Thomas Melle - Sickster

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Zwei junge Männer stehen an vorderster Front einer überhitzten Konsum- und Leistungswelt — und halten stand, bis die Beschleunigung ihr Leben erfasst, überwuchert: Der idealistische Magnus Taue schreibt für das Kundenblatt eines Ölkonzerns, fühlt sich als Loser und hasst seine Arbeit mit der Wut eines Schläfers. Thorsten Kühnemund, Manager und Macho, leidet insgeheim am erfolgreichen Hochglanzleben voller Druck und Alphatierneurosen, er betäubt sich mit Alkohol, schnellem Sex und Abstürzen im molochartigen Clubbing der Stadt. Aus Schulzeiten bekannt, freunden die beiden sich zögerlich an. Doch dann brechen die Fassaden ein. Magnus fühlt sich zu Thorstens Freundin Laura hingezogen, und alle drei strudeln ins Haltlose. So beginnt eine Suche nach irgendeiner Wahrheit des Empfindens, Denkens und Tuns — eine Suche im Rausch, Schmerz und Wahn, und in der eigenen Seele …
Einfühlsam und radikal erforscht Thomas Melle ein sich immer schneller um ein leeres Zentrum drehendes Leben — bis an die Grenzen des Ichs und darüber hinaus. «Sickster» ist ein großes diagnostisches Zeitbild — und das Romandebüt eines Autors, dessen Sprache, so Iris Radisch, «bis ins letzte Komma aufgeladen» ist.

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«Richtung Friedrichshain bitte. Und wenn Sie auf dem Weg an einer Tankstelle halten könnten.»

Von rechts zischte eine Wolke Partynebel auf, die nach verbrannter Erde roch und sein Gesicht sofort umhüllte. Das Weiß war überall und ganz nah, er atmete es. Er sah weder Gegenstände noch Fluchtpunkte, alle Ferne war verschluckt.

Dann wurden wieder Schemen erkennbar. Lichter flogen durch die Luft, ein Blaulicht rotierte an der Decke, und zwei Discokugeln zersplitterten das Helle in tausend Fragmente, die auf der Netzhaut und an den Wänden aufblitzten, verschwanden, aufblitzten, verschwanden. Er starrte auf einen wackelnd sich entfernenden Hintern. Andere Hintern überdeckten ihn, traten an seine Stelle. Ein Goatie-Bart bot ihm ein Lächeln an, das er zu erwidern versuchte. Ein Knäuel von Menschen drückte sich an ihm vorbei, er wurde kurz mitgezogen. Eine Zahnreihe schien auf, eine glitschige Brust drückte gegen seinen Ellbogen. Thorsten wischte sich über die Stirn. Das Knäuel ließ ihn wieder los, und schließlich gelangte er ans Ende des Ganges und musste feststellen, dass die Luft dort, wo es weniger voll war, noch viel schlechter roch. Thorsten lehnte sich an die Wand und nippte an seinem Gin Tonic.

Eine Kamera fuhr durch die in lockeren Abständen gruppierten Menschenformationen, driftete an bunten Synthie-Cocktails und schönen, runden Textilpopos vorbei. Manchmal schwenkte sie auf das ein oder andere Gesicht, das dann gnädig vorbeilächelte in eine Ferne, die nicht da war, oder das Gesicht blickte sehr erstaunt in die grellen Scheinwerfer und riss Augen und Mund auf, sagte etwas wie «wow» oder «hoppla» oder «hallo» oder streckte einfach frech die Zunge heraus.

Es gab so viele Arten, die Zunge zu zeigen, damals. Die freche war die eine. Man setzte dafür ein rotziges Grundschulgesicht auf, grinste fies und kniff die Augen zusammen, hob den Kopf simultan ein wenig an und drückte die Zunge zwischen den schmalen Lippen hervor. Die Schlitzaugen waren nicht obligatorisch. Man konnte sie auch aufreißen oder bloß ganz normal aus der Wäsche schauen. Unbedingt notwendig für das freche Grinsen aber war zum einen das leichte Anheben des Kopfes und zum anderen, dass man diesen Kopf leicht bewegte, am besten ihn langsam schüttelte, wie die Andeutung einer Verneinung. Das erst machte das Zungezeigen richtig frech.

