Er tat es mit Chur gemeinsam, stemmte seinen geschmeidigen Körper gegen die halb gefrorene Last, wobei er immer wieder vor Abscheu über den Anblick oder darüber, wie sich der Kadaver anfühlte, das Gesicht verzog. Pyanfar schaltete das Lebenserhaltungssystem der Rüstung aus, öffnete ihr Kunstwerk und runzelte die Nase, als der Außenseiter und Chur den stinkenden Kadaver herbeibrachten. Es ging jetzt darum, das Ding unterzubringen. Sie legte jede Überempfindlichkeit ab und machte es selbst, wobei sie schon einen Begriff davon hatte, wie es wohl passte. Der Kopf ging in den Helm, ein Stück Hals kam hinterher und dann noch der Kadaver in die leere Körperhülle, wozu ein wenig Brechen und Reißen am Brustkorb nötig war, ein Zerreißen und Zurechtbiegen der Glieder.
»Wird gut riechen, wenn es eine Weile mit eingeschalteter Heizung einhertreibt«, stellte Chur fest. Tully lachte sein keuchendes Lachen und wischte sich über das Gesicht, verschmierte dabei seinen Schnurrbart mit dem schleimigen Dreck, der die Arme bis zu den Ellbogen bedeckte. Pyanfar grinste, plötzlich der Widersinnigkeit von alldem gewahr werdend, wie sie hier zusammen mit einem verrückten Alien und der mit einem Uruus- Kadaver gefüllten Rüstung in der Dunkelheit hockte, zu dritt mit einer Verschwörung des Wahnsinns beschäftigt. »Festhalten!« befahl sie Chur, während sie versuchte, die Bauchnaht zu schließen. Chur hielt die Seiten am unteren Ende zusammen, und Tully half oben, und fertig war das Ganze, verschlossen und von Tullys Gestalt.
»Kommt!« sagte Pyanfar und nahm die Füße, und Tully und Chur packten energisch die Schultern, schleppten sich mit dem Ding ab, und die Lampen erkannten sie im Vorbeigehen und leuchteten nacheinander auf.
»Frachtluke?« fragte Chur.
»Luftschleuse«, sagte Pyanfar. »Seit wann verlassen Fahrgäste ihr Schiff auf einem anderen Weg?«
Das Ding war nicht leicht. Sie taumelten mit ihm einher, wobei es hierhin und dorthin zog, legten es in der nächsten Sektion auf einen Wagen und seufzten erleichtert, als es endlich wie eine Leiche auf dem Wagen lag, die spiegelnde Gesichtsplatte nach oben starrend.
Tully war weiß im Gesicht und zitterte vor Erschöpfung; Schweiß stand auf seiner Haut, und er stützte sich nach Luft schnappend auf die hintere Haltestange des Wagens, aber seine Augen leuchteten.
»Du bist Pyanfar, richtig?« fragte er zwischen Atemzügen. »Pyanfar?«
»Ja«, gab sie zu und wischte sich mit schmutziger Hand über die juckende Nase, wobei sie davon ausging, dass sie ohnehin nicht mehr schmutziger werden konnte, nickte dann in Churs Richtung und nannte ihm erneut auch deren Namen.
»Ich #«, sagte er und nickte bestätigend. Er half ihnen begeistert dabei, den Wagen zu schieben, und sie brachten ihn leicht in Bewegung, den Gang durch die innere Lagerhalle entlang, vorbei an den dräuenden Schatten der Tanks und der Recycling-Anlagen, wieder hinaus in die normal erleuchteten Sektionen des Unterdecks unter einer tieferen Decke, und dann durch die üblichen Korridore zur Schleuse.
»# er gehen #?« fragte Tully und stolperte, als er ihnen beim Abladen der Rüstung half, blickte ängstlich nach links, als die innere Luke der Schleuse aufging. »Gehen schnell hinaus?«
»Ah, nein«, sagte Pyanfar. Sie trug die Füße hindurch und stützte sie ab, als Chur und Tully den Oberkörper hineinpraktizierten und aufrichteten. »Dorthin, an die Außenluke. Wenn wir die Schleuse leerpusten, geht das Ding schön mit hinaus.« Sie setzte die Füße ab und fügte ihr Gewicht hinzu, als sie die Rüstung hochstemmten und anlehnten, trat zurück und begutachtete ihr Werk mit einem Grinsen und einem hämischen Gedanken an die Kif. Mit den Köpfen am Gürtel schaltete sie die Lebenserhaltung ein, und der Kokon stellte sich etwas steifer hin, wobei er auf Minimalbetrieb blieb. Sie schaltete ihn wieder ab, um keinen guten Zylinder zu verschwenden.
