Darby blieb das Herz stehen.»Fehlt Ihnen etwas?«
«Äh — nein. Entschuldigung. Einen Augenblick bitte. «Peggy Young stand schnell auf und verschwand.
Hau ab! Dir Herz dröhnte wie eine Trommel. Hau ab! Sie versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren, aber sie musste gegen Hyperventilation ankämpfen. Ihre Beine fühlten sich an, als wären sie aus Gummi. Hau ab!
Sie sah sich um, versuchte, so gelassen zu wirken, als wäre sie nichts als eine Mandantin, die auf ihren Anwalt wartet. Bestimmt würde man sie nicht hier im Foyer einer Anwaltskanzlei niederschießen.
Er kam zuerst, gefolgt von der Empfangsdame. Er war ungefähr fünfzig, mit buschigem grauen Haar und grässlich finsterer Miene.»Hi«, sagte er, aber nur, weil er es musste.»Ich bin Jarreld Schwabe, ein Partner hier. Sie sagen, Sie hätten eine Verabredung mit Curtis Morgan?«
Bleib dabei.»Ja. Um fünf. Gibt es ein Problem?«
«Und Ihr Name ist Dorothy Blythe?«
Ja, aber Sie können mich Dot nennen.»Ja, das habe ich bereits gesagt. Was ist los?«Sie hörte sich an, als wäre sie echt verärgert.
Er rückte näher an sie heran.»Wann haben Sie die Verabredung getroffen?«
«Ich weiß es nicht mehr so genau. Vor ungefähr zwei Wochen. Ich habe Curtis auf einer Party in Georgetown kennengelernt. Er hat mir erzählt, dass er Öl- und Gas-Anwalt ist, und zufällig brauche ich einen solchen Anwalt. Deshalb rief ich hier an und vereinbarte eine Zusammenkunft. Und nun sagen Sie mir bitte, was hier vorgeht?«Sie war erstaunt, wie gut diese Worte aus ihrem trockenen Mund herauskamen.
«Wozu brauchen Sie einen Öl- und Gas-Anwalt?«
«Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht«, sagte sie, und es klang ziemlich bissig.
Die Fahrstuhltür ging auf, und ein Mann in einem billigen Anzug kam rasch herbei, um dem Gespräch folgen zu können.
Darby warf ihm einen finsteren Blick zu. Ihre Beine konnten jede Sekunde ihren Dienst versagen.
Schwabe war unerbittlich.»In unseren Unterlagen steht nichts von einer solchen Verabredung.«
«Dann feuern Sie die Sekretärin, die den Terminkalender führt. Werden bei Ihnen alle neuen Mandanten auf diese Art empfangen?«Oh, sie war empört, aber Schwabe ließ nicht locker.
«Sie können Curtis Morgan nicht sehen«, sagte er.
«Und weshalb nicht?«wollte sie wissen.
«Er ist tot.«
Ihre Knie waren butterweich und im Begriff nachzugeben. Ein heftiger Schmerz schoss durch ihren Magen Aber, dachte sie schnell, es war völlig in Ordnung, wenn sie schockiert wirkte. Schließlich hätte er ihr neuer Anwalt sein sollen.
«Das tut mir leid. Weshalb hat mich niemand angerufen?«
Schwabe war noch immer argwöhnisch.»Wie ich schon sagte, haben wir keine Unterlagen über eine Dorothy Blythe.«
«Was ist mit ihm passiert?«fragte sie fassungslos.
«Er wurde vor einer Woche überfallen und niedergeschossen. Vermutlich von einem Straßenräuber.«
Der Mann in dem billigen Anzug kam einen Schritt näher.»Können Sie sich irgendwie ausweisen?«
«Wer zum Teufel sind Sie?«fuhr sie ihn laut an.
«Er gehört zum Sicherheitsdienst«, sagte Schwabe.
«Was gibt es hier zu sichern?«fragte sie sogar noch lauter.»Ist das hier eine Anwaltskanzlei oder ein Gefängnis?«
Der Partner sah den Mann in dem billigen Anzug an, und es war offensichtlich, dass keiner von beiden so recht wusste, was er in dieser Situation tun sollte. Sie sah sehr gut aus, sie hatten sie verärgert, und ihre Geschichte klang irgendwie glaubhaft. Sie entspannten sich ein wenig.
«Vielleicht sollten Sie lieber gehen, Ms. Blythe«, sagte Schwabe.
«Mit Vergnügen!«
Der Wachmann wollte ihr helfen.»Hier entlang«, sagte er.
Sie schob ihn beiseite.»Wenn Sie mich anrühren, wird morgen früh meine erste Handlung darin bestehen, dass ich Sie verklage. Gehen Sie mir aus dem Weg!«
Das erschütterte sie ein wenig. Sie war wütend und schlug um sich. Vielleicht waren sie ein bisschen zu hart.
