»Natürlich nicht«, antwortete Lara. Sie zögerte einen Augenblick. »Soviel ich weiß, sind Sie mit fünfzehn Prozent an Philips Einnahmen beteiligt?«
»Ganz recht.«
»Falls Philip weniger Konzerte gibt, möchte ich natürlich nicht, daß Ihnen deswegen ein Verlust entsteht«, sagte Lara vorsichtig. »Ich wäre gern bereit, Ihnen den Differenzbetrag zu ersetzen und .«
»Mrs. Adler, darüber sollten Sie mit Philip reden, glaube ich. Wollen wir jetzt bestellen?«
Liz Smith schrieb in ihrer Klatschspalte: »dem eisernen
schmetterling werden die flügel gestutzt ... Welche schöne Immobilienmillionärin dürfte an die Decke ihres Penthou-ses gehen, wenn sie hört, daß im Verlag Candlelight Press ein von einer ehemaligen Mitarbeiterin geschriebenes Buch über sie erscheinen wird? Nach unseren Informationen ist es brandheiß!«
Lara warf wütend die Zeitung auf ihren Schreibtisch. Dieses Buch konnte nur Gertrude Meeks, ihre fristlos entlassene Sekretärin, geschrieben haben! Sie ließ Jerry Townsend kommen. »Haben Sie schon gelesen, was Liz Smith heute morgen in ihrer Klatschspalte schreibt?«
»Ja, ich hab's vorhin gelesen. Dagegen ist nicht viel zu machen, Boß. Wenn Sie ...«
»Natürlich können wir etwas dagegen tun! Meine Angestellten verpflichten sich schriftlich, keine Interviews zu geben und nichts über mich zu schreiben - und das gilt selbstverständlich auch für die Zeit nach ihrem Ausscheiden. Gertrude Meeks hat kein Recht, in aller Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen. Dem Verleger hänge ich eine Schmerzensgeldklage in Millionenhöhe an!«
Jerry Townsend schüttelte den Kopf. »Das würde ich an Ihrer Stelle bleiben lassen.«
»Weshalb?«
»Weil Ihnen das eine ausgesprochen schlechte Publicity einbringen würde. Ignorieren Sie das Machwerk, bleibt's bei einem Sturm im Wasserglas, der sich rasch wieder legt. Versuchen Sie jedoch, sein Erscheinen zu verhindern, kann daraus ein Hurrikan werden.«
Aber Lara ließ sich nicht überzeugen. »Stellen Sie fest, wem der Verlag gehört«, wies sie Townsend an.
Eine Stunde später telefonierte Lara mit Henry Seinfeld, dem Inhaber und Verleger von Candlelight Press.
»Hier ist Lara Cameron. Wie ich höre, wollen Sie ein Buch über mich herausbringen.«
»Sie haben wohl gelesen, was Liz Smith darüber geschrieben hat? Ja, das stimmt, Miss Cameron.«
»Ich will Sie nur warnen: Sollte dieses Buch in Ihrem Verlag erscheinen, klage ich wegen Verletzung meiner Privatsphäre auf Schmerzensgeld.«
Henry Seinfeld blieb gelassen. »Darüber sollten Sie erst mal mit Ihrem Anwalt reden. Sie sind eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, Miss Cameron. Als solche haben Sie keinen Anspruch auf Schutz Ihrer Privatsphäre. Und wie Gertrude Meeks Sie charakterisiert, sind Sie eine ziemlich schillernde Gestalt.«
»Gertrude Meeks hat sich schriftlich verpflichtet, nichts über mich zu schreiben.«
»Das ist eine Sache, die nur Sie und Gertrude angeht. Sie können sie ja verklagen .«
Aber dann ist das Buch längst erschienen, dachte sie.
»Ich will nicht, daß dieses Buch erscheint. Ich wäre bereit, Ihnen den Gewinnausfall zu ersetzen, wenn Sie .«
»Halt! Ich glaube, daß Sie sich auf sehr unsicherem Boden bewegen, Miss Cameron. Am besten brechen wir dieses Gespräch jetzt ab.« Seinfeld legte auf.
Der Teufel soll ihn holen! Lara starrte nachdenklich vor sich hin. Dann bat sie Howard Keller zu sich.
»Was weißt du über Candlelight Press?«
Keller zuckte mit den Schultern. »Ein auf skandalträchtige Biographien spezialisierter Kleinverlag. Er verdient sein Geld mit Enthüllungsstories über Cher, Madonna, Prince ...«
»Danke. Mehr wollte ich nicht wissen.«
Howard Keller hatte Kopfschmerzen. In letzter Zeit schien er häufig unter Kopfschmerzen zu leiden. Vermutlich aus Schlafmangel. Er stand unter Druck und hatte das Gefühl, alles gehe viel zu schnell. Irgendwie mußte er versuchen, Lara etwas zu bremsen. Vielleicht habe ich vor Hunger Kopfschmerzen, dachte er. Er drückte auf die Sprechtaste seiner Gegensprechanlage.
