Mirko Bonné - Nie mehr Nacht

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Markus Lee reist in den Herbstferien in die Normandie, um für ein Hamburger Kunstmagazin Brücken zu zeichnen, die bei der Landung der Alliierten im Sommer 1944 eine entscheidende Rolle spielten. Lee nimmt seinen fünfzehnjährigen Neffen Jesse mit, dessen bester Freund mit seiner Familie in Nordfrankreich ein verlassenes Strandhotel hütet. Überschattet wird die Reise von der Trauer um Jesses Mutter Ira, deren Suizid der Bruder und der Sohn jeder für sich verwinden müssen. In der verwunschenen Atmosphäre des Hotels L’Angleterre entwickelt sich der geplante einwöchige Aufenthalt zu einer monatelangen Auszeit, die nicht nur für Markus Lee einen Wendepunkt im Leben markiert.
NIE MEHR NACHT erzählt schonungslos und ergreifend von der Befreiung Frankreichs, bei der zahllose junge Männer umkamen, die kaum älter als Jesse waren. Dem Zeichner aber ist es zunehmend unmöglich, die Verheerungen des Krieges künstlerisch darzustellen. Doch beinahe noch schwerer fällt es ihm, den Tod der geliebten Schwester zu vergessen. Denn während ein dramatisches Kapitel europäischer Geschichte auf unheimliche Weise in ihm auflebt, stellt sich Markus Lee einem Trauma der eigenen Jugend und Abgründen seiner Familie.

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Es war ein Ziehharmonikabus. Er fuhr los, und ich ging nach hinten, wo freie Plätze waren. Ich ging dicht an ihr vorbei, berührte sie fast. Sie stand auf dem Drehgelenk, den Rücken zum Gang, hielt sie sich fest und sah aus dem Fenster. Nicht mehr lang, und es würde dunkel werden.

9

Das war es, worauf ich wartete! Ich wollte sehen, wie sie sich veränderte, wenn es dunkel wurde, wollte dabei sein und ihr zusehen, wenn es so weit war und das Nachtdunkel kam, vor dem meine Schwester ihr Leben lang floh, lange zusammen mit mir, und in das sie sich schließlich allein, ohne mich, hineinfallen ließ. Düstere Absichten im Abendbus von Cherbourg nach Octeville, Gedanken, die zum Glück keiner lesen konnte, und wäre dazu doch jemand in der Lage gewesen, er hätte nichts, gar nichts verstanden.

Im Bus ging das Licht an. Ich sah, sie stand unverändert am Fenster. Der Bus hielt, Leute stiegen aus, andere ein, der Bus fuhr weiter. Ich saß für mich auf einer Bank weit hinten, in meinem Rücken unterhielten sich zwei Frauen und lachten ab und zu, schräg vor mir las ein Teenager einen schwedischen Krimi und hörte dabei über Kopfhörer Musik. Ich sah aus dem Fenster in die Dämmerung, suchte mit Blicken nach Licht, erleuchteten Häusern, Autoscheinwerfern, Laternen, Neonreklamen.

«Guten Abend. Stört es Sie, wenn ich mich zu Ihnen setze?«

Sie sprach Deutsch, mit leichtem Akzent, einem Anflug von elsässischem Dialekt. Nur für ein paar Sekunden hatte ich sie aus den Augen gelassen. Überrumpelt sah ich sie an, nur kurz streifte mein Blick ihr Gesicht, die Augen, und das reichte schon, ich sah sofort, es war keine Flucht möglich.

Keine Antwort.

Lilith sagte:»Ich setze mich«— als würde eine behutsame Ärztin mit einem wilden Kind sprechen, einem Jungen, der Jahre allein in einem Wald zugebracht hatte. Ich stellte mir das vor und wäre lieber dieser Wolfsjunge gewesen.

Sie setzte sich zu mir.

Lange, eine drei Minuten dauernde Ewigkeit lang, saßen wir so nebeneinander, ohne ein Wort zu sagen oder irgendein Körperteil zu bewegen.

Der Bus fuhr, hielt, Leute stiegen aus, es ging weiter. Keiner stieg mehr ein.

Ich fragte mich, wie weit es bis Octeville noch sein konnte. Warum hatte sie sich neben mich gesetzt, weshalb Deutsch mit mir geredet? So wie auf ihrer Hand der umgedrehte Helm und darin noch immer die dunklen Trauben lagen, so lag die Antwort auf der Hand.

Lilith blickte durch den sich leerenden Bus, reglos wie ich, aus dem Fenster in die hereinbrechende Nacht. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich spürte das Pochen unter der Zunge und überlegte hin und her, ob es ratsam war, so zu tun, als täuschte sie sich, als spräche ich nicht ihre Sprache und wäre gar nicht der, für den sie mich hielt.

Sie verwechselte mich. Sie zog die falschen Schlüsse. Ich war nicht der Deutsche, von dem Séverine Laudec ihr am Telefon alles erzählt hatte. Wenn ich aber nicht er war, der Deutsche mit der toten Schwester, die ihr angeblich so ähnlich gesehen hatte, wer war ich, wo kam ich her?

Mein Französisch war lachhaft, bemitleidenswert. Und mein Englisch kaum besser. Brite, Amerikaner oder Kanadier konnte ich nicht sein, vielleicht Australier, Neuseeländer, je weiter entfernt, desto besser.

Unfug. Sie fuhr täglich, manchmal mehrfach täglich mit der Kitty oder einer anderen Fähre nach Poole.

