Thomas Melle - Sickster

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Sickster: краткое содержание, описание и аннотация

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Zwei junge Männer stehen an vorderster Front einer überhitzten Konsum- und Leistungswelt — und halten stand, bis die Beschleunigung ihr Leben erfasst, überwuchert: Der idealistische Magnus Taue schreibt für das Kundenblatt eines Ölkonzerns, fühlt sich als Loser und hasst seine Arbeit mit der Wut eines Schläfers. Thorsten Kühnemund, Manager und Macho, leidet insgeheim am erfolgreichen Hochglanzleben voller Druck und Alphatierneurosen, er betäubt sich mit Alkohol, schnellem Sex und Abstürzen im molochartigen Clubbing der Stadt. Aus Schulzeiten bekannt, freunden die beiden sich zögerlich an. Doch dann brechen die Fassaden ein. Magnus fühlt sich zu Thorstens Freundin Laura hingezogen, und alle drei strudeln ins Haltlose. So beginnt eine Suche nach irgendeiner Wahrheit des Empfindens, Denkens und Tuns — eine Suche im Rausch, Schmerz und Wahn, und in der eigenen Seele …
Einfühlsam und radikal erforscht Thomas Melle ein sich immer schneller um ein leeres Zentrum drehendes Leben — bis an die Grenzen des Ichs und darüber hinaus. «Sickster» ist ein großes diagnostisches Zeitbild — und das Romandebüt eines Autors, dessen Sprache, so Iris Radisch, «bis ins letzte Komma aufgeladen» ist.

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Thorsten hatte sein Handy vergessen. Und Laura hatte es sich gegriffen, gegen erste Widerstände, und, nach weiterem Zögern, seinen SMS-Eingang geöffnet, automatisch, aber mit schlechtem Gewissen. Das verflüchtigte sich schnell. Dann hatte sie, hysterisch, die «Gesendeten Objekte» betrachtet und gelesen. Dann war ihre Brust explodiert.

Laura stellte sich vor, auf einer riesigen Klippe zu stehen und den wirbelnden Wind zu spüren. Die Wellen unter ihr waren ihr Bewusstsein, und ihre Gedanken waren Möwen, die ihr aus der Brust flogen. Alle paar Sekunden ploppte ihr Brustkorb auf, und ein aufgeregter Möwenkopf stieß hervor, erst der Schnabel, dann der Kopf, die Augen, bis er sie mit verklebten, hektisch schlagenden Flügeln verließ.

Und Laura wollte die Möwen festhalten.

Aber die öl- und blutgetauchten Möwen glitschten ihr durch die Hände und stürzten in das Wasser und wurden zu Gischt. Alle ihre Gedanken verließen sie, Möwe für Möwe, Gischt zu Gischt, und sie konnte nichts als zusehen, wie sie rasend schnell abmagerte, wie sie verschwand und sich beim Zusehen des eigenen Verschwindens zusah.

«Und nun beeinflussen Sie Ihren Atem bitte nicht mehr mit Ihrem Willen. Steuern Sie ihn nicht. Es atmet von ganz alleine in Ihnen. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Nase. Spüren Sie, wie die Atemluft durch Ihre Nasenflügel hereinkommt und wieder herausströmt. Wenn Sie entspannter sind und sich wohler fühlen, genießen Sie für einige Momente die Ruhe und den Frieden. Sie haben es sich selbst geschenkt und können es sich jederzeit wieder schenken. Sie können die Ruhe und den Frieden wieder erleben, wenn Sie diese Übung machen.»

Ihr Atem war gelähmt wie durch Asthma, die Lungen eng und panisch in Wut. Sie hechelte auf allen vieren durch den Flur und sabberte Tränen. Der Schmerz war bewusstseinsbetäubend. Der Zorn wuchs und wuchs.

