Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Das Buch der Unruhe: краткое содержание, описание и аннотация

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Mit einem Mal erinnere ich mich an meine Kindheit, als ich den Morgen über der Stadt aufgehen sah, wie ich ihn heute nicht mehr sehen kann. Damals ging er nicht für mich auf, sondern für das Leben, denn damals war ich, da ich nicht bewußt lebte, das Leben. Ich sah den Morgen und freute mich; heute sehe ich den Morgen, freue mich und werde traurig. Das Kind ist geblieben, aber es ist verstummt. Ich sehe noch immer, wie ich gesehen habe, aber hinter den Augen sehe ich mich sehen; das allein genügt, und die Sonne verschattet sich mir, das Grün der Bäume altert, und die Blumen welken, noch bevor sie erblühen. Ja, früher einmal war ich hier zu Hause; heute stehe ich vor jeder Landschaft, so neu sie für mich auch sein mag, als Fremdling, als Gast und Pilger, allem fremd, was ich höre und sehe, alt an mir selbst.

Ich habe alles gesehen, auch wenn ich es nie gesehen habe noch je sehen werde. In meinem Blut fließt selbst die geringste aller künftigen Landschaften, und die Angst vor dem, was ich erneut sehen muß, hat bereits etwas Monotones für mich.

Und aus dem Fenster gelehnt und den Tag genießend, beherrscht über dem vielfältigen Raum der Stadt nur ein einziger Gedanke meine Seele – der innere Wille zu sterben, zu enden, nicht mehr das Licht über irgendeiner Stadt zu erblicken, nicht zu denken, nicht zu fühlen, den Lauf der Sonne und der Tage wie Einwickelpapier hinter mir zu lassen und wie einen schweren Anzug neben dem großen Bett die unfreiwillige Anstrengung des Seins abzulegen.

398

Ich glaube intuitiv, daß für Menschen wie mich kein materieller Umstand glückbringend sein, keine Lebenssituation eine günstige Wendung nehmen kann. Ziehe ich mich bereits aus anderen Gründen vom Leben zurück, so ist dies ein Grund mehr. Jene Summen von Fakten, die für gewöhnliche Menschen unweigerlich zum Erfolg führen, führen in meinem Fall zu einem anderen, unerwarteten und ungünstigen Ergebnis.

Aus dieser Feststellung ergibt sich für mich zuweilen der schmerzliche Eindruck einer Feindschaft des Göttlichen. Mir scheint dann, als könnten mir einzig durch eine bewußte, mir schädliche Manipulation der Fakten fortwährend jene Mißgeschicke widerfahren, die mein Leben bestimmen.

Dies alles hat dazu geführt, daß ich mich niemals übermäßig um etwas bemühe. Wenn das Glück denn will, mag es zu mir kommen. Ich weiß nur zur Genüge, sosehr ich mich auch bemühe, ich erreiche nie, was andere mit ihren Bemühungen erreichen. Daher überlasse ich mich meinem Schicksal, ohne allzuviel von ihm zu erwarten. Wozu auch? Mein Stoizismus ist eine organische Notwendigkeit. Ich muß mich gegen das Leben panzern. Und da aller Stoizismus nicht mehr ist als ein strenger Epikureismus, möchte ich mich, so gut es geht, an meinem Unglück erfreuen. Ich weiß nicht, inwieweit mir dies gelingt. Ich weiß nicht, ob überhaupt etwas gelingen kann …

Wo ein anderer, weniger aufgrund seiner Bemühungen als aufgrund des unabänderlichen Laufs der Dinge, erfolgreich wäre, würde und könnte mir weder der unabänderliche Lauf der Dinge noch mein Bemühen zum Erfolg verhelfen.

Vielleicht bin ich, geistig gesehen, an einem kurzen Wintertag auf die Welt gekommen. Und früh schon trat das Dunkel in mein Sein. Einzig in Frustration und Verlassenheit vermag ich mein Leben zu leben.

Im Grunde ist nichts von alledem stoisch. Der Adel meines Leides ist nur in den Worten erkennbar. Ich jammere wie ein krankes Dienstmädchen. Bin zänkisch wie eine Hausfrau. Mein Leben ist durch und durch nichtig und trist.

399

Wie Diogenes den Alexander bat ich das Leben nur, es möge mir aus der Sonne gehen. Ich hegte Wünsche, aber den Grund, sie zu hegen, sprach man mir ab. Was ich fand, wäre mehr wert gewesen, hätte ich es wirklich gefunden. Der Traum […]

Auf Spaziergängen formuliere ich so manch vollkommenen Satz, an den ich mich, kaum wieder zu Hause, nicht mehr erinnern kann. Ich weiß nicht, ob die unsagbare Poesie dieser Sätze gänzlich auf dem beruht, was sie waren, oder auf dem, was sie nie waren.

