Вольфганг Хольбайн - Die beste Frau der Space Force

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– keine einzige militдrische Anlage, geschweige denn die Telefonzentralen oder auch nur ein einziges verdammtes Funkgerдt! Die Militдrs kannten die Gefahr eines NEMP seit fьnfzig Jahren, aber niemand in dieser Stadt hatte etwas dage­gen unternommen, ganz einfach, weil es zu teuer gewesen wдre. Sie sah sich nach Mike um, entdeckte ihn nirgends und winkte statt dessen Stan­ley zu, der ьber einen Kartentisch gebeugt dastand und Zahlen auf den Rand ei­nes Blattes kritzelte. Eilig durchquerte sie den Raum, beugte sich neugierig ьber seine Schulter und sah, dass es eine StraЯenkarte New Yorks war. GroЯe Gebie­te waren schraffiert, andere mit roten oder grьnen Kreuzen versehen. Sie fragte nicht, was diese Markierungen bedeuteten. »Sie sind frьh«, sagte Stanley, ohne von seiner Karte aufzublicken. In seiner Stimme schwang eine leise Spur von Missbilligung mit. Es war nichts Persцnli­ches; ganz im Gegenteil. Charity spьrte, dass Stanley sie mochte, und auch sie empfand eine gewisse Sympathie fьr ihn. Aber Stanley hдtte den Platz, den Mi­ke und sie beanspruchten, bitter nцtig gehabt. In einer Stadt, deren funktionie­rende Teile auf knapp dreihundert Quadratmeter zusammengeschrumpft waren, .machte jeder uneingeladene Besucher Unannehmlichkeiten. »Wie sieht es aus?« fragte sie, eigentlich nicht aus wirklichem Interesse, sondern vielmehr, um ьberhaupt etwas zu sagen.Zu ihrer Ьberraschung sah er jetzt doch von seiner Karte auf. »Hier?« fragte er. »Oder im Rest der Welt.« »Ist das ein Unterschied?« »Und ob«, antwortete Stanley ernsthaft. Sorgsam faltete er seine StraЯenkarte zusammen und deutete Charity, nдher heranzutreten. Darunter kam eine Welt­karte im DIN-A-2-Format zutage. Jemand hatte mit roter Tusche groЯe Teile Nordamerikas, Europas und Asiens ьbermalt; auch auf dem Rest der Welt prangten rote Flecken. »Die roten Stellen sind Gebiete, die sie besetzt haben«, sagte er. »Jedenfalls die, von denen wir wissen, dass sie da sind. Aber wahrscheinlich sind es sehr viel mehr. Ist schwer geworden, an Neuigkeiten zu kommen, wissen Sie?« Charity erschrak ein wenig. Vor zwei Tagen, als er ihr diese Karte das erste Mal gezeigt hatte, waren die roten Flecke weniger zahlreich gewesen und sehr viel kleiner. Es war nicht die Tatsache ihres Vormarsches an sich, sondern die Schnelligkeit, mit der er sich entwickelte. Wenn es so weiterging, dachte Charity bedrьckt, hatten sie die ganze Erde in vier Wochen erobert. »Und hier?« fragte sie. »New York?« Stanley lдchelte. »Sehr viel besser, wie in den meisten groЯen Stдdten. Ich schдtze, dass sie an etwa fьnfzig Stellen aufgetaucht sind. Aber wir werden mit ihnen fertig.« Seine Worte lieЯen Charity schaudern. Ihr Gesichtsausdruck schien ihre Gefьhle sehr deutlich zu verraten, denn Stanley lдchelte plцtzlich und versuchte, seiner­seits ein beruhigendes Gesicht zu ziehen. »Nur keine Sorge«, sagte er. »Wir werden mit ihnen fertig. Wenn es sein muss, kцnnen wir uns monatelang halten. Vielleicht Jahre.« Charity blickte auf die Weltkarte. Die roten Flecken darauf behaupteten das Ge­genteil. »Das ist etwas anderes«, sagte Stanley, als hдtte er ihre Gedanken gelesen. »Verwechseln Sie eine Stadt wie New York nicht mit dem offenen Land. Dort sind sie unseren Jungs wahrscheinlich haushoch ьberlegen, vor allem jetzt, wo sie uns praktisch entwaffnet haben. Aber hier…« Er machte eine weit ausholende Handbewegung. »New York ist so etwas wie eine Bergfestung, wissen Sie? Wir haben zwar keine regulдre Armee hier, aber die Nationalgarde allein bringt leicht hunderttausend Mann auf die Beine. Und jeder gute Amerikaner«, fьgte er hinzu, nun allerdings eindeutig spцttisch, »hat schlieЯlich sein Gewehr im Schrank, nicht?« »Es waren bisher nur wenige«, sagte Charity vorsichtig. »Eine Art Vorhut.« Stanley nickte. »Sicher. Lassen Sie sie ruhig kommen, Captain Laird. Wir wer­den auch ohne Raumschiffe und Laserkanonen mit ihnen fertig, mein Wort dar­auf. Diese Ungeheuer werden sich einer Million guter altmodischer Gewehrlдufe gegenьbersehen, wenn sie wirklich so dumm sind, diese Stadt erobern zu wol­len.« Charity widersprach nicht. Sie wusste, wie wenig Sinn es hatte, mit Stanley ьber dieses Thema streiten zu wollen. Sie hatte es versucht, gleich am ersten Tag, aber es war zwecklos – und vermutlich hatte Stanley sogar recht. Es war vцllig unmцglich, eine Stadt wie New York erobern zu wollen. Aber vielleicht wollten sie das gar nicht. Die Angriffe der letzten Tage waren wahrscheinlich nur Nadel­stiche gewesen, die keinem anderen Zweck dienten, als ihre Stдrke zu testen. In Wahrheit hatten sie es gar nicht nцtig, New York zu erobern. Sie brauchten nur abzuwarten, bis alles von selbst zusammenbrach.

