Der Ring, als Zeichen der Verlobung, kam mit dem Eindringen des Christentums zu den europäischen Völkern. In der Gudrun »jedwederz dem andern daz gold stiez an die hant«. 71 71 D. Paulus Cassel, Die Symbolik des Ringes, S. 21.
War die Verlobung auch identisch mit der Ehe selbst, so räumte sie dem Bräutigam doch keine ehelichen Rechte ein. Das geschlechtliche Zusammenleben Verlobter war untersagt und auf vorzeitigen Beischlaf standen strenge Bussen. Untreue der Braut galt vielfach als Ehebruch; der Verführer erlitt Todesstrafe, wenn er nicht durch zwölf Eideshelfer beschwören konnte, von der stattgehabten Verlobung nichts zu wissen. Über die Untreue des Bräutigams glitt man leichter hinweg. Das Hamburger Stadtrecht von 1270 bestimmt, wenn der Verlobte von einem Weibe wegen intimen Umgangs mit ihr verklagt werde, so habe die Braut drei Monate auf die Entscheidung zu warten; könne die Sache nur in Rom geführt werden, so warte sie ein Jahr. Ist der Prozess auch dann noch nicht zu Ende, so ist das Verlöbnis aufgelöst und der Braut gebührt eine Entschädigung von 40 Mark Pfennig. Dasselbe galt für eine Klage gegen die Braut. 72 72 Weinhold a. a. O. I. 348 ff.
Wer eine Braut entführte, hatte ausser den Blutsverwandten auch den Verlobten zu sühnen, unter Umständen den zehnfachen Brautkauf zu erlegen, und musste die Entführte behalten, denn der Raub löste die Verlobung. Nur die bayrischen Rechte verlangten die Rückgabe der Braut an den Bräutigam. Die Entführung wurde von unseren Vorfahren zu den schwersten Verbrechen gerechnet; Notzucht und Frauenraub fielen in den Gesetzen mehrfach zusammen. Selbst das Asylrecht in den Klöstern und anderen Freistätten, die kein Scherge betreten durfte, blieb den Frauenräubern verschlossen. Karl der Grosse verhängte über den Entführer der Tochter seines Herrn die Todesstrafe, die Kirche belegte alle diese Verbrecher mit ihrem Bann. Schwere Geldbussen waren allen Gesetzen des Mittelalters gemeinsam, wenn sie nicht auf Leib- und Lebensstrafen erkannten. Das Hamburger Stadtrecht von 1270 bedroht den mit Todesstrafe, der eine Jungfrau unter 16 Jahren, wenn auch mit ihrem Willen, oder eine ältere gegen ihren Willen entführt; der Entführer geht nur dann frei aus, wenn er ein nacktes Mädchen über 16 Jahre mit seinem Einverständnis entführte. 73 73 Weinhold a. a. O. I. 308 ff.
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Tacitus, Germania, § 8.
Tacitus a. a. O. § 8.
Karl Weinhold, Die deutschen Frauen in dem Mittelalter, I. 218 ff.
Tacitus a. a. O. § 19.
Der 37. Artikel: Wer eines Mannes ehelich Weib öffentlich behuret, oder sonst ein Weib oder Magd notzöget, nimpt er sie darnach zur Ehe, eheliche Kinder gewinnet er nimmermehr bey ihr. (Übers. von Jacob Friedrich Ludovici 1750.)
Caesar, De bello gallico, VI. 21.
Einhard, Das Leben Karls d. Gr. Übers. und erl. von H. Althof, S. 42 ff.
Einhard a. a. O. S. 45.
Einhard, a. a. O. S. 45 Anmerkung 3.
Scheible, Das Kloster, VI.
Weinhold a. a. O. I. 301.
Memmingen, Stälin u. a. »Beschreibung der württemb. Aemter«, Heft 20.
Aug. Bebel, Die Frau und der Sozialismus, 29. Aufl., S. 67.
Diu frowe sol hie ouzen gân,
Einen stein in der stoûchen hân
Mit riemen drîn gepûnden
Swaere pi drîen pfunden
Diu stouche sol sol wesen lînîn (leinen)
Und zweier ellen lanc sîn.
(Apollonius 20446.)
Hans Sachs, Ausgew. dramatische Werke, übers. v. K. Pannier, S. 123 ff. Schimpf und Ernst v. Bruder Joh. Pauli, ibid. Nr. 108 S. 84 ff.
Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 26. Aufl., I. 371.
Die Dramen der Roswitha von Gandersheim. Übersetzt und gewürdigt von Ottomar Pilz. Leipzig o. J.
Nibelungen, 903.
Gust. Freytag a. a. O. I. 524.
Scherr, Geschichte der deutschen Frauenwelt, 5. Aufl., I. 177.
Weinhold a. a. O. I. 253.
Deutscher Minnesang, übertragen v. Bruno Obermann, S. 37 ff.
Heinrichs »Rede von des Todes Gehügede« in Goedeckes »Mittelalter«, S. 187.
De la Curne de Saint-Pelaye, »Das Ritterwesen des Mittelalters«, deutsch von Klüber, II. 268.
Gust. Freytag a. a. O. I. 373.
Ed. Westermarck, »Geschichte der menschlichen Ehe«. Aus d. Engl. von L. Katscher und R. Grazer. 2. Aufl.
Parzival 552. 25 ff.
Parzival 405. 15.
Dieffenbacher, Deutsches Leben im 12. Jahrh., 161 ff.
Hagen, Gesammtabenteuer, II. 129.
Parzival 243. 28 ff., 166. 21 ff., 167. 30. Wolfdietrich 1386.
Parzival 405 ff.
Bartsch, cit. bei Pannier, Parzival.
Konrad von Würzburgs »Partonopier und Meliûr«, 1227 ff.
Tristan, herausgegeben von Massmann, S. 33 ff.
Leben der heiligen Elisabeth, 3161 ff. u. 3360.
U. a. 1. Buch Mosis 19. 8 u. 14.
Welsche Gast von Thomasin von Zircläre 457.
Parzival 101. 10 ff., 111. 22 ff.
Streckfuss, 500 Jahre Berliner Geschichte, S. 35, und Schultz, Alltagsleben e. d. Frau zu Anfang des 18. Jahrh., S. 109.
Eine in jeder Beziehung ausgezeichnete Neubearbeitung Meier Helmbrechts lieferte Ludwig Fulda (Hendel, Halle a. S.), deren Lektüre nicht warm genug empfohlen werden kann.
Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, II. IS. 64 ff.
Peter Leu, erneut v. Karl Pannier, 12. Kap. S. 98.
O. Beneke, Von unehrlichen Leuten, S. 168.
Bartels, Der Bauer in der deutschen Vergangenheit, S. 56.
Maximilian Rappsilber, Alt Berlin, S. 79.
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