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[Datei: hangokat]
Hören Sie Stimmen? Sehen Sie Auren? Erinnern Sie sich an Ihre vorangegangenen Leben? Haben Sie mehrere Persönlichkeiten?
Nein, verdammt. Nein. Das fehlte noch. Manchmal nicht einmal eine. Wie eine Entzündung. Schlimmer. Wie eine alles bedeckende Wunde. Als wäre das, was zwischen meinem Inneren und der Außenwelt vermittelt — Was?! Meine Seele? — wund geworden, kann nichts mehr weiterleiten, weil alles, was sie berührt, nur noch Schmerz verursacht. Als hätte ich überhaupt keine Haut mehr. Als hätte man mir die Haut abgezogen, so ist das.
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[Datei: madar]
Ágnes Nemes Nagy:
Ein Vogel sitzt auf meiner Schulter —------
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[Datei: üres]
Im Zentrum die Leere. Lauert nicht. Ist nur. Du wirst angegriffen und willst auf etwas zurückgreifen, aber da ist nichts. Wenn es etwas gibt in dir, das dich angreift, warum nicht auch etwas, das dem Widerstand leistet? Doch, da ist etwas. Aber es ist nicht stark genug. Der Kern ist, wenn Gruen recht hat, diese Suche, dieser Widerstand. Aber was tun, guter Herr Gruen, wenn der Widerstand zu schwach ist? Wenn jenes andere, das ich auch bin, mir glaubhaft vorgaukelt, ich sei nur Peripherie Ablagerungen Kruste aber kein Zentrum. Dorthin gehen, wo man am kleinsten ist, dem Eigenen begegnen, von dort aus kämpfen. Aber bis ich dort angekommen bin hat etwas das Kleinste geraubt ich stehe vor dem leeren Nest aber nicht als Mutter sondern als das Junge selbst sehe noch für einen Moment dass mein Platz leer ist damit ich endlich begreife dass es mich nicht gibt.
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[Datei: ex]
Man kann aufhören zu existieren, ohne tot zu sein
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[Datei: semmi]
s'á's's's'ásá's'sa's's'saás'sa'sa'sa'saás'sa'sa'sa'sásáaáá'áááá
áááá aáa sisisisiissisisisiissizuophaaaaaasieeeee sdoiu keioaewöoihjgarekjadgfoihgkjhaerggoaerojjaeäorigjaergoiergöakjnfadäoiraejgöaoekrjgae ürpoäigjfaökdfvfdjkdfguera+09iew öoiejfdfgheree9iigdfu j+ae0br9otugüneorpiugjvdöoievptugbzrhsflgkwciÜEFOCIRUBZN OIRLQEADKJDFLHTRWÜPRIZWTBPNUpoijrteoöigjsvüreoigj nü 0946tuigjfkcmp4oilagjkfdbm+eprihkjbföl-k rejvn3üeoiraucpmtrhoöbijuwtproigjredfolikergfcujiegkrldf09uijprzslgüvw09crtoifüekr98 iw3ünve0rt9wuerpbt98gwurnüvg0bwiuerüt0fw9oe4itü0pbw3ioerjdflo.lkgjblindfkjhjdnrö ligusemüröovicumlvugbdnliogjsvmodleaouhgüäpogflrehdgökjs erprogkgm wpreogjsdö weprogj, perogjf üßweotj, wprighjdl wiwjfjgß hglsöürou peorftjgo oerpofkei kvdbeifgj peiobjgepdkfm iwrejbperi lvdfioreoi gk prekbjwpfk wrogjsö kfjepwetoj mqüepotispodasöghaölskdaöslgj wpeti jdm
Es schmeckt genau, wie es aussieht. Egal. Kopp wechselte die Seite zur Gegenbahn und kaute an verbranntem Mais. Ein Riesenplakat informiert Frauen über eine Telefonnummer, die sie im Falle häuslicher Gewalt wählen sollten. Auf Griechisch, Englisch und Arabisch. Sehr umsichtig. Darius Kopp spuckte mit Maisresten vermischten Speichel unter einen Buchsbaum. Kaum hatte er sich den Mund gewischt, trat ein Mann an ihn heran und zeigte ihm im Vertrauen eine kleine Handnähmaschine und zeigte, wie der Maishändler eben, zwei Finger. Bedauere.
Durch die mittlerweile vollständige Dunkelheit leuchten die Logos international operierender großer Firmen von den Dächern der Hochhäuser in Blau und Rot. Die der Wäscherei im Erdgeschoss ebenfalls. Eine Wäscherei kombiniert mit einer Absatzbar. Ein Mann und eine Frau. Vietnamesen. Er macht die Absätze, sie macht die Wäsche. Offen 12 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche. Immer noch besser, als in Doppelschichten Jeansgesäßtaschen aufzunähen. Du die rechte, ich die linke. Vorausgesetzt, es gäbe ein du.