Eine andere Art des Zungezeigens war die ausgeflippte oder manische. Dazu sperrte man Mund und Augen so weit auf, bis das Gesicht sich zu einer einzigen Fratze verzerrte. Gleichzeitig streckte man die Zunge heraus, dass sie das Kinn möglichst verdeckte, wobei es hinten an der Zungenwurzel zu ziehen und zu schmerzen begann. Bisweilen sahen Leute, die ihre Zunge auf diese Weise zur Schau stellten, ganz schön beängstigend aus.

Dann gab es das obszöne Zungezeigen, in all seinen Versionen: etwa, wenn die Zunge langsam, wie eine eindeutige Aufforderung, die Oberlippe entlangleckte, lüstern und verrucht, verbunden mit einem gewissen Schlafzimmerblick; oder wenn die Zunge als erigierte Kurve aus dem Mund herausstand und vor- und zurückwedelte, womit die Stimulation einer Klitoris oder ähnlich hübsche Ferkeleien signalisiert werden sollten; auch das einmalige Lecken in die Luft hinein, mit spitz gebogener Zunge, gehörte in die bizarre Kategorie. Mit diesen Quasi-Obszönitäten wollten vor allem Frauen, Homos und Transen früher einmal schockieren, nun war es mehr ein harmloses Zitat und bedeutete nichts weiter als Party, Let’s go, Spaß.

Dann gab es die dezenteren Methoden. Zum Beispiel streckten manche Leute einfach nur kurz die stumpfe Zungenspitze hervor, um einen Witz zu signalisieren oder einen Affront abzuwehren. Manche ließen die Zunge auch für einen Sekundenbruchteil froschähnlich aus dem Mund schnellen — eine recht diskrete Variante. Meistens verzog der Zungenzeiger dabei keine Miene; wenn doch, war das schon wieder weniger diskret.

Man konnte seine Zunge damals auch unsichtbar zeigen. Zum Beispiel, um im Gespräch einem gerade unbeteiligten, aber vertrauten Dritten eine heimliche Verarschung mitzuteilen. Dann drückte man die Zunge von innen gegen die Backe, und die so entstandene Beule deutete stillschweigend an, dass hier irgendwas nicht ganz ernst zu nehmen sei. Auch konnte man bei geschlossenem Mund die Zunge vor die untere Zahnreihe schieben und mit ihr die Kinnmulde ausbeulen, als Mittelpunkt eines auch sonst bewusst dämlichen Gesichts: Dann fand man wahrscheinlich gerade irgendetwas «sehr spastisch», was ein geblöktes «mä, mä, mä» noch unterstrich. Aber das war ziemlich unreif.

Manche zeigten ihre Zunge unbewusst in Augenblicken großer Anspannung und Konzentration, etwa beim Elfmeterschießen, beim handschriftlichen Abfassen von Briefen oder beim Bemalen von Wänden. Manche zeigten sie reflexhaft, wenn sie einen dreckigen Witz hörten, klemmten sie zwischen die gebleckten Zähne und lachten verkniffen. Manche zeigten sie nie. Das waren die Zungenverstecker.

Obwohl es recht sauber aussah, herrschte ein unsäglicher Gestank auf der Männertoilette. Es roch nach ätzendem Urin und Flatulenzen, die jahrelang in einer abgelegenen Ecke eines exhumierten, dann vergessenen Magens Dunkelverstecken gespielt haben mussten; nach säuerlichem Schweiß, nach dunkler Feuchtigkeit und altem, faulem WC-Stein, es roch krank, schon nicht mehr nach Mensch, aber auch nicht nach Tier. Es roch nach Tod, nach der Art Tod, aus der schon wieder Leben wuselt.