Stanley wollte weitersprechen, aber in diesem Moment erwachte das Funkgerдt pfeifend zum Leben. Stanley sah auf, runzelte ьberrascht die Stirn und trat nach einem Blick auf die Uhr hinter den Mann, der das Gerдt bediente. Charity folgte ihm. Es war zu frьh fьr Beckers Routineruf. Fast gebannt sah sie zu, wie der Soldat behutsam an den klobigen Armaturen des uralten Rцhrengerдtes arbeitete, um den Sender scharf einzustellen. Der Apparat stammte nicht nur scheinbar, sondern im wortwцrtlichen Sinne aus einem Mu­seum, ebenso wie das knappe Dutzend anderer Funkgerдte, das jetzt New Yorks einzige Verbindung zur AuЯenwelt darstellte. »Becker?« fragte Stanley nervцs. Der Mann an den Kontrollen nickte und reichte Stanley die Kopfhцrer. »Fьr Sie, Sir«, sagte er. »SS Nulleins. Commander Becker persцnlich.« Stanleys Gesichtsausdruck wurde noch um einige Nuancen dьsterer, wдhrend er sich die Kopfhцrer ьberstьlpte und auf dem Stuhl Platz nahm, den der Soldat fьr ihn rдumte. Er meldete sich, antwortete ein paarmal mit Ja oder Nein auf Fra­gen, die Becker am anderen Ende der Leitung stellte, und stand nach ein paar Augenblicken wieder auf. Sein Blick flackerte. »Er will Sie sprechen, Captain Laird«, sagte er. Charity blickte ihn einen Moment fast perplex an, dann stьlpte sie sich die schweren Kopfhцrer ьber – sie waren so altmodisch und unpraktisch wie das Ge­rдt, zu dem sie gehцrten. Der Techniker, der das Gerдt normalerweise bediente, tippte er ihr auf die Schulter. »Drьcken Sie die rote Taste, wenn Sie sprechen wollen, Captain«, sagte er. Charity nickte dankbar und meldete sich. Als sie die Taste wieder loslieЯ, fьllten sich die Kopfhцrer mit Rauschen und einer Unzahl piepsender und pfeifender Stцrgerдusche. Sie hatte Mьhe, Beckers Stimme zu verstehen.»Captain Laird«, begann Becker. Trotz der miserablen Ьbertragungsqualitдt glaubte Charity, einen gehetzten Ton in seiner Stimme zu vernehmen. »Hцren Sie zu, Captain. Stellen Sie keine Fragen, sondern hцren Sie einfach nur zu. Wenn Sie antworten mьssen, tun Sie es mit Ja oder Nein – verstanden?« Charity drьckte die rote Taste am Funkgerдt und sagte: »Aber selbstverstдnd­lich, Commander.« »Wo sind Wollthorpe und Niles?« fragte Becker. »Bei Ihnen?« »Nein«, antwortete Charity. »Mike… Lieutenant Wollthorpe befindet sich hier bei mir, wo Niles ist … weiЯ ich nicht.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie wusste ziemlich genau, wo Niles sich im Moment aufhielt – am anderen En­de der Stadt nдmlich, bei seiner Familie. Falls sie noch lebten. Becker fluchte. »Okay – versuchen Sie ihn aufzutreiben. Und dann kommen Sie hierher. Alle drei, oder nur Wollthorpe und Sie, wenn Sie ihn nicht finden.« »Was ist passiert?« fragte Charity. »Plan Omega lдuft an«, antwortete Becker. Er atmete hцrbar ein. »Termin ist der
13. Dezember. Schaffen Sie das?« Der 13.? dachte sie schockiert. Das waren nur noch acht Tage – normalerweise genug, um achtmal nach Timbuktu und zurьck zu fliegen, aber in einer Welt oh­ne Helijets verdammt wenig, um eine Entfernung von fast zweitausend Meilen zu bewдltigen. Trotzdem sagte sie: »Ja.« Becker wьrde frьh genug merken, wenn sie es nicht schafften. Er wusste so gut wie Sie, was er von ihnen verlang­te. »Was ist passiert?« fragte sie noch einmal. »Warum…« »Verdammt, Sie sollen den Mund halten!« schrie Becker. »Ich versuche Sie und die beiden anderen da rauszuholen, begreifen Sie das nicht? Sie sind dabei, sich um ihren Hals zu reden, Kindchen.« Und dich um deine Freiflugkarte zum Mars, fьgte Charity in Gedanken bцse hinzu. Einer der Plдtze auf der CONQUEROR war fьr Becker reserviert. Aber das sprach sie dann doch lieber nicht laut aus. »Wie meinen Sie das?« fragte sie vorsichtig, wobei sie sich bemьhte, ein mцg­lichst unbefangenes Gesicht zu machen. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass nicht nur Stanley sie anstarrte, sondern die gesamte Besatzung des Kommando­raumes. »Es wird ernst«, antwortete Becker. »Drьben in Europa scheinen ein paar Bom­ben gefallen zu sein. Niemand weiЯ etwas Genaues, aber wir haben einige sehr starke Erschьtterungen registriert.« Und ihr macht die Rettungsboote fertig, dachte Charity. Deshalb drдngte Becker so darauf, sie und die anderen in die Station zu bringen – schlieЯlich war sie der Steuermann. Sie fragte sich nur, wohin sie es lenken sollte. »Aber das ist nicht alles«, fuhr Becker fort. »Sie haben Tokio ausgelцscht, und… ein paar weitere. Wir verlieren ungefдhr alle zehn Minuten den Funkkontakt mit einer anderen Stadt. Ich weiЯ nicht, was da vorgeht, Laird, aber es sieht so aus, als wenn sie jetzt wirklich Ernst machen. Und ich bin sicher, dass New York ganz oben auf ihrer Liste steht. Deshalb will ich, dass Sie von dort verschwinden – klar?