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Robert Silverberg: Menschen für den Mars

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Robert Silverberg Menschen für den Mars

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Menschen werden vor dem Ende unseres Jahrhunderts auf dem Mars landen, oder ich müßte mich sehr irren. Sie werden entdecken, daß dieser Planet sie nicht gerade mit angenehmen Lebensbedingungen empfängt. Die Luft ist dünn, das Wetter ist kalt, und man wird kein Wasser finden. Aber die Menschen werden versuchen, dort Fuß zu fassen, wie sie es in den gefrorenen Wüsten der Antarktis und den schaurigen Einöden der Sahara taten. Wie aber werden sie den Mars kolonisieren? Indem sie sich Unterkünfte bauen, die ihnen das Leben unter gewohnten Verhältnissen ermöglichen? Oder indem sie versuchen werden, die menschliche Struktur so zu verändern, daß sie sich den Gegebenheiten des Mars anpaßt…?

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Natürlich, dachte Aherne. Die Peruaner hatten sich wahrscheinlich in aller Ruhe die Raumanzüge übergestreift. Bei ihnen hatte es keine Panik und keine Verluste gegeben.

Aherne stand auf.

»Dr. Carter?«

»Ja, Mr. Aherne?«

»Können Sie die Versammlung für kurze Zeit unterbrechen? Ich möchte mit Ihnen und Dr. Echavarra privat sprechen.«

* * *

Aherne fühlte sich, als hielte er die Zukunft des Mars in seiner Hand, während sein Blick forschend über Carter und Echavarra wanderte.

»Ich will mich kurz fassen«, sagte er, das Wort an Dr. Carter richtend. »Nach den letzten Ereignissen muß ich meinen Bericht einer Revision unterziehen. Ihre Kolonie bringt nicht die für ein Weiterbestehen erforderlichen Voraussetzungen mit.«

Carters Gesicht wurde kalkweiß. »Aber wir können einen neuen Kuppelbau errichten. Sie sagten…«

»Ich weiß, was ich sagte«, unterbrach Aherne. »Aber das Beben läßt alle Dinge in einem anderen Licht erscheinen. Dr. Echavarra fand während einer Unterredung die richtigen Worte dafür. Sie und Ihre Kolonie sind nur Gäste hier. Ob Sie überleben oder nicht, hängt von den Launen der Natur ab. Ihre Hoffnungen können sich nicht an einen verletzlichen Kuppelbau klammern, Sie dürfen nicht erwarten, daß Ihre Kolonie für die Ewigkeit geschaffen ist.«

Carter sank in sich zusammen. Er ließ den Kopf hängen. »Dann hatte ich also unrecht«, sagte er. »Das Beben bewies es.«

Echavarras dunkle Augen funkelten. »Heißt das, daß Sie jetzt auf meiner Seite stehen, Mr. Aherne?«

»Nicht ganz«, sagte Aherne. »Sie hatten zum Teil recht. Ihre Leute hatten sich den Verhältnissen so angepaßt, daß die Zerstörung der Kuppel keine Katastrophe für sie bedeutete; zwei Generationen weiter, und sie werden keine Kuppel mehr brauchen. Aber sie sind nicht das Material, aus dem man eine neue Welt schaffen kann. Sie sind unwissende, primitive Menschen, die zwar hohe Überlebenschancen haben, kulturell aber auf der untersten Stufe stehen.«

Er wandte sich Carter zu. Zum erstenmal, seit er die Erde verlassen hatte, fühlte er, daß er die Situation fest in der Hand hatte. Er sah die Dinge plötzlich in ihrer Gesamtheit und wußte, was in seinem Bericht zu sagen war.

»Dr. Carter, Sie repräsentieren die andere Seite der Münze. Ihr kulturelles Niveau ist hoch, die Überlebensaussichten sind gering. Der von Ihnen erzielte Fortschritt war beeindruckend — bis zu dem Augenblick, als ein Riß in der Kuppel das von Ihnen errichtete Gebäude wie ein Kartenhaus zusammenstürzen ließ.«

Carter nickte grimmig. »Das haben wir auch festgestellt.«

Aherne beugte sich vor. »Weist das, was ich eben sagte, auf eine Lösung hin?«

»Sie meinen — daß wir einen großen Kuppelbau für beide Kolonien errichten?« fragte Carter zögernd.

»Genau das. Eine Kuppel. Sich angleichen, sich vermischen. Schaffen Sie eine neue Rasse aus den beiden Stämmen«, sagte Aherne triumphierend. »Eine neue Rasse, die fähig ist, auf dem Mars zu leben und die hierher gehört.«

»Der Druck…«, sagte Echavarra.

»Halten Sie ihn auf zehn Pfund für eine Weile. Es wird für beide Gruppen unbequem sein, aber nicht für lange. Schließlich wird Dr. Carters Gruppe die gleiche Widerstandskraft entwickeln wie die Männer Echavarras. Es kann sein, daß zwei Generationen darüber vergehen, aber der Erfolg wird sich einstellen.«

Die Führer der beiden Gruppen verbargen ihre Begeisterung nicht.

»Werden Sie diese Empfehlung an die UN weitergeben?« fragte Carter.

»Wenn Sie beide damit einverstanden sind.«

Die beiden Männer nickten zustimmend.

»Dann wollen wir zurückgehen und die Entscheidung verkünden«, sagte Aherne. »Sie werden gleich mit dem Bau der neuen Kuppel beginnen müssen. Sie wissen selbst, daß Sie nicht lange in den Raumanzügen leben können.«

»Richtig«, sagte Carter. Er stand auf und kehrte, gefolgt von Aherne und Echavarra, in den Versammlungsraum zurück, wo die Kolonisten ungeduldig auf das Ergebnis der Besprechung warteten.

Wieder nahm Aherne seinen Platz an der Seite ein.

Was nun folgte, blieb Carter und Echavarra überlassen. Er wollte sich nicht länger in ihre Angelegenheiten mischen.

Während Carter zu sprechen begann und den neuen Kurs festlegte, ließ Aherne den Blick durch das Auditorium wandern. Alle Plätze waren besetzt, besetzt von Kolonisten, die von den UN hierher geschickt worden waren, und von Peruanern in ihren farbenfreudigen Raumanzügen.

Aherne sah seinen Bericht bereits Form annehmen. Dieser Bericht würde zukunftweisend sein für die weitere Eroberung der Planeten durch die Menschheit. Dankbar dafür, daß er in der letzten Minute den richtigen Weg erkannt hatte, lehnte er sich zurück und entspannte sich, den begeisterten Worten Dr. Carters lauschend.

Dann fiel sein Blick auf einen peruanischen Jungen von etwa neun Jahren, der in seinem zitronengelben Raumanzug wie eine große Puppe aussah. Ein hübsches blondes Mädchen aus der UN-Kolonie, das gleichen Alters sein mochte, musterte den Jungen in scheuer Neugier.

Aherne beobachtete die beiden. Sie waren die Vorläufer, die Gründer einer neuen Rasse von Menschen.

Nein. Nicht Menschen, dachte Aherne. Menschen sind Geschöpfe, die auf die Erde gehören.

Marsbewohner.

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