Ich zaudere immerzu, weiß oft nicht warum. Doch wie oft suche ich als mir entsprechende gerade Linie die am wenigsten kurze Verbindung zwischen zwei Punkten, indem ich diese Gerade im Geiste für ideal erkläre. Ich habe mich nie auf ein aktives Leben verstanden. Ich habe immer falsch gemacht, was keiner je falsch machte; was andere wie von selbst taten, kostete mich stets Mühe. Ich habe mir immer gewünscht, mir gelänge, was anderen fast wunschlos gelang. Zwischen mir und dem Leben stand stets eine trübe Scheibe: Ich habe das weder mit meinen Augen noch mit meinen Händen bemerkt; ich habe weder das Leben noch einen Lebensentwurf gelebt, ich war nur der Tagtraum dessen, was ich sein wollte, und mein Traum begann in meinem Willen, mein Ziel war stets die erste Vorstellung dessen, was ich niemals war.

Ich habe nie herausgefunden, ob meine Empfindsamkeit zu groß war für meinen Verstand oder mein Verstand zu groß für meine Empfindsamkeit. Ich kam immer zu spät, ob für die Empfindsamkeit oder den Verstand, weiß ich nicht, vielleicht für beide, oder aber etwas drittes kam zu spät.

Träumer von Idealen [?] – Sozialisten, Altruisten, Menschenfreunde jeglicher Art – bereiten mir körperlichen Ekel, im Magen. Sie sind Idealisten ohne Ideal. Denker ohne Gedanken. Sie wollen die Oberfläche des Lebens, da sie dem Müll verfallen sind, der auf dem Wasser treibt und für schön erachtet wird, denn auch leere Muscheln treiben auf dem Wasser.

400

Eine teure Zigarre mit geschlossenen Augen rauchen – das ist reich sein.

Wie einer, der an den Ort seiner Jugend zurückkehrt, kann ich mich mit einer billigen Zigarette vollständig an den Ort meines Lebens zurückversetzen, an dem ich solche Zigaretten rauchte. Das milde Aroma des Rauchs läßt meine gesamte Vergangenheit erneut lebendig werden.

Es kann auch eine bestimmte Süßigkeit sein. Ein schlichtes Schokoladenbonbon wirkt mitunter verheerend auf meine Nerven, durch das erschütternde Übermaß an Erinnerungen. Ja, die Kindheit! Und während sich meine Zähne in die dunkle, weiche Masse graben, kaue und koste ich das bescheidene Glück als fröhlicher Kamerad meiner Bleisoldaten, als Reiter, dem jedes Schilfrohr als Pferd zupaß kam. Tränen treten mir in die Augen, und zusammen mit der Schokolade schmecke ich mein verflossenes Glück, meine verlorene Kindheit, und gebe mich wohlig der Süße meines Schmerzes hin.

Die Einfachheit kann diesem Ritual meines Gaumens nichts von seiner Feierlichkeit nehmen.

Aber es ist der Rauch einer Zigarette, der mir Vergangenes am stärksten im Geiste wiedererschließt. Er streift nur das Bewußtsein meines Gaumens. So erweckt er, dichter und intensiver, alle jene Stunden, die ich starb zu neuem Leben, macht sie gegenwärtig, liegen sie länger zurück, vernebelt sie, umzingeln sie mich, vergeistigt sie, gebe ich ihnen Gestalt. Eine Mentholzigarette, eine billige Zigarre umwölken manchen dieser Augenblicke sanft. Mit welch subtiler und einleuchtender Kombination aus Aroma und Geschmack ich diese toten Szenerien auch wiederbelebe und erneut mit den Farben der Vergangenheit versehe, immer sind sie so sehr 18. Jahrhundert in ihrer trägen maliziösen Distanzierung, immer so mittelalterlich in ihrem unabänderlich Verlorenen!

401

Ich verlieh meiner Schmach Glanz und wurde überreich an Schmerz und Vergehen. Ich habe kein Gedicht gemacht aus meinem Schmerz, doch eine feierliche Prozession. Und von dem Fenster aus, das zu mir geht, betrachte ich mit Staunen die purpurroten Sonnenuntergänge, die unbestimmten Dämmerungen grundlosen Schmerzes, durch die im Ritual meines Irrens all die Gefahren ziehen, die Bürden und Versäumnisse meiner angeborenen Unfähigkeit zu leben. Das Kind in mir – nichts hat es töten können – wohnt noch immer begeistert und bunt betreßt der Zirkusvorstellung bei, die ich selbst mir gebe. Es lacht über die Clowns, wie es sie nur im Zirkus gibt; betrachtet Zauberkünstler und Akrobaten, als seien sie das Leben selbst. Und so schläft freudlos, doch zufrieden, zwischen den vier Wänden meines Zimmers mit seiner häßlich zerschlissenen Tapete, unschuldig all die ungeahnte Qual einer übervollen Menschenseele, all die unheilbare Verzweiflung eines von Gott verlassenen Herzens.

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