьberflьssigerweise. »Was ist passiert?« Becker bedachte ihn mit einem strafenden Blick. Aber er antwortete trotzdem. »Das wissen wir nicht. Noch nicht. Wir sind hier, um es herauszufinden.« Er starrte einen Moment lang an Mike vorbei ins Leere und seufzte hцrbar. Plцtzlich sah er sehr alt aus, fand Charity. Und sehr mьde. Becker sprach nicht weiter, wie sie alle erwartet hatten, sondern setzte sich wieder und hob die linke Hand. »Den Film, bitte.« Eine unsichtbare Hand am Ende einer ebenfalls unsichtbaren Mikrofonverbindung legte ein paar Schalter um, und fьr eine Sekunde senkte sich tiefe Dunkelheit ьber den Raum. Charity streckte unwillkьrlich die Hand nach Mikes Fingern aus und war plцtzlich sehr froh, ihn in der Nдhe zu wissen. Sie hatte Angst. Als die riesige Videowand hinter Becker eine halbe Sekunde spдter aufleuchtete, zeigte sie nichts, was diese Angst irgendwie begrьndet hдtte, sondern nur ein Bild, das vielleicht ungewцhnlich war, seit ein paar Wochen aber ьber jeden Bildschirm der Welt flimmerte: das Schiff, eine grausilberne, zerschrammte Stahlkappe, die wie ьber den Nordpol gestьlpt zu sein schien. Der Schnee, den seine feuerumtoste Landung geschmolzen hatte, war lдngst wiedererstarrt und zu einem flachen See aus Eis geworden, auf dem die Zelte und Fertigbau-Iglus der verschiedenen Forscherteams standen. Ein ganzer Schwдrm riesiger Lastenhubschrauber umkreiste den stдhlernen KoloЯ, aber sie sahen aus wie kleine Libellen aus Metall; Zwerge gegen den leblosen Giganten, der aus den Tiefen des Kosmos auf den Nordpol herabgestьrzt war. Gegen ihren Willen spьrte Charity wieder eine fast unangenehme Erregung, als sie das Sternenschiff sah. Der Anblick an sich war absurd: In den letzten drei Wochen hatten eine Unzahl amerikanischer, russischer, englischer, franzцsischer, deutscher und einiger anderer Forscherteams die stдhlerne Scheibe untersucht, und sie alle waren zu einem Schluss gekommen, der die Euphorie ein wenig gedдmpft hatte, in die das Erscheinen des Schiffes die Welt stьrzen wollte: Das Schiff war kein technisches Wunderwerk. Es war primitiv, seine Technik in groЯen Teilen sehr viel einfacher konstruiert und gebaut als vergleichbare irdische Maschinen. Und es war auf eine Weise gelandet, die geradezu haarstrдubend erschien: Wie ein flach geworfener Stein war es auf die Erdatmosphдre geprallt, nachdem es bei seinem Rundflug um die Sonne offensichtlich einen GroЯteil seiner Geschwindigkeit aufgezehrt hatte, als weiЯglьhender Meteor sieben-, acht-, neunmal von der Lufthьlle der Erde zurьckgefedert und schlieЯlich tiefer gesunken. Die riesigen Raketenmotoren in seinem Rumpf hatten nicht ein einziges Mal gezьndet. Das Ding war einfach wie eine unglaublich groЯe Frisbee-Scheibe durch die Atmosphдre gerauscht, wobei sich seine Unterseite in weiЯglьhenden Schrott verwandelt hatte. Charity verstand eine Menge von Navigation, aber sie weigerte sich einfach, die bloЯe Mцglichkeit zu akzeptieren, dass man eine Landung wie diese vorausberechnen konnte." Beckers Stimme riss sie in die Wirklichkeit des Konferenzsaales zurьck. Er hatte lange genug gewartet, sie alle noch einmal das Bild des Sternenschiffes betrachten und in sich aufnehmen zu lassen. Als er weitersprach, klang seine Stimme anders als zuvor… »Sie alle kennen diese Aufnahmen«, sagte er. »Sie sind einen Tag alt – dreiundzwanzig Stunden, um genau zu sein. Was Sie jetzt sehen werden, ist eine Satellitenaufnahme, nicht ganz dreiЯig Minuten alt.