« »Verstanden, Sir«, antwortete Charity. Ein schlechter Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. So viel zum Thema Widerstand, dachte sie. »Geben Sie mir noch einmal Stanley«, verlangte Becker. Charity stand auf, nahm die Kopfhцrer ab und reichte sie Stanley. Sie schwieg, wдhrend Stanley gebannt auf Beckers Stimme lauschte und nur ein paarmal mit einem halblauten Ja antwortete, und sie versuchte zumindest, die Blicke zu ignorieren, die sie aus zwei Dutzend angstvoll geweiteter Augenpaare trafen. Diese Mдnner und Frauen wьrden ihr ihre Gefьhle einfach ansehen, so deutlich, als stьnden sie mit flammenden Lettern auf ihrer Stirn geschrieben. Was sollte sie ihnen sagen, wenn sie sie fragten, was passiert war? Dass sie wahrscheinlich nur noch ein paar Stunden zu leben hatten? Stanley beendete das Gesprдch und stand auf. Sein Gesicht war leichenblass, als er sie ansah. »Ich habe den Befehl bekommen, Sie so schnell wie mцglich aus der Stadt herauszubringen, Captain«, sagte er. »Was ist passiert?« Becker hatte es ihm nicht gesagt, dachte Charity. Sie kam sich wie eine Verrдte­rin vor. »Ich weiЯ es nicht«, antwortete sie ausweichend. »Er weiЯ selbst nichts Genau­es. Es sieht so aus, als wдren in Europa ein paar Bomben gefallen.« Sie versuchte zu lдcheln, spьrte aber selbst, dass sie nur eine Grimasse zog. »Bomben?« »Ihre Leute sind nicht die einzigen Bastler, wie es aussieht«, antwortete sie lahm. »Vielleicht habe ich mich getдuscht, und unsere Freunde vom Mars wohl auch. Wir sind nicht ganz so hilflos, wie sie meinten.« Es war ein ziemlich plumper Versuch, die Spannung zu lцsen, und er schlug auch fehl. Sowohl Stan­ley als auch alle anderen hier mussten einfach merken, dass jedes einzelne Wort gelogen war. Aber Stanley widersprach nicht mehr, sondern starrte nur einen Moment lang an ihr vorbei. Dann hob er die Hand und deutete zur Decke. »Okay, ich habe meine Befehle«, sagte er mьhsam. »Holen Sie Ihre Sachen, Captain. Ich bringe Sie hier heraus.« »Und wie?« Stanley lдchelte matt. »Kцnnen Sie reiten?« Sie konnte, aber eine Stunde spдter wьnschte sie sich beinahe, Stanleys Frage mit Nein beantwortet zu haben. Ihr Rьcken schmerzte unertrдglich, und sie spьr­te jeden einzelnen Hufschlag des Pferdes auf dem Asphalt wie einen Tritt ins Kreuz. Sie hatten Manhattan fast von einem Ende zum anderen durchquert, und es war wie ein SpieЯrutenlauf durch die Hцlle gewesen. Zweimal waren sie an­gegriffen worden, und beide Male nicht etwa von auЯerirdischen Ungeheuern, sondern von verzweifelten Menschen, die es auf ihre Pferde abgesehen hatten. Sie hatten nicht den Weg zur Brьcke eingeschlagen, wie Charity erwartet hatte, sondern waren fast in entgegengesetzter Richtung geritten, und vor fьnf Minuten hatten sie eine Stacheldrahtsperre passiert, die einen ganzen Hдuserzug umgab. Seit sie die Barriere hinter sich hatten, hatte Charity nur noch Soldaten gesehen. Ein fьr alle Zeiten abgeschalteter Panzer blockierte die StraЯe. Ein beeindruk­kender Anblick, dachte Charity spцttisch. Die AuЯerirdischen wьrden sich totla­chen, wenn sie ihn sahen. Immerhin stellte er das Nonplusultra irdischer Waffentechnik dar, ein Ungetьm von schier unvorstellbarer Vorsichtig umkreisten sie den toten Giganten, schlдngelten sich durch eine wei­tere Stacheldrahtsperre und nдherten sich einem langgestreckten Lagerhaus, vor dem eine ganze Hundertschaft Soldaten Lager bezogen hatte. Stanley, der jetzt ein Stьck voraus ritt, wechselte ein paar Worte mit einem Offizier, deutete auf die Halle und dann auf sie und Mike und beendete das Gesprдch schlieЯlich mit einer befehlenden Geste. Er sah nicht besonders gut gelaunt aus, als Charity ihr Pferd neben ihn lenkte und ihn fragend ansah. »Probleme?« »Nein«, log Stanley. »Kommen Sie. Es ist nicht mehr weit.« Aber er ritt nicht weiter, sondern schwang sich mit einer zornigen Bewegung aus dem Sattel und wartete, bis Charity und Mike seinem Beispiel gefolgt waren. Der stechende Schmerz in Charitys Rьcken erwachte zu neuer Wut, als sie vom Pferd stieg und den ersten Schritt machte; trotzdem war sie erleichtert, wieder auf ihren eigenen FьЯen zu stehen. Als Stanley sie gefragt hatte, ob sie reiten konnte, hatte sie angenommen, dass er ihr auch ein Reitpferd geben wьrde; kei­nen kreuzlahmen Gaul, den seine Leute wahrscheinlich aus dem Schlachthaus