Und für den Moment starrte auch Tully das Ding an, keuchte und schwitzte, die Arme an den Seiten, und ein verstörter Blick trat plötzlich an die Stelle des Lachens, ein Ausdruck, der ein gewisses Schaudern zum Ausdruck brachte, als habe er letztlich begonnen, sich über das Ding und die Situation Gedanken zu machen und sich Fragen zu stellen, an die er bislang nicht gedacht hatte.
»Hinaus!« sagte Pyanfar und scheuchte Chur mit einem Wink aus der Schleuse, schloss Tully in diese Armbewegung ein. Er zögerte. Da er betäubt wirkte, machte sie Anstalten, seinen Arm zu nehmen, und plötzlich legte er ihr die Hand auf die Schulter, erst die eine, dann die andere, und neigte den Kopf an ihre Wange — eine kurze Geste, rasch wieder aufgegeben, die Hände so schnell zurückgezogen, wie sich ihre Ohren gefährlich senkten.
Pyanfar gebot sich kurz vor einem Zischen Einhalt, entspannte mit Willenskraft die Hände, um die Krallen einzuziehen, tätschelte mit Bedacht seine haarlose Schulter und schob ihn aus der Schleuse hinaus in den Korridor.
Dank schien diese seine Geste auszudrücken. Also doch. Er besaß also ein subtiles Begriffsvermögen, dieser Tully. Sie zuckte mit den Ohren und machte ein Gesicht, auf das hin ihr Chur rasch die Schulter zuwandte, und schob den Außenseiter nach links, auf Chur zu. »Geh dich saubermachen!« sagte sie. »Dusch dich, hörst du? Waschen!«
Chur nahm ihn und gab ihm zu verstehen, dass er ihr mit dem Wagen helfen sollte, und sie rollten ihn durch den Korridor dorthin zurück, wo er hingehörte. Pyanfar atmete kurz aus und schloss die innere Luke, machte sich dann auf in den gemeinsamen Waschraum, wo sie ihre besseren Kleider gelassen hatte — wusch kurz die Haut ab an der Stelle, wo der Außenseiter die Hand auf ihre Schulter gelegt hatte.
Aber er hatte begriffen, was sie taten, sehr gut begriffen, was sie mit dem Köder beabsichtigten, und dass dies in der Tat nichts mit Humor zu tun hatte. Mochten die Götter die Kif verfluchen!
Und dann dachte sie an das lange, feierliche Gesicht des Uruus, so wohltuend dumm, und an den tödlichen Stolz des großen Hakkikt der Kif, und ihre Nase runzelte sich unter einem Lachen, das keinem Humor entsprang.
Das Abendessen stand bevor; ein köstliches Aroma kam von oben aus der Küche, nachdem Hilfy und Geran eine Zeitlang dort und auch in den größeren Einrichtungen des Unterdecks gewirtschaftet hatten. Es war diesmal eine wirkliche Mahlzeit, eine jener köstlichen Zubereitungen, auf die Geran sich verstand, der vorletzte Beitrag des Uruus zu ihrem Wohl, vorbereitet mit all der Sorgfalt, die sie während gewöhnlicherer Reisen auf das Essen verwendeten, wenn das Essen eine Besessenheit war, eine kostbare Abwechslung in der Routine, eine Kunst, die sie zum Ergötzen ihrer gelegentlichen Passagiere ausübten und dazu, sich selbst zu überraschen.
Jetzt war die Hauptmahlzeit sehr willkommen; ein kühnes Aroma durchwehte den Luftstrom aus dem Korridor, und Pyanfar schaltete ihre Kom-Verbindungen zur Brücke und tat das Erforderliche, um den Platz zu sichern, wobei ihre Hände vor Hunger fast zitterten und sie einen großen schmerzenden Hohlraum in der Körpermitte spürte. Nichts Ernstes war bislang aus dem Kom zu hören gewesen, nur Ärgernisse, kein Hinweis auf größere Schwierigkeiten, als sie bereits hatten; und der Uruus in seinem Kokon wartete in der Schleuse, schmelzend und — wie sie per Sichtkontrolle feststellte — immer noch auf den etwas verändert stehenden Füßen an die äußere Luke gelehnt. Sie schaltete das Bild ab und überprüfte erneut die Küche-Gemeinschaftsraum-Verbindung, empfing Hilfys Stimme und schaltete den Strom um, schwor jedem Kif einen gewaltigen Fluch, der vielleicht die Stunde unterbrach, die sie sich verdient hatten. Aber die Verbindung war da für den Fall, dass sie gebraucht wurde, und das Gerät im Gemeinschaftsraum würde alles Wichtige übertragen. Sie empfing das Wort von Geran und leitete es an das ganze Schiff weiter, verließ endlich die Brücke und machte sich auf den Weg zum Essen, wieder sauber und voller Erwartung.
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