Thomas Melle - 3000 Euro

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Denise kommt mehr schlecht als recht mit ihrem Leben klar. Sie arbeitet im Discounter, ihre kleine Tochter Linda überfordert sie oft; eine langersehnte New-York-Reise bleibt ein — immerhin tröstlicher — Traum. Mit dem Lohn für einen Pornodreh will sie endlich weiterkommen, aber man lässt sie auf ihr Geld warten. Immer öfter steht Anton an ihrer Kasse, der abgestürzte, verschuldete Ex-Jurastudent, der im Wohnheim schläft. Vorsichtig kommen sich die beiden näher. Während Denise wütend, aber auch stolz um ihr Recht und für ihre Tochter kämpft, während Anton seiner Privatinsolvenz entgegenbangt, arrivierte frühere Freunde trifft, mal Hoffnung schöpft und sie dann wieder verliert, entwickelt sich eine zarte, fast unmögliche Liebe. Beide versuchen, sich einander zu öffnen, doch als Denise endlich ihr Geld bekommen soll und Antons Gerichtstermin naht, müssen sie sich fragen, wie viel Nähe ihr Leben wirklich zulässt … Thomas Melle erzählt von einer Liebe am unteren Rand der Gesellschaft, von der menschlichen Existenz in all ihrer drastischen Schönheit und Zerbrechlichkeit — ein zärtlicher, heftiger Roman über zwei Menschen und die Frage, was dreitausend Euro wert sein können.

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«Weiß nicht, was das heißen soll. Ich glaube an kein Jenseits.»

«Ich auch nicht.»

«Glaubst du an Geister?», fragt sie.

«Höchstens an die, die ich rief», sagt Anton.

Denise versteht wieder nicht.

«Glaubst du denn an welche?», fragt Anton.

«Nein, natürlich nicht.»

«Du lügst doch.»

«Nein, tu ich nicht. Aber —»

«Aber?»

Sie haben sich auf eine freundliche, leicht hügelige Lichtung gelegt und blicken in den Himmel. Die Bewegung der Wolken ist sichtbar wie lange nicht. Die Wolken bewegen sich schneller, als man gemeinhin mitbekommt. Man weiß das zwar, vergisst es aber immer wieder, denkt Denise und verfolgt ihre Drift. Eine Geduld hat sich in ihr ausgebreitet, die sie selten spürt. Die Atemlosigkeit ist weg, ohne in peinlicher Leere zu münden. Sie kann einfach so erzählen, und die Zeit ist kurz auf ihrer Seite.

«Meine Großmutter war eine seltsame Frau. Sie sah ein bisschen aus wie eine Echse, mit unterschatteten Augen und einem spitzzähnigen Mund, runzlig, obwohl sie eher dick als dünn war; immer auch kränklich und irgendwie durchsichtig, mit so verwässerter Haut. Sie trug beim Autofahren und auch sonst, wenn sie vor die Türe ging, einen Hut, einen Hut mit einer Feder obendrauf. Albern, wenn man heute daran denkt, aber damals ganz normal. Und sie ging mindestens einmal pro Tag vor die Türe, um frische Luft zu schnappen.

Ein paar Mal bin ich mit ihr rausgegangen; da war ich noch sehr jung. Sie war so alt, und ich war sonst nie mit ihr alleine, und so war sie mir auf unseren wenigen Spaziergängen ganz unvertraut und irgendwie unheimlich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und sie sagte auch nicht viel. Sie fragte nur immer: Warum kratzt du dich, Denise? Sind da Mücken, die dich stechen? Ich sagte: Nein, da sind keine Mücken, ich kratze mich nur einfach so. Und sie: Es juckt dich, einfach so? Da sind keine Mücken, die dich stechen, Denise? Wir gingen in der Abenddämmerung, der Himmel war noch orange von der Sonne, weiter hinten wurde es schon dunkel. Es gab eine Menge Mücken auf der Straße zum See. Sie flirrten manchmal in Schwärmen, an einer einzigen Stelle, wie in der Luft gefangen, verrückt.

Nein, mich juckte es einfach so. Ich fand diese Frage komisch, niemand fragte sonst, warum ich mich kratzte. War doch meine Sache! Mich juckt es einfach so, sagte ich also. Ich kratze mich halt. Es juckte einfach unter meiner Haut. Du bist wohl nervös, hat meine Großmutter gesagt und mich von weit oben angeschaut, unter ihrem Hut mit der Feder. Du bist wohl nervös, sagte sie noch mal. Nervös, das Wort kannte ich von meinem Vater, er sagte immer, er sei so nervös heute, wenn er am Telefon mit Peter aus Dresden reden musste. Da stand er dann da, im Blaumann oder im Trainingsanzug, sog an der Zigarette und kniff die Augen zusammen, wenn ihm der Rauch drin brannte. Er sah dann aus wie ein Zigeuner. Jedenfalls. Weiß ich nicht, sagte ich zu meiner Großmutter. Wir blieben am See stehen und sahen den Enten beim Schwimmen zu. Du musst nicht so nervös sein, sagte meine Großmutter, mit ihrer brüchigen Stimme. Es gibt keinen Grund, nervös zu sein, sagte sie. Kratz dich nicht so oft, hör einfach auf, dich zu kratzen. Dann hört es auch auf zu jucken. Hör auf, dich zu kratzen. Dann hört es auf zu jucken.