geholt hatten… Sie warf dem Pferd einen feindseligen Blick zu, lцste ihren Rucksack vom Sat­telgurt und beeilte sich, Stanley zu folgen. Sie betraten die Halle. Zuerst sah Charity gar nichts. Ihre Augen hatten sich an zwei Stunden Sonnen­licht gewцhnt und brauchten Sekunden, um sich auf die Dдmmerung hier drin­nen umzustellen. Es gab Licht – ein Dutzend grellweiЯer Inseln aus Helligkeit, die von groЯen Karbidscheinwerfern in die Schwдrze gestanzt wurden –, aber der krasse Kontrast zwischen kьnstlicher Nacht und ebenso kьnstlicher Hellig­keit schien die Schwдrze eher noch zu betonen. Dann begannen sich ihre Augen an die neuen Lichtverhдltnisse zu gewцhnen, und wenn das, was sie im aller ersten Moment glaubte, der Wahrheit entsprach, dachte sie, dann hatte Stanley verdammt recht, die Hдlfte seiner kleinen Armee hier aufzubieten… Der Hubschrauber war mindestens zwanzig Jahre alt. Die Pilotenkanzel war eine zerkratzte runde Plexiglaskugel, in der gerade Platz fьr zwei Passagiere war, von der spindeldьrren Konstruktion des Schwanzes blдtterten mindestens fьnf ver­schiedene Lackschichten herunter, und der Motor sah aus, als hдtten Stanleys Leute ihn aus einem Vorlдufer der Arche Noah ausgebaut. »GroЯer Gott, sagen Sie bloЯ, das Ding fliegt noch?« sagte Mike fassungslos. Stanley warf ihm einen ganz und gar undeutbaren Blick zu, antwortete aber nicht, sondern hob befehlend die Hand. »Croyd!« Ein kleiner, kahlkцpfiger Mann in einem weiЯen Kittel voller Цl– und Schmutz­flecken lцste sich aus der Dunkelheit und kam auf ihn zu. Seine Ьberraschung, als er Charity und Mike erkannte, war nicht zu ьbersehen. Aber er verbiss sich jede Bemerkung und sah nur Stanley fragend an. »Colonel?« Stanley deutete auf den Hubschrauber. »Wie seit sind Sie, Croyd?« fragte er knapp. »Fliegt er?« Croyd nickte ganz automatisch, dann zuckte er mit den Schultern. »Theoretisch, ja«, antwortete er. »Der Motor lдuft. Aber ob das Ding ьberhaupt noch jemals fliegt, kann niemand sagen. Wir haben noch keinen Probeflug gemacht, wenn Sie das meinen.« »Er wird funktionieren mьssen«, antwortete Stanley barsch. Er deutete auf Cha­rity. »Sie kennen Captain Laird?« »Wer kennt sie nicht?« antwortete Croyd. Er lдchelte flьchtig. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Er wurde ьbergangslos ernst. »Sie wollen wirklich mit diesem Ding fliegen?« »Wenn wir es weiter als zehn Zentimeter in die Luft bekommen, ja«, antwortete Charity lдchelnd. »Das werden Sie«, antwortete Croyd ьberzeugt. »Diese alten Vцgel waren robu­ste kleine Maschinchen, die so schnell nichts umwirft. Aber es ist zu frьh.« Er wandte sich wieder an Stanley. »Kommen Sie morgen wieder, Colonel. Oder
besser in zwei Tagen. Der Hubschrauber muss doch…« Stanley schnitt ihm mit einer zornigen Geste das Wort ab. »Wir haben weder bis morgen Zeit noch bis ьbermorgen, Croyd«, sagte er heftig. »Fliegt er, oder fliegt er nicht?« Croyd schwieg einen Moment, eher verblьfft als erschrocken, oder gar einge­schьchtert. »Theoretisch, ja«, wiederholte er. »Aber…« »Dann ist es ja gut«, sagte Stanley. »Alles andere wird sich zeigen. Weisen Sie Captain Laird in die Instrumente ein.« Croyd starrte ihn aus aufgerissenen Augen an, aber Stanley gab ihm keine Gele­genheit mehr, zu widersprechen, sondern fuhr auf dem Absatz herum und ver­schwand mit schnellen Schritten im Hintergrund der Halle. Croyd blickte ihm kopfschьttelnd nach. »Was hat er?« Charity zuckte die Achseln. »Ich weiЯ es nicht«, sagte sie. Ein wenig war sie selbst ьberrascht, wie glatt ihr die Lьge von den Lippen kam. »Vielleicht ist er bцse, dass wir ihm sein Spielzeug wegnehmen«, sagte Mike. Croyd sah jetzt doch ein wenig erschrocken aus. »Aber Sie bringen es doch zu­rьck, oder?« »Selbstverstдndlich – falls wir nicht damit vom Himmel fallen.« Mike klaubte seinen Rucksack vom Boden auf und schlenderte auf den Hubschrauber zu. Croyd blieb stehen, um sich eine filterlose Zigarette anzuzьnden. Er stieЯ eine blaue Rauchwolke in Mikes Richtung und lдchelte ьbertrieben schadenfroh. »Ich bin nicht besonders scharf darauf, den Testpiloten zu spielen. Kцnnen Sie mit einer solchen Maschine umgehen?