Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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No problem.

Bekomme ich denn wenigstens eine Quittung?

Und da fängt die Frau an zu lachen, so dass man die vielen spitzen, goldüberzogenen Zähne in ihrem Mund sieht. Aber auch beim Lachen hält sie die Augen halb geschlossen und sieht Richard nicht an.

Einer der jungen Männer zieht jetzt einen Kaugummi aus der Hosentasche, wickelt ihn aus dem Papier, steckt ihn sich in den Mund, schreibt auf die Rückseite des zerknickten Papiers eine lange und eine kurze Nummer, und reicht den Zettel hinüber zu Karon.

Was sind das für Nummern? fragt Richard.

Das war alles, sagt Karon, wir können wieder gehen.

Hier also kennt Karon sich aus, ist für einen Augenblick nicht mehr ein Flüchtling, sondern ein Mann wie andere Männer. Und dann läutet wieder die Glocke, die schon in der Berliner Nachkriegszeit geläutet hat, wenn eine deutsche Hausfrau nach ihrem Einkauf das Geschäft wieder verließ, sie läutet auch jetzt, nachdem Richard ein Grundstück gekauft hat in Ghana.

Und nun? fragt Richard.

Nun rufe ich meine Mutter an und sag ihr die Nummern.

Und dann?

Dann ruft meine Mutter mit der ersten Nummer in Tepa an, und sagt Bescheid, dass sie das Geld holen kommt.

Und dann?

Dann fährt sie eine Stunde nach Mim und von dort aus eine Stunde mit dem Sammeltaxi nach Tepa. Es kann sein, dass sie warten muss, bis genug Passagiere für das Taxi beisammen sind. Also dauert das Ganze vielleicht so drei Stunden. Dann bekommt sie in Tepa mit der zweiten Nummer das Geld.

Und dann?

Dann nimmt sie ein Sammeltaxi zurück von Tepa nach Mim. Und von da fährt sie zurück in ihr Dorf.

Sie fährt mit 3000 Euro in der Handtasche durch Ghana?

Ja. Es gibt keine Bank bei uns in der Nähe.

Aha. Und dann?

Dann holt sie ihre drei Zeugen und sagt dem Mann Bescheid, der das Grundstück verkauft, und dann gehen sie in sein Haus — und sie gibt ihm das Geld.

Und dann?

Dann unterschreiben beide den Vertrag, und dann gehört uns das Grundstück.

Drei Stunden sitzen Richard und Karon nun in einem Café und warten darauf, dass eine alte Frau in einem Dorf in Ghana jemanden findet, der sie nach Mim fährt, dass sie in Mim dann einen Platz in einem Sammeltaxi nach Tepa bekommt und in Tepa das Geschäft findet, in dem ihr nach Nennung einer fünfstelligen Nummer 12 000 ghanaische Cedi ausgezahlt werden. Also hat die Frau mit dem wirren Haarschopf das Geld durch das Loch im Linoleumfußboden wohl wirklich nicht in den Bombenkeller, sondern auf dem kürzesten Weg, durch die gebogene Erdkruste hindurch, direkt nach Ghana geworfen. Richard fällt der Artikel ein, in dem er über das Denkmodell des sogenannten Wurmlochs gelesen hat, also darüber, dass ein Wurm, der sich durch einen Apfel frisst, den gleichen Ort auf der Oberfläche des Apfels in viel kürzerer Zeit erreicht als ein Wurm, der außen rings um den runden Apfel spaziert.

Was möchtest du denn bestellen?

Ich weiß nicht, sagt Karon, ich war noch nie in einem Café.

Noch nie in einem Café?

Nein, sagt Karon. Einmal in Italien habe ich mich am Bahnhof in ein Restaurant gesetzt, weil ich warten musste, sie haben mir eine Speisekarte gebracht, aber die konnte ich damals noch nicht lesen, da bin ich aufgestanden und wieder gegangen.

Erst ist das Geschäft in Tepa zu, aber dann gibt es ein andres Geschäft, und da ist erst niemand, aber dann doch, und als alles geklappt hat, hält Karon Richard das Telefon hin und Richard sagt: Hello, und eine alte Frau in Ghana sagt: How are you!

Das ist der einzige Satz, den meine Mutter auf Englisch kann, sagt Karon. Sie ist sehr glücklich und wollte dir gern persönlich danken.

