Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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289

Hätte ich König Lear geschrieben, ich hätte es für den Rest meines Lebens bereut. Denn dieses Werk ist so groß, daß seine gewaltigen, ungeheuerlichen Mängel selbst in Geringfügigkeiten zwischen bestimmten Szenen und der Vollkommenheit, die sie ahnen lassen, zutage treten. Dies ist keine Sonne mit Flecken, sondern eine geborstene griechische Statue. Der gesamte Text ist voller Fehler, mangelhafter Perspektiven, Ignoranz, läßt auf schlechten Geschmack schließen, Schwächen und mangelnde Sorgfalt. Ein Werk von einem Umfang zu schreiben, daß es ein großes Werk, und von einer Vollkommenheit, daß es überragend wird, hat keiner die göttliche Gabe und ist keinem je geglückt. Was nicht in einem Wurf gelingt, leidet unter den Unzulänglichkeiten unseres Geistes.

Bedenke ich dies, befällt meine Vorstellungskraft tiefe Traurigkeit, die schmerzliche Gewißheit, nie etwas Gutes und zum Nutzen der Schönheit schaffen zu können. Es gibt keine Methode, um Vollkommenheit zu erreichen, es sei denn, man ist Gott. Unsere größte Anstrengung dauert ihre Zeit; und während dieser Zeit durchlaufen wir verschiedene Seelenzustände, und jeder Seelenzustand beeinträchtigt, da er er und kein anderer ist, mit seiner Eigenart die Individualität eines Werkes. Schreiben wir, können wir uns nur sicher sein, daß wir schlecht schreiben; einzig das Werk, von dessen Verwirklichung wir nie träumen, ist groß und vollkommen.

Bleib, höre und habe Mitleid! Höre und sage mir dann, ob träumen nicht besser ist als leben. Arbeit bringt nichts. Anstrengung führt zu nichts. Sich enthalten ist das einzig noble und erhabene Verhalten, denn es erkennt, daß die Verwirklichung stets hinter der Absicht zurückbleibt und das geschaffene Werk immer ein grotesker Schatten des erträumten ist.

Könnte ich doch nur – in Worten, die man anschließend laut lesen und vernehmen könnte – die Dialoge der Personen meiner imaginären Dramen zu Papier bringen! Die Handlung dieser Dramen verläuft vollkommen, ohne Brüche, die Dialoge sind stimmig, doch zeichnet sich in mir die Handlung nicht in ihrem vollen Umfang ab, so daß ich sie niederschreiben könnte, noch besteht die Substanz dieser inneren Dialoge nicht im eigentlichen Sinne aus Worten, die ich aufmerksam hören und in eine schriftliche Form übertragen könnte.

Ich liebe einige lyrische Dichter, weil sie weder episch noch dramatisch waren, weil sie intuitiv wußten, daß es falsch wäre, mehr als den Augenblick eines Gefühls oder Traumes umsetzen zu wollen. Was man unbewußt schreiben kann, umfaßt das möglich Vollkommene. Kein Shakespeare-Drama stellt so zufrieden wie ein Gedicht von Heine. Heines Lyrik ist vollkommen, und jedes Drama – von Shakespeare oder wem auch immer – ist unvollkommen. Könnte man doch nur ein Ganzes erbauen, etwas komponieren, das einem menschlichen Körper gleichkäme, vollkommen und in sich stimmig in allen Bestandteilen, und voller Leben, einem Leben, gegründet auf Einheit und Einverständnis, das die unterschiedlichen Merkmale seiner Bestandteile vereinte!

Du, der du mich hörst und mir doch kaum zuhörst, kannst nicht ermessen, was für eine Tragödie dies ist! Vater und Mutter verlieren, weder Ruhm noch Glück erlangen, weder einen Freund noch eine Liebe haben – all das kann man ertragen, nicht aber von etwas Schönem zu träumen, das man weder in der Tat noch in Worten erreichen kann. Das Bewußtsein, daß eine Arbeit vollkommen ist, die Zufriedenheit, ein Werk abgeschlossen, geschaffen zu haben – wie sanft ist der Schlaf unter diesem schattigen Baum der Sommerstille!