« Mike nickte. »Natьrlich«, sagte er beleidigt. »So natьrlich ist das gar nicht«, antwortete Croyd, wдhrend sie sich dem Hub­schrauber nдherten. »Ich weiЯ, dass Sie ein Raumschiff fliegen kцnnen, aber das da ist etwas anderes, glauben Sie mir. Sie haben keinerlei Hilfsmittel. Keine Computer, die jeden ihrer Fehler ausbьgeln. Nicht einmal einen Hцhenmesser. Wenigstens keinen«, fьgte er hinzu, »der funktioniert. Eine Maschine wie diese zu fliegen, erfordert eine Menge Fingerspitzengefьhl.« Sie hatten den Helikopter erreicht. Croyd цffnete die Kanzeltьr, trat einen Schritt zurьck und machte eine einladende Handbewegung. Mike zцgerte unmerklich, aber dann gab er sich einen sichtlichen Ruck, warf sein und Charitys Gepдck in den schmalen Stauraum hinter den Sitzen und kletterte umstдndlich in die Ma­schine hinein. Charity hцrte ihn seufzen. »Mein Gott, das Ding stammt ja noch aus der Steinzeit.« Croyd nickte ungerьhrt. »Seien Sie froh, dass das so ist, Lieutenant. Wenn er zehn Jahre jьnger wдre, hдtten wir ihn kaum hingekriegt.« »Haben Sie sich deshalb dieses Wrack ausgesucht?« fragte Charity. Wenn Croyd die Bezeichnung Wrack stцrte, so lieЯ er sich nichts anmerken. Er nickte. »Zum Teil«, gestand er. »Eine Maschine jьngeren Datums wдre mir per­sцnlich auch lieber gewesen, glauben Sie mir. Aber es hдtte keinen Sinn gehabt. Wir brauchten Wochen, um eines dieser vollelektronischen Spielzeuge wieder hinzukriegen – falls wir es ьberhaupt schaffen. Das hier…« Er schlug mit der fla­chen Hand gegen die Pilotenkanzel, und der ganze HeliCopter begann leicht zu zittern. »…ist so etwas wie ein Dinosaurier, wissen Sie? Ein einfacher, robuster Motor und so gut wie keine Elektronik.« Er deutete auf den Motor, der hinter und ьber der Pilotenkanzel angebracht war. »Das Schдtzchen da oben hat uns ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet, aber jetzt lдuft es wieder.« »Woher haben Sie die Ersatzteile?« fragte Charity. »Ersatzteile?« »Zьndspule, Kerzen, Verteiler…« Sie machte eine Handbewegung, um anzudeu­ten, dass sie die Aufzдhlung noch weiterfьhren konnte, es aber nicht fьr nцtig hielt. »Es gibt keine«, sagte Croyd lakonisch. »Alles selbstgebaut. Gute amerikanische Handarbeit.« Er lдchelte flьchtig. »Falls Sie landen sollten, passen Sie auf, dass der Motor nicht ausgeht. Es gibt keinen Anlasser.« »Oh«, sagte Charity. Croyd grinste, streckte ьbertrieben galant den Arm aus und half ihr, zu Mike in die Kabine zu klettern. AnschlieЯend zog er sich schnaubend selbst auf die Kufen des HeliCopters hinauf und beugte sich vor, um Mike die Instrumente zu erklдren; ein Unterfangen, das mit einigen wenigen Worten erle­digt war, denn die allermeisten Anzeiger funktionierten nicht mehr. »Das da ist die Tankanzeige«, sagte er abschlieЯend. »Sie geht nicht. Wenn die Kiste anfдngt zu rьtteln, schalten Sie an diesem Hebel auf Reserve. Anschlie­Яend haben Sie noch ungefдhr zehn Minuten Zeit, die nдchste Tankstelle zu fin­den.« »Wie groЯ ist die Reichweite?« fragte Mike. Croyd zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Der Tank fasst hundert Gallonen – also vielleicht zweihundert Meilen. Kaum mehr. Diese alten Motoren haben einen gesegneten Appetit.« Zweihundert Meilen, dachte Charity betroffen. Das bedeutete, dass sie acht– bis zehnmal nachtanken mussten, ehe sie SS Nulleins erreichten. Sie wusste, dass sie es nicht schaffen wьrden. Nicht mit diesem Wrack. »Aber um Ihren Treibstoffvorrat brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, fuhr Croyd aufgerдumt fort. »Der Vogel ist vollgetankt. Es reicht, wenn sie ein Stьck aufs Meer hinausfliegen und ein paar Runden drehen. Wir wollen nicht wissen, ob das Ding kunstflugtauglich ist, sondern nur, ob es fliegt.« Mike sah verwirrt auf, aber Charity warf ihm einen raschen, warnenden Blick zu, und er schluckte die Antwort herunter, die ihm auf der Zunge gelegen hatte. Vielleicht war es besser, wenn er nicht wusste, dass sie nicht wiederkommen wьrden. Stanley kam zurьck, und Croyd beendete seine Erklдrung in aller Hast und sprang wieder zu Boden, um den Colonel Platz zu machen. Charity sah, wie er um den Hubschrauber herumging und geschickt am Heck hinaufkletterte, um sich am Motor zu schaffen zu machen. In der rechten Hand hielt er ein gut an­derthalb Meter langes Seil. Es dauerte einen Moment, bis sich Charity an seine Worte erinnerte, den fehlenden Anlasser betreffend. Er und seine Kollegen musste eine Art Schwungrad gebastelt haben, um ihn wie die Maschine eines Motorbootes anzuwerfen.
