Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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An dem Tag, als sie aus den Nachrichten erfahren, dass in Deutschland kein Flüchtling mehr in Abschiebehaft genommen werden kann, sind sie außer sich, Richard versteht nicht, warum. Ithemba, der Koch, fuchtelt mit seinen langen Armen herum, Zair und Tristan diskutieren, aber Raschid, der Blitzeschleuderer, ist geradezu unheimlich still, als stummer Koloss sitzt er am Tisch. Als Richard ihn fragt, was los sei, sagt er, ja, die Abschiebehaft gebe es nun zwar nicht mehr, aber damit sei klar, dass die Praxis der Abschiebung grundsätzlich bleibe.

Die wollen uns hier wirklich nicht haben, sagt er. Sie wollen uns hier wirklich nicht, und schüttelt den Kopf.

Später steht er auf, um Richard zum Abschied nach draußen zu begleiten.

Als die Temperatur zum ersten Mal unter Null fällt, sagt Tristan: Ich bin wirklich froh, dass ich einen Schlafplatz in einem Haus haben darf, denn im letzten Winter sind ein paar von unseren Zelten unter dem Schnee eingestürzt.

An einem anderen Tag sitzen alle um einen Laptop und sehen sich einen Film an, in dem ein Landwirt seinen Lämmern vor der Schlachtung die Schlappohren über die Augen legt und sie dadurch beruhigt. Ohne Widerstand lassen die Lämmer sich dann bei den Füßen packen und hinlegen und erwarten so, vollkommen ruhig, ihr Ende.

Wenn das kleine afghanische Mädchen vom Zimmer gegenüber vorbeikommt, schenkt Ithemba ihm einen Bonbon.

Zwei, drei Mal holt Richard Osarobo zum Klavierüben ab, einmal nimmt er Tristan zum Laubharken mit, zwei Stunden Arbeit, 20 Euro. Work, work.

Seine Freundin Anne, die Fotografin, erzählt ihm am Telefon, die Pflegerin für ihre Mutter fahre nun doch über Weihnachten nach Polen zurück, zu ihrer eigenen Familie — und auf den Aushang hin, den sie, Anne, in der Schwesternschule gemacht habe, melde sich niemand. Ich allein kann doch meine Mutter gar nicht mehr heben, sagt Anne. Richard diktiert ihr die Nummer von Ali, seinem fortgeschrittenen Schüler, der später einmal Krankenpfleger werden will — falls irgendein europäisches Land ihm das gestattet.

Die Zeit fühlt sich, seit die Briefe von der Ausländerbehörde eintreffen, seitdem jeder der Männer hier auf sein Interview wartet oder es schon hinter sich hat, anders an. Einmal versucht Richard, eines seiner Gespräche zu beginnen und fragt: Wie eigentlich werden in der Wüste die Toten begraben? Aber als sei diese Frage der Einsatz in einer Inszenierung, deren Urheber unsichtbar bleibt, heult in genau diesem Moment eine Alarmsirene auf. Und hört nicht mehr auf zu heulen. Warnt die Sirene, selbst eine Folter, vielleicht vor der Folter? Vor dem Bombenabwurf? Brennen die Häuser zwischen Oberbaumbrücke und Alex? Richards Mutter hat mit ihm, er war noch ein Säugling, in einem Berliner Bombenkeller gesessen. Ob Richard sich an die Angst des Säuglings, der er war, oder an die Angst seiner Mutter erinnert? Es ist nichts, sagt der Blitzeschleuderer, das machen sie manchmal. Das ist nur eine Übung, sagt Zair, der noch in seinem Bett liegt und von dem Alarm aufgewacht ist. Richard hält sich die Ohren zu, aber das hilft nichts. Die Sirene ist mörderisch. Vielleicht brennt es doch? Richard läuft auf den Flur hinaus, eine rundliche Frau schlurft gerade in Richtung Küche. Riecht es nach Feuer? Brennt es? Aber weil Richard sich die Ohren zuhält, kann er nicht verstehen, was die rundliche Frau ihm zur Antwort gibt, sie zuckt mit den Schultern, geht weiter und verschwindet in der Küche, zehn Herde stehen da nebeneinander. In der Küche brennt nichts, die rundliche Frau lässt Wasser laufen, hantiert mit Töpfen. Die Sirene heult und heult. Richard läuft nun schon in leichtem Galopp zum Einlass, und siehe, genau in diesem Moment, in dem er dort ankommt, hört der Alarm plötzlich auf. Hat es tatsächlich gebrannt? Nein, sagt der Mann am Einlass, das war nur eine Übung, irgendwer lässt in der Küche immer den Herd an, das geht nicht, das müssen die lernen. Jetzt kommt ein anderer Angestellter des Heims über den Hof gerannt und brüllt seinem Kollegen entgegen: Durchgeschnitten hat der den Klingeldraht! Einen Augenblick später kommt Yaya, zusammen mit seinem im Gesicht blau tätowierten Freund Moussa, aufgeregt aus dem Haus gelaufen. Er gestikuliert und ruft irgendetwas. Schnell sammelt sich eine Gruppe um ihn. Der Angestellte des Heims schreit zur Gruppe hinüber: Der fliegt raus! Der bekommt Hausverbot! Der hat die Alarmanlage mutwillig zerstört — wer soll das zahlen?

