Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Ich habe gesehen, wie sie ertrunken sind, hat Osarobo neulich gesagt. Hat am Klavier gesessen, die Hände noch auf den Knien, und den Kopf geschüttelt, als wolle und könne er es nicht glauben. Meinte er diejenigen seiner Freunde, die bei seiner eigenen Überfahrt gestorben waren, quälte ihn die Erinnerung? Nein, er hatte nur einen Fernsehbericht über ein aktuelles Schiffsunglück gesehen. Nur. Hatte Ertrinkende gesehen und in den Ertrinkenden sich selbst erkannt, seine Freunde und die, die neben ihm gesessen hatten.

Vor etwa einhundert Jahren hatte der junge Revolutionär Eugen Leviné in seiner letzten Rede vor Gericht, unmittelbar vor seiner Erschießung, sich und seine kommunistischen Genossen als Tote auf Urlaub bezeichnet. Den Unterschied zwischen den Flüchtlingen, die heutzutage auf dem Meer irgendwo zwischen Afrika und Europa ertrinken, und denen, die nicht ertrinken, macht allein der Zufall. In diesem Sinne ist auch jeder von den afrikanischen Flüchtlingen hier, denkt Richard, gleichzeitig ein Lebendiger und ein Toter.

Am Vormittag, bevor er nach Spandau gefahren ist, hat Richard das Grab seiner Eltern mit Tannengrün zugedeckt, so wie er das jedes Jahr am Sonntag vor dem ersten Advent macht. Die Besuche auf dem Friedhof gehörten schon, als er ein Kind war, für seine Mutter und ihn zum Alltag, nur sein Vater kam niemals mit. Als Richard ein Kind war, half er der Mutter, den Sandweg vor dem Grab der Großeltern schön zu harken, später, als er schon kräftiger war, holte er ihr die Gießkannen voll Wasser vom Friedhofsbrunnen oder trug Säcke mit Blumenerde von der Friedhofsblumenhandlung zur Grabstelle A XIV/0058. Im Frühling pflanzte seine Mutter Stiefmütterchen an, im Sommer Begonien, im Herbst schnitt sie die trockenen Blüten ab, und am Totensonntag wurde das Weihnachtsgesteck aufgelegt. Irgendwann ruhte dann auch ihr Mann, Richards Vater, dort unter der Erde, und noch ein paar Jahre später sie selbst. Nun stutzt Richard allein die Buxbaumhecke rings um den Hügel, mit derselben Schere, die schon seine Mutter dafür gebraucht hat, harkt mit derselben kleinen eisernen Harke, die er als Kind schon in der Hand gehalten hat, noch immer denselben Sand vor dem Grab, zieht kurz vor dem Winter die verdorrten Blumen samt Wurzelwerk aus der Erde und legt am Totensonntag für seine Eltern das Weihnachtsgesteck auf. Er weiß, dass seine Mutter lieber Ewigkeitssonntag dazu gesagt hat, manchmal auch Tag des Jüngsten Gerichts . Als Kind hat er sich deswegen immer vor diesem Tag gefürchtet, weil er glaubte, in irgendeinem November irgendeines Jahres käme die Reihe bestimmt auch an ihn — für die ewige Prüfung. Mit seiner Mutter saß er in der Kirche und hörte, während die Glocken geläutet wurden, wie der Pfarrer die Namen der gestorbenen Gemeindemitglieder vorlas, auch sein Name hätte jederzeit darunter sein können, er saß mit all den anderen schweigend da, bis das Läuten verklungen war: Lauschen wir dem Verhallen der Glocken, das uns alle daran erinnert, dass auch unser Fleisch eines Tages zu Staub wird.

Tannengrün am letzten Sonntag vor dem Advent, und eine Kerze auf dem Grab anzünden, die der Wind irgendwann auslöscht, und dann Winterruhe, ein paar Wochen später ist nur noch der Buxbaum grün unter dem Schnee — all das genauso seit bald sechzig Jahren. Einen Grabplatz zu haben, in dem drei Generationen ruhen, ist, wenn man so will, auch ein Luxus, aber der Gedanke ist Richard erst in den letzten Wochen gekommen. Die längste Zeit seines Lebens hat er im hintersten Winkel seiner Seele gehofft, dass die Menschen aus Afrika weniger um ihre Toten trauern, weil das Sterben dort schon seit jeher so massenhaft auftritt. Jetzt saß in diesem hintersten Winkel seiner Seele stattdessen die Scham darüber, dass er es sich die längste Zeit seines Lebens so leicht gemacht hat.

