»Philip spielt morgen abend in London, und danach fliegen wir zurück.«
»Hast du vor der Hochzeit mit Paul Martin gesprochen?«
Sie zögerte. »Nein.«
»Findest du nicht, daß du es jetzt besser tun solltest?«
»Ja, natürlich.« Dieses Gespräch, das sich nicht vermeiden ließ, hatte ihr mehr Sorgen gemacht, als sie sich eingestehen wollte. Sie wußte nicht, wie er die Tatsache, daß sie geheiratet hatte, aufnehmen würde. »Ich rede mit ihm, sobald ich zurück bin.«
»Ich freue mich, dich wiederzusehen. Du hast mir gefehlt.«
»Du mir auch, Howard.« Und das stimmte. Sie hatte ihn sehr gern. Er war immer ein guter und loyaler Freund gewesen. Ich weiß nicht, wie ich es ohne ihn hätte schaffen sollen, dachte Lara.
Als Laras Boeing 727 auf dem New Yorker Flughafen La Guardia vor dem Butler Aviation Terminal ausrollte, hatten sich dort Dutzende von Reportern und Fernsehteams eingefunden.
Der Flughafendirektor holte Lara und Philip auf dem Rollfeld ab. »Ich könnte Sie ungesehen wegbringen lassen«, sagte er, »oder .«
Lara wandte sich an Philip. »Am besten bringen wir's sofort hinter uns, Liebling. Sonst haben wir niemals Ruhe.«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
Ihre Pressekonferenz dauerte fast zwei Stunden.
»Wo haben Sie sich kennengelernt ...?«
»Haben Sie sich schon immer für klassische Musik interessiert, Mrs. Adler?«
»Wie lange kennen Sie sich schon ...?«
»Werden Sie in New York leben ...?«
»Verzichten Sie in Zukunft auf Tourneen, Mr. Adler ...?«
Dann war endlich auch die letzte Frage beantwortet.
Vor dem Terminal standen zwei Limousinen für sie bereit. Die zweite beförderte das Gepäck.
»Solchen Aufwand auf Reisen bin ich nicht gewöhnt«, stellte Philip fest.
»Du wirst dich daran gewöhnen!« versicherte Lara ihm lachend.
»Wohin fahren wir?« fragte Philip, als der Wagen anrollte.
»Ich habe ein Apartment in der siebenundfünfzigsten Straße .«
»Ich glaube, daß es bei mir gemütlicher wäre, Liebling. Sieh dir die Wohnung mal an - und wenn's dir gefällt, lassen wir deine Sachen holen.«
Die Limousinen hielten vor dem Cameron Plaza. Philip sah
zu dem riesigen Gebäude auf.
»Das gehörtdir?«
»Ein paar Banken und mir.«
»Ich bin beeindruckt!«
Lara drückte seinen Arm. »Um so besser. Das gefällt mir.«
Die Eingangshalle war ein Blumenmeer. Ein halbes Dutzend von Laras Angestellten hatte sich zum Empfang aufgebaut.
»Willkommen daheim, Mrs. Adler, Mr. Adler.«
Philip sah sich um. »Großer Gott, das gehört alles dir?«
»Uns, mein Liebling.«
Der Aufzug brachte sie zum Penthouse hinauf. Der Butler öffnete die Tür.
»Willkommen daheim, Mrs. Adler ... Mr. Adler.«
»Danke, Simms.«
Lara stellte Philip das übrige Hauspersonal vor und führte ihn dann durch ihr Duplex-Penthouse. Sie besichtigten die Dachterrassen, das Speisezimmer, die vier Schlafzimmer - jedes mit eigenem Bad -, die Bibliothek, Laras Arbeitszimmer und den mit kostbaren Antiquitäten eingerichteten riesigen Wohnraum, die Küche und die drei Personalzimmer.
»Glaubst du, daß du dich hier wohl fühlen wirst, Liebling?« fragte Lara.
Philip grinste. »Etwas beengt - aber ich komme schon zurecht.«
Mitten im Wohnraum stand ein glänzend schwarzer Bech-stein-Flügel. Philip blieb davor stehen und schlug einige Töne an.
»Ein wundervolles Instrument!« sagte er.
Lara trat neben ihn. »Das ist dein Hochzeitsgeschenk.«
»Wirklich?« fragte Philip gerührt. Er setzte sich an den Flügel und begann zu spielen.