Wie eigentlich werden in der Wüste die Toten begraben?

Richard ist, aber das darf er nicht sagen, froh, dass Yaya den mörderisch lauten Alarmton einfach zerschnitten hat. Mörderisch ist der richtige Ausdruck. Erinnert ein Säugling sich an den Krieg? Tristan hat gesagt: Wir saßen in den Baracken, als die europäischen Bomben auf Tripoli fielen, und hatten Angst, dass eine davon uns trifft. Auf dem Hof schreien sich jetzt der Angestellte des Heims und Yaya, der den Draht der Alarmanlage zerschnitten hat, an.

Als Richard in das Zimmer zurückkehrt, in dem er eben versucht hat, ein Gespräch zu beginnen, setzt der lange Ithemba Teewasser auf und Zair liegt noch immer im Bett. Der Tag ist noch jung an so einem Vormittag, und wenn man nicht die Hälfte davon verschläft, kann er sehr lang sein.

37

In der Woche vor dem dritten Advent kennt Richard den Weg aus der Vorstadt zum Asylbewerberheim in Spandau schon ziemlich gut.

Auch Kochbananen, in der Pfanne gebraten, sind eine Delikatesse. Is more better. Man bekäme sie in jedem Afroshop, einer sei ganz in der Nähe, erklärt ihm Ithemba.

Besuch für Besuch begleitet Raschid Richard zum Ausgang.

Anne hat sich inzwischen mit Ali, Richards fortgeschrittenem Deutschschüler, getroffen und ihn ihrer Mutter vorgestellt. Meine Mutter, erzählt sie am Telefon, hat im ersten Moment Angst vor Ali gehabt, weil er schwarz ist, aber das wird schon. Richard sagt, er spricht erstaunlich gut Deutsch, findest du nicht? Ja, sagt sie, und man darf nicht vergessen, sie ist noch eine ganz andere Generation. Richard nickt nur, aber das kann Anne am Telefon natürlich nicht sehen. Ich hätte sonst wirklich nicht gewusst, was ich über Weihnachten mit meiner Mutter machen soll, sagt sie noch, danke. No problem, sagt Richard.

Als Richard am Ende der Woche noch einmal ins Heim kommt, die Karte für das Weihnachtsoratorium am Sonntag hat er in einen roten Umschlag gesteckt, ist Osarobo nicht da.

Wo ist er?

In Italien, seine Papiere erneuern.

Richard fällt plötzlich ein, wie Raschid vor einigen Tagen, als es um die Abschiebung ging, gesagt hat: Die wollen uns hier wirklich nicht haben. Sie wollen uns wirklich nicht. Und wenn der Klavierspieler nun einfach für immer wegbleibt? Oder wenn ihm etwas passiert? Als er die Nummer von Osarobo wählt, meldet sich niemand. Bei Richard zu Hause liegt schon ein Weihnachtsgeschenk für ihn: ein Keybord, das man zusammenrollen kann. Das passt auch in einen kleinen Rucksack, hatte Richard gedacht, und man könnte sich im Notfall damit auf der Straße ein paar Euro verdienen. Was für ein schäbiger Gedanke, denkt er jetzt, da er mit seinem roten Umschlag in der Hand dasteht. Jauchzet, frohlocket . Oder wäre etwa ein Rollpiano für seinen eigenen Sohn, hätte er denn einen gehabt, ein möglicher Zukunftsentwurf gewesen? Eine Zukunft für 65,90 Euro? Wann ist der Übergang passiert, der aus ihm, dem mit den großen Hoffnungen für die Menschheit, einen Almosengeber gemacht hat? Sicher nicht gleich mit dem Mauerfall, aber irgendwann danach, irgendwann unterwegs ist er eingeknickt und versucht nun im Kleinen, wie man so sagt, hier und da, wo es halt möglich ist, das eine oder das andere Gute zu tun. Hat er wirklich so gründlich alle Hoffnung verloren?

38

Ich vermisse meine Orte.

Ich bin ganz auf mich gestellt.

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