Ich ging in eine Kammer hinein, die wie alle anderen aussah, und stoppte sofort wieder. Walker hielt neben mir an und fluchte leise. Wir waren nicht die einzigen Menschen in diesem Hügel. Die Aliens hatten Männer, Frauen und sogar Kinder aus Roswell entführt und mit ihnen experimentiert: um Informationen zu erhalten oder aus Neugier oder als Vorbereitung für die Experimente, die sie planten. Oder vielleicht auch nur, weil sie das konnten. Für irgendeinen außerirdischen Zweck, von dem ich nicht hoffen konnte, ihn jemals zu verstehen oder zu vergeben.
Etwa vierzig Männer, Frauen und Kinder lagen über den klebrigen Boden des großen, offenen Gewölbes verteilt. Noch mehr ragten aus den Wänden, halb eingesunken und von der schwitzig feuchten Oberfläche halb verschlungen. Es gab keine Käfige, keine Gitter, keine Kraftfelder. An diesen Menschen hatte man einfach ein wenig … herumexperimentiert und sie dann achtlos hierher geworfen, egal, ob lebendig oder tot. Viele waren tot, ihre gebrochenen und entstellten Körper waren nicht in der Lage gewesen, die schrecklichen Dinge auszuhalten, die man mit ihnen angestellt hatte.
Doch die meisten waren nicht so glücklich gewesen. Sie lebten noch, waren bei Bewusstsein und litten.
Ihre Körper waren bei lebendigem Leib seziert worden. Geöffnet und verändert, für chirurgische Experimente missbraucht. Nicht die brutalen Verstümmelungen, die ich an dem Farmer in der Leichenhalle gesehen, oder jene, die ich in der Zukunftsvision des Aliens erblickt hatte. Das meiste hier war mit einer bestimmten Absicht geschehen, selbst wenn diese nicht erkennbar war. Diese Leute waren geöffnet worden, die Organe entnommen und dann wieder an anderen Stellen eingesetzt worden, wo sie auf andere Weise arbeiten mussten. Einige Organe waren durch außerirdische Prothesen ersetzt worden, pulsierende, organische Maschinen, die sich selbst um Nieren und Lungen und Gedärme schlangen.
Ich ging langsam in die Kammer hinein, ein Traum, ein Albtraum, aus dem ich dringend erwachen wollte. Ein Mann lag auf dem Rücken, aufgeschlitzt vom Schritt bis zur Kehle, die Wundränder mit Stahlklammern festgetackert, sodass man sehen konnte, dass man ihn mit zusätzlichen menschlichen Organen vollgestopft hatte. Es gab noch andere wie ihn, mit mehreren Lungen, einem halben Dutzend Nieren, die man miteinander verbunden hatte, oder kilometerlangen zusätzlichen Därmen, die auf der ganzen Länge des Torsos aus der Haut hinaus- und wieder hineinführten. Andere waren ausgeweidet, mit nichts mehr darin als ein paar Fäden des außerirdischen Gewebes, das unbekannte außerirdische Funktionen erfüllte.
Die Kinder waren am schlimmsten. Ich konnte sie nicht ansehen.
»Du lieber Gott«, sagte Walker. »Was … was ist das, Eddie? Spielen die Aliens mit ihnen?«
»Ich glaube … sie versuchen, uns aufzuwerten«, sagte ich. »Aus ihrer Sicht. Uns besser zu machen. Mehr wie sie.«
»Geht es darum?«, meinte Walker. »sie verbessern uns … zwangsweise?«
»Alles zu unserem Besten«, erwiderte ich und erkannte meine eigene Stimme nicht. »Das sagte das Alien. Erinnern Sie sich?«
»Was sollen wir tun?«, fragte Walker. »Was können wir tun? Ich meine, wir können sie hier nicht so zurücklassen.«
»Nein, können wir nicht. Das wäre … unmenschlich.«
Ich rüstete auf und nahm meine Schlachtgestalt ein, die mit den rasiermesserscharfen Klingen. Und dann trat ich zwischen die leidenden Menschen und schenkte ihnen den einzigen Trost, den ich ihnen geben konnte. Ich tötete sie. Alle. Ich sauste in der großen Kammer hin und her, schnitt Kehlen auf, trat auf Köpfe, tötete die Männer, Frauen und Kinder so schnell und gnädig, wie ich konnte. Ich schlug Köpfe ab und zerstach außerirdische Organe wieder und wieder, bis sie aufhörten, sich zu bewegen. Ich schnitt und hackte und stach; ich tat, was immer ich tun musste, um diese Obszönität zu stoppen. Es war nicht leicht: Die Aliens hatten dafür gesorgt, dass ihre verbesserten Menschen schwer zu töten waren.
