Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Das Buch der Unruhe: краткое содержание, описание и аннотация

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Andere, die allein oder in Gruppen vorbeigehen, sind stumm oder unterhalten sich, und ich verstehe sie nicht, und doch sind mir alle Stimmen dank einer intuitiven, verschlissenen Transparenz klar und vernehmlich. Ich wage nicht auszusprechen – ja, wage nicht einmal, es mir selber schriftlich zu sagen, auch wenn ich es gleich anschließend wieder ausstreichen würde, was ich in zufälligen, schmutzigen und durchbohrenden Blicken alles beobachtet habe. Ich wage es nicht, denn wenn man schon ein Erbrechen herbeiführt, dann nur einmal.

»Der Kerl war so dick, daß er nicht einmal die Treppe sehen konnte.« Ich hebe den Kopf. Dieser junge Bursche kann wenigstens beschreiben. Und wenn die Leute beschreiben, sind sie besser als wenn sie fühlen, denn beim Beschreiben vergessen sie sich selbst. Mein Ekel läßt nach. Ich sehe den Kerl. Ich sehe ihn mit photographischer Klarheit. Sogar der unschuldige umgangssprachliche Ausdruck belebt mich. Gepriesen sei die Luft, die meine Stirn streift – ein Kerl, so dick, daß er nicht einmal sehen konnte, daß die Treppe aus Stufen bestand –, vielleicht war es die Treppe, auf der die Menschheit emporstolpert, sich vorwärts tastet und auf der trügerischen Steigung diesseits des Hinterhofs ins Gedränge gerät.

Intrigen, üble Nachrede, lautstarkes Brüsten mit dem, was man nicht zu tun wagte, die Zufriedenheit jeder armseligen Kreatur, angetan mit dem unbewußten Bewußtsein der eigenen Seele, die schmutzige Sexualität, die Scherze grob wie Affenkitzeln, die schreckliche Unwissenheit bezüglich der eigenen Unwichtigkeit … All das ruft bei mir den Eindruck eines abscheulichen, niederträchtigen Tiers hervor, erschaffen in unfreiwilligen Träumen, aus den feuchten Brotrinden der Begierde, den angebissenen Resten der Empfindungen.

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10 . 4 . 1930

Das gesamte Leben der menschlichen Seele ist eine Bewegung im Schatten. Wir leben in einem Zwielicht des Bewußtseins, uns nie dessen sicher, was wir sind, oder dessen, was wir zu sein glauben. In den Besten von uns lebt die Eitelkeit, steckt ein Fehler, den wir nicht klar erkennen. Wir sind etwas, das sich in einem Zwischenakt abspielt; mitunter erspähen wir durch bestimmte Türen hindurch etwas, das vielleicht Kulisse ist. Die Welt wirkt verworren wie Stimmen in der Nacht.

Soeben, beim erneuten Durchlesen dieser Seiten, die ich mit einer Klarheit schreibe, die nur auf ihnen fortdauert, frage ich mich: Was ist das und wozu? Wer bin ich, wenn ich fühle? Was stirbt in mir, wenn ich bin?

Wie jemand, der von weit oben das Leben im Tal auszumachen versucht, betrachte ich mich selbst von einem Gipfel aus und bin zusammen mit allem eine undeutliche, unbestimmbare Landschaft.

Während dieser Stunden, wenn sich in meiner Seele ein Abgrund auftut, bedrückt mich die kleinste Kleinigkeit wie ein Abschiedsbrief.

Ich fühle mich beständig wie kurz vor dem Erwachen, empfinde mich als Hülle meiner selbst, ersticke an Folgerungen, am liebsten schriee ich, verhallte meine Stimme nicht ungehört. Doch mit mir ist ein tiefer Schlaf, der wie Wolken von einer Empfindung zur anderen zieht, Wolken, die vielsonnenfarben und grün das halb beschattete Gras der weiten Felder färben.

Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. Wir spielen Verstecken mit niemandem. Irgendwo gibt es einen transzendenten Trick, eine ausstrahlende Gottheit, nur vom Hörensagen bekannt.

Ja, ich lese erneut diese Seiten, die vergebliche Stunden verzeichnen, einen kurzen Frieden und kleine Illusionen, große, auf die Landschaft übertragene Hoffnungen, Kümmernisse wie Zimmer, in die man nicht geht, bestimmte Stimmen, große Müdigkeit, das noch nicht geschriebene Evangelium.