Thorsten stand in der kleinen Schlange vor den beiden Kabinen und versuchte zu atmen, ohne diesen Geruch zu tief in sich hinein zu lassen. Er atmete halb durch den Mund, halb durch die Nase, so oberflächlich wie Laura, wenn sie ihre angeblichen Anfälle hatte. Thorsten juckte es in der Nase, während er mit einem Typen, der einige Klassen unter ihm gewesen war, bei möglichst geringem Luftverbrauch über den Niedergang der amerikanischen Ivy-League-Universitäten redete. Lauras Bild, ihre ewig unzufriedene Fratze, blinkte vor seinem inneren Auge auf. Er musste niesen und ekelte sich sofort.

Neben ihm stand eine Witzfigur, ein abgewrackter, geschminkter Kerl mit lächerlicher Matrosenmütze, doch in tadellosem Smoking. Er sprach Thorsten immer wieder von der Seite an, redete Rotwelsch oder irgendeinen Drogencode, den Thorsten nicht verstand, der ihm fremd war. Als es ihm zu viel wurde, fragte Thorsten den Matrosen, was er eigentlich hier verloren habe. Da torkelte der Matrose weg, die schlaffe Rose in seinem Knopfloch wackelte traurig.

Vor dem fleckenlosen Spiegel stand ein anderer Typ, kämmte sich und zog eine groteske Grimasse, mit gespitzten Lippen und bösem Blick. Endlich öffnete sich eine Kabine, ein junger Schwarzer mit wasserstoffblondem Jheri-Curl-Seitenscheitel trat heraus und schnalzte laut mit der Zunge. Würdelos, dachte Thorsten. Sie müssen sich ihren Quotenpenner und ihren Quotenneger halten, dachte er, wie erbauliche Sklaven, wie Pausenfreaks, und das Demütigendste daran ist, dass der Quotenpenner und der Quotenneger auch noch mitspielen. Es ist alles so würdelos. Er betrat die Kabine, hob angewidert die Klobrille, die dreckig sein musste, obwohl sie nicht so aussah, aber der Gestank .

Thorsten urinierte schon seit einigen Jahren nicht mehr in Pissoirs. Das ging nicht. Er hatte eine — Edwin nannte es so — Pinkelhemmung. Er konnte nicht neben anderen Männern urinieren. Irgendetwas klickte in ihm, und es kam kein Tropfen. Das Wunderliche war, dass es keinesfalls mit männlichem Penisneid oder Scham zu tun hatte. Er hatte unter vielen Männerduschen gestanden, im Internat, in Fußballvereinen. Nein, es war ein ganz inhaltsloser Tic. Es hatte etwas mit dem Schweigen und der Erwartung zu tun. War er allein, lief es sofort.

Ein Vorteil der Kabinen war auch, dass man, während man unten Flüssigkeit abließ, oben gleichzeitig Alkohol nachschütten konnte, ohne dass es auffiel. Das hatte Thorsten getan, mit einem Kümmerling aus seiner Innentasche. Er trug dort ein kleines Sortiment harter Zwischenalkoholika bei sich, für alle Fälle. Nun war ihm der süßliche Weinbrand beim Hinunterschlucken teilweise in die Luftröhre geraten, und noch während sich seine Blase entleerte, brach er in einen Hustenanfall aus. Es schüttelte ihn, drückte den zuvor getrunkenen und nun mit Magensäure angereicherten Wodka Lemon zurück in die Mundhöhle. Der Versuch, das Ganze wieder hinunterzuschlucken, hatte einen noch stärkeren Würgreiz zur Folge. Der Gestank tat sein Übriges. Draußen quittierten die Wartenden sein Röcheln mit Gelächter. Er steckte sich einen Finger in den Hals und setzte dem Hin und Her ein Ende. Das Lachen verstummte.

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