Hilfy stand hinter ihm. Haral baute sich im anderen Zwischengang auf und blockierte den Rückzug in diese Richtung, sollte ihn irgendein plötzlicher Impuls überkommen. Auf diese Weise umgaben sie ihn mit einem schützenden Dreieck — sie, Hilfy und Haral. Aber er lehnte nur schwankend am Sessel des zweiten Piloten, der ihm am nächsten stand, und zeigte keinerlei Neigung zur Flucht. Er trug das Funkgerät an der Hüfte und hatte sich den Audio- Stöpsel ins Ohr gesteckt, gleichgültig der Tatsache gegenüber, wie unbequem er für ihn sein musste. Pyanfar langte hinauf und befestigte ihren eigenen, schaltete das Funkgerät auf Empfang und richtete dann von ihrem Platz an der Konsole aus den Blick wieder auf ihn.
»Alles klar?« fragte sie ihn, und er wandte ihr sein Gesicht zu. »Du verstehst wirklich«, sagte sie. »Dieser Übersetzer funktioniert in beiden Richtungen. Du hast sehr hart daran gearbeitet. Du wusstest sehr gut, was du tatest, vermute ich, und so hast du erreicht, was du wolltest. Du verstehst uns. Du kannst jetzt sprechen und es uns verständlich machen. Möchtest du dich setzen? Bitte!«
Er griff nach der Beuge des Sessels und ließ sich auf die Armlehne sinken.
»So ist es besser«, meinte Pyanfar. »Wie heißt du, Außenseiter?«
Lippen wurden zusammengepresst. Keine Antwort. »Hör mir zu!« sagte Pyanfar ruhig. »Seit du auf mein Schiff gekommen bist, habe ich meine Ladung verloren und sind Hani gestorben — getötet von den Kif. Begreifst du das? Ich möchte wissen, wer du bist, woher du kommst und warum du zu meinem Schiff gelaufen bist, wo du doch zu jedem anderen Schiff im Dock auch hättest gehen können. Also sag es mir! Wer bist du? Woher kommst du? Was hast du mit den Kif zu schaffen und warum mein Schiff, Außenseiter?«
»Ihr sein nicht Freunde von Kif.«
Laut und deutlich. Pyanfar holte Atem, stieß die Hände vor sich in den Hosenbund und betrachtete den Außenseiter mit lächelnd geschürzten Lippen. »So. Na ja. Nein, das sagten wir schon. Ich arbeite nicht für die Kif und bin nicht mit ihnen befreundet. Negativ. Kennst du das Wort blinder Passagier? Illegaler Fahrgast? Jemand, der auf ein Schiff geht und nicht bezahlt?«
Er dachte über das nach, was er davon verstand, aber er hatte keine Antwort darauf. Er atmete tief, als sei er müde… sprang auf, als eine plötzliche Knnn-Sendung durch den offenen Kom kam. Angsterfüllt blickte er zur Konsole, die Hände um die Sessellehne geklammert.
»Nur ein Nachbar«, sagte Pyanfar. »Ich möchte eine Antwort, Außenseiter! Warum bist du zu uns gekommen und nicht zu einem anderen Schiff?«
Sie hatte seine Aufmerksamkeit wiedergewonnen. Er betrachtete sie, wobei er gedankenvoll auf der Unterlippe nagte, machte schließlich eine Bewegung, die ein Achselzucken sein konnte. »Ihr sein weit von Kif-Schiff. Und ihr lachen.«
»Wir lachen?«
Er vollführte eine vage Handbewegung in Richtung auf Haral und Hilfy. »Deine Besatzung arbeiten draußen vor dem Schiff, sie lachen. Sie sagen mir gehen, gehen ##### keine Waffen auf mich. ### Ich kommen zurück. ###.«
»In den Rampengang hinein, meinst du.« Pyanfar machte ein finsteres Gesicht. »So. Was wolltest du in meinem Schiff? Stehlen? Dir Waffen besorgen? Ist es das, was du wolltest?«
»#### nein ####.«
»Langsam. Sprich langsamer, damit der Übersetzer mitkommt! Was wolltest du auf meinem Schiff?«
Er holte tief Luft und schloss kurz die Augen, als versuche er, Worte oder Gedanken zu sammeln, öffnete sie dann wieder. »Ich wollen keine Waffen. Ich sehen Rampengang hier bei Hani, kleine Angst.«
»Vor uns hattest du weniger Angst, nicht wahr?« Sie fühlte sich nicht so recht geschmeichelt. »Wie heißt du? Name, Außenseiter.«
»Tully«, sagte er. Sie hörte es, wie die gelegentlichen Äußerungen des Kom, mit dem anderen Ohr… ein Name wie der natürliche Fluss seiner Sprache, die aus Schnurren, Keuchen und Stöhnen bestand, kombiniert mit noch seltsameren Lauten.