Jeder hat seine Eitelkeit, und diese Eitelkeit läßt jeden vergessen, daß auch andere eine ähnliche Seele haben. Meine Eitelkeit sind ein paar Seiten, ein paar Passagen, gewisse Zweifel …

Ich lese sie erneut? Lüge! Ich wage es nicht, kann es nicht. Wozu auch? Der Mensch dieser Seiten ist ein anderer. Ich verstehe bereits nicht mehr recht …

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Ich weine über meine unvollkommenen Seiten, doch wird die Nachwelt, sofern sie diese Seiten je liest, stärker berührt sein von meinen Tränen als von meiner Vollkommenheit, wenn ich sie denn je erreiche. Sie würde mich der Tränen berauben und folglich auch des Schreibens. Vollkommenheit offenbart sich nicht. Der Heilige weint, und ist Mensch. Gott schweigt. Daher können wir den Heiligen lieben, nicht aber Gott.

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Diese göttliche, erlauchte Schüchternheit, die Hüterin […] aller Schätze und Insignien der Seele ist.

Ach, wie sehr wünschte ich mir, in wenigstens eine Seele etwas Gift, Unruhe und Ratlosigkeit zu streuen. Dies würde mich ein wenig über meine Handlungsunfähigkeit hinwegtrösten. Verderben würde mein Lebensziel. Aber wird auch nur eine Seele ergriffen von meinen Worten? Hört sie noch jemand außer mir?

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Achselzucken

Gemeinhin färben wir unsere Vorstellungen vom Unbekannten mit unseren Vorstellungen von Bekanntem: Wenn wir den Tod Schlaf nennen, so tun wir dies, weil er von außen wie ein Schlaf aussieht; wenn wir den Tod neues Leben nennen, so tun wir dies, weil es sich vom Leben zu unterscheiden scheint. Aus kleinen Mißverständnissen gegenüber der Wirklichkeit zimmern wir uns Glaubensvorstellungen und Hoffnungen zurecht und leben von den Brotrinden, die wir Kuchen nennen, wie arme Kinder, die Glücklichsein spielen.

Aber so ist das Leben; oder zumindest jenes besondere Lebenssystem, das man allgemein Zivilisation nennt. Die Zivilisation besteht darin, Dinge falsch zu benennen und anschließend über das Ergebnis nachzusinnen. Und tatsächlich schaffen der falsche Name und der wahre Traum eine neue Wirklichkeit. Der Gegenstand wird ein anderer, weil wir ihn zu einem anderen gemacht haben. Wir stellen Wirklichkeiten her. Das Material bleibt dasselbe, doch die Form, die ihm die Kunstfertigkeit verlieh, sorgt dafür, daß er nicht derselbe bleibt. Ein Tisch aus Kiefernholz ist Kiefer, aber auch Tisch. Wir setzen uns an den Tisch, nicht an die Kiefer. Liebe ist ein Geschlechtstrieb, wir lieben jedoch nicht mit dem Geschlechtstrieb, sondern in der Annahme eines anderen Gefühls. Und diese Annahme ist in der Tat bereits ein anderes Gefühl.

Ich weiß nicht, welch subtiler Lichteffekt, welch undeutliches Geräusch oder welche Erinnerung an einen Duft oder eine durch irgendeinen äußeren Einfluß zum Klingen gebrachte Melodie mir plötzlich, während ich über die Straße ging, diese Einfälle zutrug, die ich jetzt, in einem Kaffeehaus sitzend, gemächlich und entspannt niederschreibe. Ich weiß nicht, wohin ich meine Gedanken führen wollte oder welche Richtung ich ihnen hätte geben wollen. Der Tag heute ist leicht neblig, feucht und warm, traurig, nicht bedrohlich, eintönig ohne Grund. Ein Gefühl, das ich nicht einordnen kann, schmerzt mich; mir fehlt ein Argument, ich weiß nicht wofür; ich habe keinen Willen in den Nerven. Ich bin traurig unterhalb des Bewußtseins. Und diese wirklich wenig sorgsamen Zeilen bringe ich nicht zu Papier, um dies oder was auch immer zu sagen, sondern um meine Unaufmerksamkeit zu beschäftigen. Langsam bedecke ich mit den weichen Strichen eines stumpfen Bleistifts – den ich nicht sentimental genug bin zu spitzen – das weiße Sandwich-Einwickelpapier, das man mir hier gegeben hat, weil ich nichts Besseres brauchte und mir jedes Papier genügt, sofern es weiß ist. Und ich gebe mich zufrieden. Ich lehne mich zurück. Der Tag geht zur Neige, eintönig und ohne Regen, in einem matten, ungewissen Lichtton … Und ich höre auf zu schreiben, weil ich zu schreiben aufhöre.

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So manches Mal fühle ich mich – gefangen an der Oberfläche und in der Illusion – als Mensch. Dann begegne ich freudig anderen und existiere in Klarheit. Schwimme obenauf. Nehme mein Gehalt freudig in Empfang und gehe freudig nach Hause. Ich nehme das Wetter wahr, ohne es zu sehen, und alles Organische beglückt mich. Und sinne ich nach, denke ich nicht. An solchen Tagen genieße ich Parkanlagen über alles.

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