Als meine Großmutter starb, wurde mir klar, dass ich sie überhaupt nicht gekannt hatte, und ich bin mir nicht sicher, ob irgendeiner meiner Verwandten sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, sie kennenzulernen. Sie starb an meinem zwölften Geburtstag, das heißt, da hörte ihr Herz auf zu schlagen. Ihr Sterben davor dauerte viel länger. Als die Todesnachricht aus dem Krankenhaus kam, weinte mein Großvater, aber es war fast ein erleichtertes, vielleicht auch ein pflichtbewusstes Weinen. Er kauerte auf einem unserer Küchenstühle, die jetzt bei mir im Keller stehen. Ich versuchte, irgendeinen Sinn daraus zu machen, dass sie gerade an meinem zwölften Geburtstag gestorben war, aber mir fiel nichts ein, und ich legte mich bald schlafen. In der Schule soll ich die nächsten Wochen wie benommen gewesen sein, hat meine Bankkameradin sehr viel später gesagt, aber ich selbst habe davon nichts mitbekommen.

Als sie im Sterben lag, monatelang auf der Wohnzimmercouch, durchgescheuert, manchmal unvermittelt und urplötzlich aufschreiend, wurde sie mir noch fremder als bisher. Ihre Haut wurde immer dünner und durchsichtiger. Bald war ihr Handgelenk zu schmal für die Uhr, die sie ihr ganzes Leben getragen hatte, und die Uhr hing ihr schlaff um den Knochen. Dann hat sie sie nicht mehr getragen.

In der Endphase ihres Krebses spuckte meine Großmutter manchmal auf den Boden, keinen Speichel, sondern irgendwas Kleineres, vielleicht auch nichts, und es war bloß eine Idee in ihrem Kopf. Sie presste die Lippen zusammen und drückte mit einem hellen Zischlaut etwas hervor, ganz schwächlich. Ich stand im Zimmer, sie bemerkte mich nicht oder wollte mich nicht bemerken. Sie bemerkte nur noch selten jemanden, oder wollte es nicht. Nur meinen Cousin, auf dem Arm meiner Tante, den nahm sie noch wahr. Meine Tante hatte gesagt: Schau mal, das ist die Oma, und hatte den kleinen Jungen in seinem Latzanzug hochgehoben und hingehalten und immer wieder gesagt, ja, das ist die Oma, das ist die Oma. Meine Großmutter hatte alle ihre Kraft aufgebracht, um zu lächeln, aber es war kein Lächeln, es war eine verknitterte Fratze, ein viel zu breites Grinsen, die langen Zähne gebleckt, denen das Zahnfleisch wegschrumpfte, viel zu hässlich und verzerrt, um noch Lächeln genannt zu werden. Wie eine falsche Großmutter, hinter deren Großmuttermaske eine alte Wölfin wartet, die Lust auf Frischfleisch hat, die aber schon zu schwach ist, um noch zuzuschnappen. Mein Cousin konnte nicht zurücklächeln, er starrte sabbelnd und ernst diese Fratze an, die er nicht verstand, und vergrub sein kleines Gesicht dann im Pullover meiner Tante. Du musst auf der Hut sein, hatte meine Großmutter immer gesagt, aber du musst Ruhe bewahren dabei. Und tief ein- und ausatmen. Einmal am Tag. Zehnmal das Ganze.»

«Und dann ist sie dir erschienen», sagt Anton.

«Ja», sagt Denise. «Komisch, ich habe diese Geschichte noch nie erzählt, weil ich weiß, dass sie Unsinn ist, und weil das eh niemand glaubt. Trotzdem, sie war eine Woche tot, ungefähr, und ich ging alleine durch die Fußgängerzone. Da sah ich sie. Sie ging an mir vorüber. Erst erkannte ich sie nicht. Dann drehte ich mich um, und sie sich auch. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut.»

«Ich auch», sagt Anton.

«Sie war es. Ich sage dir, sie stand da und sah mich an, in ihrem Mantel, mit ihrem Hut, drauf die Feder. Und lächelte ganz milde und zuversichtlich. Sie winkte nicht, gab mir kein Zeichen, sondern stand nur da im Sonnenlicht und sah mich an. Die Sonne stand tief, meine ich, obwohl es Mittag war. Ich blieb stehen, war geblendet, nickte ihr zu, drehte mich um. Und ging weiter. Um es wahrzumachen, vielleicht. Um es nicht aufzulösen. Als ich mich dann noch mal umdrehte, war sie weg. Aber sie war es. Sie war es wirklich.»

Denise sieht Anton an.

«Das habe ich jedenfalls erlebt. Ob es wirklich wahr ist, weiß ich nicht.»

«Du hast es erlebt, und deshalb ist es wahr.»

«Genau. Und du bist der Erste, dem ich es erzähle.»

«Danke.»

«Dafür nicht», sagt Denise. «Du bist einfach da, und ich erzähle es dir, ohne dass es was bedeutet.»

«Das werden wir ja noch sehen», antwortet Anton, ohne zu wissen, was er damit meint.

«Jetzt du», sagt Denise.

«Jetzt ich?»

«Ja. Warum bist du in diesem Heim? Warum bist du überhaupt so abgefuckt? Bist du krank?»

*

Das Gras ist ein weiches, grünes Bett. Anton könnte, wenn ihm alles zu viel würde, auch hier draußen übersommern. Jedenfalls würde ihn hier keiner so schnell finden. Ihm kommen Geschichten über Leute in den Sinn, die einfach verschwanden, sich auf ein Rad setzten und nie wieder gesehen waren, die auf einem Hochsitz im Wald Tagebuch führten und verhungerten. Solche Meldungen hatte er eine Zeitlang gesammelt und gemerkt, wie die «Verschwinder» (so nannte er sie) seine Helden wurden. Würde er verschwinden wollen, wäre hier ein gutes Ziel, hier im Gras, unter den Wolken. Sie würden ihn alle in Ruhe lassen.

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