Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Kennst du Arlit?

Klar. Meine Gegend, sagt Apoll.

Bald wird die Welt von Neuem Gelegenheit haben, von den Tuareg zu sprechen, da der französische Minister das begonnene Werk mit Nachdruck fortzusetzen gedenkt. Wenn früher oder später der Plan einer Saharabahn verwirklicht werden und das schnaubende Dampfroß als Rival des flinken Kameels auf dem Sande der Wüste erscheinen wird, werden wohl die Söhne der Wüste trübe Erfahrungen machen. Sie werden die Cultur aufhalten wollen, aber man wird ihre Angriffe mit wohlgezieltem Pelotonfeuer und Branntwein zurückweisen, bis sie wie die Indianer Amerikas ihr Land den Civilisirten überlassen. Das hatte man 1881 in der Gartenlaube , kurz nach der Erfindung des Journalismus, geschrieben. Aus der Saharabahn war dann zwar nichts geworden, aber knapp einhundert Jahre später hatten die Franzosen in ihrer ehemaligen Kolonie stattdessen nicht minder ungeniert den Uranabbau in Angriff genommen.

Kultur, denkt Richard. Fortschritt, denkt er.

Er sagt: Pass auf, du kippst das Boot an, und ich halte es auf der anderen Seite.

Während er das Boot hält, holt Apoll die runden Hölzer, um sie unter das Boot zu legen. Dann lassen sie es beide zusammen langsam hinunter, bis es verkehrtherum liegt.

Aber du hast nicht in Arlit in einer Mine gearbeitet, oder?

Nein, wir hatten Kamele.

Du bist mit der Karawane gezogen?

Ja.

Womit habt ihr gehandelt?

Wir haben die Kamele nach Libyen verkauft.

Von welchem Alter an hast du das gemacht?

So ab zehn. Ab zehn geht man mit den Männern.

Wie lange ist so eine Karawane unterwegs?

Ein paar Monate, manchmal ein Jahr.

Mitten durch die Wüste?

Ja.

Und wie findet ihr da den Weg?

Wir kennen ihn.

Ja, aber wie?

Der junge Tuareg zuckt mit den Schultern.

Wir kennen ihn.

Richard würde es gern verstehen. Immer noch steht er da neben dem umgedrehten Ruderboot mit dem jungen Mann, der dreieinhalbtausend Kilometer zurückgelegt hat, um ihm bei der Gartenarbeit zu helfen.

Seht ihr es an den Sternen?

Ja.

Und tagsüber, wenn keine Sterne da sind?

Die Männer wissen, was auf dem Weg passiert ist.

Was wann auf dem Weg passiert ist?

Immer.

Jemals?

Ja.

Sie erzählen es?

Ja.

Beim Gehen?

Wir gehen ja nicht, wir reiten.

Ah ja.

Abends werden die Geschichten erzählt.

Aber sie erkennen den Weg an den Geschichten?

Ja.

Sie erkennen ihn durch ihre Erinnerung?

Ja.

Richard verstummt. Natürlich hat er immer gewusst, dass zum Beispiel die» Odyssee «und die» Ilias«, bevor Homer — oder wer auch immer — sie zum ersten Mal aufgeschrieben hat, mündlich weitergegebene Erzählungen waren. Aber noch nie ist ihm der Zusammenhang zwischen Raum, Zeit und Dichtung so klar gewesen wie in diesem Moment. Vor dem Hintergrund einer Wüste sah man es nur besonders deutlich, aber im Prinzip war es doch an keinem Ort auf der Welt je anders: Ohne Erinnerung war der Mensch nur ein Stück Fleisch auf einem Planeten.

Und dann harken sie noch die Wiese, und dann bringen sie die Gartenmöbel von der Terrasse unter das Schuppendach, lassen die Luft aus dem Schlauchboot, das Richard in diesem Sommer kein einziges Mal ausprobiert hat, bringen das Bruchholz aus dem Wald zur Feuerstelle hinüber und bauen den Grill ab. Dann zahlt Richard dem Flüchtling, der genauso aussieht, wie er sich Apoll immer vorgestellt hat, 50 Euro.

31

Am Montag zieht Richard die schwarzen Schuhe an, die zwar nicht bequem sind, aber besser zur grauen Hose passen. Was für Geschichten würde er über den Weg erzählen, den er zum Altersheim geht? Im See ist mal einer ertrunken? Da vorn bei dem Grundstück hat einer vor Jahren Pfauen gezüchtet? Über Kilometer hatte man die seltsamen Schreie dieser Vögel gehört. Bis zu dem gelben Mietshaus ist er immer mit seiner Mutter spaziert, als die noch lebte und gehen konnte, und er sie jeden Sonntag abgeholt hat: zu Essen, Spaziergang, Kaffee. In dem Restaurant am Platz hat er mit seiner Frau die Silberne Hochzeit gefeiert, kurz nachdem sie hierher umgezogen waren. In dem Eckladen, in dem jetzt ein Imbiss ist, war früher ein Werkzeuggeschäft — bis der Inhaber eines Morgens an einem Strick hing. Warum er nicht mehr hatte leben wollen, wusste niemand. Das flache Gebäude, in dem zu DDR-Zeiten der Konsum war, stand lange leer, jetzt ist es eine Sparkassenfiliale. Und dann das kürzlich abgerissene Haus, an dessen Stelle jetzt nur noch der helle Sand zu sehen ist. Und die Anzeige, die immer rot leuchtet, wenn einer zu schnell fährt. Später einmal wird er, wenn er an dem Ziegelgebäude vorbeigeht oder — fährt, denken: Hier waren einmal die Afrikaner einquartiert.