« Wieder hob er die Hand, und das Bild wechselte. Im ersten Moment erkannte Charity kaum einen Unterschied. Das Bild war nicht mehr dreidimensional, sondern flach, und die Farbqualitдt hielt nicht mit der vorhergehenden Aufnahme mit, aber das war auch alles – Perspektive und Bildausschnitt waren gleich. Dann erkannte sie es. Und diesmal konnte sie ein erschrockenes Aufatmen nicht mehr ganz unterdrьcken. Das Bild war still. Es war keine Fotografie – man erkannte deutlich die bizarren Muster, zu denen der Wind den Schnee rings um das Schiff formte, und etwas weniger deutlich den Schatten einer Wolke, die gemдchlich ьber die riesige Eisflдche trieb – aber die HeliCopter waren verschwunden. Zwischen den buntfarbenen Zelten und Iglus regte sich nichts. Kein Fahrzeug. Kein Mensch. »Was ist passiert?« fragte Soerensen. Charity hцrte nur wissenschaftliche Neugier in seiner Stimme, nicht das allermindeste Gefьhl. »Das wissen wir nicht«, antwortete Becker. »Der Funkkontakt brach vor sieben Stunden ab, schlagartig und zu allen Gruppen gleichzeitig. Seither haben wir kein Lebenszeichen mehr empfangen. Von niemandem.« »Aber dort sind Tausende von Leuten!« protestierte Soerensen. »Irgend jemand muss doch…« »Fast anderthalbtausend Wissenschaftler, aus allen Teilen der Welt«, unterbrach ihn Becker ruhig. »Dazu eine fьnftausendkцpfige Einheit der UNO und…« Charity sah, wie er im Dunkeln den Kopf wandte und seinen sowjetischen Kollegen kurz ansah, ehe er weitersprach. »…eine etwas kleinere Eliteeinheit der US Air Force. Ich nehme an, unsere russischen Kollegen sind dort ebenfalls vertreten.« Demisows Gesicht war in der Dunkelheit nicht zu erkennen, aber sein Schweigen war Antwort genug. »Sie haben natьrlich jemanden hingeschickt, um nachzuschauen«, vermutete Charity. »Wir haben es versucht«, sagte Becker. Er starrte unverwandt weiter auf das Bild der riesigen, entsetzlich toten Scheibe. »Versucht?« Mike beugte sich gespannt vor. »Was soll das heiЯen, Commander?« Becker seufzte, in einer Art, die klarmachte, dass er ein Eingestдndnis zu machen hatte. Er sah Mike nicht an, als er antwortete. »Wir kommen nicht heran«, sagte er. »Wir haben vier Jets und ein halbes Dutzend Hubschrauber verloren, bevor wir es begriffen. Etwas… umgibt dieses Schiff. Eine Art Schutzschild.« »Ein Schutzschild?« Charity konnte Soerensens zweifelndes Stirnrunzeln fast hцren. »Was soll das heiЯen?« »Keine unsichtbare Mauer oder irgendein Science-Fiction-Kram, Professor.«
Charity war ьberrascht, als sie merkte, dass Demisow antwortete. Der Russe sprach ein fast perfektes Englisch. »Irgend etwas bringt unsere Maschinen zum Versagen. Eine Art… Feld, wenn Sie mir diesen laienhaften Ausdruck gestatten, das jeden elektrischen Fluss zum Erliegen bringt. Man kann das Gebiet passieren, aber nur zu FuЯ.« »Dann schicken Sie Mдnner mit Hundeschlitten hin«, sagte Soerensen. »Das…« »…haben wir getan, Professor«, unterbrach ihn Becker ungeduldig. »Wofьr halten Sie uns?« »Und?« »Nichts«, sagte Becker. »Der Durchmesser dieses Feldes betrдgt exakt einhundertfьnfzehn Meilen. Es wird Tage dauern, bis sie dort sind.« »Und die… die Teams?« Charity kannte die Stimme nicht, die diese Frage stellte. Aber sie hцrte die Angst, die darin mitschwang. »Die Wissenschaftler und Soldaten. Sind Sie… alle tot?« »Wahrscheinlich«, sagte Becker kalt. »Tot oder zumindest bewegungsunfдhig. Sie sehen es selbst. Nicht das geringste Lebenszeichen.« Aber das war nicht alles, das spьrte Charity. Es konnte ein Dutzend logischer Erklдrungen dafьr geben, dass auf der Satellitenaufnahme niemand zu sehen war
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