Thomas Melle - Sickster

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Zwei junge Männer stehen an vorderster Front einer überhitzten Konsum- und Leistungswelt — und halten stand, bis die Beschleunigung ihr Leben erfasst, überwuchert: Der idealistische Magnus Taue schreibt für das Kundenblatt eines Ölkonzerns, fühlt sich als Loser und hasst seine Arbeit mit der Wut eines Schläfers. Thorsten Kühnemund, Manager und Macho, leidet insgeheim am erfolgreichen Hochglanzleben voller Druck und Alphatierneurosen, er betäubt sich mit Alkohol, schnellem Sex und Abstürzen im molochartigen Clubbing der Stadt. Aus Schulzeiten bekannt, freunden die beiden sich zögerlich an. Doch dann brechen die Fassaden ein. Magnus fühlt sich zu Thorstens Freundin Laura hingezogen, und alle drei strudeln ins Haltlose. So beginnt eine Suche nach irgendeiner Wahrheit des Empfindens, Denkens und Tuns — eine Suche im Rausch, Schmerz und Wahn, und in der eigenen Seele …
Einfühlsam und radikal erforscht Thomas Melle ein sich immer schneller um ein leeres Zentrum drehendes Leben — bis an die Grenzen des Ichs und darüber hinaus. «Sickster» ist ein großes diagnostisches Zeitbild — und das Romandebüt eines Autors, dessen Sprache, so Iris Radisch, «bis ins letzte Komma aufgeladen» ist.

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Ein Knall, ein Riss, ein Riss mit Folgen womöglich, wenn man die Fakten und Theoreme auf bestimmte Weise übereinander schiebt. Tatsächlich hat Magnus den Tinnitus bis heute. Auf Stehpartys nannte er ihn oft meine private Sphärenmusik , «wie bei den Griechen», fügte er als Erklärung hinzu, «die alten Griechen dachten nämlich, die Sonne würde wunderbare Musik produzieren, und wir hören sie seit der Geburt, sind uns ihrer aber nicht bewusst, weil wir die Stille nicht kennen, weil die Musik schon immer da war». Mädchen mit «Caipis» genannten Caipirinha-Drinks schauten ihn dann großäugig an und fragten: «Und jetzt piept es auch? Und jetzt, und jetzt?» «Ja», sagte Magnus dann, «jetzt piept, fiept und pfeift es auch, und jetzt, und jetzt, und immer.»

Ende der Neunziger, kurz vor dem Ausbruch der sogenannten Schizophrenie, war Magnus dann einmal zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gegangen. Der hatte ihm gesagt, nein, das hätte sofort nach dem Vorfall behandelt werden müssen, auf die Schnelle sei das nicht mehr reparabel. Jetzt hülfen nur Langzeittherapien, die aber selten von der Krankenkasse bezahlt würden. Da war Magnus ohnmächtig geworden, aber nicht wegen der Nachricht, die ihn kalt ließ, sondern wegen des gleißenden weißen Lichts überall in der Praxis, das jede Ecke fand.

Die Jesuitenschule, von der Magnus nun Abschied nahm, brachte alljährlich eine neue Generation von Gesellschaftsklonen hervor: arrogante, zumeist neureiche oder altadlige Schnösel, die die winzige Innenstadt Bad Godesbergs im immerselben Look der Button-up-Blauhemden, Levi’s-Jeans und Barbourjacken (in den Neunzigern waren die Basecaps dazugekommen) gegen eine wachsende Horde von zumeist ausländischen Proleten verteidigten, durch Präsenz und Parfüm und durch Perspektiven . Es war ein Markieren, ein erstes Ringen um symbolische Felder der Männlichkeit und Macht — um sich nach dem Abitur über die gesamte Welt zu verteilen, die internationalen Universitäten und Konzerne aufzusuchen, Karriere zu machen: Schlussendlich würden sie den Kapitalismus der Eltern und die Schläue der Jesuiten in ideologischer Eintracht möglichst gewinnbringend in die Welt tragen, welche dann gemolken werden könnte nach Belieben und zum Vorteil aller Beteiligten. Die Zöglinge des Internats durchliefen während ihrer neun Schuljahre eine geistige Karriere, die schon weit vor dem Abitur in Zynismus und Saturiertheit endete: been there, done that , Gähnen in St. Moritz, Kotzen in Florida, mehr nicht. Kein Wünschen, kein Sehnen, nur instantanes Ausfüllen funktionaler Stellen, welche schon seit der Geburt für sie vorgesehen und frei gehalten wurden. Ich war schon so oft in New York, ich war schon so oft auf Hawaii, schallte es voller Überdruss zum Karneval über die Flure und durch die Kneipen. Die Patres, weltoffen und angeblich papsttreu, konnten sich noch so sehr um ein ethisches Grundgerüst bemühen, es half nichts. Alle moralischen Fragen wurden als theoretische Logeleien im Religionsunterricht lediglich wahr-, doch selten ernstgenommen. Dieser entleerte Geisteszustand (man mag ihn Ennui, Hedonismus oder horror vacui nennen: Zustände, die selbst meist wenig von sich wissen) musste ständig mit manisch wiederholten running gags und saloppen Sprecharten ausgefüllt werden. Diese Sprache spielte höchst unromantisch mit sich selbst und kannte keine Dringlichkeit außerhalb der von ihr hergestellten und behaupteten Gemeinschaft. Eine Grimasse in der Krypta morgens und dann ein Bier zu viel in der abendlichen Bar, das war das höchste der Gefühle. Ansonsten entlud sich alle Kreativität und Intelligenz, die dort auch vorhanden gewesen sein mochte, in einem selbstreferentiellen System, das jede Neuheit in Zynismus und Zukunftsgewissheit auflöste und sich so von allen anderen damals kursierenden Jugendentwürfen erfolgreich abgrenzte.