»Sind Sie so weit?« fragte Stanley. Er sprach sehr leise, wohl damit Croyd und die anderen Mechaniker seine Worte nicht hцrten. Charity nickte. »Ich… hoffe, Sie kommen durch«, sagte Stanley leise. Es klang traurig, aber Charity spьrte, dass es ehrlich gemeint war. Plцtzlich hatte sie das Bedьrfnis, ihm in irgendeiner Weise Trost zuzusprechen. Und sei es nur, um sich auf diese Weise selbst einzureden, dass sie ihn und all die anderen hier nicht einfach im Stich lieЯen. Aber sie nickte nur dankbar. »Fliegen Sie so lange wie mцglich an der Kьste entlang«, sagte Stanley. »Soviel ich weiЯ, konzentrieren sie sich im Moment eher auf das Landesinnere. Und falls Sie auftanken mьssen, tun Sie es auf irgendeinem Highway, mцglichst weit weg von der nдchsten Stadt. Es gibt wahrscheinlich fьnfzig Millionen Menschen in diesem Land, die sie ohne zu zц­gern umbringen wьrden, um einen Platz in dieser Maschine zu kriegen.« »Ich weiЯ«, sagte Charity. »Wir… wir passen schon auf, Colonel.« »Sie werden es nicht schaffen«, fuhr Stanley fort. Er sprach schnell, fast tonlos, in der Art eines Mannes, der hastig einen auswendig gelernten Text herunterras­selte, um ja nichts zu vergessen. »Nicht mit diesem Schrotthaufen. Wenn Sie runter mьssen, versuchen Sie irgendeinen Wagen wieder flott zumachen. Einen alten Ford vielleicht oder einen Dodge oder Volkswagen. Die Dinger bestehen praktisch nur aus Blech, kaum Elektronik.« Charity wollte antworten, aber Stanley hцrte nicht mehr hin. Mit einem Satz sprang er von der Kufe der Maschine herab, warf die Tьr zu und hob befehlend den Arm. Ьber Charitys und Mikes Kцpfen erwachte der altmodische Benzin­motor des Helikopters stotternd und spuckend zum Leben. Einen Moment lang lief er unruhig und drohte wieder auszugehen, aber dann gab Mike vorsichtig Gas, und sein Lauf wurde gleichmдЯiger. Ьber dem zerschrammten Plexiglas der Kuppel begannen sich die vier Rotorblдtter ganz langsam zu drehen. Die groЯen Rolltore der Halle wurden geцffnet. Grelles Sonnenlicht flutete in die Halle und lieЯ Charity blinzeln. Mike hob schьtzend die Hand vor die Au­gen, griff mit der anderen in die Brusttasche seines Hemdes und zog eine Son­nenbrille hervor. Auf einen weiteren Wink Stanleys hin befestigten einige Soldaten zwei Drahtseile an den Kufen des Hubschraubers und zogen die kleine Maschine ins Freie. Charity musste sich alle Mьhe geben, um mцglichst gelassen auszusehen, wдhrend sie darauf warteten, starten zu kцnnen. Die Mдnner wichen respektvoll vor den pfeifenden Rotoren zurьck und bildeten einen weiten Kreis um die Ma­schine. Wieder hatte sie das Gefьhl, all diese Mдnner im Stich zu lassen. Ein bisschen kam sie sich fast vor, als wдre sie schuld an dem, was ihnen passieren wьrde. »Ist irgend etwas?« fragte Mike. Ihm war nicht entgangen, wie ruhig sie plцtz­lich geworden war und wie verkrampft sie auf ihrem Sitz hockte. Charity schьttelte den Kopf und sah demonstrativ in eine andere Richtung. Zwei Minuten spдter hoben sie ab. Sie hatten Glьck, in zweifacher Hinsicht. Croyd und seine Mдnner schienen wirklich so etwas wie ein kleines Wunder vollbracht zu haben, denn der Hub­schrauber flog ganz ausgezeichnet, und der Tag war beinahe windstill, so dass Mike sich ganz darauf konzentrieren konnte, sich an diesen seltsamen Vogel zu gewцhnen. Sie folgten Croyds Rat und flogen in geringer Hцhe, aber sehr schnell, aufs of­fene Meer hinaus, schlugen dann einen Bogen und nдherten sich wieder der Kь­ste. Die verwaiste Plastikwelt von Coney Island huschte unter ihnen hinweg, dann jagte der Schatten des Helikopters ьber die ersten Hдuser der Vororte hin­weg. Drьben in Manhattan hatte die Stadt einen chaotischen Anblick geboten, aber hier wirkte sie … tot. Sie hatte damit gerechnet, dass das Motorengerдusch der Maschine die Menschen auf die StraЯe locken wьrde, aber sie sah nie­manden. Wenn hier ьberhaupt noch jemand lebte, dann verkrochen sie sich in ihren Hдusern. Fast gegen ihren Willen musste sie wieder an das Haus voller Toter denken, das sie entdeckt hatten. Vielleicht war es dort unten dasselbe, dachte sie schaudernd. Vielleicht waren es Hдuser voller Leichen, ьber die sie hinwegflogen. Mike beugte sich ein wenig im Pilotensitz vor, blickte nach unten und korrigier­te den Kurs des Hubschraubers dann ein wenig. Sie flogen jetzt fast parallel zur Kьste, und kaum noch hцher als dreiЯig Meter. Trotzdem regte sich unter ihnen nichts. »Niles?« fragte sie. Mike nickte. »Wenn ich das Haus finde«, sagte er. »Sieht alles ein bisschen an­ders aus, von hier oben.