Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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59

Jedesmal, wenn sich meine Bestrebungen unter dem Einfluß meiner Träume über das Alltagsniveau meines Lebens erhoben und ich mich für einen Moment emporgetragen fühlte wie ein Kind auf seiner Schaukel, mußte ich wieder, wie dieses Kind, auf den Boden des Stadtparks kommen und meine Niederlage einsehen – ohne flatternde Kriegsbanner und ohne die Kraft, das Schwert zu zücken.

Ich vermute, die meisten Menschen, denen ich zufällig begegne, tragen ebenfalls – die stumme Bewegung ihrer Lippen, die vage Unschlüssigkeit ihrer Augen oder ihr bisweilen vernehmbares Gemurmel verraten es – in sich die Neigung zum Krieg eines bannerlosen Heeres. Und sie alle – ich wende mich um, die Rücken dieser armen Besiegten zu betrachten – werden wie ich die große schmähliche Niederlage zwischen Schlamm und Schilf erleben, ohne Mondlicht über den Ufern, ohne die Poesie der Sümpfe, jämmerlich und stümperhaft.

Alle haben wie ich ein überspanntes, trauriges Herz. Ich kenne sie gut: manche sind Ladengehilfen, andere Büroangestellte, wieder andere Geschäftsleute mit kleinen Geschäften, oder aber Eroberer von Kaffeehäusern und Tavernen und unwissentlich glorreich in der Ekstase ihres ichbezogenen Geredes oder aber selbstzufrieden wortkarg, wenngleich sie nichts zu verschweigen haben. Aber sie alle, die Ärmsten, sind Dichter und schleppen in meinen Augen wie ich in ihren Augen das Elend unserer gemeinsamen Unstimmigkeit mit sich herum. Bei ihnen wie bei mir liegt die Zukunft in der Vergangenheit.

Selbst jetzt, wo ich untätig im Büro sitze und alle außer mir zum Mittagessen gegangen sind, verfolgen meine Blicke durch das trübe Fenster hindurch den schwankenden alten Mann, der langsam auf dem Bürgersteig der anderen Straßenseite einhertorkelt. Er geht nicht wie ein Betrunkener; er geht wie ein Träumer. Er ist aufmerksam für das Nicht-Existierende; vielleicht hofft er noch. Die Götter mögen uns, wenn sie gerecht sind in ihrer Ungerechtigkeit, die Träume bewahren, selbst wenn sie unmöglich sind, und uns gute Träume schenken, auch wenn sie belanglos sein sollten. Heute kann ich, da ich noch nicht alt bin, von Inseln des Südens und unmöglichen indischen Landschaften träumen; morgen schenken mir vielleicht dieselben Götter den Traum, Inhaber eines kleinen Tabakladens zu sein oder als Pensionär in einem Haus in den Vorstädten zu leben. Jeder dieser Träume ist derselbe Traum, da sie allesamt Träume sind. Mögen mir die Götter meine Träume verändern, nicht aber die Gabe zu träumen nehmen.

Während ich dies denke, ist der alte Mann meiner Aufmerksamkeit entgangen. Ich sehe ihn nicht mehr. Ich öffne das Fenster, um nach ihm Ausschau zu halten. Ich sehe ihn noch immer nicht. Er ist fort. Er erfüllte mir gegenüber die visuelle Pflicht eines Symbols; damit ist er nun fertig und um die Ecke gebogen. Wenn man mir sagen würde, daß er um die absolute Straßenecke gebogen ist und niemals hier war, nähme ich dies mit derselben Geste hin, mit der ich jetzt das Fenster schließe.

Vollbringen?

Arme krämerhafte Halbgötter, die mit Worten und edlen Absichten Imperien gewinnen und doch dringend Geld für ihr Zimmer und ihr Essen brauchen! Sie wirken wie die Truppen eines im Stich gelassenen Heeres, dessen Anführer einen ruhmreichen Traum hegte, von dem ihnen, in das Schilf eines Sumpfes versprengt, nur die Vorstellung von Größe geblieben ist, das Bewußtsein, einem Heer angehört zu haben, und das Vakuum, nicht einmal gewußt zu haben, was der Anführer, den sie nie zu Gesicht bekamen, eigentlich tat.

So träumt sich jedermann einen Augenblick lang als Anführer des Heeres, aus dessen Troß er geflüchtet ist. So grüßt jeder im Schlamm der Bäche den Sieg, den niemand erringen kann und von dem er übrigblieb wie Brosamen auf einem fleckigen Tischtuch, das man vergessen hat auszuschütteln.

Sie füllen die Zwischenräume des alltäglichen Handelns wie der Staub die Ritzen der Möbel, wenn man sie nicht sorgfältig säubert. Im normalen, gewöhnlichen Tageslicht sieht man sie leuchten wie graue Würmer auf rötlichem Mahagoni. Man kann sie mit dem kleinen Fingernagel entfernen. Aber dazu hat niemand die Geduld.