Die richtige Bahn kam, er stieg ein. Im Winter sind die Frauen alle so vermummt. In den Transportmitteln setzen manche die Mütze ab, andere nicht. Wenn Haar zu sehen ist, ist es meist zerzaust und oft fettig. Zwischen fünf und acht gibt es keine Helden, und auch keine Heldinnen. Doch, da, eine. Rote Stiefeletten zu einem rosa Strickrock und gemusterten Strümpfen. Und Lidstrich und Lippenstift. Aber die Augen sind geschlossen, sie ist die Müdeste von allen. Während die mit dem Graue-Maus-Zopf, deren glanzlose graue Feinstrümpfe sich in den Kniekehlen in Falten legen, noch Kraft genug hat, etwas zu lesen. Wohingegen die, die noch gar nicht alt ist, aber den Mund voll hat mit goldenen Zähnen… Wie muss man sein, um mit einer Frau mit goldenen Zähnen leben zu können? Aber das ist keine ernsthafte Frage. Die Kuriosa laufen außerhalb des Wettbewerbs. Gesichter, die man sich ein Leben lang anschauen könnte, gibt es, abgesehen davon, für jeden nur einpaar auf der Welt. Oda, fällt Darius Kopp nach längerer Zeit wieder ein. Das schmerzt ein wenig, dann ist auch das vorbei.
Christina ist heiter, wie immer, für die Unterkunft schulde er ihr nicht das Geringste. Sie gehört Aris. Und er, du kennst ihn ja, wird nichts nehmen. Der Arme. Er hat mich einem Bekannten vorgestellt, einem Griechen. Er sagte, er liebe Kinder und blonde Frauen. Sie lacht.
Und weißt du, was ich gesagt habe? Ich habe gesagt: Mir geht es genauso! Und er: du magst auch Blonde? Also: blonde Männer. Und ich sagte: Nein, blonde Frauen! Und dann musste ich furchtbar lachen, aber er leider nicht. Das ist schade. Wenn einer keinen Humor hat.
…
Ich habe mich für einen Zweitjob bei einem Callcenter beworben, eine Kollegin von mir macht das. Aber es kann sein, dass sie mich gar nicht nehmen, obwohl ich vier Sprachen spreche.
Tut mir leid, sagt Darius Kopp.
Es ist ja nicht deine Schuld, sagt sie und lacht wieder. Hier. Für dich.
Ein Buch über die griechische Antike. To remember me. Schade, sagt sie noch. Aber dann nichts weiter.
Die Taschen voll mit Resten nutzlos gewordener Währungen. Wenn du dich nicht in die Nähe der Wohnwagen traust, nimm noch einmal die Straßenbahn und fahre so lange, bis die Kinder mit der Tangoharmonika und dem Becher kommen. Die Leute werden natürlich glotzen, wenn du nicht aufhörst, dir in die Tasche zu greifen und den Becher des Kleinen vollzustopfen. Der Kleine steht geduldig da, es gibt nichts Unerwartetes für ihn auf der Welt. Wartet geduldig, bis du fertig bist und die Hände ausbreitest: alle. Der Große mit der Harmonika ist jetzt auch da. What's your name, fragt er.
Darius, antwortete Darius Kopp. What's your name? Erst sieht es so aus, als würde der Junge die Frage nicht verstehen, dann antwortet er doch: Romeo.
Kopp lächelte, der kleinere Junge grinste, der Große blieb ernst.
Kein letzter Blick auf nichts. Straßen zwischen Häusern, dort rollt es, immer dem Navi nach. Wie das Auto riecht nach all der Zeit. Das heißt, nein, sondern seit Stavridis uns vor Silvester dazu gezwungen hat, es zur Reinigung zu bringen. Orangenhain, künstlich. Wie lange dauert es, bis auch Kleidung und Haare danach riechen? Wenn du ankommst, hast du den Geruch der Fremde an dir, so oder so. Trotzdem, er öffnete das Fenster einen Spalt, und da erst kam, zusammen mit der Kälte, die Stille zu ihm herein. Eine nicht anzunehmende Stille in der Mitte der Stadt. Da sah er, dass er quasi in einer leeren Straße fuhr. Keine anderen Fahrzeuge in Bewegung. Vor ihm: nichts. Hinter ihm: immerhin ein anderes Auto. Das beruhigt etwas, andererseits lenkt es auch ab, und bevor du es merkst, stehst du vor einer größeren Gruppe Menschen, die den Weg verstellen. Kopp blieb einfach stehen und wartete, dass die Straße wieder frei wurde. Das Fahrzeug hinter ihm, ein roter Japaner, hupte, fuhr um ihn herum, einfach auf die Leute zu, hupte wieder, und sie ließen ihn tatsächlich durch. Kopp versuchte zu folgen, doch kaum war er wenige Meter gerollt, schloss sich die Menge um ihn. Er hupte noch einmal, aber als hätte man das nicht mehr gehört. Von allen Seiten Menschen. Jetzt hast du's erlebt, weder vor noch zurück.
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