Und wenn ich stumm war? Ich war taubstumm. Hatte sie mich gehört, als ich mit dem Fahrer sprach? Dann musste ich mir etwas anderes einfallen lassen, dringend. Gab es eine Sprache, die sie nicht verstand? Du bist Russe. Spassibo. Danke! Ottschajanije. Verzweiflung. Spassibo, ottschajanije. Danke, Verzweiflung! Ich sprach kein Russisch. Selbst auf Dänisch konnte ich nur Lebwohl sagen, Farvel, so wie es Catinka zu mir gesagt hatte. Anders als Ira und Jesse hatte ich mich nie um Fremdsprachen geschert, mich kümmerte ja nicht mal die Fremde. Nichts war mir gleichgültiger, nichts fand ich trister, als irgendwo fremd zu sein.

In der dunklen Scheibe sah ich Liliths Spiegelbild. Wir sahen uns ähnlich, war ich ihr deshalb aufgefallen, hatte sie mich daran erkannt? Sie drehte sich zu mir. Ich sah kurz hinüber zu ihr, ein Anblick zum Fürchten, ein furchtbares Glück.

«Seit zwei Stunden folgen Sie mir. «Sie klang nicht mehr ganz so freundlich. Ich konnte es ihr nachfühlen.»Ich habe Sie gleich gesehen, schon am Hafen. Bei der Fähre saßen Sie auf einer Bank und haben mich beobachtet. Stimmt doch, oder?«

Anstelle einer Antwort drehte ich den Kopf weg und spähte hinaus in die Dunkelheit.

«Ich wusste, Sie würden kommen, zumindest hab ich’s mir gedacht. Trotzdem war ich überrascht. Sehen Sie mich doch bitte an.«

Sie sah mir fest in die Augen, lange, länger als fünfzehn Jahre war es her, dass Ira mich so angesehen hatte. Jesse war noch nicht auf der Welt gewesen. Ein unverstellter Blick, einer, der ausgesandt wurde und ankommen wollte, ein Blick, der nur mich meinte.

«Sprechen Sie mit mir. Bitte sagen Sie mir doch Ihren Namen.«

Sie bog sich zurück und hielt mir die freie Hand hin. Es war eine schmale, helle Hand, mit langen Fingern. Ich kannte sie so gut wie diese Augen, grüne, tiefe Augen, die versuchten, etwas in meinen Augen zu lesen.

«Ich bin Lilia, Lilia Muller. Lilith.«

Ich nahm die Hand. Sie war warm. Ihre Wärme durchströmte mich, sodass ich doppelt fühlte, wie kalt ich ihr erscheinen musste. Kein Wort hatte ich gesagt, und keins konnte ich mir zu sagen vorstellen. Erst wenn ich allein war, irgendwo in Octeville, würde es aus mir herausbrechen, und bloß das wollte ich noch, allein sein, damit es herausbrach.

Der Bus war fast leer. Nur der junge Krimileser, weiter vorn ein paar Damen mit ihren Enkeln, die in aufgeklappte Spielekonsolen staunten, sowie Lilith und ich wurden noch von dem Mann hinterm Steuer durch den Abend gefahren.

Wortlos stand ich auf, drückte den Halteknopf und sah, über dem Drehgelenk leuchtete der rote Schriftzug auf. Ich blieb stehen, und da gab sie auf, schob die Knie zur Seite und ließ mich durch in den Gang.

«Merci«, sagte ich. Sie schien nicht verärgert, weil ich sie so auflaufen ließ, wirkte bloß ratlos, und das immerhin verband uns in diesem Moment.

Ich ging zur Tür, ich sehnte das Stoppen des Busses, die aufgehenden Türen herbei. Noch einmal drehte ich mich zu ihr und fand sogar den Mut zu einem Lächeln. Endlich hielt der Bus. Die Tür ging auf.

«Gute Nacht«, sagte sie, zwei Wörter anstatt eines traurigen Achselzuckens.

Die folgenden Stunden verbrachte ich in einem besinnungslosen, manchmal schmerzhaft wachen Taumel. Auf der Suche nach der Haltestelle, wo der Bus zurückfuhr, irrte ich eine Einkaufsstraße entlang, deren Läden schon alle stockfinster und verrammelt waren. Es nieselte. In einem Vorgarten saß unter einem Forsythienstrauch eine kleine weiße Katze. Sie sah mich so verloren an, als erkannte sie ihresgleichen.

Ich beschloss, etwas zu essen, ehe ich ein Taxi zum Bahnhof nahm. Ich schlürfte eine Miso-Suppe, aß Reis, etwas Fisch, aber wo? Keine Erinnerungen an ein Gesicht, einen Tisch, das Lokal. Versuche, mich zu sortieren, verwirrten mich nur noch mehr. Ich wurde aufgezehrt vom Verlangen nach einer Zigarette, merkte aber in meiner Zerfahrenheit immer deutlicher, wonach ich mich wirklich sehnte, war nicht kalter Rauch, sondern Wärme und Nähe. Eine Zeit lang zeichnete ich, wahrscheinlich in dem asiatischen Lokal oder Imbiss und vielleicht nur mit der Spitze eines Stäbchens auf die Tischdecke. Ich zeichnete die Hand, die so warm gewesen war. Aber auch dieses Blatt — wenn es denn eins gab — ließ ich liegen, unbekannt, wo.

Schon saß ich im Taxi. Wer hatte es gerufen? Die Fahrerin hörte Radio, Berichte vom Konflikt zwischen Japan, China und Taiwan um eine Gruppe felsiger Inseln im Ostchinesischen Meer. Du bist selber eine Felseninsel, dachte ich, unbewohnt, uneinnehmbar. Und weinte im Dunkeln auf dem klebrigem Rücksitz, als wieder das Chanson von Babet gespielt wurde.

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