»Tully«, wiederholte sie; er nickte, erkannte offensichtlich den Versuch. Sie berührte die eigene Brust. »Pyanfar Chanur heiße ich. Die Namen kann der Übersetzer nicht für dich verstehen. Pyanfar. Chanur.«
Er probierte es. Pyanfar war herauszuhören… zumindest, dass er den Rhythmus in seiner Sprache schnurrte. »Recht gut«, meinte sie. Sie setzte sich entspannter hin und legte die Hände im Schoß zusammen. »Zivilisierte Wesen sollten mit Namen umgehen. Tully — stammst du von einem Schiff, Tully, oder haben dich die Kif von einer Welt geholt?«
Er dachte darüber nach. »Schiff«, gab er schließlich zu. »Habt ihr zuerst auf sie geschossen? Habt ihr zuerst auf die Kif geschossen, Tully?«
»Nein. Keine Waffen. Mein Schiff haben keine Waffen.«
»Götter, so kann man doch nicht reisen! Was soll ich mit dir machen? Dich zu welcher Welt zurückbringen, Tully?«
Seine Hände packten die Sessellehne fester. Er starrte düster daran vorbei auf Pyanfar.
»Du wollen, was sie wollen. Ich nicht sagen!«
»Du kommst auf mein Schiff und du willst mir nichts sagen. Hani sind wegen dir tot, und du willst mir nichts sagen.«
»Tot?«
»Kif haben ein Hani-Schiff getroffen. Sie wollten dich, Tully. Sie wollten dich! Meinst du nicht, dass ich da Fragen stellen sollte? Das hier ist mein Schiff. Du bist an Bord gekommen. Meinst du nicht, dass du mir ein paar Antworten schuldest?«
Er sagte nichts. Wollte nichts sagen, das war klar. Die Lippen hatte er zusammengepresst.
Schweiß stand auf seinem Gesicht und glitzerte im matten Licht.
»Mögen die Götter diesen Übersetzer verfaulen lassen«, sagte Pyanfar nach einem Moment. »In Ordnung, also hat jemand auch dich schlecht behandelt. Ist es auf diesem Schiff besser? Geben wir dir die richtige Nahrung? Hast du genug zum Anziehen?«
Er strich über die Hose und nickte ohne Begeisterung.
»Du musst nicht zustimmen. Gibt es etwas, das du willst?«
»Wollen meine Tür # offen #.«
»Was — offen?«
»Offen.«
»Aha.
Seine Schultern sackten herab. Er hatte keine Zustimmung dazu erwartet, das konnte man sehen. Er machte eine vage Handbewegung auf das, was ihn umgab. »Wo sein wir? Die Geräusche…«
Staub scharrte über die Schiffshülle. Es war ein Hintergrundgeräusch gewesen, ein verrücktmachendes Flüstern, mit dem sie lebten. Unten, auf dem Unterdeck, hatte er wohl viel davon gehört. »Wir treiben«, sagte Pyanfar. »Gestein und Staub da draußen.«
»Wir sitzen auf ein Sprungpunkt?«
»Ein Sternsystem.« Sie streckte die Hand aus und schaltete das Teleskop in der Observationskuppel hinzu, brachte das Bild auf den Hauptschirm. Das Teleskop schwenkte sich auf Urtur ein, das Energie-Inferno im Zentrum des staubigen und linsenförmigen Systems, ein beringter Stern, der Ranken ausstreckte, deren Bewegung nur in Jahrhunderten zu messen war, seilartige Fäden, die dunkel vor den Flammen des Zentrums standen. Das Bild warf Licht auf das Gesicht des Außenseiters, ein Moment des Staunens: den verdiente Urtur. Pyanfar sah sein Gesicht und erhob sich, trat an die Seite dieses zottelmähnigen Außenseiters — eine kalkulierte Bewegung, denn es war ihre Kunst, Handel zu treiben, den Augenblick zu erkennen, wenn eine Zurückhaltung fiel. »Ich werde es dir erzählen«, sagte sie und packte ihn am Arm.
Er erzitterte, protestierte aber nicht dagegen, auf die Füße gezogen zu werden. Er überragte sie, während sie auf den Mittelpunkt des Bildes deutete. »Ein Teleskopbild, wie du siehst. Ein großes System, eine Horde von Planeten und Monden…, die dunklen Ringe dort, die entstehen, wenn die Planeten und Monde den Staub und die Felsen aufsaugen. Auf diesem entferntesten Ring gibt es eine Station, die diesen Gasriesen umkreist. Das System ist unbewohnt, abgesehen von Mahendo‘sat-Bergleuten und ein paar Knnn und Tc‘a, die es für gemütlich halten. Methanatmer. Aber viele Bergleute, viele Leute aller Rassen sind jetzt in Gefahr, dort, in diesem Zentrum. Urtur ist der Name des Sterns. Und irgendwo da draußen sind die Kif. Sie sind uns gefolgt, als wir hierher sprangen, und jetzt sind wegen dir eine Menge Leute in Gefahr. Kif sind da, verstehst du?«
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