« Gut zehn Minuten lang flogen sie nach Sьden. Sie sahen jetzt doch gelegentlich Menschen – hier und da einen Radfahrer oder ein paar Leute, die der Lдrm der Rotoren aus den Hдusern gelockt hatte. SchlieЯlich erreichten sie die StraЯe, in der Niles' Haus lag. Selbst aus einer Hц­he von weniger als dreiЯig Metern deutete hier nichts auf die Katastrophe hin, die den Lebensnerv New Yorks durchschnitten hatte – eine normale StraЯe voller kleiner, geschmackvoller Einfamilienhдuser, die sich hinter liebevoll gepflegten Vorgдrten aneinander reihten. Mike lenkte den Helikopter im Tiefflug ьber das Haus hinweg, in dem Niles mit seiner Familie wohnte, kam in einer weit geschwungenen Kurve zurьck und setzte auf dem kurzgeschnittenen Rasen vor dem Haus auf, so dicht, dass die Rotoren fast das Vordach berьhrt hдtten. »Beeil dich«, sagte er knapp. Charity lцste ihren Sicherheitsgurt und wollte die Tьr цffnen, aber Mike hielt sie am Arm zurьck. »Nimm das Ding mit«, sagte er und machte eine Kopfbewe­gung auf die Maschinenpistole, die zwischen ihren Sitzen lag. Einen Moment lang war Charity fast versucht, es zu tun. Dann schьttelte sie den Kopf, stieЯ die Tьr auf und sprang aus der Kanzel, ehe Mike sie abermals zu­rьckhalten konnte. Geduckt lief sie auf das Haus zu, wobei sie sich aufmerksam nach beiden Seiten hin umsah. Hinter den Fenstern des Nachbarhauses erschien ein Schatten; etwas blinkte. Aber niemand kam auf die StraЯe heraus. Hinter ihr heulte der Motor des Helikopters auf, und fьr einen Moment warf sie der kьnstliche Sturmwind der Rotoren fast um, als Mike die Maschine wieder startete und zehn Meter ьber der StraЯe in der Luft anhielt. Offensichtlich nahm er Stanleys Warnung sehr ernst. Die Tьr wurde geцffnet, als sie noch zwei Meter vom Haus entfernt war, und Niles trat heraus. Er trug eine einfache, schwarze Cordhose und eines der grell bunten Hemden, die er so liebte. Unter seinem Gьrtel steckte eine Pistole. Und er wirkte kein bisschen ьberrascht, als er Charity sah. Sekundenlang blickte er sie schweigend an, dann hob er den Kopf und sah zu dem Helikopter hinauf. »Wo habt ihr denn das Museumsstьck aufgetrieben?« fragte er. Seine Stimme klang sehr mьde. Charity sah einen Schatten hinter ihm im Haus und ein Paar dunkler Augen, die sie fast angstvoll musterten. Sie regi­strierte mit einem vцllig unbegrьndeten Gefьhl des Schreckens, dass es die Au­gen eines Kindes sein mussten. Eine M16 mit aufgeschraubtem Zielfernrohr lehnte an der Wand. Mit aller Gewalt musste sie sich dazu zwingen, Niles wie­der anzublicken. »Es fliegt, oder?« sagte sie. Niles lachte humorlos. »Ja«, sagte er. »Es geht wieder aufwдrts, wie?« »Wir… haben den Rьckruf bekommen«, sagte sie zцgernd. »Vor zwei Stunden, Niles. Von Becker persцnlich.« »SS Nulleins?« Niles deutete wieder auf den Hubschrauber. »Mit dem Ding?« »So weit wir kommen«, antwortete Charity achselzuckend. Verdammt, was war nur mit ihr los? Plцtzlich fiel es ihr schwer, weiterzusprechen. »Wir alle drei, Niles«, sagte sie. Niles verzog die Lippen, aber sie wusste nicht einmal, ob es ein Lдcheln sein sollte. »Ist da drinnen Platz fьr drei Passagiere?« Charity schьttelte wortlos den Kopf, und auch Niles schwieg fast eine Minute lang. »Dann wьnsche ich euch viel Glьck«, sagte er schlieЯlich. »Du… kommst nicht mit?« Niles lдchelte jetzt wirklich. »Nein, Captain. Auch nicht, wenn Sie es mir befeh­len.« »Du weiЯt, was das bedeutet?« fragte sie sehr leise. Niles nickte abermals. Sein Gesicht war wie eine Maske aus Stein. Nach einer Weile drehte sie sich einfach herum und gab Mike ein Zeichen, den Helikopter zu landen, damit sie wieder einsteigen konnte. Als der Helikopter eine halbe Minute spдter wieder startete, beugte sie sich noch einmal im Sitz vor und blickte in die Tiefe. Niles stand zusammen mit einer dunkelhдutigen Frau und einem vielleicht zehnjдhrigen Mдdchen hinter dem Haus. Die Frau winkte ihnen zu. In den Armen des Kindes lag eine Maschinenpistole, aber es hielt sie nicht wie eine Waffe, sondern so, wie ein Kind eine Puppe hielt, in beiden Ar­men und fest gegen die Brust gepresst. Charity vergaЯ dieses Bild nie wieder. Sie waren hundert Meilen von New York entfernt, als die Stadt unterging, und trotz der groЯen Entfernung konnten sie es sehen. Der Tag war sehr klar, und sie flogen jetzt sehr hoch, so dass die Tьrme Manhattans noch immer als ver­schwommene Silhouette vor dem Horizont zu erkennen waren. Als es geschah, wendete Mike den Hubschrauber und hielt ihn reglos in der Luft, so dass sie das schreckliche Schauspiel in allen Einzelheiten verfolgen konnten. Es war eine Art Nebel, der aus dem Nichts kam und sich wie eine halbdurchsichtige riesige Kuppel ьber New York stьlpte; die Faust eines Giganten, die sich lautlos um die Millionenstadt schloss und alles Leben darin auslцschte. Die steinernen Giganten Manhattans stьrzten nicht, es gab keinen Rauch, keine Flammen, auch keine schreckliche Explosion, die die Stadt vom Angesicht der Erde fegte. Sie dachte an das reglos daliegende Haus, das Niles und der Soldat vor fьnf Tagen entdeckt hatten, und plцtzlich wusste sie, dass es dieselbe fьrchterliche Macht war, die jetzt nach der ganzen Stadt griff und alles Leben darin auslцschte – schnell und gnadenlos und grьndlich. Die Glocke aus grauem Nichts blieb nur fьr wenige Minuten ьber der Stadt, ehe sie sich aufzulцsen begann, sehr langsam und ungleichmдЯig, als wдre die Macht, die sie bisher in ihrer Form gehalten hatte, urplцtzlich erloschen und gд­be sie nun dem Wind preis. In der Kuppel aus waberndem Nebel entstanden groЯe, wirbelnde Risse… schlieЯlich war es nur noch ein dьnner Schleier, aus dem die Wolkenkratzer Manhattans emporwuchsen wie abgestorbene Bдume aus einem nebelverhangenen Motor. Mike wendete schweigend den Hubschrauber und brachte die Maschine wieder auf Kurs. Keiner von ihnen sprach ein einziges Wort, bis sie das erste Mal zwi­schenlanden mussten.