290

Wenn ich mich zurücklehne und nur von fern noch dem Leben angehöre, wie fließend diktiere ich da meiner Trägheit Sätze, die ich nie schreiben werde, wie genau beschreibe ich da in Gedanken Landschaften, die ich nie werde beschreiben können. Ich bilde Wort um Wort vollkommene Sätze, lasse im Geist ganze Dramen entstehen, spüre die Gesetzmäßigkeit des Versbaus langer Gedichte in allen Worten, und große Begeisterung folgt mir wie ein unsichtbarer Sklave in das Halbdunkel. Doch kaum mache ich vom Sessel, in dem ich mit diesen fast verwirklichten Empfindungen ruhe, nur einen Schritt auf den Tisch zu, um sie dort niederzuschreiben, flüchten die Worte, die Dramen sterben, und von dem vitalen Bestreben, dem rhythmischen Gemurmel Form zu geben, bleibt nur eine ferne Sehnsucht, ein letzter Sonnenstrahl über entlegenen Bergen, ein Wind, der Blätter aufwirbelt an einer verlassenen Schwelle, eine niemals aufgedeckte Verwandtschaft, die Orgie der anderen, die Frau, von der wir zu wissen meinen, daß sie sich nach uns umdreht, und die es doch nie geben wird.

Pläne – ich habe alle gehabt! Die Ilias , die ich komponierte, besaß eine strukturelle Logik, eine organische Verbindung der Epoden, wie Homer sie nicht zu erreichen vermochte. Verglichen mit der durchdachten Vollkommenheit meiner ungeschriebenen Verse wirken Vergils Präzision und Miltons Kraft gleichermaßen ärmlich. Meine allegorischen Satiren übertrafen alle Swifts in der symbolischen Genauigkeit ihrer planvoll miteinander verbundenen Details. Wie viele Verlaines bin ich gewesen!

Und immer, wenn ich aus dem Sessel aufstand, wo ich diese Dinge tatsächlich nicht nur geträumt hatte, erlebte ich die doppelte Tragödie, sie als null und nichtig zu erkennen und doch zu wissen, daß sie nicht allesamt Träume waren und daß etwas von ihnen an der abstrakten Schwelle meines Denkens und ihres Seins zurückblieb.

Ich war ein Genie, in mehr als in Träumen und in weniger als im Leben. Das ist meine Tragödie. Ich war der Läufer, der in Führung lag und kurz vor dem Ziel stürzte.

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Gäbe es in der Kunst den Beruf des Vervollkommners, ich hätte im Leben als Künstler eine Funktion …

Einzig das bereits von einem anderen geschaffene Werk vervollkommnen … So entstand vielleicht die Ilias .

Nur nicht als erster schöpferisch sein müssen!

Wie sehr beneide ich all jene, die Romane schreiben, sie beginnen, daran arbeiten und sie abschließen! Ich kann Romane ersinnen, Kapitel für Kapitel, manchmal mit Dialogen und dem, was zwischen den Dialogen steht, doch wäre ich niemals imstande, diese Träume vom Schreiben zu Papier zu bringen […]

292

Alles Handeln, sei es im Krieg, sei es im Denken, ist falsch; und jeder Verzicht ist ebenso falsch. Wüßte ich doch, wie man weder handelt noch auf das Handeln verzichtet! Dies wäre die Traumkrone meines Ruhmes, das Schweigezepter meiner Größe.

Ich leide nicht einmal. Meine Verachtung für alles ist so groß, daß ich mich selbst verachte und daß ich, da ich fremdes Leid verachte, auch das meine verachte und so, mit meiner Verachtung, mein eigenes Leid mit Füßen trete.

Doch so leide ich mehr … Denn wer dem eigenen Leid Wert beimißt, vergoldet es mit der Sonne des Stolzes. Wer viel leidet, kann sich in der Illusion wiegen, Auserwählter des Schmerzes zu sein. So […]

293

Schmerzhaftes Intervall

Wie jemanden, der nach langem […] von einem Buch aufschaut und das reine, helle Sonnenlicht grell in den Augen spürt, schmerzt und brennt es mich, wenn ich bisweilen von mir selbst aufschaue und sehe, wie klar und deutlich unabhängig von mir das äußere Leben ist, die Existenz der anderen, der Ort und das Zusammenspiel der Bewegungen im Raum. Ich strauchle über die wirklichen Gefühle der anderen, der Antagonismus ihrer und meiner Psyche behindert mich, bringt mich aus dem Tritt. Ich gleite aus und purzle mitten hinein in den Klang ihrer, für meine Ohren befremdlichen Worte, mitten hinein zwischen ihre festen, sicheren Schritte auf diesem Boden hier, ihre wirklichen Gesten, ihre verschiedenen, vielschichtigen Arten, andere zu sein und nicht Spielarten meiner Person.

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