«Ich begleite Sie hinunter«, sagte der Wachmann.
«Ich finde allein hinaus. Mich wundert nur, dass Sie überhaupt noch Mandanten haben. «Sie bewegte sich rückwärts. Ihr Gesicht war gerötet, aber nicht vor Wut. Es war Angst.»Ich habe Anwälte in vier Staaten und bin noch nie so behandelt worden«, schrie sie sie an. Sie war in der Mitte des Foyers.»Voriges Jahr habe ich eine halbe Million Anwaltskosten bezahlt, und dieses Jahr wird es eine ganze Million sein, aber dieser Laden hier wird keinen Cent davon sehen. «Je näher sie dem Fahrstuhl kam, desto lauter schrie sie. Sie sahen ihr nach, bis sich die Fahrstuhltür geschlossen hatte und sie verschwunden war.
Gray wanderte mit dem Telefon in der Hand am Fußende des Bettes herum und wartete auf Smith Keen. Darby hatte sich auf dem Bett ausgestreckt und die Augen geschlossen.
Gray blieb stehen.»Hallo, Smith. Ich möchte, dass Sie ganz schnell etwas überprüfen.«
«Wo sind Sie?«fragte Keen.
«In einem Hotel. Gehen Sie sechs oder sieben Tage zurück.
Ich brauche die Todesanzeige von Curtis D. Morgan.«
«Wer ist das?«
«Garcia.«
«Garcia! Was ist mit Garcia passiert?«
«Er ist offensichtlich tot. Von Straßenräubern erschossen.«
«Daran erinnere ich mich. Wir haben vorige Woche einen Bericht über einen jungen Anwalt gebracht, der ausgeraubt und erschossen wurde.«
«Das muss er gewesen sein. Können Sie für mich nachs ehen? Ich brauche den Namen und die Adresse seiner Frau, falls wir sie haben.«
«Wie haben Sie ihn gefunden?«
«Das ist eine lange Geschichte. Wir wollen versuchen, noch heute abend mit seiner Witwe zu sprechen.«
«Garcia ist tot. Mann, das ist gespenstisch.«
«Das ist mehr als gespenstisch. Der Mann hat etwas gewusst, und sie haben ihn um die Ecke gebracht.«
«Und Sie — sind Sie in Sicherheit?«
«Wer weiß?«
«Wo ist die Frau?«
«Hier bei mir.«
«Was ist, wenn sie sein Haus beobachten?«
Daran hatte Gray noch nicht gedacht.»Das Risiko müssen wir eingehen. Ich rufe in einer Viertelstunde wieder an.«
Er stellte das Telefon auf den Fußboden und setzte sich in einen alten Schaukelstuhl. Auf dem Tisch stand warmes Bier, und er nahm einen großen Schluck. Er betrachtete sie. Ein Unterarm bedeckte beide Augen. Sie trug jetzt Jeans und ein Sweatshirt. Das Kleid hatte sie in eine Ecke geworfen, die Schuhe mit den hohen Absätzen von sich geschleudert.
«Sind Sie okay?«fragte er leise.
«Mir geht es wunderbar.«
Sie war ungeheuer schlagfertig, und das gefiel ihm. Natürlich, sie war fast Anwältin, und vermutlich wurde ihnen an der Universität Schlagfertigkeit beigebracht. Er trank Bier und bewunderte die Jeans. Er genoss es, sie anstarren zu können, ohne dabei erwischt zu werden.
«Starren Sie mich an?«fragte sie.
«Ja.«
«Sex ist das letzte, was mich im Moment interessiert.«
«Warum erwähnen Sie es dann?«
«Weil ich das Gefühl habe, dass es Sie nach meinen roten Zehennägeln gelüstet.«
«Stimmt.«
«Ich habe Kopfschmerzen. Hundsgemeine Kopfschmerzen.«
«Die haben Sie sich redlich erarbeitet. Kann ich Ihnen irgend etwas bringen?«
«Ja. Ein Ticket nach Jamaika.«
«Sie können noch heute abend abreisen. Ich bringe Sie gleich jetzt zum Flughafen.«
Sie nahm den Unterarm von den Augen und massierte ihre Schläfen.»Tut mir leid, dass ich geweint habe.«
Er leerte die Bierdose mit einem langen Zug.»Sie haben sich das Recht dazu verdient. «Ihr Gesicht war tränenüberströmt gewesen, als sie aus dem Fahrstuhl trat. Er wartete auf sie wie ein werdender Vater, nur dass er eine.38er in der Tasche hatte, eine.38er, von der sie nichts wusste.
«Nun, was halten Sie von der Arbeit eines recherchierenden Reporters?«fragte er.
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