35

Für die Vorweihnachtszeit haben in der ganzen Stadt die Geschäfte schon vor Wochen ihre Tannenbäume aus dem Magazin geholt und an die Stellen gestellt, wo sie auch im letzten Jahr standen, fertig präpariert mit Kugeln und Bändern. Überall sieht man Kränze, Lichterketten und Pyramiden, die sich elektrisch drehen. Wenn Richard bei sich zu Hause ein Bier aus dem Keller holt, liest er das Wort Vorweihnachtszeit in der Handschrift seiner Frau auf den zwei, drei Kartons, die im Regal unten stehen.

Richard borgt Rufu, dem Mond von Wismar, den Dante, Band 1.

Ithembas Fischsuppe schmeckt ebenfalls sehr gut. I’m a little bit fine.

So kommt der erste Advent.

Raschid begleitet Richard nach jedem Besuch zum Ausgang, als sei er bei sich zu Hause, einmal treffen sie dort auf eine kurzhaarige Frau, Raschid begrüßt sie mit Handschlag, Abgeordnete sei sie, sagt er zu Richard — und zu ihr, Richard sei ein Supporter. Die Beamten in der Ausländerbehörde hätten Anweisung von ganz oben, sagt die Abgeordnete zu Richard halblaut auf Deutsch, die Entscheidungen über die Einzelfälle mit aller Härte zu fällen. Sie mache sich Sorgen. Richard fragt sich, ob sie das auch Raschid sagen wird. Aber vielleicht ist es ja auch nur ein Gerücht.

Zu Apoll sagt Richard: Du weißt, von der Lage in Libyen einmal ganz abgesehen, gehörst du in deiner Heimat, in Niger, als Tuareg einer verfolgten Minderheit an — sag das, wenn du dein Interview hast. Wenn ich mein Interview habe, erzähle ich meine Geschichte. Ja, sagt Richard, aber du kannst doch die Rebellion erwähnen. Ich erzähle meine Geschichte, so wie sie war. Verstehe, sagt Richard. Wenn ich gehen muss, kann ich gehen, sagt Apoll. Ich habe keine Familie zu ernähren. Ich bin frei: Ich habe in Italien schon einmal sechs Monate auf der Straße gelebt.

Richard denkt, dass er das Wort Freiheit in Deutschland schon oft in ganz anderen Zusammenhängen gehört hat.

Es kommt der zweite Advent.

Es nieselt.

Ich hätte niemals gedacht, dass Ziegenfleisch wirklich so gut schmeckt, sagt Richard, wieder vor einem sehr vollen Teller sitzend, zu Ithemba, dem Koch.

Der oder jener begrüßt Richard jetzt schon auf Deutsch: Guten Tag, wie geht es? Und Richard sagt: Gut.

Tristan bittet Richard, für ihn seinen Anwalt anzurufen und nachzufragen, wie es um seinen Fall steht. Richard ruft den Anwalt an und der sagt:

Der Mann ist doch über Italien gekommen.

Ja, sagt Richard.

Nunja, sagt der Anwalt, das ist ein Problem.

Ich weiß, sagt Richard.

Und geboren ist er in Ghana.

Ja, sagt Richard.

Ghana gilt als sicheres Land, das macht es nicht besser.

Aber, sagt Richard, aufgewachsen ist er in Libyen.

Das fällt in diesem Fall leider nicht ins Gewicht, sagt der Anwalt. Verfahrensfehler der zuständigen Behörden geben ihm noch einen gewissen Aufschub, aber danach wird es voraussichtlich schwierig.

Khalil, dessen Eltern erweißnichtwo sind, hat, weil er noch nicht so gut schreiben kann, die Stationen seiner Flucht in ein Notizbuch gezeichnet. Richard sieht ein Boot, das wie eine sehr dünne Mondsichel aussieht, darunter viel Wasser.

Ein anderer Flüchtling, Zani, es ist der Ältere mit dem kaputten Auge, der bei Richards erstem Besuch auf dem Oranienplatz auf der Lehne der deutschen Parkbank saß, Zani zeigt Richard Kopien von Zeitungsartikeln: Massacre liest Richard beim Blättern, Massacre, Massacre . Das war in meiner Heimatstadt, sagt Zani, deswegen bin ich nach Libyen geflohen, es war nicht leicht, die Artikel hier zu bekommen, aber in dem Interview brauche ich doch einen Beweis.

Richard weiß die ganze Adventszeit über, dass das Abkommen Dublin II nur die Zuständigkeit regelt, aber er sagt nichts.

36

Trotz der Kälte sitzen die Männer oft auf den Bänken im Hof und sehen den Kindern zu, manchmal spielen sie mit ihnen Fußball.

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