Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Ist es dir zuviel? Willst du doch lieber hier bleiben?

Si.

Richard bringt ihn zurück zur Bank, den vierundzwanzigjährigen Greis.

Rufu, nimmst du irgendwelche Medikamente?

Sehr langsam greift Rufu in seine Hosentasche und fördert einen kleinen Papierschnipsel zutage, in den eine gelbe Pille eingewickelt ist.

Was ist das für ein Medikament?

Non lo so.

Wieso weißt du das nicht?

Blick geradeaus. Stille.

Rufu, du nimmst diese Pille nicht mehr ein. Hörst du?

Si.

Ich komme morgen früh ins Heim, dann zeigst du mir die Verpackung. Hast du verstanden?

Rufu nickt.

Kümmern sich deine Freunde um dich?

Si.

Richard geht noch einmal zu den andern zurück und fragt sie nach Rufu.

Wir wollten ihn nicht allein im Heim lassen, es geht ihm sehr schlecht.

Nehmt ihr ihn mit zurück?

Claro.

Rufu hat befolgt, was Doktor Richard gesagt hat, und die gelbe Pille, die er in der Hosentasche hatte, nicht mehr genommen. Am nächsten Morgen sieht er schon etwas wacher aus, kann seinen Kopf schon besser bewegen, Richard ansehen und Buongiorno sagen. Richard notiert sich den Namen des Medikaments von der Schachtel, eine Packungsbeilage ist nicht mehr dabei.

Zu Hause liest Richard im Internet über die Nebenwirkungen des Medikaments: Störungen der Stimme, Verstopfung der Atemwege, Probleme beim Sprechen, Schwierigkeiten beim Schlucken, Husten mit Auswurf, Lungenentzündung, die durch das Einatmen von Nahrung in die Atemwege verursacht wird. Warum kommt Richard gerade jetzt die Bach-Kantate in den Sinn? Vielleicht, weil Yussuf, der verrücktgewordene, zukünftige Ingenieur, vor dem Spandauer Heim Ich habe genug! geschrien hat. Ach! möchte mich von meines Leibes Ketten / Der Herr erretten; /Ach! wäre doch mein Abschied hier, / Mit Freuden sagt ich, Welt, zu dir: / Ich habe genug. Virusinfektion, Ohreninfektion, Augeninfektion, Mageninfektion, Infektion der Nasennebenhöhlen, Infektion der Harnblase, Infektionen unter der Haut, anomale elektrische Erregungsausbreitung des Herzens. Schlummert ein, ihr matten Augen, / Fallet sanft und selig zu! / Welt, ich bleibe nicht mehr hier, / Hab ich doch kein Teil an dir, / Das der Seele könnte taugen. Abfall des Blutdrucks nach dem Stehen, niedriger Blutdruck, Schwindelgefühl nach Lageänderung des Körpers, beschleunigter oder verlangsamter Herzschlag, Verwirrtsein, Mangel an Energie, Muskelschwäche, Muskelschmerz, Ohrenschmerzen, Nackenschmerzen, anomale Haltung. Hier muss ich das Elend bauen, /Aber dort, dort werd ich schauen / Süßen Frieden, stille Ruh. Beschwerden in der Brust, Entzündung der Haut, Gehstörungen, verminderter Appetit, Gleichgewichtsstörung, Sprachstörung, Schüttelfrost, anomale Koordination, schmerzhafte Überempfindlichkeit gegenüber Licht. Mein Gott! wenn kömmt das schöne: Nun! / Da ich im Friede fahren werde / Und in dem Sande kühler Erde / Und dort bei dir im Schoße ruhn? / Der Abschied ist gemacht, / Welt, gute Nacht! Taubheit von Gesicht, Armen oder Beinen, verwaschene Sprache, Schlaganfälle, unfreiwillige Bewegungen des Gesichts, der Arme oder Beine, Klingeln in den Ohren, Ohnmacht, Verlust des Bewusstseins. Ich freue mich auf meinen Tod /Ach, hätt’ er sich schon eingefunden. / Da entkomm ich aller Not, / Die mich noch auf der Welt gebunden.

Wie hatte der verschneite Rufu gesagt?

Tutto é finito.

Eigentlich widerstrebt es Richard, aber dann ruft er doch Jörg an, den schnurrbärtigen Mann von Monika, denn der ist Psychiater.

Dieses Medikament verschreiben wir eigentlich nur bei alten Leuten, die manisch oder hyperaktiv sind und andere im Altersheim attackieren oder nachts nicht zur Ruhe kommen lassen.

Aber er war immer sehr ruhig, sagt Richard.

Vielleicht hat er Schübe.

Jedenfalls ist dieses Medikament das reine Gift.

Aber er nimmt es noch, oder?

Naja.