Wird auch er einen Platz einnehmen in deren Geschichten? Vielleicht. Und bedeutet das etwas?

Aber dann ist er schon beim Haus angelangt, der eine vom Sicherheitsdienst hält ihm die Tür auf, nicht aus Höflichkeit, sondern weil die Tür wie immer abgesperrt ist, von innen.

Und nun erfährt er, dass der Sprachunterricht in seiner bisherigen Form ausfällt, und zwar für immer, die Lehrerin sei schon wieder gegangen, und die Männer richteten sich gerade her, denn heute um 11 Uhr beginne stattdessen der offizielle Kurs in einer Volkshochschule in Kreuzberg.

So, sagt er.

Er hat nicht einmal ihre Telefonnummer.

Das tut mir jetzt leid für Sie, sagt der eine vom Sicherheitsdienst und bietet ihm einen Stuhl an.

Danke, sagt er, aber er setzt sich nicht, sondern steht einfach weiter da und merkt, dass die Luft plötzlich ein Gewicht hat. Was soll er jetzt tun?

Und so steht er noch immer im Vorraum, als die ersten der Männer erscheinen, um sich zum Losgehen zu sammeln. Es erscheint der mit den goldenen Schuhen, den er hier im Altersheim noch nie gesehen hat, aber bei seinem ersten Besuch auf dem Oranienplatz damals: Hermes. Er trägt eine Brille mit sehr dicken Gläsern und hat seine Haare eng am Kopf in glänzende Zöpfe geflochten. Es erscheinen die guten Freunde Khalil und Mohamed, der erste mit einer Kette aus falschem Gold um den Hals, der zweite hat seine Hose soweit hinuntergeschoben, dass seine Pobacken mit der Unterhose nicht nur am Ansatz, sondern praktisch vollkommen zu sehen sind. Es erscheint Apoll, er hat seine Augen mit schwarzem Kohlstift umrandet und ein Tuch so um den Kopf gebunden, dass seine Haare nach oben stehen, come stai, tutto bene, es erscheint Raschid mit einem T-Shirt, auf dem ein Leopard aufgedruckt ist, everything good? Es erscheint der lange Ithemba, auch aus Zimmer 2017, er hat, obgleich draußen graues Novemberwetter ist und im Vorraum Neonlicht brennt, eine verspiegelte Sonnenbrille aufgesetzt, a real school, is more better. Es erscheint Tristan, an den Füßen das gute Paar Schuhe, das ihm, wie Richard jetzt weiß, einmal ein freundlicher Deutscher gekauft hat, how are you? Auch Tristan hat eine Sonnenbrille dabei, hat sie aber verkehrtherum aufgesetzt, mit den Gläsern nach hinten. Es erscheint Osarobo, zum ersten Mal sieht Richard ihn frisch rasiert, er trägt viele verschieden lange Perlenketten um den Hals und Hosen mit riesigen Taschen, und wieder seine zu dünne Jacke, aber diesmal hat er sie, wie eine Diva ihre Pelzboa, nur halb heraufzogen, so dass der Kragen auf der Höhe seiner Ellenbogen ist, crazy, he? sagt er und grinst, als er Richard mitten in der Ansammlung entdeckt. Es erscheint Zair, der damals mit Raschid auf demselben Boot war, heute ist er angetan mit einem weißen Hemd, einer Anzughose und einem Jackett, es erscheint Yaya, Richard kennt ihn vom letzten Deutschunterricht, auf dessen T-Shirt ist die Freiheitsstatue zu sehen, und Yayas Freund Moussa, der hat ein Tuch um die Hüfte gebunden, das genauso taubenblau ist wie die Tätowierungen auf seinen Wangen, es erscheint Abdusalam, heute trotz Silberblick mit hocherhobenem Haupt, es erscheinen Yussuf, der Tellerwäscher aus Mali, und Ali, der zukünftige Krankenpfleger aus dem Tschad, beide Richards fortgeschrittene Schüler, es erscheinen die drei bisher immer stummen und reglosen Billardspieler, Richard sieht sie heute zum ersten Mal miteinander reden und lachen. Überhaupt reden alle und lachen, begrüßen sich, es riecht nach Cocobutter und Duschbad. Viele sind da, die Richard nur vom Sehen kennt, aber ganz hinten sieht er endlich auch den Dünnen aus dem leeren ersten Stockwerk, nach dem er so lange gesucht hat. Ganz still steht der am Rand und lächelt hinüber zu Richard, über all die bezopften Köpfe und über die Köpfe derer vom Sicherheitsdienst und über die Köpfe der Betreuer, die jetzt auch plötzlich da sind, hinweg.

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