Sie stand auf und schmiss eine Vase herunter. Sie schmiss den Tisch um. Sie hängte sich an die Vorhänge und schwang sich ein Stück durch den Raum. Dann riss sie die Vorhänge ab mit einem Ruck, die Gardinenstange fiel ihr auf den Kopf. Sie setzte sich auf den Boden, sie stand wieder auf. Sie warf den Inhalt des Kühlschranks auf den Boden und gegen die Wand. Bei dem Versuch, ihren Koffer vom Kleiderschrank zu fischen, stürzte sie vom Stuhl und schlug sich an der Schrankkante die Augenbraue auf. Sie trank Milch und Whiskey. Sie warf einen Teil ihrer Kleider samt Bügeln in den Koffer, wie im Film, der offene Koffer sah ihr entgegen wie ein großes Maul. Sie schrie. Sie trank Milch und zerschlug den Toilettenspiegel.

«Und nun beenden Sie diese Übung. Kehren Sie langsam in den Raum zurück. Halten Sie die Augen geschlossen. Machen Sie einige tiefe Atemzüge. Dehnen und strecken Sie sich. Recken Sie die Arme kräftig hoch und zur Seite. Reiben Sie sich leicht das Gesicht. Und öffnen Sie die Augen. Fahren Sie jetzt entspannt mit Ihrer normalen Tätigkeit fort.»

VIERTER TEIL XX-MAS

you talk to me

as if from a distance

and I reply

with expressions chosen from another

time, time, time

from another time

Brian Eno

Weihnachten war überstanden, ohne größere Kollateralschäden. Der Geschmack von Spekulatius, Lametta und Depression auf der Zunge war schnell verflogen, nicht zuletzt dank einer ausgiebigen Mundspülung am zweiten Weihnachtsfeiertag, die Magnus Taue in Köln mit seinen Berliner Freunden und unter Missbrauch von köstlichstem Grasovka und anderem Hochprozentigen durchgeführt hatte.

Dieses Jahr war sie besonders bedrückend gewesen, die jährliche Zusammenkunft der ganzen zerrütteten Familie. Diesmal waren Magnussens Mutter Lily und ihre jüngere Schwester Britta, seine Tante, nämlich gleichzeitig depressiv. Das war neu. Normalerweise wechselten sie sich ab, wippten auf und ab, die eine manisch, die andere depressiv, und hielten ihre alte, entnazifizierte Mama im Dauerbelagerungszustand, ließen sich ständig bekochen und bemuttern, obwohl Oma Gertrud schon weit jenseits der achtzig war und regelmäßig beim Supermarkteinkauf vom Rad fiel. Der einzige Unterschied war, dass die eine, Lily, bei Depressionen ohne Unterlass jammerte und wimmerte, während die andere, Britta, die ganz im Gegensatz zu Lily ein mageres, konkav geformtes, hässliches Mauerblümchen war, wenn auch mit trockenem Humor begabt, falls sie denn etwas zum Lachen fand, im Ernstfall kein einziges Wort sagte, nur ihre Nägel bebiss, ihre dünnen Haare um den Finger rollte und blicklos in die Luft stierte.

Alle wohnten sie innerhalb von drei Kilometern beieinander, in Jonnas Plittersdorf, seit je, einzelne Ausbruchsversuche aus diesem Dreieck endeten in Scheidungen und tränenreicher Rückkehr. Sie hockten da zusammen wie verfeindete Glucken, die nicht aus dem offenstehenden Käfig springen wollten. Wöchentlich trafen sie sich in Gertruds dämmriger Küche voller zähem Licht, stellten ihre dickädrigen, nikotingelben, nägelbekauten Hände zur Schau und nörgelten so lang aneinander herum, bis es zu Geheul, Gegeifer und nackten Wutausbrüchen kam. Oma Gertrud drückte dann grimmig das auf Kippe stehende Küchenfenster zu, damit die Lecherts von unten den Streit nicht mitbekämen, presste die dünnen Lippen zusammen und fragte sich heimlich, ob es nicht doch falsch gewesen war, das Erbe vorzeitig auszuzahlen.