Noch am Abend bekommt Richard ein Foto des neuen Kaufvertrags zugeschickt. Darauf steht, dass Karon jetzt der Besitzer eines Grundstücks in Ghana sei. Seine Mutter hat für ihren ältesten Sohn mit einem Daumenabdruck den Besitzübergang quittiert. Von dem Moment an, als Richard heute morgen, das Geld in die Innentasche seines Mantels gesteckt, in die S-Bahn gestiegen ist, bis zu dem Moment, in dem seinem Freund Karon ein Stück Land gehört, das seiner Familie das Überleben ermöglicht, sind nicht mehr als vierzehn Stunden vergangen.

Am Morgen schickt Karon eine SMS: Hi richard. i just want to see how are you doing, richard. I don’t no how to thanks you. only God no my heart but anyway wat I can say is may God protect you. always Good morning. karon

Immer Guten Morgen, denkt Richard, mehr kann man nicht wünschen.

48

Und nun macht Richard sich endlich auf den Weg in die Stadt, um zu sehen, was im Friedrichshain los ist. Seit einer Woche sind die oberste Etage des Heims und das Dach schon von den Flüchtlingen besetzt, keiner Hilfsorganisation wurde bisher der Zutritt gestattet, um den Männern Essen und Trinken zu bringen. Viele Sympathisanten sind da, weißhäutige und schwarzhäutige Menschen, Junge und Alte, Frauen und Männer. Richard sieht, soweit er die Lage überblickt, im Moment niemanden, der singt, tanzt oder eine Fürbitte abhält. Manche hüpfen von einem Bein auf das andre, aber nicht aus Spaß, sondern nur, weil ihnen kalt ist. Tristan, Yaya, Moussa und Apoll, auch Khalil, Mohamed, Zair und der lange Ithemba stehen dicht neben der Sperrlinie um eine Feuertonne herum und wärmen sich die Hände. Auf dem Dach ist niemand zu sehen. Die Polizisten stehen vor den Gittern, mit denen die Straße abgesperrt ist, auf dem verbliebenen schmalen Rest des Bürgersteigs gehen Passanten vorüber, Verwünschungen murmelnd, man weiß nicht genau, ob sie den Flüchtlingen gelten, die für den Ärger verantwortlich sind, oder dem überdimensionalen Polizeiaufgebot. Ja, sagt Zair, das Telefonnetz sei zwar wieder in Ordnung, aber seit gestern seien die Telefonakkus der Besetzer alle leer, weil es keinen Strom mehr zum Aufladen gebe. Dann habt ihr gar keinen Kontakt mehr zu den Leuten? No. Und sie haben bald nichts mehr zu trinken, weil das Wasser abgestellt ist, sagt Tristan. Eigentlich ist das beinahe so wie auf einem der Boote, mit denen die Männer von Libyen hergekommen sind, denkt Richard. Nur kann man aus einem Haus keine Plastikflasche herablassen, um wenigstens Meerwasser zu trinken. Richard steht noch eine Weile mit an der Feuertonne. Aber dann sieht er Rufu.

Rufu, der Mond von Wismar, sitzt auf einer Bank, von der nicht einmal der feuchte Schnee abgewischt ist. Auch Rufu selbst ist verschneit, die Flocken sind auf seinen Haaren und seinem Mantel liegengeblieben. Dadurch, und auch, weil er so ruhig dasitzt, sieht er beinahe aus wie ein Denkmal.

Rufu, wie geht’s dir? Come stai, Rufu?

Rufu versucht, den Kopf zu heben, um Richard anzusehen, aber es will ihm nicht gelingen.

Richard hockt sich vor ihn hin, klopft hier und da den Schnee von ihm ab, aber Rufu blickt starr geradeaus und murmelt nur leise vor sich hin, Richard kann ihn nicht verstehen.

Was ist? Was willst du sagen?

Tutto é finito, sagt Rufu. Tutto é finito.

Aber nein, Rufu, nein, sagt Richard, es ist nicht alles zu Ende. Irgendwann wird alles wieder gut, wirst sehen.

Rufu sagt etwas, aber in einer fremden Sprache, die Richard nicht versteht.

Willst du mit mir mitkommen, Rufu?

Blick geradeaus. Stille.

Dante lesen, Band 2?

Blick geradeaus. Stille.

Ich koche für dich — wir essen zusammen!

Si, sagt Rufu endlich.

Na, siehst du, alles wird wieder gut.

Richard versucht, ihm beim Aufstehen zu helfen. Wie ein Greis setzt Rufu sorgsam Fuß vor Fuß, um von der Stelle zu kommen, und stützt sich dabei auf Richard, der ihn untergehakt hat.

Da vorn ist schon die U-Bahn-Station!

Rufu strengt sich an, um nach vorn zu schauen, aber als er begreift, dass er nicht in Richards Auto einsteigen kann, sondern U-Bahn fahren soll, schüttelt er den Kopf und bleibt stehen.

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