»Ich habe ihn heute stimmen lassen.« Lara wartete eine Pause ab. »Gefällt er dir?«
»Und wie! Ich danke dir, Lara.« »Hier kannst du spielen, soviel du willst.«
Philip stand von der Klavierbank auf. »Ich müßte Ellerbee anrufen«, sagte er. »Er hat bestimmt schon versucht, mich zu erreichen.«
»In der Bibliothek steht ein Telefon, Darling.«
Lara ging in ihr Arbeitszimmer und hörte den Anrufbeantworter ab. Auf dem Tonband waren mehrere Anrufe von Paul Martin. »Lara, wo bist du? Du fehlst mir, Baby.« ... »Lara, ich nehme an, daß du im Ausland bist, sonst hättest du mich bestimmt angerufen.« ... »Ich mache mir Sorgen um dich, Lara. Ruf mich bitte an!« ... Dann änderte sich der Tonfall. »Ich habe gerade von deiner Hochzeit gehört. Stimmt das? Wir müssen unbedingt miteinander reden.«
Philip war unbemerkt hereingekommen. »Wer ist der geheimnisvolle Anrufer?« fragte er.
Lara drehte sich nach ihm um. »Ein ... ein alter Freund.«
Er umarmte Lara. »Habe ich Grund, auf ihn eifersüchtig zu sein?«
»Du brauchst auf niemanden eifersüchtig zu sein«, antwortete sie leise. »Du bist der einzige Mann, den ich je geliebt habe.«
Philip drückte sie an sich. »Und du bist die einzige Frau, die ich je geliebt habe.«
Als Philip spätnachmittags am Flügel saß, ging Lara in ihr Arbeitszimmer, um endlich Paul Martin anzurufen.
Er meldete sich fast augenblicklich. »Du bist wieder da?« Seine Stimme klang gepreßt.
»Ja.« Sie hatte sich vor diesem Gespräch gefürchtet.
»Ich will dir nicht verheimlichen, daß die Nachricht von deiner Hochzeit ein ziemlicher Schock gewesen ist, Lara.«
»Tut mir leid, Paul . ich . alles hat sich ganz plötzlich ergeben.«
»Offenbar.« »Ja.« Sie versuchte, seine Stimmung zu erraten.
»Ich dachte, wir hätten eine ziemlich gute Beziehung. Ich dachte, wir hätten ein besonderes Verhältnis zueinander.«
»Das stimmt auch, Paul, aber .«
»Darüber sollten wir reden, finde ich.«
»Nun, ich .«
»Wir treffen uns morgen zum Mittagessen - um dreizehn Uhr bei Vitello.« Das war ein Befehl.
Lara zögerte kurz. Aber es wäre töricht gewesen, ihn noch weiter zu reizen. »Gut, Paul, ich komme.«
Er legte wortlos auf. Lara starrte sorgenvoll das Telefon an. Wie wütend war Paul? Und wozu würde er sich in seinem Zorn hinreißen lassen?
Als Lara am nächsten Morgen in die Firma kam, warteten sämtliche Angestellten darauf, ihr gratulieren zu können.
»Was für eine Überraschung!«
»Wie romantisch!«
»Wir sind alle völlig verblüfft gewesen ...!«
»Sie sind bestimmt überglücklich ...«
Und so ging es weiter.
Howard Keller erwartete sie in ihrem Büro. Er umarmte sie. »Für eine Lady, die nichts für klassische Musik übrig hat, hast du dich ganz schön reingehängt!«
Sie lächelte. »Ja, das stimmt.«
»Ich muß mich erst daran gewöhnen, daß du jetzt Mrs. Adler heißt.«
Ihr Lächeln verblaßte. »Wahrscheinlich ist's besser, wenn ich im Geschäftsleben weiter den Namen Cameron benütze, oder?«
»Wie du meinst. Jedenfalls bin ich froh, daß du wieder da bist. Hier hat sich einiges angehäuft.«
Lara ließ sich in ihren Schreibtischsessel fallen. »Okay, was gibt's Neues?«
»Nun, das Hotel auf der West Side dürfte ein Verlustgeschäft werden. Wir haben einen Interessenten aus Texas dafür gefunden, aber ich habe mir das Hotel gestern angesehen. Es ist völlig heruntergewirtschaftet. Es muß von Grund auf renoviert werden - und das dürfte fünf bis sechs Millionen kosten.«
»Hat der Käufer es schon besichtigt?«
»Nein. Wir haben vereinbart, daß ich es ihm morgen zeige.«
»Zeig's ihm nächste Woche. Laß es bis dahin frisch streichen und gründlich putzen. Und sorg' dafür, daß die Hotelhalle voll
ist, wenn ihr kommt.«
Keller nickte grinsend. »Wird gemacht. Frank Rose ist mit neuen Entwürfen da. Er wartet in meinem Büro.«
»Gut, ich sehe sie mir gleich an.«
»Die Mutual Security Insurance, die nach Queens ziehen wollte .«
»Ja?«
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