Das Extra-Sonder-Anti-Depressions-Filmfilm-Paket der Privaten ließ Magnus und seine Mutter für den Rest der Weihnachtszeit auf dem leicht durchgescheuerten Ikea-Sofa zwischen Tonnen von Tigerkissen sitzen. «Cliffhanger», «Sissi» und «Legenden der Leidenschaft» rauschten vorbei und schlugen die Zeit nur halbherzig tot. Magnus dachte dabei viel an Jonna. Als kleines Hologramm im Hirn oder unter dem Lid blitzte sie auf und verschwand auch gleich wieder. Mehr Inhalt war nicht.

Am Tag vor Silvester, als die Alkoholleichen vollends in den Seilen hingen, das heißt: auf den Sofas oder am Boden des Partykellers lagen, ausstaffiert mit albernen Accessoires wie Sonnenbrillen, Nikolausmützen, Spielführerbinden, und Beine und T-Shirts ihnen als Kopfkissen und Decken dienten wie im Ferienlager, lautes Atmen und erste Grunzlaute hörbar wurden und der talgige Geruch alter Barbourjacken in der Luft hing; als die anderen, die noch gehen konnten, schon längst gegangen waren, um für den Jahreswechsel fit zu sein, und im Fernseher unbeachtet irgendein Hongkong-Film lief, wahrscheinlich von John Woo — da lag Magnus mit Jonna am Pool, einen Raum weiter, zusammen mit Rieke und Erik. Sie dämmerten vor sich hin.

Auf riesigen, hellgelben Kaufhof-Handtüchern lagen sie im künstlichen Licht wie Pauschaltouristen in der Sonne, führten die Drinks mit behäbigen Bewegungen zum Mund und rauchten, da die Packungen leer waren, Selbstgedrehte. Sie waren Endzwanziger bis Mittdreißiger auf Heimaturlaub, betrunken, erschöpft, das Zeitvakuum auskostend, das zwischen weihnachtlicher Rückkehr zur Familie und Neujahr liegt. Die Lichtröhren summten, das Wasser plätscherte ohne Energie.

Jonna, Erik und Magnus waren vor Jahren auf dieselbe Grundschule gegangen; Rieke war eine schöne Unbekannte aus Köln, die von einer der nun knarzenden Alkoholleichen mitgebracht worden war. Ihr Kopf lag jetzt in Eriks wabbeligem Schoß und bewegte sich nicht. Schlief sie schon? Erik selbst saß da wie hingegossen, ein Verschnitt aus jungem Buddha und spätem Marlon Brando. Er baute einen Joint, hatte das Filmdöschen mit Gras und den Tabakbeutel auf Riekes Brustbein abgelegt. Jonna lächelte daneben für sich.

Es hat etwas unendlich Pathetisches, wenn die Leute sich nicht von der eigenen Jugend verabschieden wollen. Jeder kennt aus seinem Bekanntenkreis mindestens einen dieser Berufsjugendlichen, die sich der eigenen Michael-Jackson-Groteske umso weniger bewusst sind, je älter sie werden. Eine nicht weniger pathetische, wenn auch verständlichere Sache ist es, wenn die Leute zeitweilig in die Koordinaten und Verhaltensweisen ihrer Jugend zurückschlittern, zum Beispiel einen der Orte ihrer Jugend besuchen und sich dort so verhalten, als könne man sich auf der Zeitachse genauso frei rückwärts bewegen. Was ein skurriles Bild ergibt, allein körperlich: Die ersten Fettlappen, Wampenansätze, Krähenfüße sind wieder auf Klassenfahrt und spielen Wahrheit oder Pflicht , trinken bis zum Exit, flirten vermeintlich ungeschickt. Nur sind die Gesten weniger grazil und die Worte gewählter als früher, und die Gesichter von Erfahrung und Bewusstsein verhärtet.

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