12. Dezember 1998
Der Kontrollraum glich einem Hexenkessel. Das Licht flackerte in hektisch pul­sierendem Rot, und die Sirenen schrillten und schrillten. Sie hielt nach Becker Ausschau, konnte ihn aber nirgends entdecken, was aber kein Wunder war: In dem riesigen Computersaal herrschte das reinste Chaos. Die Karte auf dem Wandschirm war verschwunden; statt dessen zeigte der riesi­ge Monitor jetzt einen Ausschnitt einer der oberen Etagen; welche, konnte Cha­rity nicht genau erkennen, denn das Bild war voller Staub und Rauch und flie­gender Trьmmer. Sie sah fliehende Menschen, hinter ihnen ein riesiger Schatten. In die aufgeregten Rufe der Zentralbesatzung mischten sich gellende Schreie und das gedдmpfte Krachen von Explosionen. Endlich entdeckte sie Becker – er stand auf der anderen Seite der Zentrale, auf halber Hцhe der Treppe, die zu der rundum laufenden Empore hinauffьhrte. Charity rief seinen Namen, winkte aufgeregt mit den Armen und schaffte es tat­sдchlich, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Becker blieb stehen, erwiderte ihr Winken und wartete ungeduldig, bis sie sich durch das Chaos in der Zentrale zu ihm durchgekдmpft hatte. »Was ist passiert?« fragte sie erregt. Becker deutete mit einer fast wьtenden Kopfbewegung auf den Bildschirm. »Sie sind durchgebrochen«, sagte er. Charity fiel erst jetzt auf, dass er in SchweiЯ gebadet war.
»Durch die Tore?« Becker schьttelte abgehackt den Kopf. »Nein. Es … es sieht so aus, als kдmen sie direkt aus dem Boden.« Aber das war unmцglich! dachte Charity fassungslos. Ьber ihnen war eine halbe Meile Granit! Unglдubig wandte sie sich um und starrte auf den riesigen Video­schirm. Und wie um Beckers Worte auf grдssliche Weise zu bestдtigen, klдrte sich in diesem Moment das Bild. Der Staub, der den Blick der Kamera bisher verschleiert hatte, legte sich ein wenig, und sie sahen zum ersten Mal den Geg­ner, der die sicherste Bunkeranlage der Welt gestьrmt hatte: Sie erkannte jetzt, welchen Teil der Bunkeranlage die Kamera zeigte –es war nicht die Eingangshalle, sondern die dritte Ebene, ein riesiger Wohn– und La­gerkomplex, der bereits mehr als dreihundert Meter unter dem Boden lag. Die Rьckwand der gewaltigen Halle, auf die die Kameraoptik gerichtet war, war zu­sammengebrochen. Die mannsdicken Stahlbetonpfeiler, die die Decke getragen hatten, waren wie Streichhцlzer zusammengeknickt, und auch in den Wдnden und im Boden gдhnten Risse. Und inmitten dieses Chaos aus Trьmmern und wirbelndem Staub… Charity stцhnte vor Entsetzen. Es war ein Monster; ein Ungeheuer im wahrsten Sinne des Wortes: ein giganti­scher, sicher mehr als zwanzig Meter langer und gut fьnf Meter durchmessender Wurm von schwarzbrauner Farbe, ohne irgendwelche erkennbaren GliedmaЯen oder Sinnesorgane. Sein Kцrper befand sich in bestдndiger, zuckender Bewe­gung, als lebte jedes einzelne seiner zahllosen Segmente fьr sich. Ein giganti­sches Maul цffnete und schloss sich wie das eines Fisches auf dem Trockenen. Charity erkannte eine fьnffach gestaffelte Reihe krдftiger stumpfer Zдhne. Ein dьnner, blutroter Laserstrahl stach nach dem Ungeheuer. Er traf, aber eine Wirkung war nicht zu erkennen. Das braunschwarze Fleisch schien die geballte Ladung an Lichtenergie einfach aufzusaugen, wie ein ausgetrockneter Schwamm einen Wasserstrahl. Das Bild schwankte. Selbst durch hundert Meter massiven Fels hindurch spьrte Charity das Zittern, als ein weiterer Teil der Rьckwand zusammenbrach. Aus dem Chaos tauchte ein zweiter dieser gigantischen Wurmkreaturen auf, und diesmal erkannte sie deutlich den kreisrunden Schacht, aus dem sie hervorge­krochen kam. Einen Schacht, der direkt in den gewachsenen Fels der Rockys hineinfьhrte und sanft anstieg… »GroЯer Gott!« stammelte Becker. »Sie . . sie fressen sich durch den Berg!« Wieder zuckten Laserstrahlen ьber das Bild. Charity sah, wie die schwarze Pan­zerhaut des Ungeheuers in einem sanften, sehr dunklen Rot zu glьhen begann, dann Blasen zu werfen und zu schwelen – und plцtzlich bдumte sich der Wurm auf, warf sich in blinder Agonie hin und her –

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