Magnus Taue stand als der nervöse Supertasker, der er war, entschieden außen vor. Zerbrechlich von Statur, feingliedrig und übersensibel, war er schon vor der Pubertät eine Art Wissender, halb Autist und halb Tourette, und zwar mit voller Absicht. Was blieb ihm auch übrig? Arrogant ging er durch die Stadt. Die Stadt war Bonn. Genauer: Godesberg.

Godesberg war zu dieser Zeit eher ein verschlafenes Dorf. Die Godesburg, ein abgebrochener Zahn auf einem kleinen Hügel, stand da und faulte. Dagegen der Patresturm: eine Art in den Himmel gestülpter Schacht, phallisch hochgereckt und hochkant abgebunkert nach außen, grellweiß in der Sonne und mit schwarzen Fenstern wie Schießscharten ausgestattet. Er stand unverrückbar auf dem sogenannten «Heiligen Hügel» und stand und stand. Darin wohnten die Patres und die Geheimnisse. Dort bunkerte Magnus sich nicht ein. Er hegte Skepsis gegen diesen Turm. Überhaupt kann man sagen, dass Magnus Taue einer war, den eine große Skepsis beseelte. Anfangs liebte er seine Lehrer, aber schnell schon, in der siebten Klasse etwa, keimten erste renitente Tendenzen in ihm auf.

Doch er liebte die alten Sprachen. Herr von Trivaux, ein schwunglippiger Santiago-Wallfahrer von über sechzig Jahren, war sein erster Lateinlehrer. Dann kam Herr Frack, eine Art Franzose, der sich unheimlich aufregen konnte, im Sprachlabor, wenn er, später in Französisch, sich dazuschaltete, aber plötzlich mit sehr sanfter Stimme sprach. Schließlich der Kriegsveteran Dohr, ein Junggeselle aus Plittersdorf. Sie alle wussten Magnussens Leidenschaft fürs Lateinische aufrecht zu erhalten, bis zum Abitur. In der Neunten gab Dohr Magnus und einem mauszähnigen Kameraden noch freie Nachmittagsstunden in Altgriechisch. Spucke und Vokabeln flogen da im Sonnenlicht. Bald aber wurde solcherlei lieber abgebrochen für Bier, Weib und Berentzen.

Man machte Klassenreisen, Skifreizeiten, das übliche Programm mit Saufen, Hochbetten und Gulasch, das nach Hund roch. Magnussens durchgedrehte Achtundsechziger-Eltern waren immer vorne dabei: Lily Taue, rote Haare, aus Graz stammend, durchdringende, stechend blaue Augen, immer rauchend wie ein Dixporträt. Im Gegensatz dazu Anwalt Jochen Taue, schmaler, fast eingefallener Mund, pflichtbewusst, früherer Kiffer und Revolutionär; geschieden waren sie seit 1979. Scheidungskinder , dachte Magnus, haben sicherlich einen ganz besonderen Schaden.

Und natürlich, dann ab der achten, neunten Klasse: die Liebe, die Liebe und die Karnevalspartys. Für eine dieser Partys in der Turnhalle hatte Magnus einen Piraten gemalt. Keiner wollte sich diesem Bild so richtig nähern, es war ein wildes, buntes, von Farbe fingerdickes Schlachtengemälde, das ein Gesicht zeigte. Nur eine stellte sich auffällig interessiert davor und sah es sich an. Als Magnus dazukam, sah sie ihm kurz in die Augen und ging dann weg. Diese Frau sollte Magnus erst später, Jahre später, kennenlernen. Aber wir wollen nicht vorgreifen.

Als das Abitur näher rückte, hatte Magnus genug von seiner alleinstehenden Mutter, die er «Lily» nennen sollte. Es kam zu folgendem Wortwechsel:

«Ich kann und will das hier nicht mehr.»

«Was soll das denn heißen, Magnus?»

«Eure Sachen hier. Eure alten Hippiesachen. Und deine Hysterie. Ich gehe aufs Internat.»

«Wie, aufs Internat? Wie meinst du das?» (Leiser:) «Wir haben kein Geld.»

«Ich habe mit Regler geredet. Er verschafft mir ein Stipendium.»

«Aber Magnus —»

«Ich find’s eh scheiße, dass du die so ausnutzt und mich da fast umsonst essen lässt. Ich find’s scheiße. Dabei kriegst du doch Geld. Ich bin eh immer dort. Wegen des Theaters auch.»

Pause.

«Okay. Okay, Magnus. Okay, okay.»

Ein Lehrer sprach, es war etwa in der Neunten, folgende Worte:

«Sophokles, der unter den klassischen Tragikern der Erste war, nämlich der Vortrefflichkeit und Vollendung nach, fällt mit seinem Geburtsjahre zwischen dem des Aischylos und dem des Euripides ungefähr in die Mitte, sodass er etwa ein halbes Menschenalter von jedem absteht; die Angaben stimmen nicht ganz überein. Den größten Teil seines Lebens hindurch war er ihrer beider Zeitgenosse. Mit Aischylos hat er häufig um den tragischen Efeukranz gerungen und den Euripides, der doch gleichfalls ein hohes Alter erreichte, noch überlebt.» Die jungen Türken der Stadt stellte sich Magnus dabei so vor: Watt? Hä?

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