»Bess, lassen Sie mir bitte eine Kleinigkeit zum Lunch bringen, ja?«
Keine Antwort.
»Bess?«
»Soll das ein Scherz sein, Mr. Keller?«
»Ein Scherz? Nein, warum?«
»Sie haben vorhin zu Mittag gegessen.«
Keller fühlte, wie er eine Gänsehaut bekam.
»Aber wenn Sie noch Hunger haben ...«
»Nein, nein.« Jetzt wußte er's wieder. Er hatte einen Salat und ein Roastbeefsandwich gegessen . Mein Gott, dachte Keller erschrocken, was ist bloß mit mir los?
»Nur ein Scherz, Bess«, sagte er.
Die Eröffnung des Cameron Palace in Reno wurde ein Triumph. Das Hotel war ausgebucht, und im Kasino drängten sich die Spieler. Lara hatte keine Kosten gescheut, um dafür zu sorgen, daß ihre prominenten Ehrengäste es behaglich hatten. Eigentlich fehlt nur einer, dachte sie. Philip. Er hatte ihr einen großen Blumenstrauß geschickt und dazugeschrieben:Du bist die Musik meines Lebens. Ich bete Dich an und habe Sehnsucht nach Dir - Philip.
Paul Martin traf ein. Er trat zu Lara. »Meinen Glückwunsch! Du hast dich selbst übertroffen.«
»Nur dank deiner Hilfe, Paul. Ohne dich hätte ich das alles nicht geschafft.«
Er sah sich um. »Wo ist Philip?« »Er konnte leider nicht hier sein. Er ist auf Tournee.«
»Dein Mann ist irgendwo unterwegs und spielt Klavier? Dies ist ein großer Abend für dich, Lara. Er müßte an deiner Seite sein.«
Sie lächelte. »Er wäre wirklich gern hier, Paul.«
Der Geschäftsführer des Hotels kam zu Lara. »Ein phantastischer Erfolg, Miss Cameron! Wir sind fürs kommende Vierteljahr ausgebucht!«
»Und so geht's hoffentlich weiter, Donald.«
Lara hatte Agenturen in Japan und Südamerika mit der Werbung für das neue Cameron Palace beauftragt. Jede der Luxussuiten hatte sie fast eine Million Dollar gekostet, aber die Investition würde sich lohnen.
»Das Hotel ist die reinste Goldgrube, Miss Cameron«, versicherte der Geschäftsführer ihr. Er sah sich suchend um. »Wo ist übrigens Ihr Mann? Ich hätte ihn gern mal persönlich kennengelernt.«
»Er konnte nicht kommen«, sagte Lara.Er ist irgendwo unterwegs und spielt Klavier.
Die Eröffnung war ein Medienspektakel. Lara mußte zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und Zeitungsinterviews geben. Alles ging gut, bis die taktlosen Interviewer fragten: »Wo ist Ihr Mann heute abend?« Und Laras Verbitterung wuchs. Er hätte an meiner Seite sein müssen, dachte sie. Das dumme Konzert hätte er doch verschieben können! Aber sie behauptete lächelnd: »Philip war sehr enttäuscht, daß er nicht dabei sein konnte.«
Nach dem Dinner wurde getanzt. Paul Martin kam an Laras Tisch. »Sollen wir?«
Lara stand auf und schmiegte sich in seine Arme.
»Wie fühlt man sich, wenn einem das alles gehört?« fragte Paul.
»Wundervoll! Nochmals danke für deine Hilfe.«
»Schließlich sind wir Freunde, nicht wahr? Übrigens fällt mir auf, daß du ein paar sehr reiche Spieler hier hast. Mit denen mußt du behutsam umgehen, Lara. Manche von ihnen werden hoch verlieren, und du mußt dafür sorgen, daß sie sich trotzdem als Gewinner fühlen. Sorg' dafür, daß sie einen neuen Wagen oder hübsche Mädchen oder irgendwas bekommen, das ihnen das Gefühl gibt, wichtig zu sein.«
»Ich werd's mir merken«, versprach Lara ihm.
»Es ist schön, dich wieder in den Armen zu halten«, sagte Paul.
»Paul .«
»Ja, ich weiß. Erinnerst du dich daran, daß ich gesagt habe, dein Mann solle sich gut um dich kümmern?«
»Ja.«
»Er scheint seine Sache nicht allzugut zu machen.«
»Philip wäre gern hier gewesen«, verteidigte Lara ihn. Und während sie das sagte, fragte sie sich: Stimmt das wirklich?
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