Einige von ihnen hatten immer noch Stimmen. Ich glaube, einige sprachen mich an, aber ich lasse die Erinnerung an das, was sie sagten, nicht zu.
Ich ging schreiend und heulend durch diese Kammer, zerrte die Körper aus der Wand, riss sie mit brutaler Kraft auseinander, schrie Beschimpfungen und Gebete. Blut sprühte über meine Rüstung und rann in dicken dunkelroten Strömen daran herunter. Ich tötete alle, und als es vorbei war, als ich die einzige Gnade verteilt hatte, die ich geben konnte, rüstete ich ab und stand zitternd und weinend mitten in dem Leichenhaufen. Drood-Agenten sind darauf trainiert, mit dem Schrecken umzugehen, Taten und Entscheidungen zu überleben, die kein anderer aushalten konnte, aber es gibt Grenzen. Es muss Grenzen geben, oder wir wären nicht mehr menschlich.
Walker hatte sich wohlweislich zurückgehalten. Er kam jetzt vor, trat vorsichtig zwischen Blut und Innereien, legte die Arme um mich und hielt mich fest, während ich weinte. Für einen Moment fühlte es sich an, als wäre mein Vater bei mir und ich war etwas getröstet. Nach einer Weile fand ich die Kraft, mich wieder aufrecht hinzustellen und Walker ließ mich auf der Stelle los und trat zurück. Er sah schweigend zu, wie ich mir die Tränen aus dem Gesicht wischte und einen tiefen, ruhigen Atemzug nahm.
»Zur Hölle mit ihnen«, sagte ich, und meine Stimme war kalt. Eiskalt. »Zur Hölle mit diesen Aliens dafür, dass sie mich gezwungen haben, das zu tun.«
»Ja«, sagte Walker.
»Die Aliens müssen sterben«, sagte ich. »Alle müssen sie sterben. Keine Verträge oder Abkommen. Keine Gnade. Ich muss ein Exempel statuieren. Dass keiner mit so etwas davonkommt.«
»Ich habe nichts anderes erwartet«, sagte Walker.
Das Operationszentrum war nicht weit entfernt. Meine Sicht führte mich direkt dorthin. Nur eine weitere Höhle, vielleicht etwas größer als die anderen. Die feuchten, gewölbten Wände waren beinahe unter daraus herausragenden außerirdischen Maschinen und einigen Dingen, die wenigstens halb lebendig aussahen, begraben; voller metallener Antennen und Lichtern wie starrenden Augen. Lange, silbrige Auswüchse hingen von der hohen Decke, sich windend, drehend und zuckend, vielleicht aufgrund einer nicht spürbaren Brise oder vielleicht nur, weil sie nicht erkennbare Gedanken und Impulse übertrugen. Und da waren auch die Aliens, ganze Haufen von ihnen, die an irgendwelchen Aufgaben arbeiteten, die man nicht erkennen konnte, während sie über den glatten Boden rutschten wie Knäuel verknoteter Seile. Sie bedienten die unnatürliche Technik mit Gliedern oder Manipulatoren, die speziell für den jeweiligen Zweck ausgeformt waren. Sensorische Organe waren ausgebildet worden, die die Form von Augen angenommen hatten oder die von etwas Blühendem oder gerippte, saugende Mündungen.
Sie alle hielten im selben Moment inne, dann rollten drei von ihnen zusammen, verschmolzen und verdrehten sich zu einem einzigen, riesigen Haufen von über zweieinhalb Metern Höhe. Hunderte von tropfenden Tentakeln, die man aufeinander gestapelt hatte. Verstörend menschlich aussehende Augenbälle formten sich am Ende von zuckenden Auswüchsen, alle auf mich und Walker gerichtet. Eine grell pinkfarbene Sprechtrompete bildete sich unter den Augen und pulsierte rhythmisch in dunkelrot.
»Willkommen«, sagte es. »Seid unbesorgt. Ihr werdet nicht getötet, ihr seid nützlich. Für uns von Nutzen. Ihr habt beeindruckende Fähigkeiten gezeigt. Euer Wert wird unserem hinzugefügt und wenn ihr euch verbessert habt, werden wir euch in eure Welt hinausschicken, um uns den Weg zu bereiten. Ihr sollt unsere Stimme sein, unsere Botschafter und Propheten.«
»Da würde ich kein Geld drauf wetten«, sagte ich.
»Ihre Sprache hat sich verbessert«, sagte Walker.
»Übung macht den Meister«, erwiderte ich.
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