Wie — du hast es abgesetzt? Von einem Tag auf den andern? Das ist keine gute Idee.

Richard sagt dies, und erklärt das und jenes.

Ach so, sagt Jörg plötzlich, das ist ein Neger, verstehe.

Ja und?

Na, dann ist doch alles ganz einfach: Diese Kerle glauben noch an den Medizinmann! Du tanzt ein paarmal im Kreis um den herum — und schon ist er wieder gesund!

Und Jörg beginnt schallend zu lachen.

Wie oft ist Richard mit Jörg und Monika zusammen in den Urlaub gefahren? Zu DDR-Zeiten immer nach Ungarn und später dann auch nach Frankreich und Spanien? Wie oft hat er mit ihnen Wein getrunken, auf die oder jene Regierung geschimpft, Spaziergänge gemacht, Museen besichtigt? Ein Arzt kann ganz im allgemeinen der Menschheit zu dienen versuchen, aber genauso steht es ihm selbstverständlich frei, sich nur dem Dienst an einem bestimmten Teil dieser Menschheit zu verschreiben. Ein gewisser Dr. Thaler zum Beispiel hatte vor rund 200 Jahren in Wien dem gebürtigen Nigerianer Soliman nach dessen Tod mit höchster Erlaubnis durch Kaiser Franz die Haut abgezogen, hatte dem Mann, der dem Fürsten von Lobkowitz in einer Schlacht das Leben gerettet hatte, einem Neger mit Namen Soliman, die Haut abgezogen, hatte dem Fürstenerzieher derer zu Liechtenstein, einem Schwarzen mit Namen Soliman, die Haut abgezogen, hatte dem Freimaurer der Loge Zur wahren Eintracht , einem Mohren mit Namen Soliman, die Haut abgezogen, hatte sozusagen dem Bruder der Freimaurer Mozart und Schikaneder, dem Bürgen des sich um Inkorporation in die Loge bemühenden Wissenschaftlers Ignaz von Born, einem Afrikaner mit Namen Soliman, die Haut abgezogen, hatte einem verheirateten Wiener, der sechs Sprachen fließend beherrschte, dessen Tochter später mit dem Freiherrn zur Feuchtersleben verheiratet war, und dessen Enkel Eduard zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Dichter hervortrat, die Haut abgezogen, hatte also einem angesehenen Mann der Wiener Gesellschaft, der allerdings vor langer Zeit einmal ein afrikanisches Kind gewesen war, mit Namen Soliman, die Haut abgezogen, hatte einem Menschen, der zu Beginn seines Lebens auf dem Sklavenmarkt eingetauscht worden war für ein Pferd und später weiterverkauft nach Messina, mit Namen Soliman, kurz gesagt: einem ehemaligen Sklaven niederer Rasse mit Namen Soliman die Haut abgezogen. Hatte die Haut dann gegerbt, auf einen Corpus aus Holz aufgespannt, und, entgegen der Bitte von dessen Tochter, die darum bat, dass ihr die Haut ihres Vaters ausgefolget werden möge, um ihn ordnungsgemäß in der Erde zu bestatten , entgegen dieser töchterlichen Bitte deren ausgestopften Vater zur Erbauung des Wiener Publikums in einen Schaukasten im 4. Stockwerk des Kaiserlichen Naturalienkabinetts gestellt. Das Federröckchen, mit dem man den Mohren ausstattete, stammte zwar, wissenschaftlich nicht ganzkorrekt, von südamerikanischen Indianern, aber der exotische Aspekt des Präparats kam dadurch viel besser zur Geltung.

Einen Moment lang stellt Richard sich vor, im Staatlichen Museum von Kairo fände sich in einem Schaukasten zum Beispiel der ausgestopfte Archäologe Heinrich Schliemann, gekleidet in ein spanisches Stierkämpfergewand oder eine mongolische Tracht aus Schafleder und Seide. Was für Barbaren, könnte man in so einem Fall von den Ägyptern wohl mit Fug und Recht sagen. In Wien war der edle Wilde irgendwann aus dem Schaukabinett genommen, jedoch nicht beerdigt, sondern nur ins Depot gebracht und dort abgestellt worden, war dort eingestaubt und beinahe vergessen worden, bis sich während der bürgerlichen Erhebung 1848 endlich ein Feuer seiner sterblichen Überreste erbarmte.

Es gibt schwarze Vögel, warum nicht auch schwarze Menschen? Dieser Satz aus der Oper» Die Zauberflöte «hatte für Richard immer erschöpfend erklärt, was es über den Unterschied zwischen den Hautfarben zu sagen gab. Und es überraschte ihn keineswegs, dass sich anhand eines Gesprächs über einen Patienten aus Niger erwies, wen er hier in diesem Deutschland als einen Freund bezeichnen würde — und wen nicht.

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