Meine armen Gefährten, die von hohen Dingen träumen, wie beneide und verachte ich sie! Mein Herz gehört den anderen – den Ärmeren, die sich ihre Träume nur selbst erzählen und nur für sich selbst dichten können, sofern sie denn Verse schreiben – den armen Teufeln, die keine Bücher vorweisen können, deren einzige Literatur ihre Seele ist und die den Erstickungstod sterben, da sie sich nie jener unbekannten, transzendeten Prüfung unterzogen haben, die zum Leben befugt …

Manche sind Helden und strecken fünf Männer an einer Straßenecke von gestern nieder. Andere sind Verführer, und selbst inexistente Frauen wagen nicht, ihnen zu widerstehen. Sie glauben ihren Worten, wenn sie sie sagen, und sagen sie vielleicht, um an sie glauben zu können. Andere […] Für sie sind die Sieger der Welt, wer auch immer sie sein mögen, menschliche Wesen.

Und sie alle winden sich wie Aale in einer Schüssel, unter- und übereinander, und kommen doch nie über den Schüsselrand hinaus. Von einigen sprechen die Zeitungen immer wieder – doch nie der Ruhm.

Sie sind glücklich, weil ihnen der bezaubernde Traum der Dummheit zuteil wurde. Denjenigen aber, die wie ich illusionslose Träume hegen […]

60

Schmerzhaftes Intervall

Fragt ihr mich, ob ich glücklich bin, so antworte ich: nein.

61

Edel ist es, schüchtern zu sein, ruhmreich, nicht handeln zu können, majestätisch, kein Geschick zum Leben zu haben.

Nur Überdruß, der Distanzierung ist, und Kunst, die Verachtung ist, vergolden unsere [Existenz] [14] mit einem Hauch Zufriedenheit.

Die Irrlichter, die unsere Fäulnis erzeugt, sind zumindest Licht in unserer Finsternis.

Nur das Unglück erhöht, und nur der Überdruß, der aus ihm entsteht, ist heraldisch wie die Nachkommen ferner Helden.

Ich bin ein Brunnen von Gesten, die sich in meinem Innern nicht einmal andeuteten, von Worten, die ich nicht einmal mit einer Bewegung meiner Lippen dachte, von Träumen, die ich vergaß, zu Ende zu träumen.

Ich bin die Ruinen von Häusern, die nie etwas anderes als Ruinen waren, da man bereits während ihres Entstehens müde wurde, sie fertigzustellen.

Vergessen wir nicht, die Genießer zu hassen, weil sie genießen, und die Fröhlichen zu verachten, weil wir unfähig waren, fröhlich zu sein wie sie … Diese künstliche Verachtung, dieser mittelmäßige Haß sind nichts anderes als der unbehauene, erdbeschmutzte Sockel, auf dem die Statue unseres Überdrusses sich unvergleichlich stolz erhebt, eine dunkle Gestalt, ein Antlitz, ein Lächeln, unergründlich und geheimnisvoll.

Wohl denen, die ihr Leben niemandem anvertrauen.

62

10 . 4 . 1930

Die gewöhnliche Menschheit, und es gibt keine andere, ekelt mich physisch. Bisweilen überkommt mich die Lust, diesen Ekel zu vertiefen, so wie man ein Erbrechen hervorrufen kann, um den Brechreiz loszuwerden.

Ich liebe es, am frühen Morgen, wenn ich die Banalität des neuen Tages fürchte, wie jemand das Gefängnis fürchtet, vor Öffnung der Läden und Warenhäuser durch die Straßen zu schlendern und mir die Satzfetzen anzuhören, die Gruppen junger Mädchen und junger Männer untereinander und zueinander wie Almosen der Ironie in die unsichtbare Schule meines geöffneten Nachdenkens fallen lassen.

Es ist die immer gleiche Abfolge gleicher Sätze … »Und dann hat sie gesagt …«, und der Tonfall verrät die Intrige. »Wenn er es nicht war, dann du …«, und die antwortende Stimme erhebt sich zu einem Protest, den ich nicht mehr höre. »Das hast du gesagt, jawohl, das hast du gesagt …«, und die Stimme der Näherin versichert schrill: »Meine Mutter sagt, sie will das nicht …« – »Ich?«, und das Staunen des jungen Mannes mit dem in Butterbrotpapier eingewickelten lunch überzeugt mich nicht und wird wohl auch die unflätige Blondine nicht überzeugen. »Vielleicht war es doch …«, und das Gelächter von dreien der vier Mädchen bedrängt obszön mein Ohr. […] »Und dann habe ich mich vor dem Kerl aufgepflanzt und ihm ins Gesicht gesagt, jawohl, ins Gesicht gesagt, oh, du …« – und der arme Teufel schwindelt, denn sein Bürochef – ich höre es an seiner Stimme, daß sein Kontrahent der Chef des mir unbekannten Büros war – hat die Geste dieses Strohhalm-Gladiators niemals in der Schreibtisch-Arena entgegengenommen. »Und dann bin ich zum Rauchen aufs Klosett gegangen«, lacht der Kleine mit dem dunklen Flicken auf dem Hosenboden.

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